3950 Sprichwörter, Redewendungen, Idiome, geflügelte Worte



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A

A & OAnfang und Ende, das Ein und Alles, die Hauptsache sein: Alpha (A) ist der erste Buchstabe des griechischen Alphabets, Omega (Ω) der letzte. Schon in der Johannes-Apokalypse (1.8) heißt es: »Ego sum Alpha et Omega principium et finis dicit Dominus Deus qui est et qui erat et qui venturus est Omnipotens«. Der deutsche Theologe und Reformator Martin Luther (1483-1546) übersetzte anno 1546: »Jch bin das A vnd das O, der anfang vnd das ende, spricht der Herr, der da ist, vnd der da war, vnd der da kompt, der Allmechtige...«

À la bonne heure...rufen wir aus, wenn wir eine besondere Leistung anerkennen, jemanden für sein vortreffliches Tun loben wollen. Im französischen Original bedeutete der Spruch aus dem 14. Jahrhundert einfach nur »rechtzeitig« (wörtlich »zur guten Stunde«). Später wurde er eher negativ i.S. von »endlich, das war höchste Zeit« verwendet; heute überwiegt die Bedeutung »Recht so! Bravo!« als Ausdruck von Anerkennung und Lob.

Ab dafürIst in den 1920er Jahren aus dem Baccara-Spiel in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen: Haben alle Spieler ihre Einsätze getätigt, erklärt der Bankhalter so sein Einverständnis. Mit »ab« sagt er, daß das Spiel beginnt, mit »dafür« erklärt er, daß er alle Einsätze halten will.

Ab durch die Mitte...rufen wir aus, wenn es darum geht, einer Situation möglichst schnell zu entkommen.
Die Wendung kommt ursprünglich vom Spießrutenlauf: Auf diesen Befehl hin wurde der Delinquent durch die Gasse getrieben.
Nach anderen Deutungen könnte sie aber auch einst den Regieanweisungen von Bühnenstücken entnommen worden sein, wo der Schauspieler nach links, nach rechts und eben »durch die Mitte« abgehen, die Bühne verlassen kann.

Ab geht die PostIn der Zeit von 1490-1866 war das bayerische Fürstenhaus derer von Thurn & Taxis, das seinen Aufstieg und Reichtum als erste Post der Welt erlangte, Reichserbgeneralpostmeister im Deutschen Reich. Sie bauten ein für die damalige Zeit nahezu perfektes Postsystem auf, dessen Schnelligkeit sich in dieser Redensart widerspiegelt.

AbblasenKommt aus der Jägersprache: Seit Jahrhunderten schon werden Signale auf Hörnern geblasen, um den Jägern unterschiedliche Botschaften zu übermitteln. Hört der Jäger das Signal »Jagd vorbei«, weiß er, daß die Jagd vorbei, also »abgeblasen« ist.

Abblitzen lassen...ist aus zahllosen Hollywood-Schinken ebenso bekannt, wie aus dem »richtigen« Leben: Er wagt endlich den ersten Schritt, sie schickt ihn kurz und schmerzlos in die Wüste. Der Ursprung dieser Redensart sind altertümliche Waffen: Bei Gewehren des 19. Jahrhunderts blitzte manchmal das Pulver auf der Gewehrpfanne nur ab und verpuffte, ohne daß ein Schuß losging. Heute noch ist die Wendung gebräuchlich als »jemanden nicht zum Zuge kommen lassen, ihn ablehnen«.

ABC-Schütze...nannte man im 14./16. Jahrhundert wandernde Schuljungen. Die Kinder wurden zum Betteln und Stehlen ausgebildet und bezahlten damit den Unterricht, Ernährung und Unterkunft. Das »ABC« kommt vom damals schon veralteten »Abecedarius«, der das Alphabet lernen sollte, »Schützen« hießen sie, weil das Betteln und Stehlen in der Burschensprache »Schießen« genannt wurde.

Abdampfen...heißt umgangssprachlich, daß wir uns »aus dem Staub machen«, verschwinden, weggehen - wir lassen wen oder was auch immer zurück. Ursprünglich handelte es sich hier um eine physikalische Operation, um aus chemischen Lösungen das Lösungsmittel durch Verdunstung von der gelösten Substanz abzuscheiden und diese so in konzentrierterer Form zu gewinnen.

