3950 Sprichwörter, Redewendungen, Idiome, geflügelte Worte



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N

Nabelschau...betreiben egozentrische Leute, die eher sinnlos über sich selbst sinnieren, übermäßig auf ihr eigenes Ich konzentriert sind. Die Lehnübersetzung des griechischen »omphaloskepsis« (Omphalos - Nabel; Skepsis - Überprüfung) geht auf die im 13. Jahrhundert entstandene Meditationsbewegung des »Hesychasmus« (von altgriechisch »Hesychia«, Stille, Einsamkeit, Gelassenheit) zurück, bei der man den Blick auf den Bauchnabel richtete, während man Gebete sprach.

NabobIm alten Indien war der »Nabob« (von ›nuwwab‹ - Stellvertreter) Titel islamischer Statthalter. Ab etwa 1764 zunächst in England und Holland Spitzname für jene, die reichgeworden aus Indien zurückkehrten, wird der Begriff heute allgemein für einen sehr reichen Mann genutzt.

Nach Adam Riese...sagt man, um zu bekräftigen, daß eine Rechnung auf jeden Fall stimmt: Adam Ries (1492-1559), Rechenmeister der herzoglich-sächsischen Baubehörde, war Verfasser mehrerer populärer, weil gut verständlicher Rechenbücher (u. a. 1518 »Rechnung auff der linihen« und 1525 »Rechenung nach der lenge auff den Linihen und Federn«). Sein besonderes Verdienst war, daß er seine Lehrbücher in deutscher statt lateinischer Sprache verfaßte und arabische anstelle der üblichen römischen Zahlen benutzte. Durch die Verbreitung seiner Bücher brachte er nicht nur das Rechnen dem Volk näher, sondern trug auch zur Vereinheitlichung der deutschen Sprache bei. Die oft gebrauchte Namensvariante »Adam Riese« ist ein grammatisches Relikt aus der Zeit des Rechenmeisters: Damals wurden Namen noch dekliniert und so dem »Ries« ein »e« angefügt.

Nach allen Regeln der KunstEtwas so machen, wie es von uns erwartet wird. Der Spruch geht auf die Meistersinger, bürgerliche Dichter und Sänger im 15./16. Jahrhundert zurück. Die Sangeskunst der Handwerksmeister war strengen Regeln unterworfen, die in der Tabulatur, dem Gesetzbuch festgelegt waren. Wurde ein Stück vorgetragen, beurteilten es die Merker nach allen Regeln der Sangeskunst.

Nach Canossa gehen wir nichtOtto von Bismarck (1815-98) kommentierte mit diesem Satz im Mai 1872 vor dem Reichstag die Ablehnung des Kardinals Hohenlohe als Botschafter durch Papst Pius IX. Er bezog sich dabei auf den Bußgang Kaiser Heinrich IV. anno 1077 zu Papst Gregor VII. mit dem der Kaiser die Aufhebung des Kirchenbannes erreichen wollte.

Nach dem Essen sollst Du ruh'n oder 1000 Schritte tun...wußte schon 1657 der deutsche Schriftsteller und Lyriker Johann Balthasar Schuppius (1610-61) in seinem Werk »Salomo oder Regentenspiegel«, als er erklärte: »Post coenam stabis, aut mille passus meabis« (Nach dem Essen sollst Du steh'n oder 1000 Schritte geh'n). Schweikerts Zeitung erklärt uns anno 1830: »Wenn ich dem Spruche eine diätetische Wahrheit zugestehen sollte, so wäre sie: Du sollst stehen, d.h. Dich nicht niederlegen, denn der angefüllte Magen drückt, wenn man sich legt, auf das Zwerchfell und erschwert so das Atemholen. Und Du sollst tausend Schritte gehen, d.i. einen kurzen Weg gehen. Ich darf mich auch auf den Gesättigten berufen, ob er wohl zu etwas anderm Verlangen hat, als sich ein Weilchen ruhig zu verhalten, auf die Tiere kann ich mich berufen, welche alle, wenn es ihnen irgend möglich ist, nach dem Genusse der Ruhe pflegen. Das Sprichwort geht auch besonders gegen das Sitzen der Gelehrten unmittelbar nach Tische«.

Nach dem Mond gehen...nach wie vor Uhren, die ungenau oder falsch eingestellt sind. Die Wendung dürfte aus der Zeit der Sonnenuhren kommen, die bei Mondschein sicher kaum eine brauchbarre Zeit angezeigt haben. Auch unterscheiden wir unsere übliche Zeitrechnung nach dem Sonnenjahr und Festlegungen nach den Mondzyklen wie beispielsweise bei den Feiertagen Ostern und Pfingsten, die jedes Jahr »nach dem Mond gehen«.

Nach dem Munde reden...bildlich Zeitgenossen, die jemandem schmeicheln wollen, etwas sagen, was der andere gerne hört oder sich nur allzu bereitwillig an die Meinung eines anderen anpassen. Solche Opportunisten plappern quasi nur nach, was dem anderen vorher »aus dem Mund« kam, er bereits gesagt hat.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel...erklären wir gelegentlich, wenn eine Aufgabe nicht so ganz zu unserer Zufriedenheit erledigt worden ist, aber schon wieder die nächste ansteht, um begangene Fehler auszumerzen. Es gibt immer ein nächstes Mal, ob gewonnen oder verloren, kommt ein nächstes Spiel - diese legendäre Weisheit geht auf ein Bonmot des Trainers der ersten deutschen Fußball-Weltmeister von 1954, Josef »Sepp« Herberger (1897-1977) zurück. Viele seiner Sprüche nahmen die Deutschen begierig auf, sodaß sie heute den Kultstatus von allgemeinen Lebensweisheiten erlangt haben.

Nach den Fleischtöpfen Ägyptens sehnen...sich manche Menschen, die glauben, daß früher in der »guten alten Zeit« alles besser war. In der Bibel sind es die Israeliten, die sich auf ihrer entbehrungsreichen Flucht in die Freiheit nach Ägypten zurücksehnen: »Dixeruntque ad eos filii Israhel utinam mortui essemus per manum Domini in terra Ægypti quando sedebamus super ollas carnium et comedebamus panes in saturitate cur eduxistis nos in desertum istud ut occideretis omnem multitudinem fame« - »Wolt Gott, wir weren in Egypten gestorben durch des Herrn Hand, da wir bey den Fleischtöpffen sassen vnd hatten die fülle Brot zu essen. Denn jr habt vns darumb ausgefürt in diese wüsten, das jr diese gantze Gemeine hungers sterben lasset« (Exodus 16:3).

Nach den Sternen greifen...hin und wieder Menschen, die etwas sehr Schwieriges planen, die ehrgeizige, hochfliegende aber völlig unrealistische Ziele haben, etwas Unmögliches anstreben: Freilich kann man sich nach den Sternen recken und strecken - man kommt da einfach nicht ran. Es nutzt auch nichts, sich auf die Zehenspitzen zu stellen, selbst Leitern sind viel zu kurz, sodaß hoffnungslos daran scheitern wird, wer nicht beide Füße fest auf dem Boden behält.

Nach der Decke strecken...sich Leute, die mit wenig Geld auskommen und sparsam sein müssen. Diese Redensart rührt daher, daß man - vielleicht gar mit mehreren Personen - unter einer zu kurzen Bettdecke schlafen und darauf achten muß, daß die Füße nicht hinausragen, um nicht zu frieren. Wie so oft, auch hierzu ein Goethe-Zitat: »Wer sich nicht nach der Decke streckt, dem bleiben die Füße unbedeckt« (Sprichwörtlich 59-60). Eine andere Deutung stellt auf Schinken oder Würste ab, die zum Schutz vor Mäusen an der Decke der Speisekammer hingen: Je mehr man davon abgeschnitten hatte, umsomehr mußte man sich nach dem Rest - nach der Decke - strecken. Otto Eduard Leopold Graf von Bismarck (1815-98) formulierte das sehr deutlich, als er sagte: »Die preußische Regierung ist dann also in der Lage, sich nach der Decke strecken zu müssen, die sie ihr zuschneiden«.

Nach Jahr und Tag...meint heute einfach einen längeren Zeitraum, ursprünglich war das »Sachsenjahr« nach den Rechtsvorschriften des Sachsenspiegel auf die konkrete Dauer 1 Jahr, 6 Wochen und 3 Tage bezogen: Das Landgericht zu Zeiten Karls des Großen (747-814) tagte alle sechs Wochen für drei Tage. Die Einspruchszeit verjährte genau nach dieser Frist, ein Urteil war nicht mehr anfechtbar. Nach »Jahr und Tag« konnte der Käufer einer beweglichen Sache keine Ansprüche mehr an den Verkäufer stellen, war aber auch ein Leibeigener frei, wenn er sich in eine Stadt geflüchtet hatte und so lange dort aufhalten konnte, ohne daß er von seinem Leibherren zurückgefordert wurde.

Nach jemandes Pfeife tanzenIn Æsops (um 600 a.C.) Fabel »Der flöteblasende Fischer« versucht selbiger vergeblich, mittels Flötenspiel Fische anzulocken. Er greift zum Netz und höhnt, als sie am Strande zappeln: »Oh, ihr schlechtes Getier! Als ich flötete, wolltet ihr nicht tanzen, nun ich aber aufhöre, tut ihr's!« Diese Fabel erzählte Cyrus in Sardes den Gesandten der Ionier und Æoler, die nicht von Krösus abfallen wollten und erst jetzt, da er die Herrschaft erlangt hatte, dazu bereit waren: »Höret auf vor mir zu tanzen, denn als ich euch flötete, da wolltet ihr nicht herauskommen und tanzen!« (Herodot I,141) Der Evangelist Matthäus (11.17) kürzt das äsopsche Wort: »Dicunt cecinimus vobis et non saltastis lamentavimus et non planxistis« (Vnd sprechen Wir haben euch gepfiffen Vnd jr woltet nicht tantzen. Wir haben euch geklaget Vnd jr woltet nicht weinen.) Lukas (7.32) sagt laut Martin Luthers Übersetzung: »Similes sunt pueris sedentibus in foro et loquentibus ad invicem et dicentibus cantavimus vobis tibiis et non saltastis lamentavimus et non plorastis« (Sie sind gleich den Kindern, die auff dem marckte sitzen, vnd ruffen gegen ander, vnd sprechen, Wir haben euch gepfiffen, vnd jr habt nicht getantzet. Wjr haben euch geklaget, vnd jr habt nicht geweinet.) Andere Deutungen, nach denen die Hexen auf dem Blocksberg (Brocken/Harz) nach des Teufels Pfeife tanzten, gehören wohl eher ins Reich der Fabel. Auch der berühmte Rattenfänger von Hameln, der erst die Ratten, später, um seinen Lohn betrogen, die Kinder der Stadt nach seiner Pfeife tanzen ließ, kommt aus viel späterer Zeit. Heute wird als historischer Hintergrund dafür die Anwerbung Hamelner Burschen und Mädchen für die Besiedlung Mährens angenommen. Eine ganz simple Erklärung: Die Flöte oder Pfeife war ein gängiges Instrument, nach dem sich alle Tänzer richteten.

