3950 Sprichw�rter, Redewendungen, Idiome, gefl�gelte Worte

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(Mouseover f�r Erl�uterungen)

B

Babinische Republik...nannte man eine humoristische Gesellschaft, die 1568 von Pzsaka auf seinem Gut in Polen gegr�ndet wurde. Sie verlieh vielen, die sich l�cherlich gemacht hatten, scherzhafte Titel, hatte einen gewissen Einflu� und existierte immerhin bis 1677.

Baby DollUnter der �Babypuppe� verstand man Ende der 50er ein oft hellblaues oder rosa Nachthemdchen mit kurzen Puff�rmeln und einem Pumph�schen. Die Tr�gerinnen sahen in dem r�schenbesetzten Hemdchen aus dem gleichnamigen Elia Kazan-Film in der Tat einer Puppe �hnlich.

Babylonische SprachverwirrungIm Buch Genesis, nach Adam & Eva, Kain & Abel und der Sintflut gibt es �rger zwischen Gott und seinen Gesch�pfen: �Venite faciamus nobis civitatem et turrem cuius culmen pertingat ad c�lum et celebremus nomen nostrum antequam dividamur in universas terras� - �Wolauff. Lasst vns eine Stad vnd Thurm bawen des spitze bis an den Himel reiche, das wir vns einen namen machen. Denn wir werden vieleicht zerstrewet in alle Lender�. sagen die Menschen in Genesis 11.4 nach Luthers Bibel�bersetzung von 1546. Gerade haben sie den Ziegelbau erfunden, da mu� der Herr vom Himmel herabsteigen, um die irdische Baustelle zu begutachten. Er h�lt die Menschen danach f�r komplett gr��enwahnsinnig: �Igitur descendamus et confundamus ibi linguam eorum ut non audiat unusquisque vocem proximi sui� - �Wolauff, lasst vns ernider faren vnd jre Sprache da selbs verwirren, das keiner des andern sprache verneme!� (Genesis 11.7) Da� dieser Bau niemals vollendet werden konnte, soll der Beginn der eigenen Sprachen der V�lker gewesen sein...

Backbord...vom niederdt. �back� (R�cken) ist darauf zur�ckzuf�hren, da� der Steuermann eines Schiffes mit der rechten oder auch beiden H�nden die Ruderpinne bediente und dabei der linken Schiffsseite den R�cken zuwandte.

Backfisch...nannte man neben dem in Bierteig gebackenen lecker Fisch bis etwa in die 1950er Jahre auch junge Fr�uleins: Bereits seit dem 16. Jahrhundert hie�en M�dchenb�cher wie �Der Trotzkopf� der Schriftstellerin Emmy von Rhoden (1829-85) oder die �Nesth�kchen�-Reihe von Else Ury (1877-1943) auch �Backfischromane�. Die Silbe �back� meint, da� sich die kleinen, flinken Fische aufgrund ihrer Zartheit nur zum Backen (fr�her auch f�r �braten�), nicht aber zum Kochen eignen. Eine zweite Deutung stellt daraf ab, da� diese Fische ihrer geringen Gr��e wegen �ber die �Back� zur�ck (engl. �back�) ins Meer geworfen wurden. Seit dem 16. Jahrhundert war der �Backfisch� nach dem lateinischen �baccalaureus� (Gelehrter des untersten Grades) auch ein angehender, unreifer Student, heute ist der �Bachelor� (Junggeselle) oder �Bakkalaureus� der erste akademische Grad, den Studenten als Abschlu� einer Hochschulausbildung erlangen k�nnen.

BackgastJemand, der bei einem B�cker backen lie�. Daf�r war ein �Backgeld� zu bezahlen.

BackpfeifengesichtDas sind Gesichter, die regelrecht dazu einladen, eine Backpfeife - einen Schlag, der �an den backen pfeift, wie man auch ohrsausel sagt� - zu verteilen. So die Gebr�der Grimm in ihrem Deutschen W�rterbuch. Andere Linguisten sehen eine Umdeutung von Ohrfeige, aus Feige wurde Pfeife. Ob Backpfeife, Ohrfeige oder die veraltende Maulschelle - immer wird ein bestimmter Teil des Kopfes - Ohr, Wange oder Mund - getroffen. Rechtlich gilt der Schlag ins Gesicht immer als K�rperverletzung.

Baden gehen...k�nnen wir beileibe nicht nur in Wanne, Meer und Freibad, sondern auch - weit unangenehmer -, wenn wir in aller �ffentlichkeit scheitern: Der etwa 16j�hrige Till Eulenspiegel, der der �berlieferung nach ausgesprochen viel Unfug trieb, soll eines sch�nen Tages ein Seil vom heimischen Bauernhof in Kneitlingen im magdeburgschen Land �ber die Saale zum Nachbarn gegen�ber gespannt haben und begann, sich darauf vor zahllosen Schaulustigen als Seilt�nzer zu tummeln. Seine Mutter, als sie merkte, was vor sich ging, nahm ein Messer und schnitt kurzerhand das Seil durch, soda� der arme K�nstler nat�rlich in den Flu� fiel und unter Hohn und Spott der Umstehenden �baden ging�.

B�ckerdutzend...ist in manchen Gegenden ein Synonym f�r �dreizehn St�ck� - manche B�cker und Fleischer packen f�r ein Dutzend sicherheitshalber 13 Teile ein, um sich nicht strafbar zu machen, wenn sie sich mal um eins verz�hlen oder die Br�tchen zu klein gebacken sind.

B�nkels�nger...waren Musikanten, die auf �ffentlichen Pl�tzen auf einer kleinen Bank stehend - daher �B�nkel� - Moritaten, Schauergeschichten, Unglaubliches oder Lieder mit anr�hrenden Inhalten vortrugen. Meist zeigten sie dazu auch Bilder, die ihre Lieder illustrierten.

B�rbei�ig...ist jemand, der uns oft m�rrisch, unfreundlich, brummig gegen�bertritt. Das Wort geht auf den �B�renbei�er� zur�ck, eine Hunderasse, die fr�her zur B�renjagd verwendet wurde.

B�renf��e...waren im 16. Jahrhundert Schuhe, die den �Entenschn�beln� (Schnabelschuhe) nachfolgten. Sie hatten eine breite Sohle, waren vorn und an den Seiten nur etwa 2 cm hoch und hatten vorn senkrechte Schlitze, die einem B�renfu� �hnlich waren. F�r Ritterr�stungen gab es sie auch aus Metall.

B�renhunger...hat einer, der kaum abwarten kann, bis das Essen auf dem Tisch steht. Nicht nur, da� der Volksmund das Magenknurren mit dem Brummen des B�ren vergleicht - auch der Hunger des B�ren ist legend�r - f�r seinen Winterschlaf mu� er sich eine ziemlich dicke Speckschicht anfuttern und wenn er nach ein paar Monaten aufwacht, geht die Fresserei gleich wieder los.

B�uerchen machen...S�uglinge, die nach dem Trinken aufsto�en. Bei Erwachsenen w�rde man solche Eruktationen heute schlichtweg als schlechtes Benehmen brandmarken, dabei war es noch im Mittelalter gang und g�be, in aller �ffentlichkeit zu schmatzen, zu r�lpsen oder hin und wieder kr�ftig einen fahren zu lassen. Martin Luther (1483-1546) soll gar gesagt haben: �Warum r�lpset und furzet ihr nicht? Hat es euch nicht geschmecket�? Erst im 19. Jahrhundert wurde es im B�rgertum schick, Verhaltensweisen des Adels zu kopieren, um sich vom groben, ungehobelten Bauern abzugrenzen. Fortan waren K�rperger�usche tabu - au�er f�r Babies, f�r die das R�lpsen, da das Zusammenspiel von Luft- und Speiser�hre noch nicht fehlerfrei funktioniert, unerl��lich ist. So nannte man kindliche R�lpser von nun an verzeihend �B�uerchen�, da nur sie noch ungestraft die schlechten Manieren der Bauern ausleben durften.

B�ume ausrei�en...k�nnte umgangssprachlich jemand, der nur so strotzt vor lauter Kraft und Energie, der voller �bermut oder �bersch�umender Freude ist. B�ume symbolisieren in Sprichw�rtern h�ufig St�rke, Standhaftigkeit und Unbeugsamkeit eines Menschen. Einen Baum mitsamt Wurzeln aus der Erde zu ziehen, d�rfte indes selbst einer kr�ftigen Person eher nur bei sehr kleinen, frisch gepflanzten Exemplaren gelingen, �hnlich dem �Berge versetzen� neigt man hier wohl etwas zur �bertreibung.

Baff sein...kann jemand, der sichtlich verbl�fft, �berrascht oder verwirrt ist. Schon in dem Werk �Teutsche Sprachkunst� (1641) des Dichters und Sprachgelehrten .Justus Georg Schottel (1612-76) lautmalend f�r einen lauten Knall oder Schu� verwendet, ist die Reaktion auf solch ein lautes Ger�usch meist Erschrecken und Sprachlosigkeit. So wurde �baff sein� �bertragend f�r diese Reaktion verwendet und hat sich bis heute gehalten - wenngleich nur noch selten jemand in die Luft schie�t, um sich Geh�r zu verschaffen. Damit verwandt ist auch das �paffen� (rauchen) aus der Studentensprache, das das Ger�usch beim Ziehen an der Pfeife beschreibt.

Bagalut...nennt der Nord- bzw. Niederdeutsche derb-kameradschaftlich einen R�pel oder Radaubruder, einen Schuft oder Kleinkriminellen. Der Ursprung des Wortes liegt vermutlich im englischen �bag o'loot� (Beutel voller Diebes- oder Pl�ndergut) alter Seefahrer, auch �bag o'louts� (L�mmel, R�pel, Flegel) ist aber nicht auszuschlie�en, womit man n�her am �Lumpenpack� w�re.
Die norddeutsche Band Torfrock sang einst: �Im Leben gibt's die B�sen und die Guten. Und die dazwischen, das sind die Bagaluten�.

Bakschisch...kommt vom persischen �bahsidan� (geben) und war urspr�nglich ein Geschenk. �ber andere orientalische Sprachen kam der Begriff ab dem 17. Jahrhundert als �baksheesh� ins Englische. Aus der eigentlich milden Gabe an Bettler oder Dienstboten wurde mit der Zeit ein l�stiges Zahlen f�r jede Kleinigkeit - weniger als normales Trinkgeld, denn als Schmiergeldzahlung unter der Hand.

Balla, balla...ist im Volksmund ein Mensch, der etwas verr�ckter als die anderen erscheint. Diese ein wenig kindlich klingende Bezeichnung kommt aus dem schw�bischen Dialekt: Ein �Balle� ist dort ein eher ungeschickter Mensch, ein Dummkopf. Ber�hmt wurde die Wendung im Jahre 1966 durch die deutsche Beat-Band �The Rainbows�, deren erster und einziger Hit �My baby, baby, balla, balla� so �balla, balla� war, da� der gesamte Text quasi nur aus den Worten �balla, balla� bestand.

Ballast der Republik...auch �Erichs Lampenladen�, �Palazzo Protzo� - Umgangssprachlich f�r den inzwischen geschleiften �Palast der Republik� in Berlin

BallbleistiftOhne ihn konnte die junge Dame der 20er Jahre nicht zum Tanze gehen: Sie trug das edle, zierliche St�ck in ihrer Handtasche, damit die Herren der Sch�pfung sich in ihre �Ballkarte�, auf der notiert wurde, wem der n�chste Tanz reserviert war, eintragen konnten...

Balsam f�r die Seele...nennen wir bildlich Dinge, die uns Entspannung und Ruhe bringen und aus denen wir neue Kraft und Energie sch�pfen. Balsam ist eigentlich ein z�hflie�endes Harz des Balsambaums, das althebr�ische �bosem� bedeutete dar�ber hinaus auch �Wohlgeruch, Gew�rz�. Bekannt als typisches Balsamgew�chs ist die Myrrhe, deren Harz als R�ucherwerk verbrannt wird.

Bambule...nennen wir bisweilen ein chaotisches, buntes, ausgelassenes Treiben - einen Fastnachtsumzug ebenso wie auch lautstarke Proteste, bei denen Demonstranten auf allen m�glichen Gegenst�nden trommeln. In diesem Trommeln liegt auch der Ursprung des Wortes: Bambule leitet sich ab vom franz�sischen �bamboula�, einem Wort aus der afrikanischen Bantusprache. Es bezeichnet einen Trommeltanz, der auch heute noch getanzt wird.

Bammel haben...wir vor etwas, wovor wir uns f�rchten, Angst haben, besorgt sind. Das Wort, im Jiddischen ein �furchtsamer Mensch� stammt einst vom Hebr�ischen �baal� (Herr) und �ema� (Angst) ab.
Eine ganz andere Deutung sieht hier hingegen eine veraltete Form von �baumeln�, speziell wohl das unsch�ne Baumeln und Schaukeln eines Gehenkten am Galgen, das dem Augenzeugen fraglos Angst einfl��en kann.

Banause...nennt man jemanden, der kein Kunstverst�ndnis hat, sich schlecht und flegelhaft benimmt. Der �Banausos� kommt aus dem Griechischen und bezeichnete dort einen Handwerker, der �am Ofen arbeitet�: In der griechischen Antike galt nur der als gesellschaftlich akzeptiert, der sich vorrangig den sch�nen Dingen des Lebens widmen konnte. Wer sein Tagwerk selbst und ohne den Einsatz von Sklaven bew�ltigen mu�te und deshalb keine Zeit f�r sch�ngeistige Dinge hatte, sich folglich damit auch nicht auskannte, war als �Banause� verp�nt.

Bandsalat...nannte man in den 70er/80er Jahren ein kalorienarmes Gericht, das dennoch keinem so richtig schmeckte. Tonbandkassetten verhedderten sich oft und gern in der Mechanik des Rekorders, dann leierte es f�rchterlich, irgendwas hakte aus und alles klemmte fest. Wer konnte, versuchte das d�nne Band halbwegs glattzustreichen, gerissene B�nder wurden bisweilen gar mit Tesafilm zusammengeklebt und mithilfe eines Filzstifts wieder auf die winzigen Spulen gewickelt - bis das Band alsbald an der einmal besch�digten Stelle wieder verfitzte und das Ganze von vorne losging.

Bankert...sagte man einst abf�llig zu einem unehelichen Kind: Gemeint war wohl urspr�nglich die �harte Bank�, die Schlafstatt der Magd, auf der es vermutlich gezeugt worden war.

Bankrott...ist jemand, der seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann: Im fr�hen Mittelalter, als es noch unz�hlige verschiedene W�hrungen gab, hatte jede Stadt eigene Geldwechsler, die ihre M�nzen meist im Freien auf Tischen pr�sentierten. Wurden sie zahlungsunf�hig, zerschlug man ihnen ihr Handwerkszeug - den Zahltisch. Das italienische �banca rotta� hei�t �zerbrochener Tisch�.

Bankster...nennt der Volksmund den Bankvorstand oder -mitarbeiter, der zumindest moralisch verwerfliche, hochspekulative, oft illegale und kriminelle Gesch�fte macht. Das Wort - eine Kombination aus �Banker� und �Gangster� - hat h�chstwahrscheinlich Ferdinand Pecora (1882-1971), 1932-34 Vorsitzender des Bankenkomitees des amerikanischen Senats gepr�gt, der damals aufdeckte, da� Betrug und Korruption der Banken zum wirtschaftlichen Zusammenbruch von 1929 gef�hrt hatten.

BarbecueStammt von den franz�sischen Trappern, die im Nordamerika des 17. Jahrhunderts ganze Bisons grillten. Weil sie damals tats�chlich das komplette Tier auf den Rost warfen, nannten sie es �barbe-a-queue� - �Vom Bart bis zum Schwanz�.