Abdecker...nennt man einen »Schinder« oder »Kafiller«, der Tierkadaver beseitigt. Der Begriff bezeichnete ursprünglich jemanden, der die »Decken« (Häute) von Tieren abzog. In manchen Regionen hatte der Abdecker auch noch das Amt des Scharfrichters oder war dessen Gehilfe, etwa bei Folterungen, Beseitigung von Leichen etc. oder hatte die Aufgabe, freilaufende Hunde einzufangen und Kloaken zu reinigen. Seine Stellung brachte es mit sich, daß er als anrüchig galt, er konnte nicht in eine Zunft eintreten, noch den Militärdienst leisten, war aber nicht vollkommen ehrlos und konnte z.B. Zeuge vor Gericht sein. Seine Kinder hatten den Makel der Ehrlosigkeit allerdings nicht mehr.

AbderitenstreichDie Einwohner von Abdera, der antiken Geburtsstadt der Philosophen Demokrit (460-371 a.C.) und Protagoras (490-411 a.C.) in Thrakien wurden in der Literatur zuweilen als skurrile Deppen dargestellt. Sprichwörtlich heißt es: »Hic abdera« - hier herrscht die Dummheit, bei Marcus Valerius Martialis (um 40-104): »Aberitanæ pectora plebis« (grobe, ungeschickte Leute).
Nach Marcus Tullius Cicero (106-43 a.C.) bezeichnet »Abdera« zunächst ein Gemeinwesen, wo alles nach Privatzwecken, augenblicklichen Eingebungen, ohne feste Norm entschieden wurde. Decimus Iunius Iuvenalis (um 60-138) und Clarissimus Galenus (um 129-199) führen die Dummheit der Abderiten auf klimatische Verhältnisse zurück. Lucianus Samosatensis (um 120-180) in seiner Abhandlung »Wie man Geschichte schreiben müsse« und Jean de La Fontaine (1621-95) in seiner Fabel »Demokrit und die Abderiten« haben die Albernheiten der Abderiten gegeißelt. Seit sie Christoph Martin Wieland (1733-1813) durch seinen auf seine Vaterstadt Biberach an der Riß gemünzten Roman »Die Abderiten. Eine sehr wahrscheinliche Geschichte von Herrn Hofrath Wieland« in die deutsche Literatur eingeführt hat, gilt die Bezeichnung »Abderitismus« als Inbegriff alles beschränkten, »spießbürgerlichen« Lebens und Treibens, wie es sich oft in kleinstädtischen Verhältnissen breitmacht.

AbecedariusDen Spottnamen erhielten die Wiedertäufer des Hoch- und Spätmittelalters, weil sie alles Wissen verachteten. Der Begriff ist wohl auch angelehnt an das »Abecedarium«, ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis alter Rechtsbücher oder eine Schulfibel (ABC-Buch)

Abends werden die Faulen fleißig...denn sie machen immer alles erst »auf den letzten Drücker«, schieben alles so lange vor sich hin, bis es sich wirklich nicht mehr vermeiden läßt und müssen sich dann beeilen, um noch rechtzeitig fertig zu werden.

AbgebranntWährend des Dreißigjährigen Krieges 1618-48 wurden im Herzogtum Württemberg rund 36000 Häuser und Scheunen »durch den ohnersetzlichen Kriegsschaden des Brandts zu Grund verderbt«, wie eine alte Chronik berichtet. Der »eigen Rauch und Schmauch« als Ort der Nahrungszubereitung war Inbegriff des Hausbesitzes und des häuslichen Friedens. Dementsprechend konnte man seine Überlegenheit nicht wirkungsvoller demonstrieren als durch die Zerstörung von Feuerstellen und Öfen. Durch Plündern und Abfackeln von Höfen verloren die Menschen das Dach über dem Kopf wie auch Nahrungsmittel, Lagermöglichkeiten und alle Besitztümer. Geld spielte damals kaum eine Rolle, als Wertgegenstände galten eher Wäsche, Kleidung und Schmuck, wohlverwahrt in großen Truhen. Die enge Bindung aller Habe ans Wohnhaus im 17. Jahrhundert führte rasch dazu, daß, wer »abgebrannt«, auch bettelarm war.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) erzählte in seiner Autobiographie »Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit« (8. Buch): »...daß er nicht so abgebrannt sei, als es aussehen möchte«.

Abgebrüht seinWir haben schon so manches erlebt und sind dadurch recht unempfindlich geworden. Das Wort, das ursprünglich vom mittelhochdeutschen »briuten« (entjungfern) abstammt, geht auf eine Kochtechnik zurück: Beim »Abbrühen«, neusprech »blanchieren«, werden Lebensmittel kurz in kochendes Wasser getaucht. Fleisch läßt sich danach besser spicken, Gemüse behält so mehr Geschmack, Farbe und Vitamine, als beim Kochen.