Nach mir die Sintflut...heißt, nach mir kann die Welt untergehen, ist alles vorbei, ich denke nicht darüber nach, was nachher kommt. Der Ausspruch selbst geht wohl auf Jeanne-Antoinette Poisson, die Marquise de Pompadour (1721-64) zurück. Die Mätresse des französischen Königs Ludwig XV. soll nach einer Niederlage gegen die Preußen voller Resignation gesagt haben: »Après nous le déluge« - nach uns die Sintflut. Im ersten Buch Mose begegnet uns der große Regen, der die ganze Welt unter Wasser setzt und eine gigantische Überschwemmung auslöst. Wörtlich steht in dem Bericht: »Ecce ego adducam diluvii aquas super terram ut interficiam omnem carnem in qua spiritus vitæ est subter cælum universa quæ in terra sunt consumentur« - »Denn sihe, Jch wil eine Sindflut mit wasser komen lassen auff Erden zu verderben alles Fleisch darin ein lebendiger Odem ist vnter dem Himel. Alles was auff Erden ist, sol vntergehen«. So hatte Gott es laut Luthers Übersetzung von Genesis 6.17 in heiligem Zorn beschlossen. Dann öffnete er die Schleusen, setzte alles unter Wasser und ersäufte seine Geschöpfe - bis auf Noah nebst Anhang: Gott erlaubt der Menschheit so einen Neustart, die Folgen seines Tuns sind ihm nämlich gar nicht egal. Ursprünglich also keine Spur von »Nach mir die Sintflut«...

Nach München reisen...bedeutete im 11.-13. Jahrhundert »sein Testament machen«: Im frühen Mittelalter wuchs das 1158 erstmals urkundlich erwähnte München wie viele andere Städte in Deutschland recht schnell - die nötige Hygiene war allerdings noch nicht erfunden, die Menschen lebten auf engstem Raum, was natürlich eine ideale Brutstätte für die tödliche Pest und weitere auf dem Lande eher unbekannte Krankheiten war.

Nach Strich und Faden...belügen und betrügen wir jemanden, manchmal verwöhnen wir ihn auch - auf jeden Fall tun wir dies gründlich und vollständig. Einer Deutung zufolge handelt es sich hier um alte Maßeinheiten: Der »Strich« war eine Längeneinheit, nach dem »zehentmasz« der zehnte (in der Marine der zwölfte) Teil eines Zolles. »Faden« war »soviel als ein Mann mit ausgestreckten Armen umfangen kann«. Sinn der Redensart war also vielleicht »im großen und kleinen Maßstab gesehen«.
Nach anderer Ansicht kommt die Redensart aus der Weberei und bezeichnet die sich kreuzenden Längs- und Querfäden im Gewebe, deren perfekte Lage entscheidend für die Qualität des Stoffs ist. Der Meister prüfte das Tuch mit der Lupe »nach Strich und Faden« - also ganz exakt - um festzustellen, ob der Geselle sorgfältig gearbeitet hatte.

NachkartenSo mancher kann einfach nicht vergeben und vergessen und will bei jeder passenden (oder eher unpassenden) Gelegenheit uralte Konflikte neu verhandeln. Diese Unart geht auf das Kartenspiel zurück: Das Spiel ist längst gelaufen, doch der »nachkartende« Spieler greift sich im Nachhinein einzelne Spielphasen heraus, um seine Mitspieler zu kritisieren und ihnen vorzuhalten, daß deren angeblich falsches Verhalten ein möglicherweise besseres Ergebnis verhindert habe.

Nacht der langen Messer...meint gewalttätige Ausschreitungen, die oft auf politische Machtwechsel oder Revolten folgen. Der Ausdruck geht auf den britischen Historiker Geoffrey von Monmouth (ca. 1100-54) zurück, der ein Massaker an keltischen Adligen durch angelsächsische Einwanderer im Jahr 450 beschrieb. Bei einem Friedensbankett in Salisbury soll es zur Ermordung aller versammelten Briten gekommen sein, als die Gäste ihre Messer zückten.

Nachtigall, ick hör Dir trapsen...sagt der Berliner, wenn er eine Absicht im Voraus bemerkt, ahnt, wohin eine Sache führen wird: Die scheue Nachtigall (Luscinia megarhynchos), die im Volksglauben mit ihren melodiösen Liedern den Frühling ankündigt, würde nie und nimmer laut »trapsen«. Das Symbol der Liebe zahlreicher Dichtungen ist dem Hauptstädter ebenso vertraut wie der Spatz - in keiner Metropole besingen so viele dieser unscheinbaren braunen Vögel den Sonnenuntergang. Daher verballhornte die berühmte »Berliner Schnauze« denn wohl auch das Lied »Frau Nachtigall« aus der Volksliedsammlung »Des Knaben Wunderhorn« von Clemens Brentano (1778-1842) und Achim vorn Arnim (1781-1831):

 »Nachtigall ich hör dich singen,
  Das Herz möcht mir im Leib zerspringen,
  Komme doch und sag mir bald,
  Wie ich mich verhalten soll.

  Nachtigall ich seh dich laufen,
  An dem Bächlein thust du saufen,
  Du tunkst dein klein Schnäblein ein,
  Meinst es wär der beste Wein.

  Nachtigall wo ist gut wohnen,
  Auf den Linden, in den Kronen,
  Bei der schön Frau Nachtigal,
  Grüß mein Schätzchen tausendmal«.

Nachts ist es kälter als draußen...ist ein sogenannter »rhetorischer Alogismus« (griechisch: Unvernunft, Widersinn) - ein aphoristisches Stilmittel für einen unlogischen Sachverhalt oder eine Überlegung, die sich selbst oder der Logik widerspricht. Allein durch die Absurdität wird eine einfache Aussage amüsant unterstrichen - in den 1970er/80er Jahren waren solche Nonsens-Witzchen wie auch »zu Fuß ist es näher als bergauf« oder »Bier schmeckt besser als aus dem Glas« mal ganz große Mode.

Nachts sind alle Katzen grauDie Beobachtung hat eine ganz wissenschaftliche Grundlage: Wir können nur bei Helligkeit farbig sehen, was mit der Netzhaut, die im Wesentlichen aus Nervenzellen besteht, zu tun hat. An ihrer Oberfläche liegen lichtempfindliche Rezeptoren, die aussehen wie Stäbchen oder Zapfen, die wie Streichhölzer in einer Schachtel dicht zusammengepackt sind. Die weniger lichtempfindlichen Zapfen liefern bei Tageslicht einen detaillierten und farbigen Eindruck der Umgebung, während nachts die Stäbchen lediglich Hell-Dunkel-Unterschiede erkennen lassen. Sie sprechen zwar auf sehr geringe Lichtmengen an, können aber Einzelheiten des Bildes nicht trennen. Eigentlich sind also nicht alle Katzen grau, wir können sie aber nur in Grautönen sehen.

NachtwächterJemand ist völlig schlapp, antriebslos, ewig müde und kriegt nichts geregelt. Der Nachtwächter patrouillierte einst nach Einbruch der Dunkelheit durch die Straßen, sorgte für Ruhe und Ordnung und sagte die Stunden an. Begegnete man ihm dann gelegentlich am Tage, war er natürlich oft nicht ausgeschlafen.

Nachtwächterstaat...nennt man spöttisch den klassischen Liberalismus, der die Befugnisse des Staates ausschließlich auf den Schutz der Person und des Eigentums beschränken sollte. Die Bezeichnung wurde wohl von Ferdinand Lassalle (1825-64) eingeführt.

Nadelgeld...war früher ein Taschengeld für Ehefrauen, mit dem sie ihre persönlichen Ausgaben bestritten. Bei Adeligen wurde die Höhe in Eheverträgen festgelegt, minderjährige oder noch unverheiratete Prinzessinnen erhielten es von ihren Vätern oder vom Staat gezahlt.

Nägel mit Köpfen machen...wir, wenn wir ausdrücken wollen, daß wir keine halben Sachen machen. Nägel gibt es, seit der Mensch in der Bronzezeit gelernt hat, mit Metall umzugehen. Sie haben immer einen Kopf, um ihre eigentliche Aufgabe zu erfüllen: Zwei Materialien miteinander verbinden. Die Redensart drückt aus, daß das, was vorher passiert ist, so absurd war, wie Nägel ohne Köpfe. Jetzt werden wir also eine Sache richtig angehen und zu einem guten Abschluß bringen.

Nagelneu...ist etwas, das gerade erst zusammengenagelt worden ist, in das gerade erst Nägel eingeschlagen wurden, das also ganz neu, noch unbenutzt ist. Die von Adelung schon 1777 gebrauchte Wendung läßt sich mit »funkelnagelneu« für Nägel, die - gerade vom Schmied fertiggestellt - noch glänzten und funkelten, weiter steigern. »Nigelnagelneu« als nochmalige Erweiterung ist dann eine reine Wortspielerei ohne sonstige Bedeutung, die lediglich der Verstärkung des Wortes durch die N-Doppelung dient.

NagelprobeIn der Bedeutung »etwas genau prüfen« ist dies ein alter skandinavischer Trinkbrauch, der auch in Deutschland verbreitet war: Wurde der Becher auf das Wohl einer Person geleert, drehte man ihn nach dem Austrinken über dem Daumennagel um. Tropfte dann noch mehr aus dem Becher, als auf dem Nagel Platz fand, galt das Gefäß als nicht hinreichend leergetrunken und die Probe als nicht bestanden. Diese Prüfung mit dem begleitenden Spruch »So hatten es auch die Alten im Brauch« ist in der Hoftrinkordnung des Kurfürsten Christian II. von Sachsen (1583-1611) belegt. Der Brauch wurde aber auch schon anno 1494 von dem Dichter und Juristen Sebastian Brandt (1457-1521), in seiner Verssatire »Das Narren Schyff«, einem der außergewöhnlichsten und beliebtesten Bücher seiner Zeit, beschrieben.

Nah am Wasser gebaut...haben umgangssprachlich besonders rührselige, sentimentale Menschen, denen sehr leicht die Tränen in die Augen schießen, die bei übermäßiger Freude, Leid, Glück, Emotionen sofort anfangen zu weinen. Sie sind bildlich den Tränen so nahe, wie ein am Ufer gebautes Haus dem Wasser. Allzu sensible Charaktere können sich mit einer Weisheit von William Shakespeare (1564-1616) trösten: »Wieviel besser ist es, über die Freude zu weinen, als sich am Weinen zu freuen«.

Nahkampfdiele...nennt der Berliner gelegentlich eine Diskothek, Bar oder Tanzfläche, manchmal auch ein Bordell - Orte, an denen sich Menschen besonders nahekommen - so nah, daß es fast schon einem Zweikampf ähnelt.

Namen sind Schall und Rauch ...erklärt Joh. Wolfgang von Goethes (1749-1832) Doktor Faust auf die berühmte »Gretchenfrage«: »Nun sag, wie hast du's mit der Religion?« In Marthen's Garten bringt er sein pantheistisches Glaubensbekenntnis ausweichend mit den Worten »Gefühl ist alles; Name ist Schall und Rauch, umnebelnd Himmelsglut« zum Ausdruck. Heute überspielt man so Situationen, in denen einem ein Name nicht einfällt.

Narzißmus...sagen wir jemandem nach, der eigensüchtig oder voller übertriebener Eigenliebe ist.
In der griechischen Mythologie ist Narziß ein schöner Jüngling, der die Liebe der Nymphe Echo verschmäht und von der Göttin Aphrodite damit bestraft wird, daß er sich in Liebe nach seinem eigenen Spiegelbild verzehrt und schließlich in eine Blume (die Narzisse) verwandelt. Er starb vor Entsetzen, als Wellen des spiegelnden Wassers sein Abbild verzerrten.

Naschkatze...nennen wir schelmisch jemanden, der oft und gerne mal was Süßes ißt, ein Schleckermäulchen, das sich heimlich an den Kühlschrank schleicht, lieber die leckere Schokolade als etwas Gesundes oder Deftiges zu sich nimmt: Katzen sagt man nach, sie würden gern naschen, weil sie nur zu gern an allem schnuppern und probieren - immerhin könnte ja was Leckeres dabei sein. Allemal sind sie ausgesprochene Feinschmecker, die wissen, was gut schmeckt.

Nasenfahrrad...ist ein Synonym für eine Brille, das sich beim bildlichen Vergleich der durch recht dünne Stangen zusammengehaltenen beiden »Räder« von selbst erklärt.