Barmherziger SamariterDer aus einem Gleichnis Jesu bekannte Wohlt�ter l��t es an nichts fehlen. Er nimmt sich eines von R�ubern halb totgeschlagenen Mannes an, versorgt seine Wunden, bringt ihn in eine Herberge und pflegt den Kranken: �Et altera die protulit duos denarios et dedit stabulario et ait curam illius habe et quodcumque supererogaveris ego cum rediero reddam tibi� - �Des andern tages reiset er, vnd zoch eraus zween Grosschen, vnd gab sie dem Wirte, vnd sprach zu jm, Pflege sein, vnd so du was mehr wirst darthun, wil ich dirs bezalen, wenn ich widerkome�. (Lukas 10.35) Der Fremde handelt �ber die Ma�en mitf�hlend, umsichtig und gro�z�gig. F�r die beiden Frommen in der Geschichte gilt das beileibe nicht: Sie haben das Gewaltopfer links liegenlassen. Au�erdem galt der sp�tere Helfer aus der Samara damals als verachtenswerter, ungl�ubiger Ausl�nder. Wenn Jesus ausgerechnet ihn zur Lichtgestalt macht, hei�t das, da� er Vorurteile gr�ndlich zerst�rt.

BasiliskDer �Schlangenk�nig�, ein Mischwesen aus Drachen und Hahn, berichtet man, h�tte den t�dlichen Blick, der dann als �Basiliskenblick� in unsere Sprache Einzug fand. In der Zoologie versteht man darunter eine kleine Leguanart. Der Helmbasilisk tr�gt einen dreilappigen Hautkamm auf dem Hinterkopf, weshalb man wohl diese v�llig harmlose Echsenart nach dem schrecklichen Basilisken der Fabel benannte.

Ba� erstaunt...waren unsere Altvorderen, wenn seinerzeit etwas passierte, womit sie auf keinen Fall gerechnet h�tten - sie waren zutiefst verwundert, sehr �berrascht, v�llig verbl�fft.
Das alte Wort f�r �tief�, das wir heute nur noch mit Musik und Akustik assoziieren, stand einst auch f�r �weiter, sehr�, wie es bis heute im Komparativ �besser� noch anklingt.
Der f�r seine unvergleichlichen Wortspiele ber�hmte Schauspieler und Kom�diant Heinz Erhardt (1909-79) brachte beides zusammen, als er dichtete: �Mal spiel ich Ba�, mal spiel ich besser�.

Bastonade...nannte man eine bis Mitte des 19. Jahrhunderts �bliche Bestrafung (vor allem im Orient, sp�ter auch in Ru�land) durch Stockschl�ge auf die Fu�sohlen.

Bauernf�nger...waren zwielichtige Gestalten, die unerfahrene Landbewohner in Wirtsh�user lockten und ihnen auf listige Weise im Spiel, oder nachdem man sie trunken gemacht hatte, Geld, Wertgegenst�nde und Uhr abnahmen. Sp�ter gab es auch aus Bastwerk geflochtene R�hren, die so eng waren, da� man eben nur die kleinen Finger beider H�nde in die �ffnungen stecken konnte. Versuchte man, sie wieder herauszuziehen, dehnte sich die R�hre elastisch aus, der Gefangene war entwaffnet und des Gebrauchs seiner H�nde beraubt.

BauernopferDieser Ausdruck aus dem Schachspiel meint, da� eine relativ unwichtige Figur (der Bauer) dem Gegenspieler ohne Gegenwehr geopfert wird, um strategische Vorteile zu erringen.

Bauernregeln...sind volkst�mliche Regeln, die verschiedene Bereiche des b�uerlichen Lebens wie Wetter, Ernte, Krankheiten der Tiere o.�. betreffen. Sie sind zum Teil aus Aberglauben, oft aber aus jahrelangen Beobachtungen aufeinanderfolgender Ereignisse und Erfahrungen entstanden und wurden �ber Generationen weitergegeben. Die Urspr�nge lassen sich bis weit vor Christus zur�ckverfolgen. Viele Spr�che wie �Mai k�hl und na� f�llt dem Bauer Scheun' und Fa߫. stammen etwa aus dem 13./14. Jahrhundert. Sie sind oft erstaunlich zuverl�ssig, jedoch mu� die Verschiebung des Kalenders seit der Entstehungszeit in Betracht gezogen werden - die Einf�hrung des Gregorianischen Kalenders Ende des 16. Jahrhunderts hat viele alte Bauernregeln �aus dem Tritt� gebracht.

Bauernschlau...erkl�rt sich mancher die Welt auf recht einfache Art - das Wort daf�r kommt aus den Schw�nken des Volks- oder Bauerntheaters: Hier ist der Bauer nicht nur ein tumber Klotz, sondern vielmehr der gewiefte, schlaue Landmann, der es jederzeit mit dem �berheblichen St�dter aufnehmen kann.

Baukl�tze staunen...die Berliner nach einer Redensart, die dort etwa um das Jahr 1920 entstand: Macht jemand vor Erstaunen gro�e Augen, sagt er: �da machste Jlotzen, wa�? Daraus wurde das hochdeutsche �da staunst Du Kl�tze� und sp�ter �Baukl�tze�. Auch in anderen Dialekten werden die vor Staunen aufgerissenen Augen als �Glotzaugen� bezeichnet, im Fr�nkischen etwa als �Klozzer�.

BeatlesDer Name der mit ca. 1,3 Milliarden verkauften Tontr�gern wohl erfolg- und einflu�reichsten Band aller Zeiten entstand aus einem Wortspiel aus dem englischen �beetle� f�r den K�fer und �Beat� f�r einen Musikstil der 1960er Jahre. Eine Legende erz�hlt, da� das aber nur die halbe Wahrheit sei: John, Paul, George und Ringo sollen Fans eines Films mit dem jungen Marlon Brando gewesen sein, in dem eine Rockerbande namens �Beatles� ihr Unwesen trieb...

BecircenNach griechischer Mythologie lebte die sch�ne Zauberin Circe, Tochter von Sonnengott Helios und der Meernymphe Perseis, als m�chtige Zauberin auf der Insel Aiaia an der Westk�ste Italiens. Mithilfe ihrer Zauberkunst vermochte sie Menschen in Tiere zu verwandeln, wobei ihre Opfer den Verstand behielten und wu�ten, was mit ihnen geschehen war. Als Odysseus auf seiner Irrfahrt ihre Insel besuchte, verwandelte sie seine Begleiter durch ihren Gesang in Schweine. Odysseus konnte ihr widerstehen, weil er vom G�tterboten Hermes ein sch�tzendes Kraut erhalten hatte. Er zwang sie, seinen Gef�hrten ihre eigene Gestalt zur�ckzugeben, und erstaunt dar�ber, da� jemand ihrem Zauber widerstehen konnte, verliebte sie sich in ihn.

BeckmessereiDas kleinliche Kritisieren geht auf Richard Wagners (1813-83) �Die Meistersinger von N�rnberg� zur�ck: Sixtus Beckmesser, einer der zw�lf Alten Meister, wacht pedantisch �ber die Regeln und notiert alle Verst��e beim Gesangswettbewerb. Er hofft, den Streit und somit auch das Herz seiner Angebeteten Eva zu gewinnen - doch da taucht sein Kontrahent Walther von Stolzing auf...
Der �Meistergesang� war eine musikalische Disziplin, bei der strenge Vorgaben einzuhalten waren: Beispielsweise mu�te zu alten Melodien ein neuer Text erfunden werden, der ohne R�cksicht auf die nat�rliche Betonung der Melodie �aufgepfropft� wurde. Wer nur altbekannte Lieder vortrug, war �Singer�, wer alte T�ne mit neuem Text unterlegte, war �Dichter� und wer gar eine neue Melodie erfand, war �Meister�. Ausge�bt wurde diese Kunst fast ausschlie�lich von Handwerkern. Der wohl ber�hmteste Meistersinger Hans Sachs (1494-1576) beispielsweise war Schuhmacher.

Beefeater...nennt der Volksmund die �Yeomen Warders of Her Majesty's Royal Palace and Fortress the Tower of London� - die Torw�chter, die seit 1485 f�r die Kronjuwelen und Gefangenen im Tower zust�ndig waren und heutzutage nur noch bessere Touristenf�hrer sind. Sie bekamen auch in Zeiten, da die meisten Menschen es sich nur h�chst selten leisten konnten, Fleisch (beef) zu essen. Der Name kann aber auch von �Buffetier� abgeleitet sein, den Dienern, die an der royalen Tafel servierten.

BeelzebubDer �Baal s�bub� (Herr der Fliegen) stammt aus dem Hebr�ischen und ist laut Altem Testament ein Name des Herrschers der D�monen. In 2 K�nige 1.2 hei�t es: �Ceciditque Ohozias per cancellos cenaculi sui quod habebat in Samaria et �grotavit misitque nuntios dicens ad eos ite consulite Beelzebub deum Accaron utrum vivere queam de infirmitate mea hac� - �Vnd Ahasia fiel durchs gitter in seinem Saal zu Samaria vnd ward kranck; Vnd sandte Boten vnd sprach zu jnen: Gehet hin vnd fragt BaalSebub den Gott zu Ekron. Ob ich von dieser kranckheit genesen werde�?

Befreiungsschlag...nennen wir es, wenn wir ein Problem endlich gel�st, gr��ere Schwierigkeiten aus dem Weg ger�umt haben. Der Ausdruck aus dem Eishockey hat urspr�nglich eine negative Bedeutung: Schie�t ein Spieler den Puck aus der eigenen Spielh�lfte �ber die verl�ngerte gegnerische Torlinie, wird dieser unerlaubte Befreiungsschlag mit einem �Bully� im Verteidigungsdrittel der daf�r verantwortlichen Mannschaft bestraft

Begossener PudelWer so kleinlaut oder besch�mt dasteht, leitet sich vom ahdt. �puddeln� (im Wasser planschen) ab: Das drollige Aussehen des vor N�sse triefenden Entenj�gers in seinem charakteristischen wollig-krausen Haarkleid lie� dieses Bild zur Redensart werden...

BehufDer alte Ausdruck f�r �Zweck� wird heute meist nur noch dichterisch gebraucht: �Zu diesem Behuf, behufs dessen�...

Bei Adam und Eva anfangenWer im Buch Genesis bei Adam und Eva anf�ngt, hat Wesentliches verpa�t: Gott hat da bereits das Weltall erleuchtet und allerhand Getier und Gestr�uch geschaffen. Den Menschen hat er sich zum Schlu� aufgehoben: �Et creavit Deus hominem ad imaginem suam ad imaginem Dei creavit illum masculum et feminam creavit eos� - �Vnd Gott schuff den Menschen jm zum Bilde; zum Bilde Gottes schuff er jn. Vnd schuff sie ein Menlin vnd Frewlin�. hei�t es hier in Kapitel 1, Vers 27. Der Name �Adam� (hebr. �Mensch�, evtl.�adamah� - �Erde�) f�llt erst viel sp�ter, nachdem er und seine Gef�hrtin vom Baum der Erkenntnis gegessen haben: �Et cum audissent vocem Domini Dei deambulantis in paradiso ad auram post meridiem abscondit se Adam et uxor eius a facie Domini Dei in medio ligni paradisi. Vocavitque Dominus Deus Adam et dixit ei ubi es�. - �Vnd sie h�reten die stimme Gottes des Herrn, der im Garten gieng, da der tag k�le worden war. Vnd Adam versteckt sich mit seinem Weibe fur dem angesicht Gottes des Herrn vnter die bewme im Garten. Vnd Gott der Herr rieff Adam vnd sprach zu jm: Wo bistu�? (Genesis 3.8f). Eva hei�t erst Eva (Lebensmutter, von hebr. �chawah� - die �Belebte�) nachdem sie und Adam das Paradies verlassen mu�ten: �Et vocavit Adam nomen uxoris su� Hava eo quod mater esset cunctorum viventium�. - �Vnd Adam hies sein Weib Heua darumb, das sie eine Mutter ist aller Lebendigen�. (Genesis 3,20) Vorher sprach Adam charmanterweise von der �M�nnin�, daher bleibt unklar, wo man bei Adam und Eva wirklich anf�ngt. �brigens ist an keiner Stelle der Bibel von einem �Apfel� die Rede...

Bei Dir piept's wohl?Fr�her glaubte man tats�chlich, da� bei psychisch Kranken ein V�gelchen nebst seinem Nest unter der Sch�deldecke wohnen w�rde und dort munter vor sich hinpiept. Die Redewendung �Einen Vogel haben� hat �brigens denselben Ursprung.

Bei jemandem punkten...k�nnen wir gelegentlich, indem wir etwas Besonderes leisten, wozu derjenige selbst oder andere nicht in der Lage waren. Die Redensart gebt auf den Boxsport zur�ck: F�r jede gewonnene Runde bekommt ein Faustk�mpfer zehn Punkte, f�r eine verlorene nur neun, geht er gar �auf die Bretter�, gibt es weitere Punktabz�ge. Nat�rlich hofft jeder auf einen K.O.-Sieg - da der aber l�ngst nicht selbstverst�ndlich ist, mu� er immer bem�ht sein, zu �punkten�.

Bei mir Hekuba!...wundert sich �Hamlet� in William Shakespeares (1564-1616) gleichnamiger Trag�die:

�Sein Auge na�, Best�rzung in den Mienen,
gebrochne Stimm und seine ganze Haltung nach seinem Sinn.
Und alles das um nichts! Um Hekuba!
Was ist ihm Hekuba, was ist er ihr, da� er um sie soll weinen�?

Hekuba, in Homers �Ilias� K�nigin von Troja und Frau des Priamos, war die Mutter Hectors, der zu Andromache sagt, ihn bek�mmere das Leid der Trojaner, des Priamus und selbst seiner Mutter Hekuba weniger als das ihre. Heute sagt die Wendung: �Meinetwegen, das bedeutet mir nichts�, wenn man mit einer gewissen Selbstironie seine Ahnungs- und Interesselosigkeit bekundet.

Bei Nacht und Nebel...ist manch �lichtscheues Gesindel� unterwegs, es geschieht vieles, das nicht f�r die �ffentlichkeit bestimmt ist. Der Begriff ist halbwegs selbsterkl�rend: Bedingt durch die schlechte Sicht �bei Nacht und Nebel� sind viele - im heutigen Sprachgebrauch oft kriminelle - Aktionen denkbar, die m�glichst geheim bleiben, nicht von jedermann gesehen werden sollen. Alliterationen mit einem den Begriff verst�rkenden Substantiv verdanken ihre Entstehung nicht zwingend einem besonderen Ereignis. Diese hier erlangte traurigen Ruhm durch den �Nacht-und-Nebel-Erla߫ Hitlers vom 7.12.1941, in dem die Deportation von rund 7.000 des Widerstands verd�chtigen Personen aus den besetzten Gebieten beschlossen wurde. Die Redewendung ist jedoch weit �lter und begegnet uns schon im mittelhochdeutschen �nebel unde naht� oder �der den andern suocht in s�m h�se b� nacht und b� nebel mit gew�ffenter hant�. Weiter findet sie sich u.a. bei Jakob Vulcanus Andre� (1528-90) in der Form: �mich deucht wie es fast finster wer, viel nachts und nebels umb mich her�, als �hier trennten nacht und nebel sie� bei Johann Gottfried von Herder (1744-1803) und selbstverst�ndlich bei Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832): �es trennet uns noch Amor in nebel und nacht�. Auch Johann Peter Hebel (1760-1826) �mi vetter het si b�ndel g'macht, und furt bi nebel und bi nacht�, Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) �der knecht wird in aller stille bei nacht und nebel �ber die gr�nze gef�hrt�, Christoph Martin Wieland (1733-1813) �weil es mich d�ucht, dasz wir nicht recht klug sind, bei nacht und nebel so durch dick und d�nn herum zu ziehen und die k�pfe an den b�umen zu zerstoszen� und viele andere nutzten dieses diskrete verschwiegene Bild.

BeihaspelDiese unwillkommene Person oder das uneheliche Kind geht auf die Flachsverarbeitung zur�ck: Eine �Haspel� (Garnspule) kam in jedem Haushalt vor. Eine weitere, die �Beihaspel�, war aber v�llig �berfl�ssig, dementsprechend ist diese Redewendung schon sehr abwertend.

BeileibeDiese Beteuerung ist eine Kurzform f�r �bei meinem Leib, bei meinem Leben�, beispielsweise �beileibe nicht� - �auf keinen Fall, unter keinen Umst�nden�.

