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(Mouseover für Erläuterungen)
J
J'accuseDer französische Dichter und Schriftsteller Émile Zola (1840-1902) schreibt im Januar 1898 einen offenen Brief an den Präsidenten der Republik mit der Überschrift »J'accuse« (Ich klage an): Zola beschuldigt das Kriegsgericht, ein Fehlurteil aufgrund von Vorurteilen gefällt zu haben. Der in der Zeitung »Aurore« veröffentlichte Brief bestürzte Europa mehr, als der Justizskandal um die Degradierung des jüdischen Offiziers Alfred Dreyfus (1859-1935), der dem vorausgegangen war und für dessen Unschuld Zola kämpfte. Heute verwendet man das geflügelte Wort, um einer Kritik oder dem Anprangern von Mißständen größeres Gewicht zu verleihen.
Jacke wie HoseIm 17. Jahrhundert ging man dazu über, Jacke und Hose aus dem gleichen Stoff zu schneidern. Zwischen beiden Kleidungsstücken bestand im Material kein Unterschied, ob Jacke oder Hose ist also völlig egal.
Jägerlatein...nennen wir die mehr oder weniger wahren Erzählungen von Jägern, die bezüglich der Zahl und Größe des erlegten Wildes gelegentlich zu einer gewissen Übertreibung neigen sollen. Analog dazu kennen wir auch das »Anglerlatein« und das »Seemannsgarn«. Der erste Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-98) meinte dazu einst: »Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd«.
Jaffamöbel...nannte man einst die von tüchtigen Heimwerkern selbstgebastelte Wohnungseinrichtung. Das Wort leitet sich von den früher weitverbreiteten Jaffa-Apfelsinenkisten aus Israel ab, aus denen das eine oder andere billige Möbelstück zusammengezimmert worden sein soll.
Jagdschein 51Hier geht es nicht um Rot- oder Schwarzwild, sondern darum, als unzurechnungsfähig straffrei davonzukommen. Der »Jagdschein 51« bezieht sich auf § 51 StGB, in dem die entsprechenden gesetzlichen Regelungen bis in die 1960er Jahre enthalten waren. Dieser Paragraph wurde unter anderem durch § 20 StGB »Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen« ersetzt.
Jahrmarkt der EitelkeitDer englische Schriftsteller William Makepeace Thackeray (1811-63) beschreibt in »Vanity Fair« (Jahrmarkt der Eitelkeit, 1848) die englische Gesellschaft der Napoléonzeit. Noch heute etikettieren wir so gesellschaftliche Anlässe, bei denen sich Menschen zur Schau stellen und es heißt »sehen und gesehen werden«.
Jammerlappen»Jammer« kommt von einem westgermanischen Adjektiv, das sich wahrscheinlich lautmalerisch aus einem Schmerzruf entwickelt hat. Der »Jammerlappen«, ursprünglich ein Tuch zum Abwischen der Tränen, ein Taschentuch, steht verächtlich für einen sehr weinerlichen, feigen, energielosen, wehleidigen Menschen.
Janusköpfig...nennen wir jemanden, der »zwei Gesichter« hat, sich von zwei entgegengesetzten Seiten zeigt, zwiespältig und widersprüchlich ist. Janus, ein Gott der römischen Mythologie, wird doppelköpfig oder mit zwei nach vorne und hinten blickenden Gesichtern dargestellt. Zuständig war Janus für den Anfang und das Ende, für Ein- und Ausgänge, für Türen und Tore, ebenso wurde er als Erfinder des Ackerbaus, der bürgerlichen Gesetze und des Gottdienstes verehrt.
Je oller, je doller...sagt der Volksmund nicht von ungefähr. Das Motto quietschfideler Rentner beschreibt eine gar nicht so seltene Lebensweise im fortgeschrittenen Alter: Je älter sie werden, desto heftiger und verrückter wollen sie sich ausleben. Dahingestellt, ob sich der manchmal recht abfällig gebrauchte Kommentar zu überschäumenden Seniorenaktivitäten auf deren riesiger Lebenserfahrung gründet oder doch eher von einer gewissen Torschlußpanik zeugt - nur selten finden wir eine Alliteration so ausgeprägt, wie in diesem alten Sprichwort.
Je später der Abend, desto schöner die Gäste...rufen wir auf einer Party - namentlich Damen gegenüber - charmant aus und die Angesprochene wird dies vielleicht als Schmeichelei auffassen. Manche soll ja gar vorsätzlich zuspätkommen, um durch ihren »großen Auftritt« besondere Aufmerksamkeit zu erregen. Doch die Ironie in dieser Floskel ist unüberhörbar: Nach einem Zitat des französischen Königs Ludwig XVIII. (1755-1824) ist »Pünktlichkeit die Höflichkeit der Könige«, denn nichts ist unangenehmer als ein unpünktlicher Gast. Ein anderer Aspekt: Wissenschaftler haben festgestellt, daß schon ein Bier oder ein Viertel Wein potentielle Partner wesentlich attraktiver erscheinen läßt. Mit steigendem Alkoholpegel kann also gelegentlich auch ein »One-Night-Stand«, der eigentlich nicht so ganz in unser Beuteschema passen will, immer »schöner« werden...