Abgefeimt...ist heute umgangssprachlich jemand, der nicht die üblichen moralischen Normen einhält, ein durchtriebener, raffinierter Schurke ohne Gewissen. Das Wort leitet sich vom »veim« ab, was im Mittelhochdeutschen »Schaum« (vgl. englisch: foam) bedeutete. Mit Schaum entfernte man Schmutz von allem, was rein und klar sein sollte - übertragen war ein »abgefeimter« Ritter einst also ein edler Ehrenmann und frei von schlechter Gesinnung. Abfeimen heißt aber auch, den Schaum von einer Flüssigkeit abzuschöpfen, um sie zu reinigen. In der Glastechnologie wird dieser Begriff bis heute verwendet, wenn Unreinheiten an der Oberfläche einer Glasschmelze entfernt werden.

Abgehen wie eine RaketeVolkstümliche Beschreibung vorwiegend für Frauen, die recht schnell »zur Sache kommen« und dann mit Höchstgeschwindigkeit »starten« wie nämliches Fluggerät.
Manche sagen diese Eigenschaft insbesondere Blondinen nach: Da nur die wenigsten von ihnen naturblond sind, nutzen sie häufig stark verdünntes Wasserstoffperoxid (H2O2) - in konzentrierter Form ein Raketentreibstoff -, um ihre Haare zu bleichen. Bei riesigen Nebenwirkungen blondieren Sie die Packungsbeilage...

Abgekartetes SpielDavon reden wir, wenn jemand versucht, uns zu betrügen und schon von vornherein alles zu unseren Ungunsten beeinflußt hat. Die Redensart - vom lateinischen »Charta« (Vertrag, Urkunde, Brief) abgeleitet (daher auch Brief-, Post-, Landkarte), also eine genau abgesprochene, mündlich vereinbarte Sache - stammt aus der Ganovensprache: Kartenspieler können durch manipulierte Karten und andere Tricks andere Mitspieler ohne Weiteres betrügen und so ausnehmen.

Abgespannt aussehenNach der »Anspannung«, den ganzen Tag »eingespannt« gewesen zu sein, sind wir »abgespannt« und müssen »ausspannen«. Diese Worte gehen natürlich auf ein anderes Arbeitstier - das Pferd - zurück. Es wird ebenfalls zur Arbeit angespannt, danach abgespannt und erholt sich nach dem Ausspannen. Und für uns wie den Zossen geht es am nächsten Tag im selben »Trott« weiter...

AbhängenDer Ausdruck für »nichtstun, entspannen« aus der Jugendsprache beschreibt in erster Linie die Körperhaltung: Mangelnde Körperspannung führt dazu, daß Kopf und Schultern herabhängen. Auch Fleisch läßt man oft einige Zeit »abhängen«, damit es in einem Reifeprozeß geschmackvoller und zarter wird. Vielleicht sollte man ja auch jugendliches »Abhängen« als solche Reifung ansehen...

Abhauen...ist die beste, oft einzige Möglichkeit, die uns bleibt, wenn wir etwas angestellt haben und nicht erwischt werden wollen: Das fahrende Volk zog im Mittelalter von Ort zu Ort und stellte Zelte und Jahrmarksbuden auf. War der Jahrmarkt zuende, mußten all die Pfähle und Latten »abgehauen«, abgeschlagen werden, um seine Zelte abzubrechen, sodaß man wieder weiterziehen konnte.

AbkanzelnWir kritisieren jemanden von oben herab, weisen ihn zurecht, nehmen ihn so richtig auseinander: Das Wort aus der Kirchensprache meint nach Grimm »einen von der kanzel herabwerfen, d.h. öffentlich vor der gemeinde ausrufen, sei es nun aufbietend oder tadelnd«. Der Pfarrer hinter seiner Kanzel (lat. »cancelli«, Schranke) greift sich während seiner Predigt ein Gemeindemitglied heraus und kritisiert es hart - er weist es »in die Schranken«. In der Kirche wurde aus den »cancelli« eine erhöhte »Kanzel«, damit alle Kirchgänger die Predigt, die moralischen Leitlinien, hören konnten. Hatten es Einzelne zu arg getrieben, wurden sie persönlich vom Kanzelprediger angesprochen, »von der Kanzel herab« gerügt, also »abgekanzelt«.