Beim Barte des Propheten...kann man feierlich beteuern, da� man die Wahrheit sagt, �bei allem, was mir heilig ist�. �hnlich wie das Kopfhaar galt auch der Bart lange Zeit als Sitz der Lebenskraft, der M�nnlichkeit und Weisheit - ihn abzurasieren als Zeichen der Unterwerfung. In der Formel ist wohl der Prophet Mohammed (um 570-623) gemeint: Um die Aufrichtigkeit eines Schwurs zu demonstrieren, ber�hrte man den Bart, man schwor �bei seinem Leben�. Hatte man keinen Bart oder wollte man dem Schwur mehr Gewicht verleihen, schwor man �beim Barte des Propheten�. Schon heidnische V�lker schworen auf heilige Dinge, neben Haar und Bart auch auf Schwerter, B�ume, Quellen etc.

Beim Geld h�rt die Gem�tlichkeit aufVor dem preu�ischen Vereinigten Landtag attackierte anno 1847 der Abgeordnete David Justus Ludwig Hansemann (1790-1864), preu�ischer Politiker, Bankier und einer der f�hrenden K�pfe des deutschen Liberalismus, der sich f�r eine wirtschaftliche L�sung der sozialen Frage einsetzte, die preu�ischen Junker und insbesondere den damaligen Finanzminister, der eigenm�chtig neue Schulden aufgenommen hatte, mit den Worten: �Bei Geldsachen h�rt die Gem�tlichkeit auf�.

Beim Kanthaken nehmen...vor allem Norddeutsche jemanden, den sie bei etwas Unlauterem erwischen, daf�r verantwortlich machen, zur Rede stellen - aber auch etwas Schwieriges, das sie bew�ltigen, richtig anpacken:
Der �Kanthaken� - ein stabiler eiserner Haken, oft mit einem Ring, durch den ein Hebel hohe Kr�fte �bertr�gt - wurde fr�her eigentlich von Holzf�llern zum Bewegen der St�mme und beim Beladen von Schiffen f�r schwere F�sser und Kisten verwendet. Wahrscheinlich geht die Redensart im 17. Jahrhundert auf eine Entstellung von �Kamm� (fr�her: Nacken, Genick) zur�ck.

Beim Schlafittchen nehmen...wir jemanden, um ihn festzuhalten, am Weglaufen zu hindern - �hnlich wie man Gefl�gel am Fl�gelansatz fa�t. Der Diminutiv �Schlafittich� (Schlagfl�gel) f�r die Fl�gelschwungfedern der Gans bezeichnete einst auch den Rockscho�, den Hemd- oder Jackenkragen. Die regionale Variante �Schlawickel� k�nnte durch eine Verschmelzung mit �beim Wickel nehmen� entstanden sein - bei dem Band, das einst den M�nnerzopf zusammenhielt. Die gelegentliche (falsche) Schreibweise �Schlawittchen� ist wohl wiederum eine Vermischung aus beiden.

Beine machen...wir gelegentlich jemandem, den wir zur Eile antreiben, aber auch den wir verjagen oder vertreiben wollen. Wir meinen halt, da� er auf den eigenen Beinen nicht schnell genug vorankommt - also machen wir ihm ein Paar zus�tzliche �Beine�.

Beisa�...war ein Stadtbewohner des sp�ten Mittelalters, der keinen Landbesitz und nicht die vollen B�rgerrechte der Stadt hatte. Der �Insasse� d�rfte mit ihm verwandt sein.

Bekannt wie ein bunter Hund...ist man - urspr�nglich auf ein kleineres Gebiet (Dorf, Kleinstadt) bezogen - schon sehr auff�llig. Da viele �Dorfk�ter� mit einfarbigem Fell sich recht �hnlichsehen, f�llt ein zwei- oder mehrfarbiger �bunter Hund� dort recht schnell auf.

Belagerungsm�nzenNotgeld, das in belagerten St�dten meist aus minderwertigem Material hergestellt wurde. So gab die Stadt Kolberg w�hrend einer Belagerung 1807 einen Pappgroschen heraus.

Beleidigte Leberwurst...verspotten wir hin und wieder einen Menschen, der vor sich hin zickt oder schmollt und wir unterstellen ihm dabei meist, da� er doch eigentlich gar keinen Grund f�r seine Gekr�nktheit habe.
Im Altertum galt die Leber - die gr��te Dr�se in unserem K�rper im rechten Oberbauch - als Ort aller Gem�tsregungen: Mediziner wie Galenus (um 129-199), einer der bedeutendsten �rzte der Antike, glaubten fest daran, da� die vier Lebenss�fte Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle sowie das Temperament und Gef�hle wie insbesondere der Zorn, aber auch Liebe oder Trauer aus der Leber k�men. Diese Vorstellung hielt sich noch bis in das 17./18. Jahrhundert. War man �rgerlich, hatte man eine beleidigte Leber - die Wurst wurde sp�ter einfach angeh�ngt.
Nur eine lustige Legende ist �brigens, da� die Leberwurst vor Wut fast platzte, weil der Metzger alle anderen W�rste beim Kochen vor ihr aus dem Kessel nahm und sie ganz allein im Kessel bleiben mu�te. Sie war einfach eine sehr beleidigte Leberwurst...

Belemmert...bedr�ckt, niedergeschlagen, vor den Kopf gesto�en - hier gibt es mal wieder mehrere Deutungen: Der Etymologie-Duden sagt, es sei eine Iterativbildung zum mittelniederdeutschen �belemmen� f�r �l�hmen� und w�re im 18. Jahrhundert in die Hochsprache �bernommen worden. Das �Deutsche W�rterbuch� meint dazu: �lahm, in der Schiffahrt hinderlich: Beim Gefechte m�ssen die Docken durch nichts belemmert sein�. Nach anderen ist die Deutung um 1750 f�r Hamburg bezeugt. Dabei soll das Wort von mhdt. �belemen� (mit bleibender L�hmung verletzen) und dies wiederum vom ahdt. �bilemmen� oder �bileman� (l�hmen) kommen. All diese W�rter leiten sich vom indg. �lem� (brechen) her. Daneben gibt es auch Deutungen zu �belammeln�, den Rocksaum der Frau beschmutzen oder auch �beliumunden� - in den Ruf oder Leumund von etwas bringen.
Eine weitere Herleitung vom �Lamm�, angeblich �bertragen f�r einen geduldigen, f�gsamen, wehrlosen Menschen, verdanken wir wohl der uns�glichen �Rechtschreibreform� der 1990er Jahre: Das ist allerdings - wie so vieles dabei - v�lliger Unsinn, da das Lamm auf �lamb� zur�ckgeht, was sich im Englischen bis heute auch so gehalten hat. Selbst der Duden erkl�rt allerdings nicht, warum er trotzdem auf dieser seltsamen ��-Schreibweise besteht...

Beletage...nennen wir zuweilen metaphorisch die F�hrungsriege einer Organisation oder die �Chefetage� einer Firma - abgeleitet vom franz�sischen �bel �tage� (das sch�ne Gescho�), dem bevorzugten Stockwerk oder der am besten ausgestatteten Wohnung eines gro�b�rgerlichen Hauses. Diese Bezeichnung kam in der Gr�nderzeit auf, als der - oft vom Besitzer selbst bewohnte - erste Stock �ber den Werkst�tten und L�den im Parterre besonders repr�sentativ mit gro�en, hohen Zimmern, aufwendigen Balkons oder Erkern und Stuckverzierungen an den Decken ausgestattet wurde.

BelladonnaIm Italienischen eine sch�ne Frau, im Deutschen das Gift Hyoscyamin, das, aus der Schwarzen Tollkirsche (Atropa belladonna) gewonnen, Augen�rzte zur Erweiterung der Pupillen nutzen, um die Netzhaut besser zu sehen. Zu diesem Zweck nahmen es auch Frauen im Mittelalter. Hyoscyamin erweitert, in die Augen getr�ufelt, die Pupillen und verleiht den Augen ein dunkles, gl�nzendes Aussehen.Sie wollten halt sch�n sein und nahmen die, durch die L�hmung des Ziliarmuskels ausgel�sten, erweiterten Pupillen, Augenschmerzen, Sehst�rungen und selbst Blindheit in Kauf...

Bem�nteln...bedeutet, etwas anders, meist besser erscheinen zu lassen, als es tats�chlich ist. Im Mittelalter kam der Mantel bei manch Ritualen als Symbol zum Einsatz - so wurden uneheliche Kinder bei der Trauung unter dem Mantel der Mutter verborgen, aus dem sie nach der Trauung als eheliche Kinder hervortraten. Begnadigten Adlige einen Beschuldigten, legten sie ihm ihren Mantel �ber die Schultern.

Beneidenswert, wer frei davonDie Wendung (w�rtlich �Sehr gl�cklich ist, wer nichts damit zu tun hat�) stammt von Fran�ois Villon (1866-1944) aus seiner �Doppelten Ballade �ber dasselbe Thema�, in der er die Gefahren der Liebe behandelt. Er meint, sie mache M�nner schnell zu Narren und st�rze sie ins Ungl�ck.

BenjaminNach der Hebr�ischen Bibel der j�ngste Sohn des Patriarchen Jakob und seiner Lieblingsfrau Rahel: �Egrediente autem anima pr� dolore et inminente iam morte vocavit nomen filii sui Benoni id est filius doloris mei pater vero appellavit eum Beniamin id est filius dexter� - �Da jr aber die Seele ausgieng das sie sterben muste, hies sie jn BenOni (Heisset meines schmertzen Son.) Aber sein Vater hies jn BenJamin (Heisset der rechten Son.)� (Genesis 35.18). Heute bezeichnen wir so den j�ngsten Sohn oder den J�ngsten einer Gemeinschaft.

Be�mmeln...k�nnten wir uns manchmal �ber etwas, wor�ber wir uns k�stlich am�sieren, vor lachen nicht mehr einkriegen, schlapplachen: Eine eher zweifelhafte Vermutung meint, da� der rheinische Begriff auf den �Eumel�, der in den 70ern oft synonym f�r den �Schussel� stand, zur�ckginge. Wahrscheinlicher ist eine Verwandtschaft zu ��mmelich� - �unansehnlich, geringwertig, klein, mickrig, unbedeutend� oder zu ��mme, Omme�, dem Kopf, weil einem etwas so zu Kopf steigt, da� man es nicht unterdr�cken kann, sein Vergn�gen dar�ber auszudr�cken.

Berappen...m�ssen wir viel, immer und f�r alles M�gliche. Die oft zitierte Deutung �ber die M�nze �Rappen� ist umstritten, da dieses Wort f�r �bezahlen� in Deutschland erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt ist, w�hrend der Rappen schon im 15./16. Jahrhundert g�ngiges Zahlungsmittel war.
Das hebr�ische �Rappo jerappe� (das Arztgeld geben, die Heilungskosten bezahlen), das �ber das Jiddische in die deutsche Sprache kam, f�hrt uns denn zu einer besseren Erkl�rung: Hatte jemand einen anderen im Streit verletzt, mu�te er f�r dessen Behandlungskosten aufkommen. Schon im Alten Testament hei�t es dazu: �Si surrexerit et ambulaverit foris super baculum suum innocens erit qui percussit ita tamen ut operas eius et inpensas in medicos restituat�. - �Kompt er auff, das er ausgehet an seinem stabe; So sol der jn schlug vnsch�ldig sein; On das er jm bezale, was er verseumet hat vnd das Artztgeld gebe�. (Exodus 21:19)

BerufsjugendlicherSp�ttisch f�r einen der zahlreichen FDJ-Funktion�re in der DDR, die erheblicher �lter waren, als es die vorgeschriebene Altersgrenze von 35 Jahren erlaubte

Bescheidenheit ist eine Zier - doch weiter kommt man ohne ihr...sagt der Volksmund nicht ohne Zynismus und macht deutlich, da� diese Kardinaltugend zwar im Grunde gut und sch�n - aber v�llig nutzlos ist, wenn man wirklich erfolgreich sein will. Wirksame Selbstdarstellung bringt einen oft schneller und weiter voran, als vornehme Zur�ckhaltung dies je k�nnte. Das Sprichwort stammt �brigens (auch wenn es sich so anh�rt) nicht wie gelegentlich kolportiert von Wilhelm Busch, das �Deutsche Sprichw�rter-Lexikon� von Karl Friedrich Wilhelm Wander (1803-79) vermerkt zu der Wendung: �In № 541 der Schlesischen Zeitung (1871) als pommersches Sprichwort angef�hrt�.
In seinem Erstlingswerk �Die Ahnfrau� l��t Franz Grillparzer (1791-1872) seinen alten Grafen Zdenko von Borotin mit den Worten �Ziert Bescheidenheit den J�ngling, nicht verkenn er seinen Wert� (I. Vers 692 f.) den jugendlichen Helden Jaromir zu etwas mehr Bescheidenheit und Zur�ckhaltung ermahnen, warnt aber auch, er solle sie nicht �berbewerten. Schon der lateinische Kom�diendichter Titus Maccius Plautus (250-184 a.C.) hatte sich in �Asinaria� (833) mit �Decet verecundum esse adulescentem� (Bescheidenheit ziemt dem J�ngling) ganz �hnlich ge�u�ert.

Bescheuert...nennen wir gelegentlich jemanden, den wir f�r verr�ckt, nicht recht bei Verstand halten, aber auch eine �rgerliche, unerfreuliche Sache oder Situation. Das urspr�ngliche �scheuern� f�r �reiben� wandelte sich umgangssprachlich zu �schlagen� im Sinne von �eine Abreibung verpassen�. Der Sprachwissenschaftler Heinz K�ppers (1909-99) erkl�rt das Wort in seinem �Illustrierten Lexikon der deutschen Umgangssprache� so: �Der Dumme leidet unter den Folgen einer Gehirnersch�tterung, hervorgerufen durch einen Schlag an den Kopf�.

Besser als sein Ruf...ist jemand (oder etwas), der zwar nicht allzu beliebt ist, aber dennoch seiner Aufgabe vollauf gerecht wird. Die Wendung kommt aus dem Drama �Maria Stuart� von Friedrich Schiller (1759-1805), wo die Protagonistin w�hrend eines Streits zu K�nigin Elisabeth sagt: �Das �rgste wei� die Welt von mir, und ich kann sagen, ich bin besser als mein Ruf�.

Besser sp�t als nie...forderten - nat�rlich auf Latein: �Potius sero quam numquam�- nach einem Bericht aus �Ab urbe condita� des Geschichtsschreibers Titus Livius (59 a.C.-17) zwei r�mische Konsuln im Jahre 445 a.C. die Senatoren zu beherztem Handeln gegen den Volkstribun Gaius Canuleius auf, der per Gesetz die Eheschranke zwischen Patriziern und Plebejern beseitigen wollte.

BesthauptEine Naturalienabgabe, das beste St�ck Vieh (Kuh, Stier etc.), die ein Erbe eines h�rigen Bauern an den Gutsherrn leisten mu�te.

Betucht...steht im heutigen Sprachgebrauch f�r wohlhabend. Doch entgegen des Wortklangs hat es nichts mit teuren Stoffen oder edlen T�chern zu tun, sondern kommt vom jiddischen �betuch� und hei�t so viel wie sicher, vertrauensw�rdig. Im Hebr�ischen steht das Wort batuach f�r vertrauenswert, abgeleitet von batach f�r Vertrauen.

Bet�ddeln...wir jemanden, dann umsorgen und verw�hnen, hegen und pflegen, h�tscheln und t�tscheln wir ihn ganz besonders intensiv. Der norddeutsche Ausdruck geht auf die Weidehaltung von K�hen und Schafen zur�ck, die mit einem �T�der� (Seil) angepflockt wurden. Nach einiger Zeit wurde jeweils �umget�ddert� - die Tiere an einer anderen Stelle der Weide festgemacht - soda� systematisch jeder Quadratzentimeter abgegrast wurde.

BeutelschneiderIm Mittelalter trug man sein Geld oft in einem ledernen Beutel am G�rtel. Ein �Beutelschneider� schlitzte ein Loch in eben diesen Beutel, soda� das Geld herausfiel bzw. er schnitt gleich den ganzen Beutel ab. Heute bezeichnen wir im �bertragenen Sinne auch einen Anbieter verteuerter Waren oder Dienstleistungen als �Beutelschneider�.