Jedem das Seine...ist ein Grundsatz, der auf das antike griechische Staatswesen zurückgeht. Platon (um 428-347 a.C.) stellte fest, daß jeder nach seinen Möglichkeiten der Gemeinschaft dienen und dafür auch seinen gerechten Lohn erhalten sollte. Auch im römischen Reich war die Formel »suum cuique« ein Ausdruck für Gerechtigkeit. Die Nationalsozialisten entstellten den Begriff zynisch ins Gegenteil, indem sie den Spruch über das Haupttor des Konzentrationslagers Buchenwald schrieben.
Jedem Tierchen sein Plaisirchen...bedeutet, daß jeder Mensch so seine Marotten hat und nicht über die eines anderen lästern soll. Der Aufruf zu Toleranz war ursprünglich als »Ein jedes Tierchen hat sein Pläsierchen. Zoologischer Liedergarten« Titel einer humoristischen Gedichtsammlung des sächsischen Mundartdichters Edwin Bormann (1851-1912), der für anthropomorphisiserende Darstellungen menschlichen Verhaltens bekannt war. Der Bayer Adolf Oberländer (1845-1923) malte dazu passend Tiere in Menschengestalt und mit menschlichen Handlungsweisen. Das »Plaisierchen« leitet sich vom französischen »plaisir« (Vergnügen, Freude, Genuß) ab.
Jeden Wunsch von den Augen ablesen...können wir einem geliebten Menschen, von dem wir intuitiv wissen, was er sich wünscht: Wer die Körpersprache des anderen richtig deutet, kann begehrliche Blicke leicht erkennen und einen Wunsch erfüllen, noch bevor er ausgesprochen wird. Das sorgt für angenehme Überraschungen.
Jeder ist seines Glückes Schmied»Faber est suæ quisque fortunæ«. - »Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied«, wußte bereits Gaius Sallustius Crispus (86-35 a.C.) in seinem Werk »Ad Cæsarem senem de re publica oratio« zu berichten. Er führt den Spruch auf Appius Claudius Cæcus (um 340-273 a.C.) zurück und dieser wiederum hat ihn wohl von dem griechischen Komödiendichter Philemon (um 360-264 a.C.). Man müßte selbst etwas tun, sein Glück zu finden, glaubte der römische Geschichtsschreiber - es hinge von einem selbst ab, ob man glücklich wird. Jeder sei selbst dafür verantwortlich, was er aus seinem Leben mache und könne es nach seinen Wünschen gestalten und aktiv Einfluß auf sein Schicksal nehmen. Leider - was Sallust seinerzeit wohl nicht ahnte - taugt der Spruch heute bestenfalls noch zur Propaganda. Die Möglichkeiten, sein Leben heute noch tatsächlich selbst zu gestalten, gehen für die allermeisten von uns - die wir eben nicht über einen eigenen Amboß verfügen - gegen Null...
Jeder ist sich selbst der Nächste...sagen wir mal spöttisch, mal verständnisvoll, oft auch zynisch über jemanden, der überwiegend auf sich selbst bezogen ist, zuerst an sich denkt, den eigenen Vorlieben ohne Rücksicht auf andere nachgeht. Diese sprichwörtliche Redensart stammt aus dem Theaterstück »Andria« (IV, 1) des römischen Komödiendichters Publius Terentius Afer (um 195-158 a.C.), wo es im lateinischen Original heißt: »Proximus sum egomet mihi« (Ich bin mir selbst der Nächste). Denkbar ist aber auch eine ironische Ableitung aus einem Bibelzitat: »Non quæres ultionem nec memor eris iniuriæ civium tuorum diliges amicum tuum sicut temet ipsum ego Dominus« - »Dv solt nicht Rachgirig sein noch zorn halten gegen die Kinder deines Volcks. Dv solt deinen Nehesten lieben wie dich selbs. Denn ich bin der Herr« (Levitikus 19.18). Der jüdische Gelehrte Rawa (um 280-352) legte dieses Zitat für das talmudische Rechtssystem aus. Demnach kann sich kein Mensch vor Gericht selbst belasten, seine Straftat muß von mindestens zwei Zeugen bestätigt werden.