NaseweisDer »Naseweis« bezeichnet vorlaute, besserwisserische Menschen, vor allem Kinder. Der Begriff kommt von vom mittelhochdeutschen »nasewise« - scharf witternd (wis = weise, wissend), »mit der Nase weisen« und meint ursprünglich einen Spürhund, der mit seiner guten Nase jede noch so feine Spur findet und als besonders klug gilt. Übertragen auf den Menschen wurde aus dem Lob ein leichter Tadel für vorlautes Verhalten.

NassauerWeil das Herzogtum Nassau, das nur von 1806-66 im Taunus und Westerwald existierte, keine eigene Universität hatte, schloß Herzog Wilhelm Georg August Heinrich Belgus zu Nassau-Weilburg (1792-1839) am 28. Oktober 1817 einen Vertrag mit dem Königreich Hannover, durch den die Königlich Hannoversche Georg-August-Universität zur Nassauischen Landesuniversität wurde. Um den nassauischen Studenten einen Anreiz zum Studium im fernen Göttingen zu bieten, gab es Vergünstigungen der Regierung, wie freien Mittagstisch in einer Göttinger Gaststätte. Daran versuchten allerdings auch Studenten zu partizipieren, die nicht aus dem Hessischen kamen. Diese Nutznießer wurden bald spöttisch »Nassauer« genannt - so bürgerte sich bald diese Redensart für ungebetene Gäste ein.
Nach anderer Deutung leitet sich das Wort vom hebräischen »nasson« für »geben, schenken« ab, meint also jemanden, der Gaben oder Leistungen ohne eine entsprechende Gegenleistung fordert.

Naßforsch...tritt umgangssprachlich jemand auf, der besonders energisch und schneidig wirken will - tatsächlich aber nur unverschämt und vorlaut ist. In manchen Gegenden meint »naß« betrunken sein, es ging also einst um Zeitgenossen, die erst im Vollrausch so richtig selbstbewußt wurden.

Neapel sehen und sterben...ruft gelegentlich aus, wer etwas außergewöhnlich Schönes bewundern darf. Neapel sei so schön, daß man damit sowieso alles Schöne gesehen habe und getrost sterben könne. Daß diese Worte ursprünglich von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) stammten wird oft fälschlich kolportiert - der Dichterfürst hat hier aber nur das italienische Sprichwort »Vedi Napoli e poi muori« zitiert - ein doppeldeutiges Wortspiel: »Muori« (sterben) ist auch ein kleiner Ort in der Nähe von Neapel. Immerhin schrieb er in seiner »Italienischen Reise« begeistert: »Neapel ist ein Paradies, jedermann lebt in einer Art von trunkener Selbstvergessenheit. Mir geht es ebenso, ich erkenne mich kaum, ich scheine mir ein ganz anderer Mensch«. Neapel gilt von jeher als magischer, besonderer Ort - der Italiener sieht Neapel als ein auf die Erde gefallenes Stück Himmel, während es in Deutschland und Frankreich bis ins 19. Jahrhundert als Sitz der Zauberei und der Totenbeschwörung betrachtet wurde.

Neben der Kappe stehen...manchmal Leute, die verwirrt, unkonzentriert, nachgerade unzurechnungsfähig daherkommen. Im Mittelalter trug fast jeder diese Kopfbedeckung - einfache Menschen, Mönche und sogar Ritter unter ihrem Helm. So stand die Kappe für den Kopf und selbst für den ganzen Menschen. War jemand in seinen geistigen Fähigkeiten beeinträchtigt, stand er »neben der Kappe«, gleichsam neben seinem Kopf - er war nicht recht bei sich.

Neben der SpurUnkonzentriert, verwirrt, nicht normal, ungewöhnlich, völlig aus dem Konzept sein: Normalerweise verläuft unser Leben auf den ewiggleichen ausgetretenen Pfaden. (Fast) immer dieselbe Arbeit, Familie, Wohnung - kaum jemals ändert sich daran irgendwas, wenn aber doch, dann sind wir ganz schnell »neben der Spur«.

NebenbuhlerIm Spätmittelhochdeutschen bedeutete »buolen« soviel wie »lieben«, eine »Buole« war im 15. Jahrhundert die Liebste und noch Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) dichtete:

 »Es war ein König in Thule
  Gar treu bis an das Grab,
  Dem sterbend seine Buhle
  Einen goldnen Becher gab«.

Erst viel später wurde der Begriff »buhlen« auch abfällig im Sinne von »sich einschmeicheln, unterwürfig um etwas werben« gebraucht und die Nebenbuhlerin wurde zur Rivalin.

NegerkußDie Franzosen stellten um die Jahrhundertwende die ersten »Mohrenköpfe« (tête de nègre) aus einer baiserartigen Masse mit einem Schokoladenüberzug her. In Deutschland wurde der Name erstmals 1892 in Leipzig erwähnt. Wann genau die Wandlung hin zum »Negerkuß« stattfand, ist nicht bekannt, Grund dafür dürfte wohl die Herstellungsweise gewesen sein: Die Zucker-Ei-Masse »Baiser« heißt im Französischen nichts anderes als »küssen«, der »Neger« wurde vom franz. »schwarz« übernommen. Mittlerweile gilt die Bezeichnung als nicht mehr »politisch korrekt« und mancher versucht krampfhaft, teilweise recht abenteuerliche Wortschöpfungen wie »Schokokuß, Schaumzapfen, Schaumkuß, Süßpropfen, Naschkuß« als »Ersatznamen« zu kreieren. Vorreiter war hier wohl der Marktführer, der besonders dicke Negerküsse herstellt. Der Grund dafür war ein recht profaner: Man wollte sich mit einem Markennamen schlicht von der Konkurrenz aus über 70 Herstellern abheben...

Neid ist besser als MitleidDaß Mitleid umsonst ist und man sich Neid erarbeiten muß, wissen wir schon aus den Sprüchen der Sieben Weisen im 7. Jahrhundert a.C. Das ursprünglich lateinische »Miseratione melior invidia«, auch in der Form »Præstat invidiosum esse quam miserabilem« (Es ist besser beineidenswert zu sein, als beklagenswert) findet sich später auch bei Pindar (um 522-445 a.C.): »Gleichwohl, denn besser als Mitleid ist Neid, laß nicht aus das Gute: Lenke mit dem Ruder der Gerechtigkeit das Volk; auf trugfreiem Amboß schmiede die Zunge« (Pythien 1,84) und wird von Herodot (um 490-425 a.C.) aufgegriffen: »Nachdem Du erkannt hast, wie viel besser es ist beneidet als bemitleidet zu werden und zugleich, was es bedeutet, sich gegen Eltern und Machthaber im Zorn aufzulehnen, komme mit nach Hause« (3,52).

Nektar und AmbrosiaNektar (griechisch »Sieg über den Tod«) und Ambrosia (»Unsterblichkeit«) wurden als Nahrung der Götter anfänglich nicht voneinander unterschieden. Später, in der Ilias und Odyssee von Homer, bezeichnete Nektar die Götterspeise und Ambrosia den Göttertrank.

Nerven wie Drahtseile/Stricke...haben wir sprichwörtlich, wenn wir völlig kaltblütig und geistesgegenwärtig auftreten und man uns (scheinbar) unter keinen Umständen aus der Ruhe zu bringen vermag. Solche Menschen gelten als psychisch extrem belastbar. Nerven sind eigentlich ein Bündel von Nervenfasern, die dem Informationsaustausch in unserem Organismus dienen. Die Redewendung kommt vermutlich daher, daß sie (bei entsprechender Vergrößerung) durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit Kabeln oder Seilen haben.

NestbeschmutzerÜber die eigene Familie, die Firma, sein Umfeld sagt man ja in aller Regel nichts Schlechtes - will man doch das eigene »Nest« nicht beschmutzen. Wer dies dennoch tut, seine Umgebung kritisiert, gilt schnell als »Nestbeschmutzer«.
Als Pate für dieses Wort gilt der Wiedehopf, der sein Nest zwar nicht wirklich »beschmutzt«, aber ein übelriechendes Sekret aus der Bürzeldrüse absondert, um seine Nestlinge zu schützen.
Diverse Schriftsteller haben über den »Nestbeschmutzer« mit dem prächtigen Gefieder und den vermeintlich so schlechten Manieren auf Mißstände im Lande hingewiesen: So schreibt der mittelalterliche Dichter Muskatblüt (um 1390-1458): »Duostu selbe in din eigen nest Du glichest wol dem wedehopen, wa du dan sitzest oder stest, Darin so muostu knoppen«. In einem alten Büchlein zur Ehezucht des Schriftstellers Johann Fischart (1547-1591) ist zu lesen: »Dan was ist dieses für eine Viehische Wildhopfenart, sein eygen Nest zu bescheyssen«? Und auch Kurt Tucholsky (1890-1935) schrieb einst in einem Brief: »Im Übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht«.

Nesthäkchen...nennen wir - stets wohlmeinend - das jüngste Kind einer Familie. Ursprünglich war es schlicht ein Diminutiv (Verkleinerungsform) des »Nesthockers«.

NesthockerDas Vogelnest ist eine sehr alte Metapher für die Familie und ihr Heim und im »Hotel Mama« ist es doch immernoch am Schönsten - am Billigsten allemal. Die Biologie unterscheidet »Nesthocker« und »Nestflüchter« - Tiere, die recht weit entwickelt zur Welt kommen, sodaß sie sich bald allein zurechtfinden. Nesthocker hingegen werden relativ unfertig geboren und benötigen noch lange eine intensive Brutpflege. Wie einige Vogeljungen sehr lange im Nest verbleiben und sich von den Eltern füttern lassen, lassen sich manch Jugendliche lange im elterlichen Haus verwöhnen und werden, obwohl sie schon fast erwachsen sind, nicht flügge.

Nestor...war ein König von Pylos, der noch in sehr hohem Alter am Trojanischen Krieg teilnahm. Er zeichnete sich als wertvoller und weiser Ratgeber aus. Heute bezeichnet man damit den ältesten Vertreter eines Wissenschaftszweiges oder allgemein einen weisen Ratgeber.

Neue Besen kehren gut...sagt eine alte Volksweisheit. Dieser Spruch wird immer dann bemüht, wenn ein neuer Mitarbeiter noch besonders eifrig und fleißig ist, neuen Schwung in die Truppe bringt. Der mittelhochdeutsche Dichter Freidank (um 1200-33) schrieb - überliefert von Wilhelm Grimm 1860 - einst in seiner Spruchsammlung »Bescheidenheit«: »Der niuwe beseme kert vil wol, ê daz er stoubes werde vol« (Der neue Besen kehrt sehr wohl, eh' daß er Staubes werde voll). Am Anfang sind die Borsten eines neuen Besens noch hart und starr, man kann damit besser arbeiten, als mit einem alten, abgenutzten, verschmutzten Feger. Allerdings sagt eine Abwandlung des Sprichworts auch: »Neue Besen kehren gut, aber die alten kennen die Ecken besser« - Erfahrungen von Menschen können durchaus von großem Nutzen für die anderen sein.

Neufünfländer...nannte manch vermeintlicher Spaßvogel die Bewohner der Deutschen Demokratischen Republik kurz nach dem Anschluß an den westlichen Nachbarn anno 1990. Da aber Wörter mit dem Präfix »Neu-« naturgemäß rasend schnell veralten, wurde auch dieses Wortspiel mit der zotteligen Hunderasse alsbald wieder aus dem gesamtdeutschen Sprachgebrauch getilgt.

Neunmalklug...nennen wir abschätzig jemanden, der sich für sehr viel klüger als andere hält und immer korrigierend auftritt. Diese arroganten Besserwisser gehen möglicherweise auf eine Steigerung von »siebengescheit« zurück, ursprünglich jemand, der in den sieben freien Künsten Grammatik, Rhetorik, Logik/Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie gebildet war.