Beweihr�uchern...kann man sowohl sich selbst als auch jemand anderen, den man �ber alle Ma�en lobt und dem man schmeichelt, obwohl es nicht wirklich einen Grund daf�r gibt. Das Wort geht auf den Gebrauch von Weihrauch in der katholischen Kirche zur�ck: Das getrocknete Harz, das schon bei den alten �gyptern f�r kultische Zwecke gebraucht wurde, soll das zu Gott aufsteigende Gebet symbolisieren, dar�ber hinaus werden so auch Personen und Kultgegenst�nde geehrt.

Biblisches AlterEin sehr hohes Alter - die Patriarchen der Bibel, unter ihnen der sprichw�rtliche �Methusalem�, wurden steinalt. Adam beispielsweise 930 Jahre (Genesis 5.3ff): �Vixit autem Adam centum triginta annis et genuit ad similitudinem et imaginem suam vocavitque nomen eius Seth et facti sunt dies Adam postquam genuit Seth octingenti anni genuitque filios et filias et factum est omne tempus quod vixit Adam anni nongenti triginta et mortuus est� - �Vnd Adam war hundert vnd dreissig jar alt vnd zeuget einen Son der seinem Bild ehnlich war vnd hies jn Seth. Vnd lebet darnach acht hundert jar vnd zeuget S�ne vnd T�chtere; Das sein gantzes Alter ward neunhundert vnd dreissig jar; Vnd starb�.

Bienchen ins Muttiheft...bekamen ab den 70er Jahren Kinder der unteren Klassen der Polytechnischen Oberschulen der DDR, die besonders artig oder sprichw�rtlich �bienenflei�ig� waren. Wohl jedem, der zu DDR-Zeiten zur Schule ging, d�rfte dieser Bienchen-Stempel bekannt sein - au�er er hat nie eins bekommen. Das �Muttiheft� diente dazu, die Eltern �ber Tadel, Lob und Auszeichnungen, bestimmte Ereignisse oder das Verhalten ihres (j�ngeren) Kindes zu informieren, sp�ter �bernahm diese Kommunikation das Hausaufgabenheft.

Bienchen im Muttiheft �f�r vorbildliches Verhalten� (1986)
Bild: wikimedia.org

Bier auf Wein - das la� seinDieser v�terliche Rat von Saufkumpan zu Saufkumpan meint schlicht und ergreifend, da� man von vielen durcheinander konsumierten Getr�nken an n�chsten Morgen einen m�chtigen Kater kriegt. Tats�chlich kann die Reihenfolge den �Absturz� mildern: Der h�herprozentige Wein geht sofort ins Blut - befindet sich im Magen hingegen bereits Bier mit relativ niedrigem Alkoholgehalt, wird der Wein verd�nnt und der Alkoholgehalt erh�ht sich nur minimal. Urspr�nglich steckt hinter diesem Spruch aber eine Regel der Etikette: Wer zu einem Festmahl teuren Wein kredenzte, konnte dem nicht einfach schn�des Bier folgen lassen. Die Form �Wein auf Bier rat ich Dir� stammt aus der Zeit, als sauberes Trinkwasser noch nicht unbedingt immer zur Verf�gung stand: Damals trank man ersatzweise Bier zum Durstl�schen, den feineren Wein eher zum puren Genu�.

Bier ist fl�ssiges Brot...denn es enth�lt neben Alkohol auch diverse Kohlenhydrate, Eiwei�, Vitamine und Mineralstoffe. Das recht nahrhafte Getr�nk geh�rte in Deutschland daher einst zu den Grundnahrungsmitteln f�r alt und jung. Erschwerend kommt hinzu, da� die Leber kaum das Nahrungsfett verarbeiten kann, solange sie mit dem Alkoholabbau besch�ftigt ist.
Die Redensart haben wohl einst M�nche erfunden, die beim Brauen immer auch ein St�ck Brot in den Sud warfen, um mit der enthaltenen Brothefe die alkoholische G�rung in Gang zu setzen.

BierdeckelDie Zeiten, in denen man sein Trinkgef�� mit dem Untersetzer auch mal abdeckte, um so das edle Na� nicht mit Ungeziefer teilen zu m�ssen, sind l�ngst vorbei - dennoch hat sich die Bezeichnung bis heute erhalten. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war Filz �brigens der einzige Rohstoff f�r Bieruntersetzer, heute verwedet man eher Pappe daf�r.
Dar�ber hinaus sind �Bierdeckel� heutzutage auch eine eher freundliche Umschreibung f�r die Zugangssoftware-CDs, wie sie vorzugsweise von AOL in (Un-)Massen verteilt werden...

Bierernst...sind wir, weil der Genu� eines guten Weins uns beschwingt und fr�hlich macht, Bier hingegen den Trinker nach einem gewissen Abusus dieses Getr�nks gedankenschwer und ernst stimmt. Da werden peu � peu Dinge immer wichtiger, um die sich n�chtern kein Mensch scheren w�rde...

Big BenDie schwerste Glocke des Londoner Wahrzeichens, die zum Namensgeber des gesamten Uhrturms am Palace of Westminster wurde, verdankt ihren Namen der betr�chtlichen Leibesf�lle und dem daraus folgenden Spitznamen ihres Erbauers Staatsbaumeister Sir Benjamin Hall (1802-67).

Big Brother is watching youDer englische Schriftsteller George Orwell (1903-50) wurde sich im Grabe herumdrehen angesichts der NSA-Aff�re, bei der unbescholtene B�rger vom amerikanischen Geheimdienst systematisch ausspioniert werden. In seinem Roman �1984� beschreibt Orwell einen totalit�ren Staat, in dem ein unsichtbarer �Gro�er Bruder� sowohl die Partei-Elite als auch die gesamte Bev�lkerung �berwacht. Mit dem Propaganda-Slogan �Big Brother is watching you� (Der gro�e Bruder beobachtet Dich) wird das Volk an die stete Kontrolle erinnert. Das Zitat gilt heute als Kritik an �berwachungsmethoden aller Art.

Szenenbild aus dem Film 1984

Bimsen...mu�ten wir alle mal irgendwas. Egal, ob Einmaleins oder Vokabeln - wo einfaches lernen nicht reichte, war �bimsen� (hartn�ckig lernen, pauken) angesagt. Das Wort stammt eigentlich vom �Bims�, einem por�sen glasigen Vulkangestein: Bekam man fr�her mit normaler Seife die H�nde nicht richtig sauber, wurde mit Bimsstein solange gerubbelt, bis der Dreck endg�ltig weg war.

Bin ich Moses, w�chst mir Gras aus der Nase?...antworten wir gelegentlich auf eine Frage, von deren L�sung wir so gar keine Ahnung haben. Urspr�nglich k�nne es sich hier um eine Verballhornung diverser Bibelpassagen in Kombination mit einem Schillerzitat aus der �Jungfrau von Orl�ans� handeln, wo K�nig Karl VII. im 1. Aufzug, 3. Auftritt verzweiflungsvoll deklamiert: �Kann ich Armeen aus der Erde stampfen? W�chst mir ein Kornfeld auf der flachen Hand�?

Binsenweisheit...nennt man in Anlehnung an das lateinische Sprichwort �nodum in scirpo qu�rere� (den Knoten an der glatten Binse suchen, Schwierigkeiten suchen, wo keine sind) eine so allgemeinbekannte Tatsache, da� man normalerweise kein Wort dar�ber verlieren m��te, eine Wahrheit, die �berall so verbreitet ist wie die �Binsen�, die (anders als andere Grasarten) keine Knoten am Halm haben - eine glatte Sache ohne weitere Verwicklungen oder Verknotungen. Der Ursprung liegt der Legende nach bei K�nig Midas: Jener sollte einen Wettstreit zwischen Pan und Apoll schlichten. Da er Apoll nicht mochte, sprach er Pan den Sieg zu, obwohl die Zuschauer anderer Meinung waren. Aus Rache lie� der Verlierer Midas Eselsohren wachsen. Um diese Schande zu verdecken, trug Midas fortan eine Mitra, jedoch konnte er diese beim Haareschneiden nicht aufbehalten. Er lie� den Barbier unter Androhung der Todesstrafe schw�ren, da� er Stillschweigen bewahre, der konnte jedoch die Klappe nicht halten, grub sich in der N�he eines Gew�ssers ein Loch und erz�hlte alles der Erde. Da die Erde nicht alles weitergeben kann, lie� sie an der Stelle, wo sich das Loch befand, Binsen wachsen. Diese nun erz�hlen nun die Geschichte von Midas' Ohren in alle Winde...

Bis an die Z�hne bewaffnet...sind wir bildlich durch den Gebrauch der Z�hne als letzte verf�gbare Waffe. Auch nahmen die Piraten beim Entern fremder Segelschiffe ihr Entermesser zwischen die Z�hne, um die H�nde f�r die Seile frei zu haben, an denen sie sich auf das gegnerische Schiff schwangen.
Die Redensart, die sich auch 1559 in �Die niederl�ndischen Sprichw�rter�, dem wohl bekanntesten �lgem�lde des niederl�ndischen Malers Pieter Bruegel des �lteren (um 1525-69) wiederfindet, ist schon viel fr�her im Mittelhochdeutschen gel�ufig: Der deutsche Lyriker Konrad von W�rzburg (1230-87) schrieb in �Trojanerkrieg� (3495), einer unvollendeten einmaligen Kombination der Argonautensage mit der homerischen Sage vom Trojanischen Krieg:

�gew�pent s�re unz �f die zene
und wolte d� dis und jene
mit liebe h�n verslihtet.
d� was ir muot gerihtet
ze vaste �f grimmeclichen zorn�.

Bis ans Ende aller Dinge...hie� es einst in einer Proklamation, welche Georg V. (1819-78), der letzte K�nig von Hannover und 2. Herzog von Cumberland und Teviotdale anno 1865 aus Anla� des f�nfzigj�hrigen Besitzes von Ostfriesland erlie�. Noch heute wollen wir so eine lange Dauer ausdr�cken. Jenes �Ende aller Dinge� war damals allerdings weit n�her, als Georg glaubte: Das Land wurde mit der Annexion des K�nigreiches Hannover gerade ein Jahr sp�ter wieder preu�isch...

Bis aufs Haar...bis in jede Einzelheit, ins Detail gleichen sich manche Dinge - mit blo�em Auge ist es schier unm�glich, einzelne Haare zu unterscheiden, sie gleichen sich �wie ein Ei dem anderen�.

Bis aufs Messer...k�mpfte der spanische General Jos� Rebolledo de Palafox y Melci (1776-1847): Als napoleonische Truppen in Spanien intervenierten, wurde ab dem 15. Juni 1808 auch die Stadt Saragossa belagert. Der Feldherr lehnte die Aufforderung zur Kapitulation mit den Worten: �Krieg bis aufs Messer� ab. Am 13. August, nach 61-t�giger Belagerung gaben die Franzosen auf.

Bis die Schwarte kracht...machen wir umgangssprachlich alles M�gliche, das wir exzessiv, bis zur Ersch�pfung, �berm��ig, in gro�en Mengen betreiben.
Urspr�nglich mag tats�chlich einst ein Schwein soviel gefressen haben, da� es derart schnell und viel zunahm, bis ihm sprichw�rtlich �die Schwarte krachte�.
M�glich w�re indes auch eine Herleitung von �charta� (lat. Papier, Blatt, Urkunde) - vielleicht ging es ja einst um eine �alte Schwarte�, einen schweren, mit der Hand geschriebenen Folianten, den jemand bei der monatelangen m�hseligen Arbeit krachend fallen lie�.

Bis Du heiratest, ist alles wieder gut...war so ein typischer �Mutti-Spruch�, der uns �ber diverse aufgeschlagene Knie hinwegtr�sten sollte. Inwiefern hier ein Zusammenhang mit der heutigen enormen Single-Quote besteht, ist noch nicht endg�ltig erforscht.

Bis hierhin und nicht weiter...sagen wir, wenn es uns endg�ltig reicht. Irgendwas hat uns in Rage gebracht und wir wollen es nicht l�nger hinnehmen. Auch Gott der Herr z�rnte dereinst mit Hiob, dem gerechten Mann, der trotz seiner G�te mit schrecklichen Leiden geschlagen wird. Eigentlich beschreibt er ihm, wie er das Meer bei der Erschaffung der Welt gebildet und dessen Grenzen festgelegt hat: �...et dixi usque huc venies et non procedes amplius et hic confringes tumentes fluctus tuos�. - �...vnd sprach: Bis hie her soltu komen vnd nicht weiter. Hie sollen sich legen deine stoltzen wellen�. (Hiob 38.11) Auch heute noch verwenden wir das Wort f�r eine nicht zu �berschreitende Grenze.

Bis in die Puppen...bezieht sich wohl auf den �Gro�en Stern�, einen zentralen Platz im Berliner Bezirk Tiergarten:
�Puppen� waren die Standbilder aus der antiken G�tterwelt des preu�ischen Baumeisters Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753), die Friedericus Rex ab 1742 zur Zierde des Platzes aufstellen lie�. Im 18. Jahrhundert war der Tiergarten noch weit vom Stadtzentrum entfernt. �Bis in die Puppen� hie�, noch weit laufen zu m�ssen. Sp�ter wandelte sich die urspr�nglich r�umliche Bedeutung, und die Wendung wird auf exzessive Zeitdauern angewandt, n�mlich im Sinne von sehr sp�t, sehr lange, bis in den Morgen. Der �Gro�e Stern� wurde �brigens schon 1698 angelegt. Sechs Alleen bildeten mit der Landstra�e nach Charlottenburg einen achtstrahligen Stern.
Eine andere m�gliche Deutung: Als �Puppen� bezeichnet man auch Getreidegarben, die zu Haufen zusammengestellt wurden. Obendrauf kam eine Deckgarbe als Schutz vor Regen, drang das Wasser dennoch bis in die Puppen vor, regnete es au�ergew�hnlich heftig.

Bild: wikimedia.org

Bis in die Spitzen...ist eine Steigerungsformel zu �mit Haut und Haaren� - die Haarspitzen symbolisieren hier, da� etwas noch �ber den eigentlichen K�rper hinausgeht.

Bis �ber beide Ohren verliebt...sind wir literarisch belegt bereits etwa seit dem Jahre 1500. Die sprichw�rtliche Redewendung bedeutet soviel wie �tief in oder unter etwas� sein, bildlich wohl abgeleitet von einem Ertrinkenden oder im Sumpf Versinkenden, der nicht mehr zu retten ist, weil das Wasser ihm schon �bis �ber die Ohren� (den Kopf) steht. Dies mu� aber nicht zwangl�ufig nur f�r die Liebe, sondern kann auch f�r Schulden gelten...

Bis zum TZ kennenIn Deutschland war es einst �blich, �gotisch� oder �Fraktur� zu schreiben. Eine Schrift, die u.a. diverse Ligaturen wie �&�, �№�, �ƫ, �߫ sowie als letzten Konsonanten des Alphabets das �tz� kannte, das als �z-z�, �hnlich dem �߫ / �s-s� getrennt wurde. Diese sch�ne Schrift wurde per Regierungsanordnung vom 3. Januar 1941 durch Reichsleiter Martin Bormann (1900-45) als �Schwabacher Judenlettern� verboten. Einigen ��berlebenden� wie dem �߫ wurde in den letzten Jahren durch eine milliardenteure sogenannte �Rechtschreibreform� der Garaus gemacht. Auf heutigen Computern sind die meisten Ligaturen f�r �ch�, �ck�, �ss�, wie eben auch das �tz�, leider kaum noch oder gar nicht mehr darstellbar. Von diesen alten Ligaturen r�hrt noch der Ausdruck: �Etwas bis zum tz kennen� her, mit einer �hnlichen Bedeutung wie: �von A bis Z�.

Bis zur kalten Vergasung...machen wir etwas, das wir exzessiv bis ganz zum Ende, bis zum �berdru�, �ber einen langen Zeitraum hinweg durchf�hren. Die Formulierung kam auf, als im Zuge der Industrialisierung die ersten Gaswerke entstanden: Die �Vergasung� ist ein uraltes chemisch-physikalisches Verfahren, um Kohle oder andere Materialien vom festen oder fl�ssigen in den �letzten�, den gasf�rmigen Aggregatzustand zu �berzuf�hren - ein Vorgang, der unumkehrbar ist. Gelegentliche Deutungen politisch �berkorrekter Zeitgenossen, die mit dieser alten Wendung krampfhaft Verbindungen zum Holocaust assoziieren wollen, sind hingegen nicht belegbar.