Jeder Krämer lobt seine WareDieser Spruch geht wohl auf das erste Buch der Epistulæ (Briefe 2:2:11) des römischen Dichters Quintus Horatius Flaccus (65-8 a.C.) zurück und lautet im lateinischen Original: »Laudat venales qui vult extrudere merces« (Es lobt seine Waren, wer sie sobald wie möglich loswerden will). Die Kernaussage: »Kein Verkäufer erzählt die ganze Wahrheit« gilt natürlich auch heute noch - wer etwas allzusehr über den grünen Klee lobt, erntet Skepsis und Ablehnung. Nur zu oft verbirgt sich hinter dem herausgeputzten Angebot nämlich ein völlig überteuerter Ladenhüter.
Jeder nach seinem ChacunVerballhornung aus dem französischen »Chacun à son goût« (Jeder nach seinem Geschmack).
Jeder soll nach seiner Façon selig werden...sagen wir oft, um uns fremde und unverständliche Weltanschauungen oder Ansichten Dritter zu kommentieren. Diesen Ausspruch verdanken wir Preußenkönig Friedrich dem Großen (1712-86), der am 22. Juni 1740 auf eine Anfrage bezüglich der Unzuträglichkeiten mit für römisch-katholische Soldatenkinder neuerrichteten katholischen Schulen an den Rand einer Eingabe notierte: »Die Religionen Müsen alle Tolleriret werden und Mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, das keine der andern abrug Tuhe, den hier mus ein jeder nach seiner Fasson Selich werden«.
Jeder Topf findet seinen Deckel...hofft der Volksmund oft recht gefühlsduselig, um Mauerblümchen und alternde Junggesellen in ihrem Liebeskummer zu besänftigen. So, wie schon lange vor Einführung der DIN-Normung zu jedem Kochtopf irgendein Deckel paßte, wird eines schönen Tages auch als sinnbildlich paarweise Ergänzung eine jede ihren Märchenprinzen finden - man muß nur geduldig sein. Schon die alten Römer wußten: »Reperit patella operculum« (jede Schale findet den Deckel), später formulierte der deutsche Dramatiker und Schriftsteller August Friedrich Ferdinand von Kotzebue (1761-1819): »es findet ohn dich der topf wol sein deckel« und selbst, wenn es nicht so ganz genau zueinander passen will, wissen wir: »Kein Töpfchen so schief, es findet sich ein Deckelchen drauf«.
Jeder Zoll ein KönigIn William Shakespeares »King Lear« (IV.6) fragt der Graf von Gloster den langsam wahnsinnig werdenden König: »Ich erinnere mich des Tons dieser Stimme. Ist's nicht der König?« und König Lear, auf eine phantastische Art mit Blumen geziert, antwortet darauf voller Ironie und Bitterkeit: »Ja, jeden Zolls lang ein König. Wenn ich sauer sehe, seht wie meine Unterthanen zittern. Ich schenke diesem Mann das Leben. Was war seine Sache? Ehebruch? Du sollt nicht sterben! Wegen Ehebruchs sterben? Nein, der Zaunschlupfer thut es, und die kleine vergüldete Fliege buhlet unter meinen Augen«.
Auch wenn diese Wendung in der letzten Zeit eher aus der Mode gekommen ist, bezeichnen wir danach noch heute Menschen: »Jeder Zoll ein Kavalier/eine Dame/ein Freund etc.«
Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen...jede Erbse einen Knall: Daß Hülsenfrüchte oft kräftige Magenwinde entfesseln, liegt an den darin enthaltenen Kohlenhydraten, die von den Verdauungssäften nicht aufgeschlossen werden können. So gelangen sie unverdaut in die tieferen Darmabschnitte, wo sich Bakterien an ihnen gütlich tun und Meteorismen produzieren - Ansammlungen von Gasen, die das dringende Bestreben haben, den Körper als Flatulenzen zu verlassen.
JeepFür die Herkunft der Bezeichnung werden im Allgemeinen zwei Quellen angenommen: 1936 führte Elzie Crisler Segar (1894-1938) die Figur »Eugene the Jeep« in seinen Comic »Thimble Theater« (bekannt durch »Popeye«) ein. Der Name »Jeep« heißt es, komme demnach von dem vogelartigen Laut, den dieses Fabelwesen, ein Teddy mit langer Nase und Katzenschwanz, das durch Wände und Decken gehen, Bäume besteigen und fliegen - also überall auftauchen kann, wo es will - von sich gibt. Danach wurde alles mögliche als »Jeep« bezeichnet, auch Irving Hausmann, einer der Testfahrer bei Willys-Overland will 1941 gegenüber der Presse diesen Namen verwendet haben, als er bei der ersten Vorführung seines Jeeps die Treppe des Capitols hochfuhr.
Weitere Quelle ist der Ford »GP«, ein Aufklärungsfahrzeug mit Allradantrieb und einer Ladekapazität von ¼ US-Tonne, das ab 1941 von den US-Streitkräften eingesetzt wurde und in Konkurrenz zu dem Gefährt von Willys-Overland stand. Wie ein Ford-Wartungshandbuch aus dem Jahre 1941 belegt, steht »G« für Government (Produktion im Regierungsauftrag), »P« bezeichnet das Modell mit einem Radstand von 80 Zoll.