AbkindernWer in der DDR heiratete, bekam einen zinslosen »Ehekredit« über 5000, später 7000 Ostmark. Die Schulden daraus wurden werdenden Eltern mit der Geburt eines Kindes zum Teil, bei drei Kindern vollständig erlassen.

Abklatsch...nennt man heute landläufig eine simple Nachahmung, eine billige Kopie, die jeglichen kreativen Anspruch vermissen läßt. Ursprünglich ist dies eine sehr alte Druck- oder Maltechnik, bei der man Farbkleckse auf ein Blatt Papier macht, dieses feuchte Papier »zusammenklatscht« (mit der Hand festklopft) und dann wieder auseinanderzieht. Wo mancher die berühmten »Schmetterlinge« zu erkennen glaubt oder irgendeine Phantasieform halt, kennen wir dieses Verfahren heute eher vom Kindergeburtstag oder - nicht wirklich weit entfernt - vom tiefenpsychologischen »Rorschachtest«.

Abknöpfen...heißt, jemanden um sein Geld oder andere Wertgegenstände erleichtern: Reiche Herren trugen, um ihren Wohlstand zu demonstrieren, häufig wertvolle goldene und silberne Knöpfe an ihren Röcken - solch kostbare Verschlüsse sind bei Handwerksgesellen auf der Walz bis heute durchaus noch üblich. Auf dem Lande taten es auch Knöpfe aus weniger anspruchsvollen Silbermünzen. In Geberlaune schenkte man gelegentlich solche Knöpfe den Untergebenen; wer nicht freiwillig etwas gab, dem wurden auch schon mal ein paar Knöpfe gestohlen - so oder so also »abgeknöpft«.
Eine - wenngleich ähnliche - etwas andere Erklärung: Zum Schutz vor Taschendieben knöpfte man einst den Geldbeutel mittels einer stabilen Kette an der Kleidung fest - von Taschenuhren kennt man das Verfahren bis heute. Dennoch gab es immer gewiefte Langfinger, die dem Besitzer sein Hab und Gut im wahrsten Sinne des Wortes »abgeknöpft« haben.

AbkupfernAb dem 17. Jahrhundert übertrugen Kupferstecher Gemälde und Illustrationen auf Kupferplatten, um sie dadurch zu vervielfältigen. Sie waren dabei zwar selbst nicht sehr kreativ, mußten aber handwerklich und zeichnerisch höchsten Ansprüchen genügen.

Abluchsen...bedeutet, jemandem etwas mit Überredung, List, Raffinesse abnehmen: Auch wenn es auf der Hand zu liegen scheint, hat dieses Wort mit der sehr aufmerksam und vorsichtig beobachtenden und jagenden Wildkatze nichts zu tun, sondern geht auf das seit dem 18. Jh. gebräuchliche »liuhhan« zurück, was sich über »luken« - ziehen, zerren, rupfen - und »leuka« - ziehen, herauszerren - und »leug« - zerbrechen, aufbrechen - zu seiner heutigen Bedeutung entwickelte.

Abmeiern...ist eine beliebte Möglichkeit übellauniger Chefs, ihre Untergebenen abzuqualifizieren oder zu entmachten. Im späten Mittelalter bezeichnete der »Meier« den Gutsverwalter, einen Pächter oder selbständigen Bauern. Im »Meierrecht« von 1290, das noch bis ins 19. Jahrhundert angewendet wurde, waren dessen Rechte und Pflichten festgelegt - kam er diesen Pflichten nicht nach, konnte er von einem Gericht abgesetzt bzw. »abgemeiert« werden.

Abrakadabra...steht lautmalerisch für Beschwörungsformeln, die meist unverständlich gemurmelt wurden.
Dieses Wort, das in den meisten Sprachen gleich ausgesprochen wird, meint im Englischen: »Kauderwelsch«. So hat es auch der deutsche Dichter und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) verwendet. Erwähnt wird es schon viel früher beispielsweise im »Liber medicinalis« des Quintus Serenus Sammonicus (um 200).
Für die Herkunft des Wortes gibt es zahlreiche Erklärungen: Eine Deutung leitet es von dem hohen ägyptischen Gott »Abraxas« ab, der im 2. Jahrhundert verehrt wurde, andere Herleitungen greifen auf die hebräischen Wörter »ab, ben und ruach« für »Vater, Sohn und Geist« zurück, auch eine Verballhornung der hebräischen Wörter »bracha« (Segnung) und »dabar« (heiliges Wort) wäre ebenso denkbar, wie das ebenfalls hebräische »ha-Bracha dab'ra« (Sprich die Segnung).
Eine weitere mögliche Erklärung kommt vom arabischen Zauber »abreq ad habra« (Donner, der tötet), eine andere vom aramäischen »Avrah KaDabra« (Ich werde erschaffen, während ich spreche), naheliegend ist zudem das spanische/lateinische »abra (el) cadaver« (öffne den Tierkadaver) vor der Leberschau der Auguren.