BismarckheringIm Verlauf einer Reichstagsdebatte �u�erte der �Eiserne Kanzler� Otto Eduard Leopold Graf von Bismarck-Sch�nhausen (1815-98) einmal den Satz: �Wenn der Hering so teuer w�re, wie der Hummer, g�lte er als Delikatesse�. Die deutsche Fischindustrie erkannte schnell den kostenlosen Werbeeffekt und erfand daraufhin den �Bismarckhering�.

Bist Du Gottes Sohn, so hilf Dir selbst...und anderen. Die sprichw�rtlich gewordene Spottrede �ber den gekreuzigten Jesus, der von jeder Hilfe verlassen auf die eigene Kraft angewiesen ist, wendet sich an Leute, die anderen Ratschl�ge erteilen, derer sie selbst viel mehr bed�rften: Am Karfreitag, als Jesus auf Golgatha zwischen zwei Verbrechern am Kreuz h�ngt, erleben die Menschen keinen allm�chtigen Gott, sondern vielmehr einen, der dem ganzen offenbar ohnm�chtig zusieht: �Unus autem de his qui pendebant latronibus blasphemabat eum dicens si tu es Christus salvum fac temet ipsum et nos� - �Aber der Vbeltheter einer, die da gehenckt waren, lesterte jn, vnd sprach, Bistu Christus, so hilff dir selbs, vnd vns� (Lukas 23:39, auch Matth�us 27:39f, Markus 15:30).

Bist Du nicht willig, so brauch ich Gewalt...zitieren wir, wenn etwas nicht so funktioniert, wie wir es gerne h�tten, aus der 7. Strophe von Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) anno 1782 entstandener Ballade �Der Erlk�nig�:

�Ich lieb Dich, mich reizt Deine sch�ne Gestalt,
Und bist Du nicht willig, so brauch ich Gewalt!
Mein Vater, mein Vater, jetzt fa�t er mich an,
Erlk�nig hat mir ein Leids getan.�

Bei dem Namen �Erlk�nig� ist Goethe ein Lapsus unterlaufen: Im guten Glauben, es handele sich dabei um den Baum �Erle�, �bernahm er ihn von einer �bersetzung Johann Gottfried von Herders (1744-1803). Leider hatte sich auch dieser schon geirrt: �Erlk�nig� (D�nisch:�Ellerkonge�) meint n�mlich einen Elfenk�nig...

BistroDie vermeintlich franz�sischen Lokale sollen 1816-18 infolge der Befreiungskriege gegen Napol�on entstanden sein: Wenn russische Kosaken auf ihren Pferden �ber die Champs-�lys�es trotteten, wurden ihnen oft kleine Lokale f�r einen schnellen (meist fl�ssigen) Imbi� angepriesen. Um ihre potentiellen G�ste zum eigentlich verbotenen Alkoholkonsum �berreden zu k�nnen, verwendeten die Pariser das russische Wort �bystro� (schnell). Die Kosaken glaubten an ein Schnellrestaurant, was es ja schlie�lich auch wurde...

Blanker Hans...nennt der Volksmund die tobende Nordsee bei Sturmflut - �blank� (vom niederl�ndischen �wei߫) meint hier die sch�umende Gischt. Nach Aufzeichnungen des Chronisten Anton Heimreich (1626-85) soll der Deichgraf von Risum, der 1632 die Deiche hatte erh�hen lassen, der Nordsee zugerufen haben: �Trutz nun, blanker Hans� - nur zwei Jahre sp�ter verw�stete die verheerende �Burchardiflut� die Nordseek�ste zwischen Ribe und Brunsb�ttel.
Detlev von Liliencron (1844-1909) griff den Ruf f�r seine Ballade �ber die �Rungholtsage� auf, nach der die reiche, gottlose Stadt Rungholt durch eine Sturmflut vernichtet worden sei. Real handelte es sich hier jedoch nur um einen gr��eren Marktflecken, der schon 1362 bei der �Zweiten Marcellusflut�/�Grote Mandrenke� (gro�es Ertrinken) unter- und in die Geschichte eingegangen war. Der S�nger Achim Reichelt vertonte Liliencrons Text 1991 f�r sein Album �Regenballade�.

Blau�ugigkeit...assoziiert bei vielen Menschen etwas Unschuldiges, ein Sinnbild der Treue und Durchsichtigkeit. Blaue Augen gelten gemeinhin als Symbol der Klarheit, als erfrischende Quelle, als Labsal, wie in einem Gedicht des niederdeutschen Dichters Klaus Groth (1819-99):

�Dein blaues Auge h�lt so still.
Ich blicke bis zum Grund.
Du fragst mich, was ich sehen will?
Ich sehe mich gesund�.

Kommt ein Kind zur Welt, hat es - da die Regenbogenhaut noch nicht voll entwickelt und f�r �Blau� am wenigsten Farbpigment n�tig ist - zun�chst immer blaue Augen. So verband man mit dieser Augenfarbe auch immer die Vorstellung von Naivit�t und Unschuld. Bezeichnet uns jemand als �blau�ugig�, meint er, wir seien naiv, unerfahren, harmlos und gutgl�ubig. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Wendung eher negativ besetzt. So spricht Thomas Mann (1875-1955) in der 1903 erschienenen Meistererz�hlung �Tonio Kr�ger� von der Oberschicht als �zwar liebenswerten, aber geistlosen Vertretern dieser blonden und blau�ugigen Normalit�t�. Unverhohlener Spott liegt denn auch in der Wendung �Man hat ihn nicht seiner sch�nen blauen Augen wegen genommen�.

Blaue Fliesen...nannte man den 100 DM-Schein (West). Damit konnte der DDR-B�rger im �Intershop� Westwaren einkaufen oder begehrte Handwerkerleistungen bekommen

Blauen Dunst vormachenNach altem Brauch lassen Zauberer vor ihren Experimenten blauen Dunst aufsteigen, damit die Zuschauer abgelenkt sind, ihnen nicht so genau auf die Finger sehen und hinter das Geheimnis des Tricks kommen.

Blauer BriefIm 18. Jahrhundert waren �blaue Briefe� (nach den blauen Umschl�gen, die preu�ische Beh�rden - urspr�nglich, um unbefugten Einblick in k�nigliche Befehle zu verhindern - verwendeten) �blich. Das Papier daf�r gewann man aus Lumpen von Uniformen, die damals �Preu�isch Blau� waren, nach einem Verfahren, welches der Chemiker Heinrich Diesbach 1704 beim Kochen von Tierblut mit verschiedenen Salzl�sungen eher zuf�llig entdeckte: Blaus�ure (Cyanwasserstoff HCN) kann mit Metallionen farbige Komplexe bilden. Bei einem �berschu� an Eisen (Fe) f�llt ein blaues, lichtechtes Pigment, Eisen(III)hexacyanoferrat(II) Fe4(Fe(CN)6)3 an.

Blauer MontagDer mittelalterliche �blaue Montag� war der Montag vor der Fastenzeit, an dem Blau die liturgische Farbe der katholischen Kirche war. Der im 18. Jahrhundert aufgekommene Brauch des freien Tages, an dem der Sonntagsrausch ausgeschlafen wurde und Handwerksgesellen nicht arbeiteten, f�hrte zum Bedeutungswandel. Annette von Droste-H�lshoff (1797-1848) schreibt 1842 in ihrer Erz�hlung �Die Judenbuche�: �Man sah mehr Betrunkene, h�rte von mehr Schl�gereien und dummen Streichen, als je. �berall gabs Lustbarkeiten, der blaue Montag kam in Aufnahme�. Die Szene spielt 1760. Eine andere Deutung: Bis ins ausgehende Mittelalter galt Blau als Farbe der L�ge, der Verstellung und T�uschung, so auch auf dem Bild �Die niederl�ndischen Sprichw�rter� von Pieter Breughel d.�. (1559): Es zeigt eine junge Frau, die ihrem Mann nach einer holl�ndischen Redensart �den blauen Mantel umh�ngt� (mit weiter Kapuze, soda� er kaum etwas sehen kann), die ihn also mit einem Liebhaber betr�gt. Diese Bedeutung findet sich noch in j�ngeren Redensarten wie �Er l�gt uns das Blaue vom Himmel herunter� oder �Er will mir einen blauen Dunst vormachen�.

Blaues Blut...kommt aus dem Spanischen: �Sangre Azul� nahmen die aristokratischen Familien Kastiliens im Mittelalter f�r sich in Anspruch, um zu zeigen, da� sie rein spanischer Abkunft von den Westgoten, ohne maurische oder j�dische Ahnen seien. Wahrscheinlich beruht der Ausdruck darauf, da� ihre Haut in manchen F�llen so bleich war, da� die blauen Venen zum Vorschein kamen. Das hinterlie� den Irrglauben, da� blaues Blut durch die Adern der Adligen flie�e.

BlaumachenDas �Blaumachen� geh�rte einst zur nat�rlichen Arbeitskultur der mittelalterlichen F�rbergesellen. Wichtigster Farbstoff war Indigo oder der weniger intensive F�rberwaid. Zur Herstellung wurden dessen Bl�tter in K�beln mit menschlichem Urin verg�rt. Alkohol verst�rkte den G�rungsproze�. Aber Alkohol war teuer, ergo tranken ihn die F�rber, um ihren Urin damit anzureichern. Meist sonntags wurden die Stoffe in das F�rbebad eingelegt, die blaue Farbe zeigte sich jedoch erst, nachdem sie l�ngere Zeit an der Luft hingen. Und so wu�te jeder: Immer wenn die F�rbergesellen betrunken daniederlagen, warteten Sie darauf, da� die T�cher blau wurden.

BlaustrumpfUrspr�nglich war dies im 17./18. Jahrhundert ein Spottname f�r Gerichtsdiener, die meist blaue Str�mpfe trugen. Um 1750 er�ffnete dann die Londoner Literatin Elizabeth Robinson Montague (1720-1800) ihren �Salon f�r sch�ngeistige Partys�. Einer der dort verkehrenden Herren, der Botaniker Benjamin Stillingfleet, trug statt der �blichen schwarzen Seiden- blaue Garnstr�mpfe. Dieses modische Vergehen sprach sich herum und die Teilnehmer wurden allesamt als �Blaustr�mpfe� bezeichnet. Im 19. Jahrhundert schlie�lich bezeichnete man oft auch unweibliche Frauen so, die sich - analog zur �Entmanntze� der 1970er - als �Frauenbewegung� verstanden.

Blech redenAls Synonym f�r Unn�tzes, Wertloses taucht �Blech� in vielen deutschen Mundarten auf. Es steht in allen Phraseologismen als minderwertig gegen�ber den Edelmetallen, aus denen M�nzen gepr�gt wurden, immer in negativem Verh�ltnis zu Geld.

BlechenStammt aus dem Rotwelschen und ist seit dem 16. Jahrhundert belegt: Im fr�hen M�nzwesen, als es noch keine Stanzmaschinen gab, mu�te der M�nzer aus einer Edelmetallplatte so viele Geldst�cke wie m�glich herausschneiden. Zu dieser Platte sagte man auch Blech oder Silberblech. So b�rgerte sich mit der Zeit das Wort �blechen� ein, wenn man mit M�nzen zahlte.

Bleibe im Lande und n�hre Dich redlichIn diesem Spruch steckt ein Aufruf zu Selbstdisziplin und Gewaltlosigkeit, er warnt die Menschen davor, den Kampf gegen das B�se auf eigene Faust aufzunehmen. Eine Kapitulation vor den Zust�nden bedeutet das allerdings nicht: �Spera in Domino et fac bonitatem,et inhabitabis terram et pasceris in fide�. - �Hoffe auff den Herrn vnd thu guts. Bleibe im Lande vnd neere dich redlich�. (Psalmen Salomo 37.3). Einer der Schlu�verse fa�t die z�he Hoffnung auf Ver�nderung zusammen: �Vidi impium superexaltatumet elevatum sicut cedrum virentem; et transivi, et ecce non erat,et qu�sivi eum, et non est inventus�. - �Jch hab gesehen einen Gottlosen, der war tr�tzig; Vnd breitet sich aus vnd gr�net wie ein Lorberbawm. Da man fur vbergieng, sihe, da war er da hin. Jch fragte nach jm. Da ward er nirgend funden�. (Psalm 37.35f) In den Psalmen ist urspr�nglich gemeint, da� man mit dem, was man hat zufrieden sein und auf Gott vertrauen soll, heute meist ironisch gemeint, wenn jemand sehr viel auf Reisen ist oder allzu hoch hinaus will.

Bleierne ZeitCharakterisiert trostlose gesellschaftliche Zust�nde. Das Zitat stammt aus dem Gedicht �Der Gang aufs Land� des Lyrikers Johann Christian Friedrich H�lderlin (1770-1843), in dem er bemerkt:

�Tr�b ist's heut,
es schlummern die G�ng und die Gassen
und fast will mir es scheinen,
es sei, als in der bleiernen Zeit.

Blick zur�ck im Zorn...ist eine kaum vermeidbare Reaktion, wenn wir von anderen zu etwas gezwungen werden, was wir so nicht wollten. Der Ausdruck geht auf das Theaterst�ck �Look Back in Anger� des englischen Dramatikers John Osborne (1929-94) zur�ck. Nach der Urauff�hrung 1956 entstanden daraus die �Angry Young Men� - britische K�nstler, die in ihren Werken gesellschaftskritisch radikal die soziale Entfremdung und Klassenunterschiede thematisierten.

Blind wie ein Maulwurf...ist jemand, der schlecht oder gar nichts sehen kann, aber auch einer, der etwas Offensichtliches nicht erkennt. Im richtigen Leben in ihren unterirdischen Gangsystemen sehen die gesch�tzten, wenngleich bei vielen G�rtnern nicht sonderlich beliebten kleinen Tierchen zwar nicht besonders gut - das w�re auch gar nicht n�tig -, sind aber keineswegs so blind, wie das Sprichwort vermuten lie�e. Entgegen der volksetymologischen Vermutung, der Maulwurf w�rde die Erde mit dem Maul werfen, kommt sein Name �brigens vom mittelhochdeutschen �moltwepf, moltwerf� (�molte� = H�gel).

Blinder Eifer schadet nur...wu�te bereits der deutsche Fabeldichter Magnus Gottfried Lichtwer der J�ngere (1719-83) aus der Fabel des �sop �Die Katzen und der Hausherr� zu berichten: Katzen veranstalten in der Nacht ein �bles Katzenkonzert, bis der Hausherr erwacht und es mit brachialer Gewalt beenden will:

�Stolpert �ber ein'ge Sp�ne,
st�rzt im Fallen auf die Uhr
und zerbricht zwo Reihen Z�hne
Blinder Eifer schadet nur�.

Wir sollten also nicht un�berlegt handeln und bevor wir etwas beginnen, einen Moment innehalten und �ber unsere Vorgehensweise nachdenken.

Blinder Passagier...nennt man jemanden, der sich auf Schiffen, in Flugzeugen oder in Z�gen versteckt, weil er unbemerkt mitreisen will - ganz im Gegenteil zum Schwarzfahrer, der seelenruhig im Abteil sitzt und hofft, da� der Kontrolleur ihn �bersieht.
Das Wort �blind� bedeutet auch �falsch�, �verdeckt� und �unsichtbar�, der �blinde Passagier� stammt aus der Zeit der Postkutschen: Schon damals schon gab es Reisende, die nicht gesehen werden wollten, weil sie auf der Flucht waren oder ihr Bef�rderungsgeld nicht bezahlt hatten.