Später wurde »GP« als Abkürzung für »general-purpose« (Allzweck) umgedeutet. Willys-Overland Motors wurde 1945 nach mehrjährigem Rechtsstreit Schutz für den Namen »Jeep« gewährt, inzwischen gehört der Jeep zur Chrysler-Gruppe.
Jemandem den kleinen Finger reichenVersucht jemand, die eigene Hilfsbereitschaft auszunutzen, heißt es oft: »Man reicht ihm den kleinen Finger, und er will die ganze Hand«. Ursprünglich meinte man damit den Teufel, um vor dessen Bösartigkeit zu warnen. Im Laufe der Zeit wurde der Spruch auf unverschämte Menschen übertragen, wie das Beispiel aus dem Jahr 1541 belegt: »Gibstu dem narren die finger, so wil er die faust gar haben« schrieb der Theologe Sebastian Franck (1499–1542) in seinem Werk »Sprichwörter, Schöne, Weise, Herrliche Clugreden«, wo er fast 7.000 Redensarten sammelte.
Jemandem ein Kuckucksei ins Nest legen...meint, daß jemand etwas macht, das sich später als Nachteil für einen anderen herausstellt:
Der Kuckuck hat keine Lust, seine Eier selbst auszubrüten und schiebt er sie einfach irgendeinem anderen Vogel unter. Der wiederum erkennt den »falschen Fuffziger« nicht und brütet ihn arglos aus - bis der schnell heranwachsende Kuckuck die eigenen Jungen aus dem Nest schubst.
Jemandem eine Brücke bauen...sagte man im Mittelalter und meinte damit eine Fall- oder Zugbrücke, die einem bedrohten oder verfolgten Menschen Zugang zur Burg und zum Burgfrieden verschaffte. Noch heute verwenden wir diese Redensart, wenn wir jemandem in Bedrängnis unsere Hilfe anbieten.
Jemandem einen Maulkorb verpassen...ist der Wunschtraum manch Politikers. Nicht immer geht die Demokratie so weit, daß deren oft krude Phantasien an die Öffentlichkeit gelangen sollen. Weitaus genehmer wäre den Damen und Herren eine fein abgestimmte Hofberichterstattung. Ursprünglich ist der Maulkorb eine lederne Vorrichtung, die Hunden ums Maul gebunden wird, um sie am Beißen zu hindern - übertragen soll er Andersdenkende von vornherein zum Schweigen bringen oder ihnen ein Redeverbot erteilen.
Jemandem etwas flüstern...meint heute ironisch, jemandem wird gehörig die Meinung gesagt - in scharfem Ton und ganz bestimmt nicht leise. Die Wendung geht wohl auf den »Flüsterer« zurück, der Verleumdungen und Gemeinheiten verbreitete - im Flüsterton, um sich vor Zeugen und den Folgen seiner Bosheit zu schützen.
Jemandem etwas husten...heißt salopp, daß wir nicht im Traum daran denken, nach seiner Pfeife zu tanzen, seinem Wunsch oder Vorstellungen entsprechend zu handeln. Das Anhusten oder -spucken ist ein schon im Mittelalter üblicher Ausdruck der Verachtung; Martin Luther (1483-1546) schrieb über katholische Christen: »denn irer kirchen gewalt, da hust ich auf, und las sie faren«. Auch im Wörterbuch der Gebrüder Grimm findet sich »etwas husten« als »derber Ausdruck der Verweigerung«.
Jemandem etwas weismachen...war ursprünglich gar nicht so abwertend wie heute gemeint, sondern bedeutete »jemanden weise machen«, also ihn informieren. Im Laufe der Zeit wandelte sich die Redewendung jedoch ins Gegenteil und bereits im Wörterbuch der Gebrüder Grimm {ab 1838) ist sie gleichgesetzt mit »dem blauen Dunste« der irrigen Annahme oder Täuschung.
Jemandem etwas zuschanzenJemandem etwas Gutes tun und ihm einen Vorteil zukommen lassen: Mit dem mhdt. »Schanz« war der Einsatz beim Würfelspiel gemeint. Zugrunde liegt das franzosische »chance« (Fall, glücklicher Zufall), was wiederum auf das lateinische »cadentia« (Fall des Würfels) zurückgeht. Wollen wir den Mitspieler gewinnen lassen, spielen wir so, daß er eine »Schanze« - eine gute Karte - gewinnen kann. Denselben Ursprung hat übrigens auch die »Chance«.
Jemandem fällt die Decke auf den Kopf...wenn er es einfach nicht mehr aushält in seiner Wohnung, dringend zuhause raus muß: Ihm ist langweilig, er würde gern ausgehen, andere Menschen und eine andere Umgebung um sich haben, weil er sich in einem Raum beengt und niedergedrückt fühlt - so als ob tatsächlich die Zimmerdecke jeden Moment herunterkommen könnte.