Never change a winning team...wird immer wieder gerne behauptet, wenn man besser doch nicht eine eingespielte Truppe umgestellt und auseinandergerissen hätte - denn jetzt funktioniert plötzlich nichts mehr richtig. Diese ursprüngliche Fußballweisheit prägte Sir Alfred Ernest Ramsey (1920-99), der von 1963-74 die englische Fußballnationalmannschaft trainierte und anno 1966 den bislang einzigen Weltmeistertitel für die Insel gewann.

NibelungentreueDie bedingungslose, emotionale und potentiell verhängnisvolle Treue geht auf die mhdt. »triuwe«, die personale Bindung im mittelalterlichen Lehnssystem, zurück. Der Begriff wurde von Bernhard Fürst von Bülow (1849-1929) in seiner Reichstagsrede am 29. März 1909 geprägt: Er meinte damit die unbedingte Bündnistreue des Deutschen Reichs zu Österreich-Ungarn angesichts der zunehmenden Einkreisung der Mittelmächte durch die Entente ab 1904, wies jedoch gleichzeitig auf die friedliche und friedenssichernde Kraft der Treue hin. Der Bezug zum Nibelungenlied liegt darin, daß die »Treue«, das uneingeschränkte Einstehen eines Herren für seinen Vasallen stets als Quintessenz angesehen wurde: Hagen hat Siegfried, den Mann Kriemhilds, ermordet, jene fordert Rache. Die Mitschuld ihrer Brüder, der Burgunderkönige Gunther, Gernot und Giselher, ist diffuser und unterschiedlich groß. Kriemhild ist bereit, ihnen zu verzeihen, wenn sie ihr Hagen ausliefern. Dies verweigern die Burgunder - letztendlich führt die Unmöglichkeit, Hagen zu isolieren, zum blutigen Untergang...

Nicht alle beisammen...haben Leute, die etwas völlig unverständliches tun. Man zweifelt daran, daß der andere noch bei klarem Verstand ist: »Alle« steht hier für die »fünf Sinne« (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten), denn nur wer nicht mehr »alle fünf Sinne beisammenhat«, nicht richtig bei Verstand ist, macht dumme Sachen. Sagt jedenfalls das Sprichwort...

Nicht alle Tassen im Schrank...hat jemand, den man für verrückt hält und meint übertragen, er hätte seine fünf Sinne nicht beisammen. Unsere Wahrnehmung ist gestört, wenn einer dieser Sinne - hören, sehen, riechen, schmecken, fühlen - fehlt. Auch in anderen Redewendungen ist die Tasse im Sinne von Verstand oder Gemüt gebräuchlich: Man spricht bei einem langweiligen Menschen auch von einer »trüben Tasse«, die Redewendung, jemandes Tasse habe einen Sprung, ist indes etwas aus der Mode gekommen. In all diesen Wendungen hat die »Tasse« nichts mit dem Trinkgefäß (wie in »Hoch die Tassen«) zu tun, sondern leitet sich vom jiddischen »toshia« - »Verstand« - her.

Nicht auf dem Damm...sind wir, wenn wir uns von einer Krankheit müde und geschwächt fühlen, nicht so richtig fit und gesund sind. Diese Wendung leitet sich nicht von dem Damm ab, der uns vor Überschwemmungen schützt, sondern von befestigten, gepflasterten Wegen, dem »Fahrdamm«, auf dem man schnell vorwärtskommt. Die Bedeutung des Wortes findet sich noch heute in Straßennamen wie beispielsweise dem »Kurfürstendamm« in Berlin, der zunächst als Dammweg diente und erst ab 1542 zum Reitweg für den Kurfürsten Joachim II. Hector (1505-71) ausgebaut wurde.

Nicht auf den Mund gefallen...ist, wer redegewandt, schlagfertig, um eine Antwort nicht verlegen ist, sich gut artikulieren kann. Wer - bildlich gesprochen - wirklich auf den Mund gefallen ist, könnte das vorläufig nicht.

Nicht auf die Reihe/Kette kriegen...bedeutet bildlich, daß wir etwas nicht schaffen, an einer Aufgabe scheitern - wie ein Goldschmied, der nicht imstande ist, die zahllosen Glieder der Kette korrekt zusammenzufügen oder nur eine Anzahl Perlen auf eine Schnur aufzufädeln.

Nicht aus dem Quark kommen...umgangssprachlich Leute, die besonders antriebslos, schlaff und träge sind, gestellte Aufgaben (wenn überhaupt) nur langsam bewältigen: Der Quark steht hier wohl synonym für den festen, zähen Sumpf, der sie vermeintlich festhält und daran hindert, das nötige Tempo zu erreichen.

Nicht beim ersten Schuß fallen...Leute, die nicht gleich aufgeben, standhaft bleiben, solange noch etwas Hoffnung besteht. Ursprünglich bezog sich diese Wendung wohl auf belagerte Burgen oder Städte, die längere Zeit Widerstand leisteten.

Nicht bis drei zählen können...einige Naturvölker: Sie kennen nur Begriffe für »eins« und »zwei« und müssen alle höheren Zahlen kompliziert beschreiben. Mit jenen vergleicht man häufig Personen, die man für dumm und unterentwickelt hält.

Nicht das Gelbe vom Ei...meint, wir sind mit einer Sache oder einer Leistung nicht zufrieden: Hühnereier enthalten neben Vitaminen und Mineralien auch sehr viel Eiweiß. All dies liegt aber hauptsächlich im Dotter, dem Eigelb. Das Eiklar hingegen besteht zu 7/8 nur aus Wasser.

Nicht das Schwarze unter dem Nagel gönnen...äußerst geizige Neidhammel jemandem, dem sie nichts, aber auch wirklich gar nichts zugestehen wollen. Das »Schwarze unter den Nägeln« steht hier für den Dreck unter den Fingernägeln, der ja nun wirklich völlig wertlos ist. Besonders gut beobachtet ist, daß oft sehr mißgünstige Reiche den Armen nicht gönnen können, aber auch wer Ex-Frauen oder Erbengemeinschaften kennt, weiß ein trauriges Lied davon zu singen.

Nicht das Wasser reichen können...uns heute gelegentlich Leute, die uns intellektuell oder sozial oder sonstwie unterlegen sind.
Im Mittelalter wurde nicht mit Besteck gegessen, sondern mit den bloßen Fingern. Um wenigstens hygienischen Mindestanforderungen zu entsprechen, wurde vor- und hinterher von Dienern eine Schale Wasser gereicht, die den Gästen das Waschen der Finger ermöglichte. Wer nicht einmal wert oder in der Lage war, das Wasser zu reichen, taugte zu gar nichts, war wertlos. Schon in der Bibel gibt es Belege für den Brauch des Wasserreichens: Im Alten Testament heißt es laut Martin Luther beispielsweise in 2. Könige 3.11: »Et ait Iosaphat estne hic propheta Domini ut deprecemur Dominum per eum et respondit unus de servis regis Israhel est hic Heliseus filius Saphat qui fundebat aquam super manus Heliæ« - »Josaphat aber sprach jst kein Prophet des Herrn hie das wir den Herrn durch jn rat fragten? Da antwortet einer vnter den knechten des Königs Jsrael vnd sprach Hie ist Elisa der son Saphat der Elia wasser auff die hende gos«. Die Bedeutung wurde vor allem auch durch Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) »Faust« bekannt, der Gretchens Bruder Valentin verzweifelt fragen läßt: »Aber ist eine im ganzen Land, die meiner trauten Gretel gleicht, die meiner Schwester das Wasser reicht?«

Nicht der wahre Jakob...ist umgangssprachlich nicht das, was man gerade erwartet oder sucht. Gemeint ist der heilige Jakobus, ein Apostel, der anno 44 in Jerusalem den Märtyrertod erlitt. Nach einer Legende legten seine Jünger den Leichnam ihres Meisters in ein steuerloses Schiff, das in Padron, unweit des heutigen Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens, an Land trieb. Zwischen 812 und 824 wurden dort angeblich die sterblichen Überreste dieses Jüngers Jesu entdeckt. Schon 844 berichtet ein arabischer Reisender von normannischen Pilgern in dieser Gegend, im Mittelalter setzt ein Pilgerstrom ein, der im 11./12. Jahrhundert ungeheure Ausmaße erreichte und selbst Rom und Jerusalem überrundete. Der ein Jahr dauernden Wallfahrt kam politisch große Bedeutung zu, weil sie half, die muslimischen Mauren, die über die iberische Halbinsel schon bis Frankreich gezogen waren, zurückzudrängen und ganz Spanien 1492 von muslimischen Truppen zu befreien. Deutsche Wallfahrer, die zu Ehren Jakobs bis Spanien wallfahrten, sahen verächtlich auf Gläubige herab, die den weiten beschwerlichen Weg scheuten und lieber näherliegende Gräber von Heiligen gleichen Namens aufsuchten. Von jenen war jedoch keiner »der wahre Jakob«. Die Wendung erinnert auch an die alttestamentarische Geschichte vom betrügerischen Jakob, der seinem älteren Bruder Esau das Erstgeburtsrecht abluchste, indem er sich von seinem blinden Vater Isaak den Segen erschlich.

Nicht die Bohne...hat nichts mit fehlendem Appetit zu tun, sondern mit dem Mittelalter: Die Bohne war einst eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel, eine einzelne aber auch damals so gut wie gar nichts wert, niemand machte deswegen einen Finger krumm. Die Redensart hat eine lange Tradition und ist unter anderem schon bei Minnesänger Walther von der Vogelweide (um 1170-1230) und Gottfried von Straßburg (um 1170-1215) belegt. In seinem Werk »Tristan«, einer Bearbeitung der klassischen Sage von Tristan und Isolde, heißt es an einer Stelle über die Liebenden: »Sie hätten um ein besser Leben, nicht eine Bohne hergegeben«. Auch der Reformator Martin Luther (1483-1546) verwendet die Bohne als Synonym für Wertlosigkeit.

Nicht die Butter aufs Brot gönnen...uns Leute, die besonders mißgünstig und neidisch sind: Für Menschen, die schwer körperlich arbeiten müssen, war und ist Butter eine gute Möglichkeit, die benötigte Energie in konzentrierter Form zu sich zu nehmen. Zudem ist das Fett ein guter Geschmacksverstärker. Allerdings gönnte gerade diesen Arbeitern nicht jeder das dazu nötige Einkommen - die »Gute Butter« blieb für viele schlicht unerschwinglich, sodaß man oft auf billige Margarine oder gar trocken Brot zurückgreifen mußte und Butter für viele, die sie sich nicht leisten konnten, wenigen besonderen Gelegenheiten vorbehalten blieb.

Nicht die Butter vom Brot nehmen lassen...sich Leute, die sich nichts gefallen lassen, Minderungen oder Einschränkungen durch Dritte nicht kampflos hinnehmen. Nicht jeder ist bereit, sich von mißgünstigen und neidischen Mitmenschen einengen oder in seinem Existenzniveau beschneiden zu lassen. Merke: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein - es muß auch Wurst und Schinken sein. Wer sich selbstbewußt zur Wehr setzt, sich nichts wegnehmen läßt, dem nimmt bildlich auch niemand »die Butter vom Brot«.