Blockadehammel...nennt der Volksmund urspr�nglich nicht etwa Oppositionspolitiker, die stur jeden Gesetzentwurf blockieren, sondern waren einst eine euphemistische Umschreibung f�r den Hund: Als im und nach dem Zweiten Weltkrieg die Versorgung mit Nahrungsmitteln nicht zuletzt durch Blockaden des Gegners weitestgehend zusammengebrochen war, stand des Menschen bester Freund mangels kulinarischer Alternativen recht h�ufig auf der Speisekarte. Analog dem �Dachhasen� mag manch lecker Braten durchaus an einen Hammel erinnert haben. Fr�her l�ngst nicht so verp�nt wie heute, war es aber in vielen deutschen Gegenden durchaus �blich, Hunde auch ohne Not zu verspeisen.

Blockfl�tenIronisch f�r Mitglieder der in der �Nationalen Front� der DDR bis 1989 zusammengefa�ten �Blockparteien� (CDU, DBD, LDPD, NDPD)

Bloody Mary...ist ein Katerkiller, dessen Erfindung gern den amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemingway (1899-1961) zugeschrieben wird. Tats�chlich stammt sie von Fernand Petiot, dem Barkeeper der �Harry's New York Bar� in Paris, in der Hemingway ebenso gern wie ausgiebig zu Gast war. Der sch�ttete 1921 eins zu eins Tomatensaft und Wodka zusammen, verfeinerte das Gebr�u mit schwarzem Pfeffer, Salz, Tabasco und Worcestershiresauce - und fertig war der Klassiker.
Zum Ursprung des Namens gibt es verschiedene Vermutungen: Manche sagen, die �Blutige Marie� sei nach der englischen K�nigin Maria I. Tudor (1516-58) benannt worden, die wegen ihrer blutigen Protestantenverfolgung diesen Beinamen trug. Wahrscheinlicher ist indes, da� Stammgast Hemingway h�chstselbst den Namen vorschlug, da der Drink ihn an den �Bucket of Blood Club� in Chicago und an ein M�dchen dort namens Mary Welsh erinnere - seine vierte Ehefrau.

Bl�mchenkaffee...nennt der Sachse scherzhaft einen �beraus d�nn aufgebr�hten Kaffee: Services aus der Mei�ner Porzellanmanufaktur werden seit 1815 noch bis heute u. a. mit dem Dekor �Gestreute Bl�mchen� verziert, bei dem rund um eine gr��ere Mittelblume verschiedene Rosen, Vergi�meinnicht, Veilchen oder Kornblumen angeordnet sind. In der Tasse sieht man durch den besonders d�nnen Muckefuck hindurch auf dem Boden manchmal diese einzelne Blume - ein Zeichen von Geiz, da zwischen dem edlen Porzellan und dem sparsamen Einsatz von Kaffeepulver deutliche Diskrepanzen bestehen. Die ultimative metaphorische Steigerung ist der �Schwerterkaffee�, bei dem gar die zwei gekreuzten blauen Schwerter, das ber�hmte Markenzeichen, auf der Tassenunterseite sichtbar werden sollen. Eine andere Erkl�rung geht auf die Wurzel der Gemeinen Wegwarte (Cichorium intybus) zur�ck, der auch �Zichorie� genannten blauen Kornblume, die in Notzeiten zu Kaffeeersatz verarbeitet wurde.

Bl�mchensexDer Sexualunterricht in heutigen Schulen dreht sich zunehmend um Praktiken, die mit der menschlichen Fortpflanzung allenfalls noch ganz am Rande zu tun haben. In fr�heren Zeiten lebte man eher das andere Extrem: Mit Vergleichen aus der Pflanzenwelt wollte man allzu intime Fakten �berspielen, also redete man lieber �ber Bienen, die durch die Best�ubung von Bl�tenpflanzen deren Vermehrung sichern. Diese blumige Aufkl�rung f�hrte zu dem leicht sp�ttischen Ausdruck �Bl�mchensex�, der eher Sanftheit anstatt wilder Experimente suggeriert. M�glich w�re aber auch eine Anlehnung an den d�nnen �Bl�mchenkaffee�, bei dem man die Blume am Boden der Tasse sieht.

Bl�merantDieses altberliner Synonym f�r �bel oder Unp��lichkeit kam um 1650 vom franz�sischen �bleu mourant� (matt-, bla�-, w�rtlich �sterbendblau�) in die deutsche Sprache: War der vornehmen Dame das Korsett zu eng geschn�rt worden, bekam sie nicht genug Luft und die Gesichtsfarbe ver�nderte sich - ihr war �bleumourant� geworden...
Nach anderer Deutung war dieses Blau etwa um den 30j�hrigen Krieg in Deutschland die Modefarbe schlechthin. Hatte man sich an ihr bis zum Unbehagen sattgesehen, verallgemeinerte man dies sp�ter mit volksetymologischer Umdeutung, soda� �bl�merant� eine wunderbare Umschreibung f�r ein Unwohlsein, eine �elende Gem�tsverfassung� wurde.
�brigens: Anno 2007 wurde �bl�merant� zum zweitsch�nsten bedrohten deutschen Wort gew�hlt.

Bl�tenDie �Falschen Fuffziger� kommen aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Rotwelschen: M�nzen wurden schon im 19. Jahrhundert aus Platten ausgestanzt - Falschm�nzen aus �linken Platten�, aus denen sich die �Bl�ten� entwickelten. Eine andere Deutung: Als �blede� (Goldst�ck) wurden blankpolierte Pfennige bezeichnet, die Gutgl�ubigen als h�herwertig untergeschoben wurden. Im Amtsdeutsch sind Bl�ten Geldscheine, die �nicht als Zahlungsmittel verwendet� werden sollen - Spielgeld also. Gef�lschte Banknoten - die �Falsifikate� - sind schlicht und einfach Falschgeld.

BlumentopferdeDer geneigte Wortspielfreund wei� es l�ngst: Blumentopferde, die oft der Gattung Enjambement zugeordnet werden, hat noch nie ein Mensch je leibhaftig zu Gesicht bekommen. Ihr Urinstinkt l��t die schwarzbraunen Gesellen, die urspr�nglich wohl nur am Alpenostrand beheimatet waren, heute in allem G�rtnereien pr�chtig gedeihen, wo sie sich unter Usambaraveilchen und Gummib�umen verbergen. Auch ein Habitat aus trockenen Yuccapalmen und Gr�nlilien in Gro�raumb�ros wird gut vertragen, verschiedene Unterarten bevorzugen eher Fensterb�nke und Balkonbr�stungen, wo sie perfekte Symbiosen mit Geranien und Zwergelstern eingehen. Blumentopferde sehen vermutlich ganz anders aus, als alle anderen Pferde, nichts genaues wei� man aber nicht. Auch riecht dieses Getier in der Regel deutlich besser, als ihre im Stall wohnenden Verwandten. Gro�e Anspr�che an den Lebensraum werden nicht gestellt, f�r eine artgerechte Haltung reicht Blumentopferden ein kleines Gef�� aus Ton oder Plastik mit einer nicht sehr hellen Duschlampe zum Gl�cklichsein meist schon aus, auch gr��ere Fl�chen im Freien werden aber gern angenommen. Die anspruchslosen Herbivoren nehmen gelegentliche Gaben biochemischer Bodennahrung sowie Dihydrogenmonoxid gern an, wobei ein sehr seltener Kliniksterbefall vor allem bei �lteren Exemplaren nicht immer zu vermeiden ist. Sehr zum Unmut heimischer Blumentopferde werden manche Wortspiele allerdings als schwachsinnig eingestuft - unklar bleibt ob des h�ufig in zertifizierten Baumschulen erworbenen �berdurchschnittlichen Bildungsniveaus dennoch, warum Blumentopferde trotz ihrer deutlichen Unlustigkeit zuweilen ein m�des L�cheln bei Nachttischlampen und Winterastern hervorrufen.

Blut geleckt...hat, wer an etwas Gefallen findet, auf den Geschmack kommt, eine zunehmende Lust versp�rt. Die Redensart hat nichts mit Vampirfilmen zu tun, sondern geht auf die J�gersprache zur�ck: Raubtiere verfolgen die Spur ihrer Beute emsiger und werden noch gef�hrlicher, wenn sie ein Tier bereits verletzt haben - sie haben schlie�lich �Blut geleckt�. Auch Blut- oder Schwei�hunde - das ›schwei�en‹ steht hier f�r ›bluten‹ - sind darauf spezialisiert, verletztes, blutendes Wild zu suchen und zu stellen. Werden diese Hunde auf eine Blutspur angesetzt, riechen sie nicht nur das Blut, sondern lecken auch daran. Der Verfolgungseifer wird dadurch enorm gesteigert.

Blut ist dicker als Wasser...wu�te man schon anno 1670 in einer Sammlung englischer Redensarten. Der Hintergrund: Famili�re Bindungen zu Blutsverwandten sind st�rker, als die durch (Tauf-)Wasser entstandenen zu Fremden, wenngleich auch disee dann Paten oder Freunde sind. Laut �Oxford Dictionary of English Proverbs� verwendete der schottische Schriftsteller Walter Scott (1771-1832) den Spruch 1814/1815 in dem Roman �Guy Mannering or the Astrologer (Guy Mannering oder Der Astrologe).� Kaiser Wilhelm II. soll damit die Verbundenheit zwischen dem deutschen und englischen Volk beschrieben und an die gemeinsamen stammesgeschichtlichen Wurzeln erinnert haben.

Blut und Wasser schwitzen...wir gelegentlich, wenn wir sehr angespannt und nerv�s sind: Angstschwei� und feuchte H�nde sind wohl jedem bekannt, bei extremer Angst kann es mitunter sogar durchaus passieren, da� durch psychosomatische Vorg�nge feine �derchen unter der Haut platzen, soda� es tats�chlich zum Blutaustritt kommen kann.
Ein bekanntes Beispiel ist das Blutschwitzen Jesu am �lberg. Im Neuen Testament erscheint ihm, kurz bevor er gefangengenommen wird, ein Engel: �Et factus est sudor eius sicut guttae sanguinis decurrentis in terram� - �Vnd es kam, das er mit dem Tode rang vnd betet hefftiger. Es ward aber sein schweis wie Blutstropffen, die fielen auff die Erden� (Lukas 22:44).
Auch im Prolog der 14 Stationen des Kreuzwegs hei�t es: �Sed unus militum lancea latus eius aperuit et continuo exivit sanguis et aqua� - �Sondern der Kriegsknechte einer �ffenet seine Seite mit einem spehr. Vnd als bald gieng Blut vnd Wasser her aus�. (Johannes 19:34).
Dieser �Test� f�r den eingetretenen Tod wurde seinerzeit nicht nur als Vermischung von Blut und Lymphfl�ssigkeit gedeutet, sondern auch als Hinweis, da� Jesu Blutkreislauf vor dem Lanzenstich noch schwach t�tig war.
Das �Blut und Wasser� ist wohl durch diese Bibelstelle gebr�uchlich, kommt aber auch in anderen Quellen vor und k�nnte so durchaus auch altes medizinisches Wissen oder au�ergew�hnliche Erlebnisse widerspiegeln.

BocksbeutelFrankenweine werden oft in sogenannte �Bocksbeutel� abgef�llt. Diese bauchigen Weinflaschen, die sonst nur in Tauberfranken und Ortenau verwendet werden d�rfen, sind tats�chlich dem Hodensack (Beutel) eines Bockes nachgebildet, und sollen fr�her gar aus demselben hergestellt worden sein. In Norddeutschland bezeichnet es zudem ver�chtlich das steife Festhalten an alten Gewohnheiten: Dort meint man eine Verst�mmelung von �Booksb�del� (Buchbeutel), in dem vornehme B�rgerfrauen das Gesangbuch trugen, wenn sie zur Kirche gingen.

B�hmische D�rfer...sind seit dem 16. Jahrhundert bekannt und entstammten urspr�nglich der Donaumonarchie �sterreich-Ungarn, zu der auch das K�nigreich B�hmen geh�rte. Diese D�rfer waren oft sehr entlegen und hatten f�r Deutsche unverst�ndliche b�hmische Namen. Der Ausdruck wurde so gel�ufig, da� sogar Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1622-76) in seinem ber�hmten �Simplicissimus� die Phrase von den b�hmischen D�rfern �fter benutzte f�r den Fall, da� jemand etwas nicht verstand. Richtig gebr�uchlich wurde die Redensart nach dem Drei�igj�hrigen Krieg: Damals wurde B�hmen so verw�stet, da� kaum bewohnbare D�rfer �brigblieben. Als �B�hmisches Dorf� galt daher auch etwas, das es eigentlich gar nicht (mehr) gab. Auch ein Gedicht Christian Morgensterns (1871-1914) beginnt mit den Worten: �Palmstr�m reist mit einem Herrn von Korf in ein sogenanntes b�hmisches Dorf. Unverst�ndlich bleibt ihm alles dort�.

B�nhase...nannte man jemanden, der (heimlich) ein Gewerbe betrieb, das zunftpflichtig war, ohne da� die Person dieser Zunft auch angeh�rte. Der Begriff setzt sich zusammen aus �B�n� (niederdeutsch f�r Hausboden) und �Hase�, also jemand, der auf den Hausboden fl�chtete, weil er f�rchtete, bei seiner T�tigkeit entdeckt zu werden.

B�se Zungen behaupten...manchmal gar unglaubliche Sachen. Und sie geh�ren meist zu sehr b�swilligen, negativ eingestellten Menschen. Schon Martin Luther (1483-1546) schrieb in seine Bibel�bersetzung zum Buch Jesus Sirach: �Lingua tertia multos commovit et dispersit illos a gente in gentem� - �Ejn b�se Zungen macht viel Leute vneins vnd treibet sie aus einem Land ins ander� (28:16).

B�sewicht...war im Mittelalter ein hinterlistiges d�monisches Wesen, das man in Menschen mit schlechtem Charakter zu erkennen meinte. Jemanden als �B�sewicht� (was sich �brigens wirklich aus den Begriffen �b�se� und �Wicht� zusammensetzt) zu bezeichnen, war damals ein ehrenr�hriges Schimpfwort, auch wenn es heute eher belustigend klingt...

Boh�meDas scheinbar ungezwungene K�nstlerleben geht zur�ck auf das mittelalterliche �bohemus� (der B�hme, Zigeuner) - eine Gruppe romantischer, antib�rgerlicher Schriftsteller und K�nstler, die sich im Paris des 19. Jahrhunderts in einer wilden, schillernden Art zu leben zusammenfanden und bewu�t auf das konservative Dasein verzichteten, um ihre kreative Freiheit trotz drohender Armut auszuleben. Sp�ter wurde der Begriff auch auf das �Zigeunerleben� der Pariser Studenten und deren liederlichen Lebenswandel angewendet. Die Bezeichnung �Boh�me� stammt aus Henri Murgers (1822-61) Roman �Sc�nes de la vie de Boh�me� (1851), auf dem auch �La Boh�me�, die ber�hmte Oper von Giacomo Puccini (1896) basiert.

Bohnen in den Ohren...haben umgangssprachlich Leute, die absichtlich nicht h�ren oder zuh�ren wollen. Dem liegt wohl die Vorstellung zugrunde, da� man die lecker H�lsenfrucht als Ohrst�psel zweckentfremdet, um den Geh�rgang zu verschlie�en.
Der amerikanische Schlagerbarde Gus Backus (*1937) landete 1965 als GI in Deutschland mit dem Lied �Bohnen in die Ohr'n� einen Ohrwurm, der bis heute auf keiner Faschingsfete fehlen darf:

�Ja, meine Mutter sagt:
Steck keine Bohnen in die Ohr'n,
Bohnen in die Ohr'n,
Bohnen in die Ohr'n.
Und auch der Lehrer klagte:
Du hast Bohnen in die Ohr'n,
Bohnen in die Ohr'n.
Und so gehts mir auch heute�...

Bohnenstange...nennen wir gelegentlich sp�ttisch eine sehr magere Person mit d�nnen Armen und Beinen von �asthenischer� oder �leptosomer� Konstitution, deren schlanker, schmalw�chsiger K�rperbau und die schmalen, leichtknochigen Gliedma�en an �Bohnenstangen� erinnern.

BohnerwachsIn der franz�sischen Stadt Beaune im Weinbaugebiet C�te-d'Or wurde aus Traubenkernen, die bei der Weinherstellung anfielen, traditionell Wachs gewonnen, das sich hervorragend zur Bodenpflege eignete. In Deutschland wurde unter �Beauner Wachs� �hnliches produziert, nach dem ersten Weltkrieg und unter dem Druck des Versailler Vertrages, diese Bezeichnung allerdings verboten. Die Hersteller nannten ihre Ware dann �Bohnerwachs�.