Jemandem geht der Arsch auf Grundeis...bedeutet, er hat große Angst oder befürchtet Schlimmes.
Die seit 1760 belegte, aber wohl ältere Redensart leitet sich ab von dem polternden Geräusch beim losbrechen des Grundeises, das sich am Boden von Binnengewässern bildet, nach der Frostperiode. Dies geschieht unter erheblichem Lärm und wird mit den Magengeräuschen verglichen, die bei Durchfall als Begleiter von Angst und Feigheit auftreten.
Im Gedicht »Der erratische Block«, das der Schriftsteller und Dichter Joseph Victor von Scheffel (1826-86) im Jahre 1864 verfaßte, lautet die siebte Strophe:
»Und der spielt die traurigste Rolle,
Dem die Basis mit Grundeis ergeht.
Ich wurde auf treibender Scholle
In des Ozeans Brandung verweht«.
Jemandem heimleuchten...heißt im Volksmund, ihm eine deutliche Abfuhr zu geben, gehörig die Meinung zu sagen. Bis zur Erfindung der Straßenbeleuchtung hat man seine Gäste bei dunkler Nacht oft tatsächlich mit einer Fackel oder Laterne nach Hause begleitet, wenn man sie endlich loswerden wollte.
Jemandem Hörner aufsetzenWir wissen es längst: Alle Männer gehen ständig fremd, sie betrügen schamlos ihre armen Frauen, lassen sie schändlich im Stich. So weit - so schlecht. Wer sich nun fragt, mit wem sie dieses so verwerfliche Treiben unternehmen, ahnt es fast: Frauen sind - diametral gängiger feministischer Klischees - kein Stück besser. Der essentielle Unterschied: Frauen gehen nicht schnöde fremd - sie verlieben sich neu, entmanntsiepieren sich, werden schwach, wagen vielleicht mal einen kleinen Seitensprung oder setzen ihrem Partner eben die berühmten »Hörner« auf...
Der Begriff geht auf einen alten ländlichen Brauch, die Kastration von Hähnen zurück: Dem Kapaun setzte man, um die Qualität seines Fleisches zu erhöhen und einfach, um ihn aus dem gemeinen Hühnervolk herauszukennen, die abgeschnittenen Sporen in den Kamm, wo sie fast wie Hörner anwuchsen.
Jemandem ist die Petersilie verhageltDie robusten kräftigen Blätter der Petersilie (Petroselinum crispum) überstehen auch einen recht kräftigen Hagelschlag im Garten unbeschädigt, während andere Blätter zerrissen und zerschmettert werden. Daher drückt die Redensart aus, daß etwas fast Unmögliches, zumindest aber völlig Unerwartetes geschehen ist.
Eine andere Erklärung sieht diese Redensart im alten Volksglauben, nach dem die Petersilie ein Aphrodisiakum, also ein Lustmacher ist. Wem die Petersilie verhagelt wird, dem vergeht die Lust.
Jemanden am/auf dem Hals haben...wir, wenn wir uns um jemanden kümmern sollen, den wir nicht mögen aber dennoch nicht mehr loswerden. Ursprung dieser Phrase sind wohl »Geisterwesen«, von denen man im Mittelalter glaubte, sie würden sich einem auf den Rücken setzen und am Hals festhalten, um sich ein geraumes Stück des Weges »Huckepack« tragen zu lassen. Diese »Huckaufs« hat man dann »auf dem Hals« - ob man will oder nicht...
Jemanden auf dem Kieker haben...heißt, daß man mißtrauisch beobachtet und nur auf eine Gelegenheit zur Kritik gewartet wird - fast, als würde man durch ein Fernrohr oder eine übergroße Lupe ganz genau betrachtet, um selbst kleinste Verfehlungen auf einmal riesig erscheinen zu lassen. »Kieker«, vom plattdeutschen »kieken« (kucken), nennt der Norddeutsche das Fernrohr. Ein Seemann, der etwas »auf dem Kieker« hat, kann es mit seinem Fernrohr ganz genau anschauen und beobachten.
Jemanden auf den Schild heben...wir, wenn wir ihn für ein Amt oder einen Posten vorschlagen - wir heben ihn hervor und zeigen ihn allen. Bei den alten Franken war der Spruch wörtlich gemeint: Der gewählte König wurde auf den Schild gehoben und dreimal im Kreise der Versammelten umhergetragen.
Jemanden bei der Stange halten...meint, jemanden unterstützen, motivieren, damit er nicht die Lust verliert:
Hier ging es ursprünglich um die Fahnenstange der Standarte, die dem versprengten Soldaten den eigentlichen Standort zeigte - einen Orientierungspunkt, wo er sich in Sicherheit bringen, nach dem Kampf einfinden und versammeln konnte. Wer jemanden »bei der Stange hält«, hilft also, eine begonnene Sache zu Ende zu führen, nicht aufzugeben.