Nicht die feine englische Art... hat einer, der unhöflich ist, sich schlecht, unfair oder unehrenhaft benimmt oder etwas nicht den allgemeinen Regeln entsprechend handhabt. Für ihre sprichwörtliche Selbstbeherrschung zollt man den Briten in der ganzen Welt Respekt. Eine der ersten Erfahrungen, die man in England macht, ist, daß es dort höflicher zugeht, als im Rest der Welt. »Sorry«, »please«, »excuse me«, »thank you« sind scheinbar die wichtigsten Vokabeln im täglichen Umgang miteinander. Der Schriftsteller George Mikes (1912-87) schrieb in »How to be an Alien« einst: »Engländer sind die einzigen Menschen, die imstande sind, alleine Schlange zu stehen«. George Orwell (1903-50), der sonst wahrlich nicht mit Kritik sparte, meinte: »Die Freundlichkeit der englischen Zivilisation ist vielleicht ihr herausragendes Kennzeichen. Man bemerkt es gleich, wenn man seinen Fuß auf englischen Boden setzt. Es ist ein Land, wo Busschaffner gutmütig und Polizisten unbewaffnet sind. In keinem anderen Land, das von Weißen bevölkert wird, ist es einfacher, Leute vom Gehweg zu drängeln«. Allerdings - wer oft »sorry«, »pardon me« und »excuse me« sagt, unterstreicht so seine gesellschaftliche Stellung, Bildung und gehobene Klasse. Demnach wäre die feine englische Art nichts anderes als Manipulation, eine essenzielle Heuchelei im sozialen Umgang miteinander.

Nicht für voll nehmen...wir jemanden, den wir nicht ernstnehmen, geringschätzen, auf den wir hinabsehen.
Die Wendung bezieht sich auf das mittelalterliche Münzwesen, wo bald jedes kleine Fürstentum sein eigenes Geld prägte. Um den Handel über Grenzen hinweg zu vereinfachen, verkörperten die Geldstücke meist ihren Gold- bzw. Silberwert. Bei alten abgenutzten Münzen entstand mit der Zeit eine Differenz zwischen dem aufgeprägten Wert und dem tatsächlichen Gewicht - sie wurden dann nicht mehr »für voll genommen«.

Nicht ganz bei Trost...sind unserer Vermutung nach Zeitgenossen, die etwas verrückt sind, etwas Unverständliches tun, offensichtlich nicht recht bei Verstand sind.
Der »Trost« hat hier erstmal nichts mit der zwischenmenschlichen Zuwendung im Leid zu tun - wahrscheinlich haben aber beide Wörter denselben Ursprung: Das altnordische »traustr« stand für »Zuverlässigkeit, Stärke, (innere) Festigkeit« - wer »nicht ganz bei Trost« war, konnte diesen halt auch nicht weitergeben.

Nicht ganz dicht im Oberstübchen...meinen wir, sei jemand, den wir für etwas absonderlich halten, der nach unserer Vorstellung nicht »normal« sein kann. Der Ursprung dürfte im Oberstübchen eines Hauses liegen: Ist das Dach »nicht ganz dicht«, läßt sich auch diese Bodenkammer kaum adäquat nutzen.

Nicht ganz hasenrein...erscheint uns etwas irgendwie verdächtig - wir sollten lieber die Finger davon lassen.
Der Ausdruck bezeichnet in der Jägersprache einen Jagdhund, der sich bei der Vogeljagd schon mal von einem herumspringenden Hasen ablenken läßt.

Nicht ganz koscher...ist ein Angebot, das anscheinend nicht wirklich in Ordnung ist - wir sind mißtrauisch:
Das Adjektiv »koscher« bedeutet, »rein« im Sinne der »Kashrat«, der jüdischen Speisegesetze zu sein. Darin ist u.a. festgelegt, welche Speisen der Jude essen darf und wie sie zubereitet werden.

Nicht gefeit sein...geht auf das mittelhochdeutsche »veien« - durch die Zauberkraft von Feen geschützt sein - zurück. Die geisterhaften Fabelwesen kamen schon in der keltischen Mythologie vor, auch die römische Schicksalsgöttin Fata hatte ähnliche Kräfte und Aufgaben.

Nicht geheuer...sind uns manchmal Sachen, die suspekt sind, Unbehagen hervorrufen. Das mittelhochdeutsche »gehiure« bedeutete »lieblich, angenehm« und beschrieb etwas, das zur Hausgemeinschaft gehörte und deswegen als vertraut empfunden wurde - ein »Ungeheuer« gehörte selbstredend nicht dazu.

Nicht getadelt ist genug gelobtIn der Propaganda steht Mitarbeitermotivation ja recht hoch im Kurs - im richtigen Leben halten sich Führungskräfte dann aber doch eher an die schwäbische Formel: »Ned gschimpft ist globt gnua«. Der Spruch geht auf die Befürchtung zurück, daß allzuviel Lob die Leute eingebildet macht und sie sich weniger anstrengen.

Nicht grün sein...meint seit dem Mittelalter, daß man eine Person nicht besonders gut leiden kann: Die Farbe Grün, Inbegriff des Lebens und der sprießenden Natur, symbolisiert das Wachsen und Gedeihen, hat also etwas Positives. Man kleidete sich damals gern in Grün, die Farbe stand für die Liebe und bis heute bittet man jemanden, den man gern hat, an seine linke, »grüne Seite« denn dort sitzt unser Herz. Empfindet man statt Liebe oder Sympathie nur Abneigung und Mißtrauen, ist man sich einfach »nicht grün«.

Nicht gut Kirschen essen...ist mit jemandem, der recht autoritär, streng oder unfreundlich daherkommt, mit dem man nicht gut auskommen kann. Eigentlich heißt es: »Mit hohen Herren ist nicht gut Kirschen essen, sie spucken einem die Kerne ins Gesicht«. Im Mittelalter, als der Spruch entstand, konnten sich nur reiche Adlige einen eigenen Garten mit Kirschbäumen leisten. Die machten sich gern mal einen Spaß daraus, ihren Untergebenen aus lauter Über- oder Hochmut die Kirschkerne und -stiele ins Gesicht zu werfen - der Spruch warnte vor solch ungehobelten Tischsitten.
Eine andere Deutung: Der Wettiner Friedrich Tuta (1269-91), Markgraf von Landsberg und der Lausitz starb im Alter von nur 22 Jahren auf Schloß Hirschstein, weil er vom Meißener Bischof Withego I. von Furra (um 1250-93) mit Kirschen vergiftet worden sein soll.

Nicht in den Kram passen...uns oft so manche Sachen: »Kram«, vom althochdeutschen »cram«, meinte ursprünglich den Stand oder die Waren eines Krämers oder Kaufmanns. Dieser lehnte es ab, eine Ware zu führen, die nicht in das Sortiment seiner Branche paßte, denn sie war nur schwer zu verkaufen.

Nicht lange fackelnWir sind in einer Sache unentschieden, brauchen aber eine schnelle Entscheidung. Man könnte meinen, das Wort wäre auf das Brennen der »Fackel« zurückzuführen - es ist gerade umgekehrt: Das Altdeutsche »ficken, facken, fackeln« (sich hin- und herbewegen) gab im Mittelalter auch der Fackel ihren Namen. Letztlich meint die Redensart also, daß man nicht allzu lange hin und her überlegen soll.

Nicht lupenrein...kann vieles sein, das uns (hoffentlich) stutzig werden läßt: Eine Aussage, deren Wahrheitsgehalt wir bezweifeln beispielsweise, ein Geschäftspartner, dem wir mißtrauen oder ein Vertrag, der sehr geheimnisvoll verklausuliert verfaßt ist, sodaß wir befürchten müssen, »über den Tisch gezogen« zu werden. Der Ausdruck kommt ursprünglich aus der Sprache der Diamantenhändler, die den Wert der teuren Kohlenstoffverbindung unter anderem nach ihrer Reinheit bestimmen. Sind bei bis zu 10-facher Vergrößerung oder gar mit bloßem Auge noch Einschlüsse im Edelstein erkennbar, ist »Girls best friend« nicht »lupenrein«, also wenig(er) wert.

Nicht mit der Kneifzange anfassen...wollen wir etwas, das wir rigoros ablehnen, wovor wir uns vielleicht gar ekeln, weil es dreckig oder sonstwie abstoßend ist. Das können auch Menschen sein, die wir meiden, bestimmte Themen, die wir nicht ansprechen möchten oder was auch immer wir niemals tun würden, weil wir es als viel zu gewagt oder heikel ansehen und uns vor möglichen Folgen schützen möchten.

Nicht mit Ruhm bekleckert...haben sich umgangssprachlich Leute, die eine sehr schwache Leistung abliefern, weit hinter den an sie gestellten Erwartungen zurückbleiben. Etwa Mitte des 19. Jahrhunderts kam diese scherzhafte Variante der älteren Form »mit Ruhm bedecken« auf - die Blamage wird seither als Fleck auf der »weißen Weste« des sonst eigentlich Erfolgreichen gesehen.

Nicht nach seiner Nase...sind Personen oder Sachen, die jemandem nicht gefallen. Der Geruchsinn der Nase bestimmt, ob man eine Speise mag oder nicht. Diese Redewendung verallgemeinert diesen Sachverhalt.

Nicht niet- und nagelfest...ist alles, was sich leicht mitnehmen läßt, weil es nicht durch Nägel oder Nieten befestigt ist. Diese Zwillingsformel, die heutzutage eher Diebstahl meint, war einst ein gängiger Rechtsbegriff beim Immobilienhandel: Alles, was nicht »niet- und nagelfest« mit der neuen Bleibe verbunden war, gehörte nicht zum verkauften Haus dazu. Anders als das, was »getrieben und getragen« - also mitgenommen - werden konnte, ließ sich diese Formel auch erweitern: »Erd- oder wurzelfest« beinhaltete alles, was auf dem Grundstück an Pflanzen oder Bäumen wuchs oder sonstwie dort eingegraben war.

Nicht richtig ticken...soll umgangssprachlich jemand, der ein bißchen verrückt ist: Man meint, seine »innere Uhr« ginge nicht ganz richtig, wenn jemand Sachen macht, die für uns »Normale« zumindest etwas ungewöhnlich erscheinen.

Nicht sein kann, was nicht sein darf...sagt, wer eine Tatsache nicht anerkennen will, weil sie gegen das eigene Interesse verstößt, wer sich einem Problem verschließt, eine Gefahr verdrängt, die Realität nicht sehen will. Etwas muß einfach so sein - daraus folgt, daß es so ist. Dieses geflügelte Wort ist ursprünglich der Schluß des Gedichts »Die unmögliche Tatsache« aus Christian Morgensterns (1871-1914) »Palmström«:

 »Palmström, etwas schon an Jahren
  wird an einer Straßenbeuge
  und von einem Kraftfahrzeuge
  überfahren.

  ›Wie war‹ (spricht er, sich erhebend
  und entschlossen weiterlebend)
  ›möglich, wie dies Unglück, ja:
  daß es überhaupt geschah?

  Ist die Staatskunst anzuklagen
  in bezug auf Kraftfahrwagen?
  Gab die Polizeivorschrift
  hier dem Fahrer freie Trift?

  Oder war vielmehr verboten,
  hier Lebendige zu Toten
  umzuwandeln, - kurz und schlicht:
  durfte hier der Kutscher nicht?‹

  Eingehüllt in feuchte Tücher,
  prüft er die Gesetzesbücher
  und ist alsobald im klaren:
  Wagen durften dort nicht fahren!

  Und er kommt zu dem Ergebnis:
  ›Nur ein Traum war das Erlebnis.
  Weil‹, so schließt er messerscharf,
  ›nicht sein kann, was nicht sein darf.‹«

Nicht über den Weg trauen...wir jemandem, dem wir kein Vertrauen schenken, mißtrauen. Seit Ende des 18. Jahrhunderts sprichwörtlich, trauen wir jemandem nur so weit, wie wir ihn vor Augen haben - liegt noch ein Stück Weg zwischen uns, sodaß wir einen Fremden nicht sehen und seine Pläne einschätzen können, werden wir schnell argwöhnisch.