Bollerwagen...kennt wohl jeder von den allj�hrlichen feuchtfr�hlichen Vatertags-Touren: Diese kleinen vierr�drigen, an einer Handdeichsel gezogenen Karren sind fast unverzichtbar, um die notwendigen Mengen geistiger Getr�nke darin zu transportieren. Namensgeber war m�glicherweise ein anderer Trank von der Berliner Molkerei �Bolle�, die einst mit solchen Wagen und Pferdefuhrwerken ihre Milchkannen transportierte. Ebenfalls gut m�glich ist allerdings, da� der Name einfach nur von den polternden Holzr�dern abgeleitet wurde.

Bombastisch...nennen wir - abgeleitet vom grch. �bombyx� (Baumseide) und mlat. �bombax� (Baumwolle) - etwas, das gigantisch und �berw�ltigend ist, uns ganz besonders beeindruckt, oft eine schw�lstige Rede, die eine leere H�lle mit viel F�llmaterial ausstopft, um dem mangelhaften Gedankenger�st Gewicht zu verleihen. Insbesondere Politiker beherrschen diesen verschachtelten, weitschweifigen Satzbau, der es dem geneigten Zuh�rer nachgerade unm�glich macht, den Sinnzusammenhang auch nur noch ansatzweise zu erfassen. Der Ursprung dieses Wortes liegt in der Mode: Gegen Ende des 16. Jahrhunderts trug man am spanischen Hofe gern �bombastische� Herrenhosen aus einem Baumwollgewebe, die volumin�s ausgestopft und versteift wurden.

Bombenstimmung...k�nnte urspr�nglich einmal in der Theaterwelt des 19. Jahrhunderts geherrscht haben, als eine �bombige� Vorstellung durch verschiedene ungew�hnliche, �berraschende und herausragende �Knalleffekte� f�r Verbl�ffung im Publikum sorgten - �hnlich wie Bomben, die im Gegensatz zur einfachen Kanonenkugel mit Sprengstoff gef�llt sind, um eine ungleich gr��ere Wirkung zu erzielen.

Bombenwetter...kommt m�glicherweise daher, da� man, um eine Stadt bombardieren zu k�nnen, einst klares Wetter ben�tigte. Je besser die Sicht, desto gr��er die Chance, die gew�nschten Ziele zu treffen.

Bonfortion�s...nennt man in manchen Gegenden etwas �nicht mit Worten zu beschreibendes�, weil so au�erordentlich Luxuri�ses - insbesondere im Zusammenhang mit einem guten, reichlichen Festmahl. Dieses Wort kommt wohl von einer hugenottisch-berlinischen Kreation aus �bon� (gut) und �fort� (stark, gro�, viel) oder �fortun� (Gl�ck, Verm�gen, Erfolg) mit franz�sisch angehauchter Endung. M�glich w�re auch eine Herleitung von �bon� und �confort� (Komfort). In Frankreich ist das Wort unbekannt, dort hei�t gro�artig �formidable� oder �trop-top� (etwa: absolut spitze).

BonmotDas �gute Wort�, der �geistreiche Ausspruch� gilt gemeinhin als Zeichen von Esprit und ist Teil der F�higkeit, sich in anspruchsvoller Gesellschaft zu bewegen. Diese geistreiche, treffende oder witzige Wendung bezieht sich oft auf den individuellen Fall, wobei der Unterhaltungswert im Vordergrund steht.

Bonze...nennen wir oft beg�terte, einflu�reiche - und unbeliebte - Personen aus Politik und Wirtschaft. Urspr�nglich war der �Bonze� der japanische Name f�r einen buddhistischen M�nch; das negative Bild leitet sich also von den dicken Buddhafiguren ab, die in Japan - ganz anders als hier - f�r Heiterkeit, Lebensfreude und Gl�ck stehen.

BordellDas �Haus f�r die gewerbsm��ige Prostitution�, das wohl aus dem franz�sischen �Bordel� oder dem italienischen �Bordello� hervorging, meinte urspr�nglich eine kleine (Bretter-)H�tte.

BordsteinschwalbeDiese besonders leichte, �berwiegend nachtaktive Spezies, von der nur sehr vereinzelt m�nnliche Exemplare beschrieben wurden, zeichnet sich durch ihr recht farbenfrohes Federkleid und den charakteristischen Balzruf: �Na S��er, wie w�r's mit uns beiden?� aus. Die kontaktfreudige und gesellige, bis zu 1,90 m gro�e, schlanke bis fette typische Stadtbewohnerin lebt - oft aufgereiht wie die flugf�higen Schwalben auf den Stromleitungen - in lockeren Kolonien in Bahnhofsvierteln oder an Ausfallstra�en. Ab und zu fliegt sie f�r einen kurzen Rundflug davon und landet bald darauf wieder bei ihren Kolleginnen - gelegentlich auch auf Polizeiwachen. Neben ihrer v�lligen Anpassung an den Nahrungserwerb auf der Stra�e waren wohl die wie ein Schwalbenschwanz typisch gegabelten langen Beine namensgebend. Die Bordsteinschwalbe ist sehr reviertreu und verteidigt dieses argw�hnisch gegen Konkurrentinnen. Ihre oben offenen Nester baut sie vorzugsweise aus Pl�sch und Satin, sie ern�hrt sich vorwiegend von Schampus, pflanzt sich im Regelfall nicht fort und ist besonders gut zu v�geln.

Bouillabaisse...kochte man urspr�nglich im armen Hafenviertel von Marseille: Hafenarbeiter sammelten dort die Fischreste auf dem Fischmarkt ein und brachten sie nachhause, um daraus mit Meerwasser eine Art Eintopf zu bereiten. Mittlerweile durchlief die Bouillabaisse einen Wandel von der urspr�nglichen Resteverwertung hin zum luxuri�sen Fischgericht. Das Fischfleisch mu� nach dem Zubereiten noch bi�fest sein und zusammenhalten. Daher kommt �brigens der Name: �bouillie a baisse� bedeutet �gekocht bis zum Absinken�. Sobald die Br�he anf�ngt zu kochen (�bouillir�), mu� man die W�rme senken (�baisser�).

BoulevardDieses vermeintlich franz�sische Wort kommt eigentlich aus dem Deutschen: �Boulevard� ist vom �Bollwerk� entlehnt. Im Mittelalter gab es wahrscheinlich oft an der Stadtmauer H�ndlerst�nde, an denen man auf Bohlenwegen vorbeiflanieren konnte.

BoykottW�hrend der irischen Agrarkrise im 19. Jahrhundert war ein gewisser Charles Cunningham Boycott Verwalter der L�ndereien eines Lord Earne in der Grafschaft Mayo. Als 1879 die P�chter von ihren Grundherren mit unzumutbaren Abgaben belegt wurden, rief der F�hrer der irischen Radikalen die Landliga auf, die habgierigen Herren wie Auss�tzige zu isolieren. Das erste Opfer wurde Boycott: Tagel�hner verweigerten ihm die Arbeit, Brieftr�ger brachten keine Post mehr, H�ndler belegten jeglichen Gesch�ftsverkehr mit ihm und seinen Angeh�rigen mit ihrem Bann, soda� die Familie sich per Dampfer mit dem N�tigsten versorgen lassen mu�te. Nach einem Jahr zwang man die Boycotts zur Flucht nach England. Der Hauptmann starb 1897 in Suffolk, sein Name wurde zum Synonym f�r die �chtung.

Brandbrief...nannte man einen dringenden Bittbrief um Geld oder auch ein Schriftst�ck, mit dem Mi�st�nde angeprangert und Konsequenzen angedroht werden: Das Idiom aus dem Mittelalter wird dementsprechend mit zwei unterschiedlichen Bedeutungen �berliefert: W�hrend der Brandbrief in Norddeutschland eher das Abbrennen von Haus und Hof androhte, war er im S�den eine Anweisung an die Obrigkeit, Geld f�r Brandgesch�digte zu spenden.

Brandschatzen...bedeutete urspr�nglich, eine Stadt zu erpressen und behufs dessen mit dem Inbrandsetzen zu drohen. Gleichzeitig wurde ein �Schutzgeld� verlangt, eine gebrandschatzte Stadt also gegen L�segeld verschont. Heute verstehen wir darunter das Verbrennen oder Verw�sten einer Stadt.

Bratkartoffelverh�ltnisIm ersten Weltkrieg wurde eine kurze Liebesbeziehung noch haupts�chlich wegen der besseren Verpflegungsverh�ltnisse eingegangen. Heute wird das Synonym eher f�r die �wilde Ehe� benutzt.

Braunbier mit Spucke...sagt der Berliner zu jemandem, der bla�, krank, elend - einfach nur fertig aussieht.
Diese wenig schmeichelhafte Beschreibung k�nnte darauf zur�ckgehen, da� jemand, der zuviel des Gerstensaftes genossen hatte, sich selbiges noch mal �durch den Kopf gehen� lie� - es wieder von sich gab. Aber auch ein abgestandenes Bier, an dem jemand schon stundenlang nuckelt, bis statt Schaum nur noch die Spucke des Zechers darauf schwimmt, ist vorstellbar.

Bretter, die die Welt bedeuten...nennt der Schauspieler die Theaterb�hne, die sein nat�rliches Habitat darstellt und fr�her meist aus Brettern gefertigt war. Die sprichw�rtliche Redensart geht auf das Gedicht �An die Freunde� (1803) von Friedrich von Schiller (1759-1805) zur�ck. Dort hei�t es in der letzten Strophe:

�Gr��res mag sich anderswo begeben,
Als bei uns in unserm kleinen Leben;
Neues - hat die Sonne nie gesehn.
Sehn wir doch das Gro�e aller Zeiten
Auf den Brettern, die die Welt bedeuten,
Sinnvoll still an uns vor�bergehn.
Alles wiederholt sich nur im Leben,
Ewig jung ist nur die Phantasie;
Was sich nie und nirgends hat begeben,
Das allein veraltet nie!�

Brief und Siegel geben...wir jemandem, der einen Sachverhalt anzweifelt, von dessen Richtigkeit wir selbst �berzeugt sind. In der mittelalterlichen Gerichtssprache wurden Urkunden nach dem lateinischen �brevis libellus� (kurzes Schreiben, Urkunde) auch �Brief� genannt. Im Meister- oder Steckbrief finden wir diese Bedeutung noch bis heute. Der Brief galt auch ohne Unterschrift - unbedingt dazu geh�rte aber das amtliche Siegel des Ausstellers, ohne den das Schriftst�ck wertlos war. Spricht man von �Brief und Siegel�, ist man bereit, einen Vertrag zu schlie�en.

Briefadel...meint diejenigen Adeligen, die durch einen Adelsbrief (statt durch Geburtsadel, ererbten Titel) in den Adelsstand erhoben wurden.

Brillenschlange...sagen manche wenig netten Menschen gelegentlich zu Brillentr�gern. Der Ausdruck geht auf die s�dasiatische Kobra (Naja naja), eine etwa 1,5 Meter lange Giftnatter zur�ck, die oft eine typische, an eine Brille erinnernde Markierung auf der R�ckseite des Halsschildes aufweist.

Bild: wikimedia.org

BrimboriumViel Gerede, gro�e Umschweife, aufwendige Vorbereitungen - andere stehen dem oft recht neutral gegen�ber und wundern sich �ber soviel Aktionismus: Als �Brimborium� bezeichnete man im 16. Jahrhundert ein �berlanges Gebet in lateinischer Sprache, ein schnelles, undeutliches Gemurmel. Abgeleitet vom franz�sischen �brimborion� (Lappalie), das wiederum auf das mittelfranz�sische �breborion, briborion� (Zauberformel, Kleinigkeit ohne Wert) zur�ckgeht und des �gelehrteren� Klanges wegen mit der latinisierten Endung �-ium� versehen, wurde das Wort durch Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) �Urfaust� bekannt. Mephistopheles sagt dort:

Ihr sprecht schon fast wie ein Franzos;
Doch bitt ich, la�ts Euch nicht verdrie�en:
Was hilfts, nur grade zu genie�en?
Die Freud ist lange nicht so gro�,
Als wenn Ihr erst herauf, herum
Durch allerlei Brimborium,
Das P�ppchen geknetet und zugerichtt
Wies lehret manche welsche Geschicht.

Br�tchengeberSchon in Genesis 3.19 hie� es: �In sudore vultus tui vesceris pane donec revertaris in terram de qua sumptus es quia pulvis es et in pulverem reverteris�. - �Jm schweis deines Angesichts soltu dein Brot essen, Bis das du wider zu Erden werdest da von du genomen bist. Denn du bist Erden vnd solt zu Erden werden�. Eine der wohl am tiefsten bei uns verwurzelten Weltanschauungen - Menschsein bedeutet, bis zum Tode hart zu arbeiten. Derjenige, der uns f�r einen kargen Lohn dieses oft recht kleine Brot in ebendiesem Schwei�e essen l��t, der Arbeitgeber, Firmeninhaber, Unternehmer ist im wahrsten Wortsinne unser �Br�tchengeber�

Brosamen...waren urspr�nglich St�cke, die vom Brot abgebrochen wurden, also zun�chst eher �Brocken�. Heute werden so nur noch allerkleinste St�cke (Kr�mel, Br�sel) bezeichnet. Den Begriff - vom ahdt. �brosem, broseme, brosme�, sp�ter mhdt. �brosoma� (Br�ckchen, Zerriebenes) - finden wir schon in der Geschichte des Lazarus: �...et cupiens saturari de his, qu� cadebant de mensa divitis; sed et canes veniebant et lingebant ulcera eius�. - �...vnd begeret sich zu settigen von den brosamen, die von des Reichen tische fielen. Doch kamen die Hunde, vnd lecketen jm seine schweren�. (Lk. 16.21). Dem Hungernden wurden also einfach Kr�mel der eigenen Mahlzeit zugeworfen. Heute erkl�ren wir ironisch die Spende eines Reichen an Arme, die so gering ausf�llt, da� sie eigentlich wirkungslos bleibt und vor allem den Reichen gar nicht belastet. Bei Ludwig Thoma (1867-1921) �Der s�chsische Landtag� hei�t es dazu:

�Sie sa�en lange Zeit allein im Saale,
Recht unter sich bei reichbesetztem Mahle,
Verteilten Braten unter sich und Fisch,
Ein Brosam fiel dem Volk von ihrem Tisch...�

Brot und Spiele...bezeichnet bis heute die Versuche einer Regierung, das Volk von aktuellen innenpolitischen Problemen abzulenken, indem man mit inszenierter Massenunterhaltung die allgemeine Stimmung zu heben versucht.
Das war schon im alten Rom so: Der Ausdruck geht auf das lateinische �panem et circenses� (�Brot und Zirkusspiele�, eigentlich �Brot und Wagenrennen�) zur�ck, womit der r�mische Dichter Decimus Iunius Iuvenalis (um 60-127) in seinen �Satir� (10:81) das Volk kritisierte, es habe einst die Macht an Feldherren verliehen und Beamte gew�hlt, w�rde sich jetzt allerdings nur noch f�r Essen und Unterhaltung interessieren, nicht aber f�r Politik.

Brotlose Kunst...bezeichnet umgangssprachlich eine T�tigkeit, die schlicht und einfach nichts einbringt: Selbst K�nstler m�ssen sich ihre Br�tchen hart verdienen. Nur von Genie und Kreativit�t allein l��t es sich kaum leben, und Unsterblichkeit erlangt man auch und gerade in diesem Metier oft erst weit nach dem Tode. Da aber l�ngst nicht jedes vermeintliche �Kunstwerk� sich in klingender M�nze auszahlt, mangelt es manch selbsternanntem K�nstler oft genug an einem etablierten, finanziell abgesicherten Leben und hin und wieder eben gar am Mindesten.

Bruder Leichtfu�...nennen wir gelegentlich einen Tunichtgut, einen eher windigen Burschen, dem wir eine gewisse Leichtsinnigkeit attestieren. Solch lockere und bisweilen etwas unbest�ndige Zeitgenossen gehen meist leichtfertig �ber anstehende Probleme hinweg, springen stattdessen hurtig und leichtf��ig wie ein Hase nur zwischen den angenehmen Seiten des Lebens umher.