Jemanden festnageln...nahm man im Mittelalter wörtlich: Damals nagelten Bauern tote Raubvögel an ihr Scheunentor. Das sollte Artgenossen davon abhalten, unter den Tierbeständen des Bauern zu wüten. Heutzutage bedeutet das Sprichwort, daß man auf etwas, das man einmal gesagt hat, festgelegt wird.
Jemanden gefressen haben...wir umgangssprachlich, wenn wir ihn nicht leiden können, böse oder verärgert über ihn sind: Wer jemanden »gefressen« hat, hat ihn quasi getötet, physisch vernichtet. Dieser Redewendung liegt wohl auch eine Verbindung zu schwer verdaulichen Speisen, die nach dem Essen bleiern im Magen liegen, zugrunde. Andere leiten sie auf einen mittelalterlichen Rechtsbrauch zurück, bei dem fremde »Fresser« bei Schuldnern einquartiert wurden, um deren gesamte Vorräte zu vertilgen.
Jemanden nicht riechen können...heißt oft, daß Ablehnung oder Streit in der Luft liegt: Jeder Mensch sendet Pheromone aus, Botenstoffe, die bei anderen Menschen Reaktionen auslösen. So finden Frauen solche Männer attraktiver, deren Duft sich stark von ihrem eigenen unterscheided. Offenbar kennt die Natur hier ein einfaches Mittel, für genetische Vielfalt zu sorgen...
Jemanden schröpfen...heißt heute, ihn hereinzulegen, sodaß er eine Menge Geld verliert. Bei der über 5000 Jahre alten Therapieform, von der das Wort abstammt, werden mithilfe von »Schröpfköpfen« an bestimmten Körperzonen durch einen Unterdruck positive Reize gesetzt. Dadurch sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert und eine Umstimmung erreicht werden. Der Arzt, Alchemist und Mystiker Paracelsus (1493-1541) meinte in seinem wichtigsten Lehrsatz: »Wo die Natur einen Schmerz erzeugt, dort will sie schädliche Stoffe ausleeren. Und wo sie dies nicht selbst fertigbringt, dort mach' ein Loch in die Haut und lasse die schädlichen Stoffe heraus«.
Jemanden zur Ader lassen...ist schon seit der Antike bekannt: Dem Patienten wurde eine erhebliche Menge ›schlechtes‹ Blut entnommen, weil man glaubte, daß dieses den Menschen verderben könne und ausgeleitet werden müsse. Die Schulmedizin wendet dieses Verfahren heute nur noch sehr selten an - äußerst beliebt und weitverbreitet ist allerdings mittlerweile das großzügige Abnehmen des Geldes...
Jenseits von Gut und Böse...ist gemeinhin ein Extrem: Einerseits jemand, der nicht mehr zu retten, dem nicht zu helfen ist, ein hoffnungsloser Fall - andererseits auch Dinge oder Sachverhalte, die mit den Kategorien »gut« und »böse« nicht ausreichend beschrieben werden können. Die Wendung ist 1886 als »Jenseits von Gut und Böse - Vorspiel einer Philosophie der Zukunft« Titel eines Buches des einflußreichen wie umstrittenen Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900) und wurde dadurch weltberühmt. Die heiklen Fragen, was »jenseits von Gut und Böse«, was überhaupt »gut« und was »böse« sei, hat Nietzsche aufgegriffen und mit unerbittlicher Menschen-, Religions- und Gott-Kritik diskutiert - aber nicht beantwortet. In seinem Vorspiel ganz am Schluß will er durchbrechen und absehen von der Moral und ihren Vorurteilen, von dem Guten und Bösen.
Jetzt haben wir den Salat...ärgern wir uns, wenn sich etwas Unangenehmes ereignet oder etwas völlig durcheinandergerät. Die Redewendung geht auf das lateinische »sal« (Salz) und in der Folge das italienische »salato« (salzig) für kalte, durchmischte Speisen (ursprünglich Blattsalate) zurück. Im Deutschen wandelte sich die Bedeutung vom Gesalzenen auf das Durchmischte und entwickelte so den negativen Beiklang im Sinne von »Mischmasch, Chaos«, wie er im Kabel- oder Bandsalat fast mit Händen greifbar ist.
Jetzt haben wir den Schlamassel...schimpfen wir angesichts einer schwierigen, offenbar ausweglosen Situation, in die wir durch ein Unglück oder Mißgeschick geraten sind: Dieses seit dem 18. Jahrhundert bezeugte Wort geht wohl auf das jiddische »schlamasl« oder »schlimasl« zurück, wörtlich bedeutet es: »was nicht Glück ist« und kam über die »Gaunersprache« Rotwelsch zu uns. Das enthaltene »Massel« steht für Glück, Glücksstern, Gestirn und wurde mit dem deutschen »schlimm« kombiniert, sodaß die Bedeutung »schlimmer, schlechter Stern« oder »schlimmes Glück« entstand.