Nicht verknusen können...wir jemanden (oder etwas), den wir nicht vertragen, ertragen, ausstehen, leiden können, zu dem wir jeglichen Kontakt ablehnen. Der umgangssprachliche Ausdruck aus Norddeutschland, der fast nur in der Negation gebräuchlich ist, bedeutet im Niederdeutschen ursprünglich »kauen, verdauen, zerquetschen, zermalmen« (zu »knusen« - quetschen, kneten) - man meinte also zunächst ein schwerverdauliches Essen. Der Bedeutungswandel zu einer unerträglichen Person kam erst später.

Nicht viel Federlesens...macht jemand, der direkt »zur Sache kommt«, ohne sich erst lange mit allgemeinem Geplänkel aufzuhalten. Im Mittelalter machte mancher sehr viel »Federlesens«, um vornehmen Herrschaften angeflogene Federchen oder sonstigen Schmutz vom Gewande zu klauben und sich so vermeintlich beliebt zu machen. Die an sich nette Geste ist also nichts als kriecherisches Einschmeicheln.

Nicht von dieser Welt...zitiert das Neue Testament, allerdings unabhängig von seiner originalen Bedeutung, nach der Jesus zu den Pharisäern sagt: »Et dicebat eis vos de deorsum estis ego de supernis sum vos de mundo hoc estis ego non sum de hoc mundo«. - »Vnd er sprach zu jnen, Jr seid von vnten her, Jch bin von oben herab. Jr seid von dieser welt, Jch bin nicht von dieser welt«. (Johannes 8.23)

Nicht von PappeAls gelehrte Leute sich noch in Latein auskannten, wußten sie, daß »pappare« essen bedeutet - woraus sich später »aufpäppeln« für das Aufziehen eines Kindes und dann »Pappe, Papps« für Brei ableitete. Daraus hat sich denn auch die »Pappe« - das kräftige Papier - entwickelt, wie sie etwa der Buchbinder benutzt. Wer »nicht von Pappe« ist, wurde nicht nur mit Brei gefüttert, sondern bekam kräftiges Essen. Das machte ihn gesünder und stärker.

Nicht von schlechten Eltern...ist etwas, das in seiner Ausführung ziemlich gut oder kräftig, von besonderer Qualität ist, ein imponierendes Format hat - kurz alles und jedes, das gut besonders gelungen ist. Eltern gelten gemeinhin als ursächlich Verantwortliche für die Eigenschaften ihrer Kinder. Das hat sich im Laufe der Zeit auch auf Handlungen und Sachen übertragen.
Andere meinen, die Wendung kommt ursprünglich aus dem Standesdünkel: Der einstige Adel hielt sich - frappant ähnlich unserer heutigen »Oberschicht« - für etwas »Besseres« und ebenjene »besseren« Eltern zeigten dies gegenüber anderen, als »niedriger« erachteten Menschen durch ihr herablassendes Verhalten und die gängige Praxis, nicht »unter seinem Stand« zu heiraten sehr deutlich.

Nicht von ungefähr...passieren manchmal Sachen aus gutem Grund, nicht ohne Ursache, nicht zufällig - sie haben eine nachvollziehbare logische Ursache. Das frühneuhochdeutsche »ohngefer« - ohne Betrug - war einst eine rechtliche Erklärung, daß bei Maßen und Zahlen eine mögliche Ungenauigkeit schicksalhaft und »ohne böse Absicht« zustande gekommen sei.

Nicht weit herIm alten Glauben konnte etwas, das nicht von weit her kam, nicht viel wert sein . also mußten auch die mittelalterlichen Handwerksgesellen bei möglichst weit entfernten Meistern ihre Ausbildung gemacht haben. Anfang des 19. Jahrhunderts ließ der Dichter Friedrich Leopold Reichsgraf zu Stolberg-Stolberg (1750-1819) wissen: »Statt mit der Billigkeit, die der deutschen Gemütsart eigen ist, das Fremde zu würdigen, überschätzt der Deutsche es mit jener Schwäche, die ihm auch sehr eigen ist und die er zu oft naiv genug ausdrückt, wenn er, Geringschätzung anzudeuten, sagt: »Das ist nicht weit her«.

Nicht zum Schuß kommen...Leute, die keine Gelegenheit bekommen, ein Vorhaben durchzuführen, die den günstigsten Augenblick verpaßt haben oder an etwas gehindert werden. Oft wird diese Wendung heute von Photographen gebraucht, ursprünglich ging es aber um Jäger, denen auf ihrem Beutezug kein Wild vor die Flinte geraten war.

Nichts anhaben könnenDer Theologe und Reformator Martin Luther (1483-1546) schrieb in seiner Bibelübersetzung: »Et dabo te populo huic in murum æreum fortem et bellabunt adversum te et non prævalebunt quia ego tecum sum ut salvem te et eruam dicit Dominus« - »Denn ich habe dich wider dis Volck zur festen ehern Mauren gemacht Ob sie wider dich streiten Sollen sie dir doch nichts anhaben Denn Jch bin bey dir das ich dir helffe vnd dich errette spricht der Herr«. (Jeremia 15.20) Im 16. Jahrhundert wurde auch Landsknechten der Angriffsbefehl oft mit dem Zusatz »ob sie was an ihm haben mochten« gegeben.

Nichts Genaues weiß man nicht...ist eine volkstümliche Phrase, wenn an irgendeiner Sache zwar wohl schon irgendwas dran sein muß - man aber eben nicht wirklich weiß, was. Eigentlich drückt eine doppelte Verneinung eine Bejahung aus - hier meint die Absurdität der Umgangssprache dennoch, daß man eigentlich doch nichts weiß, sich auf ein Gerücht verlassen muß. Denn: Nichts »Genaues« weiß man nicht - irgendetwas aber schon. Nur was?

Nichts Halbes und nichts Ganzes...ist etwas, das unvollkommen, fehlerhaft, nicht vollwertig ist. Es ist nur halbherzig gemacht - nicht wirklich schlecht, aber eben auch nicht richtig gut und wird deshalb nicht lange bestehen.

Nichts ist so beständig wie der Wandel...sagt eine uralte Weisheit - die Zeiten wechseln und mit ihnen die Herrscher und Meinungen, die Sitten und Gebräuche. Was gestern noch richtig war, ist morgen schon obsolet. Nichts bleibt wirklich, nichts gilt ewig, nichts hat Bestand. Die Redensart stammt von dem griechischen Philosophen Heraklit von Ephesos (um 520-460 a.C.) und beschreibt einen zentralen Punkt seiner Philosophie, den Prozeß der stetigen Veränderung und des immer neuen Werdens.

Nichts Menschliches ist mir fremd...lobt manch eitler Zeitgenosse sich selbst und will damit ausdrücken, daß er doch grenzenloses Verständnis für alle Fehler und Schwächen anderer habe. Das »Nihil humani a me alienum puto« stammt aus der Komödie »Heautontimorumenos« (Der Selbstquäler), der Nachahmung einer griechischen Komödie des Menandros aus dem 4. Jahrhundert a.C. Publius Terentius Afer (um 195-159 a.C.) läßt im 1. Akt den Menedemus seinen Nachbarn Chremes fragen, ob er denn die Zeit hätte, sich um die Probleme anderer Menschen zu kümmern. Der erwidert: »Homo sum, humani nil a me alienum puto« (Mensch bin ich; nichts, was menschlich, acht' ich mir als fremd [1. 77]). Schon Cicero (De officiis I, 9, 30; De legibus I, 12, 33) und Seneca (Epistulæ morales 95, 53) gebrauchen diesen Vers, Karl Marx soll ihn als Maxime seiner Tochter Jenny gewidmet haben.

Nichts Neues unter der SonneIm Alten Testament weist der Prediger Salomo (1.9f) auf die Eitelkeit und Nichtigkeit des Irdischen mit folgendem Ausspruch hin: »Quid est quod fuit ipsum quod futurum est quid est quod factum est ipsum quod fiendum est nihil sub sole novum nec valet quisquam dicere ecce hoc recens est iam enim præcessit in sæculis quæ fuerunt ante nos« - »Was ists das geschehen ist? Eben das hernach geschehen wird. Was ists das man gethan hat? Eben das man hernach wider thun wird. Vnd geschicht nichts newes vnter der Sonnen. Geschicht auch etwas dauon man sagen möcht Sihe, das ist new? Denn es ist vor auch geschehen in vorigen zeiten, die vor vns gewesen sind«. Heute resignieren wir ob der Erkenntnis, daß bestimmte Geschehnisse und Verhaltensmuster immer wiederkehren und uns nicht überraschen oder enttäuschen können.

Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen...ist das Motto so mancher Zeitgenossen, die mangels Zivilcourage Schlechtes nicht wahrhaben wollen und lieber wegschauen, als zu helfen. Schon im Mittelalter kannte man das Sprichwort: »Audi, vide, tace, si tu vis vivere pace« (Höre, sieh und schweige, wenn Du in Frieden leben willst). Die drei vollkommen meinungslosen und desinteressierten Affen - der erste verdeckt seine Augen, der zweite die Ohren und der dritte den Mund - gehen auf eine japanische Lebensweisheit zurück und stehen dort - ganz anders als hier - für den vorbildlichen Umgang mit Schlechtem. Die Lehre des buddhistischen Gottes Vadjra gelangte vermutlich im 8. Jahrhundert von Indien über China nach Japan und wurde dort als »mi-zaru, kika-zaru, iwa-zaru« bekannt. Im klassischen Japanisch wird »zaru« (Verneinung einer Tätigkeit) ähnlich ausgesprochen wie »saru« (Affe). Wohl daher kommt der Glaube von den drei Affen, die den Göttern über die Menschen berichten sollen, aufgrund eines Abwehrzaubers aber nichts Böses sehen, hören und sagen.


Die drei Affen von Nikkō Bild: wikimedia.org

Nichts wird so heiß gegessen, wie's gekocht wird...sagt ein altes Sprichwort, die Dinge sind nicht so schlimm, wie sie anfangs scheinen meinen wir damit bildlich: Wenn wir uns unser Essen zubereiten, erhitzen wir es oft auf mehrere 100°C. Mal abgesehen davon, daß wir uns damit mächtig die Zunge verbrennen würden, sinkt die Temperatur schon in der kurzen Zeit des Servierens erheblich ab. Übertragen erscheinen uns manche Dinge auf den ersten Blick sehr schwierig oder riskant, aber wir stellen uns vieles auch weit schlimmer vor, als es dann tatsächlich ist.

Nickeligkeiten...sind diese mutwilligen kleinen Gemeinheiten zum Nachteil eines Gegners, bei strenger Auslegung geringfügige Regelwidrigkeiten, die - hauptsächlich im Fußball - aber üblicherweise kaum geahndet werden. Das Wort geht wahrscheinlich im 16. Jahrhundert auf den »Nickel«, einen Wassermann oder Kobold, übertragen ein eigensinniger, Mensch, ein Tunichtgut und Taugenichts zurück und beschreibt starrsinnige, rücksichtslose Charakter oder darauf zurückzuführende Handlungen.

Nie sollst Du mich befragen...zitieren wir, wenn wir eine Frage nicht beantworten, eine Auskunft nicht erteilen können oder wollen, das berühmte Libretto des Titelhelden aus Richard Wagners (1813-83) »Lohengrin« (1:3): König Heinrich ordnet einen Gerichtskampf als Gottesurteil an, Elsa von Brabant läßt sich dabei von dem gottgesandten Streiter vertreten, den sie im Traum gesehen hat. Der erscheint in heller Rüstung in einem Boot, das von einem Schwan gezogen wird und will nicht nur für sie streiten, sondern hält zugleich um ihre Hand an - jedoch mit einer Bedingung:

 »Elsa, soll ich Dein Gatte heißen,
  Soll Land und Leut' ich schirmen dir,
  Soll nichts mich wieder von dir reißen,
  Mußt eines Du geloben mir:
  Nie sollst Du mich befragen,
  noch Wissens Sorge tragen,
  woher ich kam der Fahrt,
  noch wie mein Nam' und Art.«

Nie war er so wertvoll wie heute...beurteilen wir scherzhaft eine Sache oder Person und zitieren dabei einen alten Werbespruch von »Klosterfrau Melissengeist« aus dem Jahre 1925. Das legendäre Hausmittelchen der Nonne Maria Clementine Martin (1775-1843) aus diversen Pflanzen und Wurzeln soll innerlich angewendet gegen drohende Erkältungen sowie Unpäßlichkeiten im Magen- und Darmbereich helfen - der enorme Alkoholgehalt dürfte bei der Beliebtheit dieses Heiltranks seit jeher eine wohl nicht ganz unwesentliche Rolle gespielt haben, sodaß der Slogan irgendwann im Laufe der Zeit in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist.