Br�derschaft trinken...zwei Menschen auf dem Weg vom �Sie� zum �Du�, indem sie in einem Ritual jeweils die Arme, mit denen sie aus einem Glas trinken, gegenseitig durch die Armbeuge des anderen unterhaken. Danach gibt's einen Ku� und man stellt sich mit seinem Vornamen vor.
Laut �Meyers Enzyklop�die� von 1888 ist dies �...zun�chst die �bereinkunft von zwei Personen, sich als Br�der anzusehen, oft nur um einander mit ›Du‹ anzureden. Die Sitte, Br�derschaft zu trinken, beruht wohl darauf, da� der Genu� des gleichen Trankes als Symbol fester Vereinigung angesehen wurde...�
Wo dieser Brauch urspr�nglich herkommt, ist unklar: In �Jus Potandi oder Zechrecht�, einer anno 1616 herausgegebenen �bersetzung der �Disputatio inauguralis theoretico-practica jus potandi� von Richard Brathwaite (1588-1673) hei�t es in Kapitel 20: �Einen sonderlichen Verstandt oder Meynung hat der jenige Becher oder Gla�, damit einer den andern mit darzu sonderlichen und �blichen woertern zum Bruder erwehlet unnd einweyhet, oder aber, wie man sonst zusagen pfleget, mit ihme auff Bruederschafft oder auff den Dutz trincket. Welches auff allgemeine weise folgender Gestallt zu geschehen pfleget. In dem einer den andern anredet und spricht: Wenn ich dem Herrn nicht zu jung oder zu geringe were, wolte ich ihm eines auff gute Kundschafft unnd Bruederschafft bringen. Darauff antwortet der ander: Trinck her in Gottes Nahmen. Es soll mir sehr lieb und angenehm seyn: Darauff trinckt er au� und in dem er das wieder eingeschenckte Trinckgeschirr seinem newen Bruder zustellet, gebraucht er sich dieser wort und spricht: Mein Nahme heist N.N. ich wil thun was dir lieb ist unnd lassen was dir leyd ist. Darauff antwortet der ander: Und beyden de�gleichen wil ich in allem auch thun. Und nach Verrichtung dessen schweigen sie ein wenig still unnd bitten darauff, da� solche Bruederschafft durch oeffters besuchen, so von einem gegen den andern geschehen soll moege bestaettiget und vollnzogen werden und eine solche Bruederschafft wie ich gemeldet ist durch Gewonheit eingefuehret worden�.
Im 18. Jahrhundert werden Studentengelage beschrieben, bei denen das �Duztrinken� offenbar g�ngig war. Der Hallenser Magister Christian Wilhelm Kindleben (1748-85) erz�hlt in seinem �Studenten-Lexicon� von 1781: �...wenn die jungen Leute beym Glase Wein oder auch wohl beym Kommersch in einem Glase Bier oder Schnaps Br�derschaft trinken, und sich alsdenn einander Du und Herr Bruder nennen [...] Sonst pflegen auch Aeltern ihre Kinder, Lehrer in niedrigen Schulen ihre Sch�ler, Meister ihre Lehrjungen und Gesellen, Officiers die gemeinen Soldaten zu dutzen, das ist Du zu hei�en�.

Brunnenvergifter...richten gro�en Schaden an und treffen meist viele Unschuldige: Die Vergiftung �ffentlicher Brunnen, die in fr�heren Jahrhunderten der Wasserversorgung der Bev�lkerung dienten, galt als besonders verwerflich. So wurden bei kriegerischen Auseinandersetzungen gelegentlich Leichen oder Tierkadaver in die Brunnen des Feindes geworfen. Das Wasser wurde dadurch ungenie�bar, da jeder, der davon trank, mit schweren Erkrankungen oder gar dem Tode rechnen mu�te.

BrunstDer Begriff f�r die Paarungszeit beim Wild existiert so schon im Althochdt. und meint �Glut, Hitze�. Daran angelehnt kennen wir heute noch die �Feuersbrunst� und die �Inbrunst� (Leidenschaft).

Bubenh�hner...waren H�hner, die f�r jeden Sohn eines Bauern (bis zu dessen Verheiratung) zu entrichten waren. Im Mittelalter bezahlten die Bauern oftmals ihre Abgaben mit Naturalien, was mit daf�r sorgte, da� sie oft ziemlich �arm dran� waren.

Buch mit sieben Siegeln...nennen wir heute meist etwas, das wir nicht verstehen, das uns einfach �zu hoch�, zu schwer verst�ndlich ist, oft auch einen Menschen, den wir nicht durchschauen.
�Liber signatum septem sigillis� bezieht sich auf einen Seher, der in den Johannes-Offenbarungen (5.1) eine Buchrolle nicht �ffnen, den Inhalt also nicht lesen kann, weil die Rolle mit sieben Siegeln verschlossen ist: �Et vidi in dextera sedentis super thronum librum scriptum intus et foris signatum sigillis septem�. Martin Luther �bersetzte anno 1546: �Vnd ich sahe in der rechten Hand des, der auff dem stuel sass, ein Buch geschrieben inwendig vnd auswendig versiegelt mit sieben Siegel�. In einer wortgewaltigen, teils nachgerade surrealen Sprache wird dann geschildert, wie das Lamm Gottes ein Siegel nach dem anderen �ffnet und so die Apokalypse ausl�st.
Auch Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) �Faust� sagt zu seinem Famulus Wagner:

�Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit
sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.
Was ihr den ›Geist der Zeiten‹ hei�t,
das ist im Grund der Herren eigner Geist,
in dem die Zeiten sich bespiegeln�.
(Der Trag�die erster Teil, Nacht, 575)

Bucklige Verwandtschaft...nennen wir gelegentlich scherzhaft die ungeliebte Sippe, die uns im Grunde mal �den Buckel runterrutschen� k�nnte. In alten M�rchen und Sagen hatten b�se Gestalten oft einen Buckel, finstere Magier verzauberten Unschuldige, wer �den Buckel krumm machen� mu�te, geh�rte zu den armen Leuten und Diebe oder Kriminelle hatten etwas �auf dem Buckel�. Manche meinen, diese Wendung k�me daher, da� die armen Verwandten mangels Kapital immer im niedrigen Keller oder auf dem schr�gen Dachboden leben mu�ten, was zu den entsprechenden Deformationen gef�hrt habe. Allerdings war im Mittelalter alles was anders war - wie eben auch ein Buckel - von Hause aus minderwertig, was man eben auch dieser Verwandtschaft nachgesagt hat.

B�cherwurmMenschen, die viel lesen und deren Augen daraufhin nicht immer die besten sind, halten B�cher oft so nah vor das Gesicht, da� es aussieht, als w�rden sie diese �auffressen�. In der Literatur wurde diese Metapher erstmals 1747 von Gotthold Ephraim Lessing (1729-81) in seinem Lustspiel �Der junge Gelehrte� (3. Szene, 1. Auftritt) verwendet:

(Lisette:)
Tust Du nicht recht albern! Ich habe Dir ja alles erz�hlt, was unter uns vorgegangen ist. Dein Herr, das B�cherw�rmchen!
(Anton:)
Ja, auch das sind verdammte Tiere, die B�cherw�rmer. Es ist schon wahr, ein M�del wie du, mit tausend Talern, die ist wenigstens tausend Taler wert; aber nur das Kabinett - das Kabinett...

Auch der Maler Carl Spitzweg (1808-85) griff 1850 in seinem Gem�lde �Der B�cherwurm� diese �bertragung auf. Eigentlich sind �B�cherw�rmer� aber K�ferlarven, deren Lebensraum neben dem trockenen Totholz zuweilen auch M�bel, B�cher oder trockene Nahrungsmittel wie Brot umfa�t.

B�chse der PandoraNach der griechischen Sage war Pandora die erste Frau auf Erden. Zeus lie� sie von Hephaistos aus Lehm formen und mit vielen Vorz�gen und Reizen versehen. Doch da Prometheus den Menschen gegen den Willen der G�tter das Feuer gebracht hatte, schenkte Zeus als Strafe seiner Schw�gerin ein Tongef��, das alles B�se dieser Erde enthielt. Pandora sollte diese B�chse auf keinen Fall �ffnen. Als Prometheus Bruder Epimetheus Pandora zur Frau genommen hatte, tat sie es aus Neugier - ganz Frau - aber dennoch und alles �bel der Welt kam �ber die Menschheit, die vorher kein Leid gekannt hatte. Nur die Hoffnung blieb im Gef�� zur�ck, damit der Mensch sein Leben trotzdem weiterf�hrt. Heute ist die �B�chse der Pandora� Inbegriff alles Unheilbringenden.

B�ckling...nannte man einst die h�fliche Verbeugung eines Untergebenen - �Welches ist der h�flichste Fisch?� lautete dazu eine beliebte Scherzfrage. Heute ist der B�ckling (vom mittelniederdeutschen �buckinc�, �bucking� oder �pucking�) nur noch der ger�ucherte Hering, dessen charakteristischer goldener Glanz auf der Haut durch das austretende Fett beim R�uchern entsteht. Der Geruch nach �buc� (Bock) soll zu dem Namen gef�hrt haben.

B�ckwareWare, die nur �ber �Beziehungen� (Westgeld) zu bekommen war. Sie lag versteckt unter der Theke, Verk�ufer mu�ten sich also b�cken, um sie hervorzuholen

B�dnerEin �B�dner� oder �H�usler� war ein Dorfbewohner mit eigenem H�uschen, aber nur wenig oder keinem eigenen Land. Er mu�te also bei landbesitzenden Bauern seinen Unterhalt als Tagel�hner verdienen. Die Begriffe stammen noch aus der mittelalterlichen Agrarverfassung.

B�ffeln...m�ssen viele Sch�ler, wenn sie versuchen, sich den Lernstoff f�r eine Klassenarbeit noch in letzter Minute einzupr�gen. Diese Anstrengung hat allerdings nichts mit der harten Arbeit der B�ffel zu tun - hierf�r haben wir im deutschen Sprachraum das Wort �ochsen� -, sondern geht wohl eher auf das mittelhochdeutsche �buffen� zur�ck, was �schlagen, sto�en� bedeutet. Lehrer brachten ihre Sch�ler einst mit Schl�gen und St��en dazu, zu lernen.

B�ttelEin �B�ttel� war ein Gerichtsdiener, mitunter auch H�scher, der fl�chtige Verbrecher wieder einfangen und dem Gericht ausliefern mu�te.

BuhlerinDer alte Ausdruck f�r eine Geliebte findet sich schon als �buole� im mhdt. und meint dort eine nahe Verwandte oder Liebhaberin.

BulleDieses Kosewort f�r unsere Exekutivorgane kommt - wenngleich millionenfach anders kolportiert - nat�rlich nicht vom Rindvieh, sondern vom rotwelschen �Puhler�: Bereits im 18 Jahrhundert nannte man die Landj�ger, die Vorl�ufer der heutigen Schutzpolizei, je nach Mundart �Landpuller� oder �Landbohlwer�. Zugrunde liegt dem Ausdruck das niederl�ndische �bol�, was soviel wie K�pfchen (mit Grips) bedeutet...

Bulle & B�rDie beiden Symbolfiguren der B�rse wurden nach ihrem Kampfverhalten ausgew�hlt: Bullen greifen ihre Gegner mit gesenktem Kopf an und rei�en sie mit den H�rnen hoch - der B�r schl�gt den Feind mit der Tatze von oben nieder. Dementsprechend stehen der Bulle f�r steigende und der B�r f�r fallende B�rsenkurse. Eine andere Deutung stellt darauf ab, da� der Bulle ein temperamentvolles Tier ist, w�hrend der B�r eher tapsig und schl�frig daherkommt.

BummelschichtUnentschuldigtes Fernbleiben vom Arbeitsplatz, Blaumachen

BundschuhDie schon seit den alten Germanen bekannte Fu�bekleidung - oftmals nur ein St�ck Leder, das mit Riemen an Fu� und Kn�chel befestigt wurde - war seit etwa dem Ende des 13. Jahrhunderts Symbol des Bauernstandes, um sich gegen die Adeligen (die Stiefel trugen) abzusetzen und wurde 1492/93 im Elsa� gleichbedeutend mit vorreformatorischem, b�uerlichem Widerstand gegen die weltliche und geistliche Obrigkeit. Einer der wichtigen F�hrer, der Bauer: Joss Fritz, f�hrte Bauernheere des Bistums Speyer (1502), des Breisgaus (1513) und des Oberrheins (1517). Der �Bundschuh� m�ndete schlie�lich in die Bauernkriege von 1525.

Buridans Esel...war einer, der die Wahl zwischen zwei Gegenst�nden hatte, die ihm gleich wertvoll erscheinen: Johannes Buridan (um 1300-58), ein franz�sischer Philosoph, soll sich des Bildes eines Esels bedient haben, der im gleichen Abstand zwischen zwei Heub�ndeln stand, um zu beweisen, da� er verhungern m�sse, weil er gleichm��ig von beiden angezogen w�rde. In der Wirklichkeit gibt es indes solche Esel nicht, auch in seinen Werken bislang vergeblich nach dieser Stelle gesucht worden. Arthur Schopenhauer (1788-1860) hat aber nachgewiesen, da� das Beispiel �ber die Willensfreiheit sich bei Dante Alighieri (1265-1321) im 4. Buch seines Paradieses findet, wo es hei�t: �Zwischen zwei gleich entfernten und sich bewegenden Speisen w�rde der Mensch eher sterben, als da� er bei Willensfreiheit eine an die Z�hne br�chte�. So bezeichnen wir heute einen Menschen, der sich bei der Wahl zwischen zwei gleichwertigen Gegenst�nden oder Zust�nden nicht entscheiden kann als �Buridans Esel�.

BuschfunkInformelle Weitergabe von Informationen

BusenfreundDer beste Freund, einer, den man von Herzen gernhat - der �Busen� wird hier nicht im w�rtlichen Sinne als Bezeichnung f�r die (weibliche) Brust verwendet, sondern beschreibt (insbesondere in der Romantik) �berschwenglich-poetisch das �Innerste des Menschen�. In Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) �Veilchen� hei�t es: �Bis mich das Liebchen abgepfl�ckt und an dem Busen matt gedr�ckt...� und auch Tamino aus Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-91) �Zauberfl�te� singt in seiner Arie: �Ich m�chte sie dann voll Entz�cken an meinen hei�en Busen dr�cken...�

Butter bei die Fische...gibt man in Norddeutschland: Gebratener Fisch wird dort gerne mit einem St�ckchen Butter serviert, das erst kurz vor Beginn der Mahlzeit auf den hei�en, angerichteten Fisch gegeben werden darf, damit es nicht zerl�uft. Sobald �Butter bei de Fische� ist, wird gegessen - man kommt also endlich zur Sache.

ButterbriefDer �Butterbrief� war eine Bescheinigung zur Fastenerleichterung, die von einem kath. Geistlichen (manchmal gar vom Papst selbst) ausgestellt wurde. Nur damit war es erlaubt, in der Fastenzeit Butter o.�. nicht zugelassene Speisen zu essen. Oft erfolgte die Ausstellung gegen eine Bu�zahlung (Butterpfennige). Die eingenommenen Betr�ge wurden im sogenannten Butterkasten aufbewahrt und z. B. zum Bau von Kirchen, Br�cken etc. verwendet.

Buxtehude, wo die Hunde mit dem Schwanz bellen...ist ein r�ckst�ndiger Ort, wo aus Dummheit quasi alles falsch gemacht wird. Urspr�nglich war �Hunte� (Glocke) gemeint, der �Schwanz� war das ausgefranste Glockenseil. M�glicherweise liegt dem auch eine fremdsprachliche �bertragung zugrunde: Im Englischen hei�t �to bell� l�uten. In Buxtehude, das eine der �ltesten Kirchen (13. Jahrhundert) Deutschlands hat, wurde noch lange mit Glockenseil und Kl�ppel gel�utet, was heute als Zeichen von R�ckst�ndigkeit verstanden wird.