Jetzt ist Polen offenEs herrscht große Aufregung, alles ist möglich, die Situation gerät völlig außer Kontrolle: Diese umgangssprachliche Drohung stammt möglicherweise aus den Zeiten der polnischen Teilungen in den Jahren 1772-95, als der polnische Adel untereinander heillos zerstritten war und eine effektive Zentralmacht nicht zuließ. Damals war Polen für über 120 Jahre »offen« für das Eingreifen fremder Mächte (Schweden, Rußland, Deutschland, Österreich), die den Unionsstaat untereinander aufteilten, sodaß das Land von der politischen Karte Europas verschwand.
Jetzt ist Schluß mit lustig...sagen wir umgangssprachlich - bisweilen mit etwas verschnupftem Unterton - wenn wir nicht ernstgenommen werden, uns etwas nicht in den Kram paßt, wir uns über etwas ärgern, das gerade gegen unseren Willen geschieht. Wir wollen damit ausdrücken, daß wir von einem unangemessen lockeren und spaßigen Umgang miteinander wieder zum »Ernst des Lebens« zurückkehren wollen. Freilich kann kein Mensch das ganze Leben immer nur »bierernst« bestreiten, aber hin und wieder müssen wir eben sagen: »Es ist genug, es reicht«, um eine gestellte Aufgabe oder Lebenssituation adäquat meistern zu können. Die Tatsache, daß das Wort nicht in den einschlägigen Enzyklopädien zu finden ist, läßt auf einen relativ jungen Ursprung schließen.
Jetzt oder nie...ermutigen wir uns manchmal, eine unangenehme oder schwierige Sache nun endlich in Angriff zu nehmen: In Friedrich von Schillers (1759-1805) »Don Carlos« (II.2.) heißt es dazu:
»Jetzt oder nie! - Wir sind allein.
Der Etikette bange Scheidewand
Ist zwischen Sohn und Vater eingesunken.
Jetzt oder nie! Ein Sonnenstrahl der Hoffnung
Glänzt in mir auf, und eine süße Ahnung
Fliegt durch mein Herz - Der ganze Himmel beugt
Mit Schaaren froher Engel sich herunter,
Voll Rührung sieht der Dreimalheilige
Dem großen schönen Auftritt zu! - Mein Vater!
Versöhnung!«
Jetzt raucht er wieder, Gott sei Dank!...sagen wir halb ironisch, halb erleichtert, wenn jemand eine Krankheit überstanden hat. Die vollständige Version: »Drei Wochen war der Frosch so krank! Jetzt raucht er wieder, Gott sei Dank!« stammt aus der Bildergeschichte »Die beiden Enten und der Frosch« von Wilhelm Busch (1832-1908). Die Enten versuchen, einen Frosch zu verspeisen und - wie könnte es anders sein? - scheitern sie natürlich und landen schließlich selbst im Kochtopf, während der Frosch sich bei einem Pfeifchen von den Strapazen erholt.
© Wilhelm Busch
Jetzt schlägt's 13...hängt damit zusammen, daß eine Kirchturmuhr im Höchstfall zwölfmal schlägt. Schlägt es zum dreizehnten Mal, muß der Teufel seine Finger im Spiel haben...
Jieper auf etwas habenDer ostmitteldeutsche Begriff für »Verlangen, Heißhunger« ist wohl vom niederdeutschen »Gieper« (Geifer, Gier) abgeleitet, der auf etwas bestimmtes, insbesondere eßbares gerichteten plötzlichen Begierde, die wiederum auf »giepen«, nach Luft schnappen abstammt. Schon die Gebrüder Grimm kannten das Wort in der Bedeutung »gierig und lüstern nach etwas verlangen«.
Jodeldiplom...nennt der Volksmund einen fiktiven Bildungsabschluß, der mittels eines eigentlich wertlosen Titels für gesellschaftlichen Aufstieg des Absolventen sorgen soll, ohne dabei jedwede tatsächliche Qualifikation zu beinhalten - in jüngerer Zeit insbesondere die zumeist völlig sinnfreien Aus- oder Weiterbildungen, zu denen Arbeitslose regelmäßig gezwungen werden, um die Statistik zu »bereinigen«. Der Ausdruck geht auf einen berühmten Sketch des grandiosen Humoristen Loriot (1923-2011) aus dem Jahre 1978 zurück.