Niemand kann zwei Herren dienenDas Sprichwort im Sinne von »man muß sich entscheiden« geht auf das Matthäusevangelium (6.24) zurück. Dort spricht Jesus nach Luthers Übersetzung: »Nemo potest duobus dominis servire aut enim unum odio habebit et alterum diliget aut unum sustinebit et alterum contemnet non potestis Deo servire et mamonæ«. - »Njemand kan zweien Herrn dienen, Entweder er wird einen hassen, vnd den andern lieben. Oder wird einem anhangen, vnd den andern verachten. Jr kuend nicht Gott dienen, vnd dem Mammon«.

Nieselpriem...nennt der Berliner einen nicht besonders unternehmungslustigen Zeitgenossen, einen ewig mißgelaunten Langweiler und Nörgler. Abgeleitet wird der Begriff wohl aus »nieseln«, das leichte regnen und »Pfriem«, der Schusterahle.

Nimm Dein Bett und wandleDas Bett meint hier wohl eine Tragbahre oder ein Gestell zum Transport von Kranken, die so zu Jesus gebracht wurden: »Ut autem sciatis quia Filius hominis potestatem habet in terra dimittere peccata ait paralytico tibi dico surge tolle lectum tuum et vade in domum tuam«. - »Auff das jr aber wisset, das des menschen Son macht hat auff Erden, suende zu vergeben, sprach er zu dem Gichtbruechigen, Jch sage dir, stehe auff, vnd hebe dein betlin auff, vnd gehe heim«. (Lukas 5.24) Heute gebrauchen wir die Wendung meist übertragen, im Sinne von »Nimm Dein Leben selbst in die Hand«.

Nimmersatt...nennen wir scherzhaft einen Menschen, der niemals von etwas genug bekommt, immer noch mehr verlangt. Das Wort geht wohl auf ein Bibelzitat zurück: »Cunctæ res difficiles non potest eas homo explicare sermone non saturatur oculus visu nec auris impletur auditu« - »Es ist alles thun so vol mühe, das niemand ausreden kan. Das Auge sihet sich nimer sat vnd das Ohr höret sich nimer sat«. Prediger Salomo 1.8. meint damit ursprünglich, daß das menschliche Dasein viel zu kurz ist, um große Veränderungen mitzuerleben.

NimrodSchon im Alten Testament bezeichnete man nach Luther so einen großen Städtebauer und Jäger: »Porro Chus genuit Nemrod ipse coepit esse potens in terra et erat robustus venator coram Domino ab hoc exivit proverbium quasi Nemrod robustus venator coram Domino« - »Chus aber zeuget den Nimrod. Der fieng an ein gewaltiger Herr zu sein auff Erden. Vnd war ein gewaltiger Jeger fur dem Herrn. Da her spricht man: Das ist ein gewaltiger Jeger fur dem Herrn wie Nimrod. (Genesis 10.8f).

Nippes...nennen wir die eher kitschigen Engelchen und Figürchen, die unsere Wohnung gemütlicher machen sollen. Der Begriff für die sehr dem persönlichen Geschmack unterliegenden und nicht wirklich wertvollen Keramiken kommt aus dem Französischen und wurde im 18. Jahrhundert in die deutsche Sprache übernommen. Ursprünglich meinte man damit den Putz der Frauen, also Schmuck und Accessoires - heute steht das Wort dort für abgetragene alte Klamotten.

NirwanaDas »Verlöschen« (Sanskrit) ist der Zustand der Erlösung, der im Buddhismus angestrebt wird. Es bedeutet das Aufhören des Verlangens nach Dasein und das Eingehen in das ewige Nichts, was als Vollendung des Lebens angesehen wird. Dieser Zustand kann schon auf Erden durch Meditation erreicht werden und ist das Ende der Wiedergeburten nach dem Tode und das erstrebte, völlige Vergehen im Absoluten.

Nobel geht die Welt zugrunde...kommentieren wir skeptisch oder ironisch, wenn sich jemand mit opulentem Luxus umgibt, den er sich vermeintlich gar nicht leisten könnte. Hintergrund deses Sprichworts könnte sein, daß in schwierigen Zeiten regelmäßig der Bedarf an Luxusartikeln sprunghaft ansteigt: Wer ohnehin nichts hat, geht als erster »über die Wupper« - die selbsternannte »bessere Gesellschaft« hingegen wird ihr Vermögen recht schnell in dauerhafte Wertanlagen stecken und die Krise höchst lukrativ überstehen.

Noch ist nicht aller Tage Abend...sagen die Optimisten unter uns, wenn sie darauf hoffen, eine offensichtlich ausweglose Situation doch noch irgendwie zu retten, die allerletzte Entscheidung noch nicht gefallen ist.
Das wußte bereits der deutsche Theologe und Reformator Martin Luther (1483-1546), der in seinen Briefen sagte: »Ist's doch noch nicht aller Tage Abend, so sind noch zwölf Stunden des Tages, es kann ja nicht immer wolkig sein und Regen«. Ähnlich äußerte sich auch schon der römische Geschichtsschreiber Titus Livius (59 a.C.-17) in seinem 142bändigen Werk »Ab urbe condita« (Von der Gründung der Stadt an, 39, 26, 9): »Nondum omnium dierum solem occidisse« - »Noch ist die Sonne aller Erdentage nicht untergegangen«.

Noch ist Polen nicht verloren...drücken wir oft unsere letzte Hoffnung aus, wenn uns eine Sache schier aussichtslos erscheint, eine fast unlösbar scheinende Situation aber dennoch lösbar ist: Mit diesen Worten beginnt das Lied »Mazurek Dabrowskiego«, die polnische Nationalhymne. Der Schriftsteller Józef Rufin Wybicki (1747-1822) verfaßte den Text zum 1797 entstandenen »Lied der Polnischen Legionen in Italien«:

  Noch ist Polen nicht verloren,
  Solange wir leben.
  Was uns fremde Übermacht nahm,
  werden wir uns mit dem Säbel zurückholen...

NonplusultraDas »Höchste, Unübertreffliche« ist die lat. Übersetzung eines Spruches, mit dem der griechische Dichter Pindar (522-445 a.C.) in Vers 21 der 3. Nemeischen Ode die Schwierigkeiten jenseits der Säulen des Herakles beschreibt. »Nicht mehr weiter« (auch »nec plus ultra«) war der griechischen Sage nach in die Felsen beiderseits der Straße von Gibraltar eingemeißelt. Götterheld Herakles soll jene Worte höchstselbst dort hingesetzt haben, um die äußerste Grenze der (damaligen) Welt zu markieren. Eine weitere Erklärung findet man im Buch Hiob (38.11), wo Gott zum Ozean spricht, um ihm seine Grenzen aufzuzeigen: »Usque huc venies et non procedes amplius et hic confringes tumentes fluctus tuos«. - »Bis hie her soltu komen vnd nicht weiter. Hie sollen sich legen deine stoltzen wellen«. Zu Beginn der Neuzeit wurde dies in der Form »Plus Ultra« (noch weiter) negiert. Die persönliche Devise Kaiser Karls V. drückte dessen Anspruch auf Universalherrschaft aus. Die Säulen des Herakles und die Worte »Plus Ultra« sind bis heute im spanischen Wappen zu sehen.

Normaljahr...wurde das Jahr 1624 im »Westfälischen Frieden« 1648 von Münster und Osnabrück genannt. Damit wurden nach dem 30-jährigen Krieg (1618-48) die geistlichen Güter und religiösen Verhältnisse so wiederhergestellt, wie sie zum 01. Januar 1624 herrschten. Veränderungen vor diesem Tag behielten ihre Gültigkeit.

Not amused...sind wir auf gut »Neudeutsch«, wenn jemand auf unsere Kosten einen Witz reißt oder wir einen Vortrag nicht wirklich lustig finden, vielleicht gar ein bißchen beleidigt darüber sind.
Diese Wendung - ursprünglich im Pluralis Majestatis »We are not amused!« (Wir finden das nicht lustig!) - wird laut Caroline Holland in »Notebooks of a Spinster Lady« der britischen Königin Victoria (1819-1901) zugeschrieben, die sie anno 1900 ihrem Kammerdiener Alexander Grantham Yorke gegenüber gebraucht haben soll, als jener ihre Hoheit vor ein paar Hofdamen parodierte.
Anderen Quellen zufolge äußerte Victoria so ihre Mißbilligung, als jener Yorke einem Gast bei Tisch eine anstößige Geschichte erzählte und dieser lauthals zu lachen begann. Nach dem Grund gefragt wiederholte er den Limerick:

 »There was a young man from Nantucket
  Took a pig in a thicket to fuck it.
  Said the pig: ›Oh, I'm queer,
  Get away from my rear.
  Come around to the front and I'll suck it.‹«

Not lehrt beten...sagt der Volksmund. Besonders in Notlagen, wenn sie von Sorgen und Angst geplagt werden und alles andere nichts geholfen hat, wenden sich selbst Atheisten und Agnostiker plötzlich an Gott und fangen an zu beten ob ihrer hoffnungslosen Lage. Dieses alte Sprichwort, das gelegentlich schon dem römischen Geschichtsschreiber Titus Livius (59 a.C.-17) in den Mund gelegt wird, verwendete der Dichter und Naturforscher Adelbert von Chamisso (1781-1838) als Refrain seines Gedichtes »Das Gebet einer Witwe«:

 »Die Alte wacht und betet allein
  In später Nacht bei der Lampe Schein:
  Laß unsern gnädigen Herrn, o Herr!
  Recht lange leben, ich bitte dich sehr.
  Die Not lehrt beten.

  Der gnädige Herr, der sie belauscht,
  Vermeint nicht anders, sie sei berauscht;
  Er tritt höchst selbst in das ärmliche Haus,
  Und fragt gemütlich das Mütterchen aus:
  Wie lehrt Not beten?

  Acht Kühe, Herr, die waren mein Gut,
  Ihr Herr Großvater sog unser Blut,
  Der nahm die beste der Kühe für sich
  Und kümmerte sich nicht weiter um mich.
  Die Not lehrt beten.

  Ich flucht' ihm, Herr, so war ich bethört,
  Bis Gott, mich zu strafen, mich doch erhört;
  Er starb, zum Regimente kam
  Ihr Vater, der zwei der Kühe mir nahm.
  Die Not lehrt beten.

  Dem flucht' ich arg auch ebenfalls,
  Und wie mein Fluch war, brach er den Hals;
  Da kamen höchst Sie selbst an das Reich
  Und nahmen vier der Kühe mir gleich.
  Die Not lehrt beten.

  Kommt Dero Sohn noch erst dazu,
  Nimmt der gewiß mir die letzte Kuh -
  Laß unsern gnädigen Herrn, o Herr!
  Recht lange leben, ich bitte dich sehr.
  Die Not lehrt beten«.

Not macht erfinderisch...sagt das Sprichwort und tatsächlich verdanken wir manch geniale Erfindung klugen Köpfen, die in Notzeiten »aus Scheiße Bonbons« machen, aus minderwertigem, eigentlich unbrauchbarem Material doch noch etwas Akzeptables, oft gar etwas ganz Besonderes herstellen konnten.