JosephseheEine Ehe, die auf Keuschheit basiert. Zurückgeführt wird diese Vorstellung auf den Ziehvater von Jesus: Joseph soll mit Maria in Keuschheit gelebt haben. Geschlechtliche Beziehungen sollen in einer Josephsehe auf das notwendige Minimum (die Zeugung von Kindern) reduziert sein.
Jott-we-deDiese Abkürzung entstammt der Berliner Mundart und bedeutet »Janz weit draußen«: Früher wurden Postleitzahlen oft mit Buchstaben wie beispielsweise »Berlin NO« für Nordost ergänzt. Wer außerhalb der Stadtgrenzen wohnte, wurde demzufolge als »wohnhaft Berlin JWD« bezeichnet.
Jovial...gibt sich jemand, der uns wohlwollend, gönnerhaft, leutselig, freundlich gegenübertritt. Abgeleitet vom lateinischen »iovialis« - zu Iuppiter / Iovis gehörend - geht die heutige Bedeutung wohl auf die mittelalterliche Astrologie zurück, die den nach dem römischen Göttervater benannten Planeten als Ursache für Fröhlichkeit ansah und in diesem Zeichen geborenen Menschen ein glückliches, heiter- gelassenes Leben voraussagte.
Jubelperser...nennt der Volksmund bestellte Claqueure, die eigens dafür bezahlt werden, zu unpopulären, meist politischen Entscheidungen positives Feedback vom Stapel zu lassen und mehr oder weniger plump frisierte »Meinungen« zu verbreiten. Der Begriff geht auf eine Gruppe von ca. 100 Agenten des iranischen Geheimdienstes SAVAK zurück, die am 2. Juni 1967 den Berlin-Besuch von Schah Mohammad Reza Pahlavi (1919-80) und seiner Frau Farah Diba begleiteten und - zunächst als Begeisterungskulisse getarnt und von der Polizei völlig unbehelligt - auf gegen die Herrschaft des Schahs demonstrierende Studenten einprügelten. Während der darauffolgenden Schlacht zwischen Polizei und Demonstranten wurde der Student Benno Ohnesorg (1940-67) von einem Polizisten erschossen.
Judaskuß Unter dem »Judaskuß« versteht man eine geheuchelte Freundschaftsbezeugung: Judas Iskariot verriet Jesus, indem er ihn im Garten von Gethsemane küßte. So wußten die hohen Priester, wer gefangen werden sollte.
Judaslohn...ist nicht nur die Bezahlung des Verrates, sondern auch der Tribut, den der Verräter selbst zahlt (Reue, schlechtes Gewissen etc). Üppig ist die sprichwörtlich gewordene Summe nicht, die Jesusverräter Judas bekommen hat. Matthäus 26.14f schreibt von dreißig Silberlingen: »Tunc abiit unus de duodecim qui dicitur Iudas Scarioth ad principes sacerdotum et ait illis quid vultis mihi dare et ego vobis eum tradam at illi constituerunt ei triginta argenteos« - »Da gieng hin der Zwelffen einer, mit namen Judas Jscharioth, zu den Hohenpriestern, vnd sprach, Was wolt jr mir geben, ich wil jn euch verrhaten? Vnd sie boten jm dreissig Silberling«. Dies entsprach damals etwa dem Drittel eines Jahreslohnes - von dem Geld hat Judas indes nicht viel gehabt. Laut Apostelgeschichte (1.18) ist sein Ende schrecklich: »Et hic quidem possedit agrum de mercede iniquitatis et suspensus crepuit medius et diffusa sunt omnia viscera eius« - »Dieser hat erworben den Acker vmb den vngerechten lohn, vnd sich erhenckt, vnd ist mitten entzwey geborsten, vnd alle sein eingeweide ausgeschuet«.
Jung gefreit hat nie gereut...sagt ein uraltes Sprichwort, es sei gut, früh zu heiraten, noch niemand habe bereut, sich jung getraut zu haben. Das glauben jedenfalls jene, die schon in fast noch jugendlichem Alter den »Bund fürs Leben« geschlossen haben und noch immer glücklich sind. Viele andere, bei denen es ob dieser unsäglichen Mode, sich beim geringsten Anlaß scheiden zu lassen, nicht so gut ausging, kennen das Wort als »Jung gefreit, lang gereut«.
Jute statt Plastik...lautete in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein Slogan ökobewegter Halbwüchsiger gegen die Überfluß- und Wegwerfgesellschaft.
Ausgelöst durch die Ölkrise 1973 sollten erdig-hellbraune kratzige und stinkende Behälter aus biologisch abbaubaren Jutefasern (Corchorus capsularis) als Alternative zum Plastikbeutel das Gewissen beruhigen. Gerd Nickoleit vom Wuppertaler Fairhandelshaus GEPA etablierte gemeinsam mit kirchlichen Hilfswerken ab 1978 das grobgewebte Symbol der Umweltschützer, das vor allem von Frauen in Bangladesch hergestellt wurde.
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