Notgroschen...nennen wir verniedlichend angelehnt an die früher weitverbreitete Groschen-Münze ein für unvorhergesehene Notfälle zurückgelegtes, kurzfristig verfügbares Sparguthaben oder Wertsachen, die speziell zu diesem Zweck aufbewahrt werden.

Notnagel...nennen wir abwertend eine Notlösung, einen Ersatz für etwas oder jemanden mangels besserer Alternativen, einen Lückenbüßer, der nur in einer Notsituation herangezogen wird. Der Begriff kommt ursprünglich von der Feuerwehr: Noch bis in die 60er Jahre hinein gehörte ein etwa 10 cm langer »Notnagel« mit einer Öse zu deren Standardausrüstung. War durch das Feuer ein Rückzug ins Freie nicht mehr möglich, konnte der Feuerwehrmann ihn einschlagen und sich so durch ein Fenster abseilen.

Notwendiges Übel...nennen wir einen Kompromiß, den wir manchmal eingehen müssen - etwas gefällt uns nicht, wir nehmen es aber dennoch in Kauf, weil wir keine wirkliche Alternative haben. Schon von dem griechischen Komödiendichter Menandros (342-293 a.C.) ist aus seinem »Florilegium« (69, 10) überliefert: »Heiraten ist, wenn man's bei Licht besieht, ein Übel, aber ein notwendiges Übel« - eine Ansicht, der sich anno 1522 auch Martin Luther (1483-1546) mit den Worten »Alszo haben sie beschlossen, das eyn weyb sey eyn nöttigs ubel« anschloß. Für den römischen Kaiser Severus Alexander (208-235} waren die Finanzbeamten im Staate solch ein »malum necessarium«, die er am liebsten abschaffen wollte, aber trotzdem für jeweils ein Jahr beibehielt.

Nuckelpinne...ist heutzutage eine eher abfällige Bezeichnung für kleine, schwach motorisierte Autos. In den 30er Jahren, als der Münchener Volkssänger Weiß Ferdl (1883-1949) den Begriff in seinem »Kurvendialog« verwendete, war dies ein kleiner Hanomag, in den 50er/60ern wurden dann der Messerschmitt Kabinenroller, der Lloyd oder die BMW Isetta (auch »Knutschkugel«) so bezeichnet.

Null Bock...sagte man speziell in den späten 80er Jahren einer ganzen Generation Jugendlicher nach, die in ihrer beruflichen, sozialen und wirtschaftlichen Zukunft keinerlei Perspektiven mehr sahen. Schon Mitte der 60er entstand eine Jugendszene, die nicht so werden wollte wie ihre Eltern und Großeltern und mit ihrem »Null Bock«-Verhalten - »keine Lust auf gar nichts« - gegen die westliche Leistungsgesellschaft rebellierte. Die Wendung meinte aber beileibe nicht etwa die Abwesenheit eines männlichen Tieres der Gattung »Capra«, sondern entstammt vielmehr der Zigeunersprache. Hier bedeutet das dem Rotwelschen entlehnte »bokh« nämlich »Hunger« - wer »keinen Bock« hatte, war also ursprünglich »satt«, was sich irgendwann in »keine Lust« haben wandelte.

Nullachtfuffzehn...sagen wir heute zu etwas Einfachem, Primitivem. Dieser Ausdruck für simple Standardware hat seinen Ursprung bereits im ersten Weltkrieg, als an der Front zahllose Gewehre benötigt wurden: Das beliebte Maschinengewehr »Maxim 08/15«, die Standardwaffe der deutschen Armee, wurde schon 1883 entwickelt und war das erste kriegstaugliche Maschinengewehr überhaupt. In den Jahren 1908 und 1915 wurden - daher die Modellnummer - wichtige Verbesserungen an der Waffe eingeführt, u.a. wurde sie mit einer Gabelstütze versehen, die das Gewicht erheblich verringerte. Da seinerzeit fast jeder Fabrikant eigene Maße und Werkzeuge hatte, sollten, um möglichst schnell Nachschub produzieren zu können, diese Waffen vereinheitlicht werden. Eigens dafür wurde das »Königliche Fabrikationsbüro für Infanterie« gegründet, über das man sich auf eine vereinheitlichte Herstellung einigte, aus der später die »Deutsche Industrie Norm« (DIN) hervorging. Das weltweit erste nach modernen Industrienormen gefertigte Teil, ein Kegelstift am Verschluß dieses »08/15«, erhielt die Bezeichnung »DIN1«. Selbst zum Anfang des Zweiten Weltkriegs wurde das technisch längst überholte MG immernoch eingesetzt und der Begriff »08/15« für (veraltete) Massenware gebräuchlich. Im Jahre 1956 setzte der Schriftsteller Hans Helmut Kirst (1914-89) dem »Null Acht Fuffzehn« mit seiner gleichnamigen Romantrilogie ein weiteres Denkmal.

Nun hat die liebe Seele Ruh'Endlich am Ziel all seiner Wünsche wähnte sich jener Mann, von dem der Evangelist Lukas im Gleichnis vom reichen Kornbauern berichtet, daß er eine ausgesprochen gute Ernte gehabt hatte. So plant der Bauer, die alten Scheunen abzureißen, um neue, größere zu bauen. Wörtlich heißt es dann weiter: »Et dicam animæ meæ anima habes multa bona posita in annos plurimos requiesce comede bibe epulare«. - »Vnd wil sagen zu meiner Seelen, liebe seele, du hast einen grossen Vorrat auff viel jar, habe nu ruge, iss, trinck, vnd habe guten mut«. (Lukas 12.19) Leider - bevor die liebe Seele des reichen, selbstzufriedenen Kornbauern die genußvolle Ruhe findet, die er sich erhoffte, stirbt er plötzlich. Die Aussage des Gleichnisses: Die Seele erst dann ihre Ruh', wenn sie bei Gott ihr Zuhause findet und ihn als den Geber aller guten Gaben ehrt.

Nur Bares ist Wahres...konstatieren wir, wenn uns ein Scheck oder eine Kreditkarte suspekt vorkommt. Diese Zwillingsformel drückt aus, daß wir uns nicht mit leeren Versprechungen zufriedengeben, sondern hartes Bargeld - vom mittelhochdeutschen »bar« (abgerieben, nackt, bloß, offen vor Augen liegend) - zu bekommen wünschen.

Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber...sagt eine allseits bekannte Volksweisheit. Demokratie heißt »Volksherrschaft«, aber natürlich herrscht nirgendwo auf der Welt »das Volk« - bestenfalls darf es ein paar Leute »wählen«, von denen es sich dann beherrschen läßt.
Schon in dem 1943 geschriebenen Schauspiel »Schweyk im zweiten Weltkrieg« parodiert Bertold Brecht (1898-1956) das »Horst-Wessel-Lied« mit einem »Kälbermarsch«:

 »Der Metzger ruft: Die Augen fest geschlossen,
  das Kalb marschiert mit ruhig festem Tritt.
  Die Kälber, deren Blut im Schlachthof schon geflossen,
  sie ziehen im Geist in seinen Reihen mit«.

Nur die Harten kommen in den Garten...sagt gerne mal, wer etwas Besonderes erreicht hat und hart dafür arbeiten mußte. Diese relativ junge umgangssprachliche Wendung soll aus dem Gartenbau stammen: Nur winterharte, widerstandsfähige Pflanzen werden ins Freie gesetzt, empfindlichere Gewächse müssen die kalte Jahreszeit im Keller oder im Gewächshaus verbringen. Und außerdem reimt es sich so schön...

Nur ein Dummer sorgt für Ordnung - ein Genie beherrscht das Chaos...behaupten wir gern, wenn wir mal wieder zu faul sind zum Aufräumen. Die uralte Entschuldigung für unser »kreatives Chaos« geht wohl auf den Physiker Albert Einstein (1879-1955) zurück, der - selbst nicht unbedingt ein Ordnungsfanatiker - diesen Spruch in der Form: »Ordnung braucht nur der Dumme, das Genie beherrscht das Chaos« geprägt haben soll.

Nur ein Rädchen im Getriebe...ist jemand, der mechanisch immer und immerwieder die gleiche Tätigkeit ausführen muß, nur einer von vielen ist und für sich allein keine allzu große Bedeutung hat. Diese Redewendung bezieht sich auf das Bild von einer großen Maschine oder eben eines Getriebes: Darin stecken oft unzählige kleine (Zahn-)Rädchen, die erst in ihrem virtuosen Zusammenspiel die Anlage in Gang halten.

Nur fliegen ist schöner...drücken wir aus, daß uns etwas ganz besonders gut gefallen hat: Diesen Spruch - einst einer der berühmtesten deutschen Werbeslogans - erfand der deutsche Werbegrafiker und Texter Carolus Horn (1921-92) für den Traum einer ganzen Generation: Den zweisitzigen »Opel GT«, der von 1968 bis 1975 gebaut wurde.

Bild von Thomas doerfer via wikimedia.org

Nur nicht hudeln...sagt der Schwabe und läßt es ganz ruhig angehen. Nur nicht übereilt handeln, lieber in aller Ruhe und gründlich zur Sache gehen.
Ein »Hudelwisch« ist der schwäbische Ausdruck für ein Aufwischtuch, einen an einer Stange angebrachten Lappen, mit dem der angeheizte Backofen auf die Schnelle von verbrannten Backresten gereinigt wurde. Dieses eilige »Hudeln« wurde unter anderem auch zum Ausdruck für schlampige Handwerksarbeit. Schon aus dem Jahre 1741 kennt man die Wendung »die Arbeit schnell weghudeln«.

Nur noch Haut und Knochen...ist jemand, der aufgrund einer extremen Mangelernährung, oft durch Diät oder Krankheit, sehr dünn, völlig abgemagert ist. Er hat nichts mehr auf den Rippen, überall wo eigentlich Fleisch- oder Fettschichten sein sollten, sieht man das Gerippe direkt unter der Haut.

Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom...kritisieren wir jemanden, der sich immer an alles anpaßt, ein langweiliges, unbewegtes Leben führt, immer alles mitmacht, was »alle« machen und die gleiche Meinung vertritt wie die meisten Leute. Mit dieser Metapher fordern wir Menschen auf, nicht einfach alles hinzunehmen, sich zu engagieren und eine eigene Meinung, eigene Lösungen zu finden, sprichwörtlich »gegen den Strom zu schwimmen«.

Nur über meine LeicheDie sprichwörtlich entschiedene Ablehnung findet sich sinngemäß zunächst in dem Drama »Wallenstein« von Friedrich Schiller (1759-1805): Kommandant von Eger stellt sich den Mördern Wallensteins mit den Worten entgegen: »Erst über meinen Leichnam sollst du hingehn«. Ähnlich drastisch schleudert später im Drama »Hedwig« von Carl Theodor Körner (1791-1813) seine Titelheldin dem Bösewicht Rudolf entgegen: »Nur über meine Leiche geht der Weg!«

Nur vom Hörensagen...kennen wir etwas, das wir nicht persönlich erlebt, sondern nur berichtet bekommen haben, was wir nicht inhaltlich beurteilen und worauf wir uns nicht verlassen können. Die Wendung geht auf das lateinische »relata refero« - »Berichtetes berichte ich« - zurück, die schon der griechische Historiker Herodot von Halikarnassos (um 490-424 a.C.) in seinen »Historien« für Informationen verwendete, für deren Wahrheitsgehalt er sich nicht persönlich verbürgen konnte oder deren exakte Quelle er glaubte verschweigen zu müssen.

Nuttenkoffer...nennt den Volksmund recht uncharmant Handtaschen, die oft hauptsächlich Schminkutensilien enthalten. Der Begriff aus den 50er Jahren geht wohl auf die Kosmetiktaschen der auffällig geschminkten netten Damen im Bahnhofsviertel zurück.



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