Absahnen...kann jemand, der sich in einer schwierigen Situation immer das Beste, das Wertvollste aneignet. Der Ausdruck stammt aus dem traditionellen Molkereihandwerk: Nach längerem Stehen steigt der leichtere Fettanteil der Milch nach oben. Man wartet einfach solange, bis sich der Rahm ganz von alleine auf der Oberfläche absetzt und kann nun die Milch »absahnen«.

AbspeisenGeizig sein, eine unbefriedigende Antwort geben, mit leeren Versprechungen abfertigen: Nach altem Brauch erhielt ein Freier das »ja« oder »nein« bei einer gemeinsamen Mahlzeit mit der Braut. Eine bestimmte Speise galt als Symbol der Aufnahme oder Abweisung. In der Schweiz spielt hier der über viele Jahrzehnte aufbewahrte »Familienkäse« eine wichtige Rolle: Darf der Freier von ihm kosten, gilt er als in die Familie aufgenommen. In Hessen hingegen lehnt man einen Freier ab, wenn man ihn nur mit Käse »abspeist«, ein Eiergericht bedeutet eine gute Antwort. In Frankreich gelten gekochte Eier als Absage, da sich die Lebenskeime, die die Eier enthielten, nun nicht mehr entwickeln können. Ein weiterer Ursprung könnte in der Armenspeisung liegen: Lästige Bittsteller wurden gespeist, aber danach sofort weggeschickt...

Abspringen wie die FlöheAls beim Oberlandesgericht zu Glogau (Schlesien) einst einige Auskultanten die Verlegung des zweiten Examens nachsuchten, soll der zur Prüfungskommission gehörende Geheime Rat Merckel gesagt haben: »Sie springen ja ab, wie die Flöhe«.

AbstaubenSich unerlaubt etwas aneignen, Nutznießer einer Situation werden. Die Redewendung stammt aus dem Müllerhandwerk: Manche Müller steckten den Teil des Getreides in die eigene Tasche, der beim Mahlen in Staub aufging. Wenn die Müller also mal wieder kräftig »abgestaubt« hatten, fühlten sich die Bauern übervorteilt. Eine andere Deutung meint, daß ein Gegenstand »abgestaubt« werde, der, von seinem eigentlichen Besitzer nicht mehr gebraucht, auf Dachböden oder in Kellern verstaubt.

Abstottern...müssen wir gelegentlich einen Kredit, den wir der Bank in kleinen Raten abbezahlen: Wir tilgen unsere Schulden, indem wir immer und immerwieder kleine Summen Geld berappen - ähnlich, wie der Stotterer mühsam aus einzelnen Buchstaben oder Silben ein Wort zusammensetzt.

Abwarten und Tee trinken...sollen wir sprichwörtlich, wenn eine Veränderung ansteht, aber ungewiß ist, wie es ausgehen wird. Es wird bestimmt nicht so schlimm, haben wir Geduld, warten wir's ab: Kaum ein anderes Getränk gibt soviel Ruhe und Kraft, wie eine Tasse Tee. Anders als eine hektische Tasse Kaffee wärmt sie an kalten Wintertagen den Körper, kann einen erfrischen, entspannen oder bei einer Krankheit helfen. Unabhängig von der heilenden Wirkung verschiedener Sorten ist Tee gut für Körper, Geist und Seele, weil neben zahlreichen Inhaltsstoffen allein das Ritual der Zubereitung schon eine entspannende Wirkung haben und so beim Streßabbau helfen kann. Das wußte auch der Schäfer Heinrich Ast (1848-1921), auf den die Redewendung zurückgehen soll. Der berühmte Heil- und Kräuterkundige verschrieb Kranken in seinem Wohnort Radbruch in der Lüneburger Heide verschiedene Kräutertees und warnte davor, eine sofortige Heilung erwarten zu wollen.

AbwrackprämieDas »Wort des Jahres 2009« ist heute nur noch ein böses Wort für »Rente«. Ursprünglich stand es im Jahre 2009 für eine staatliche »Umweltprämie« von 2500,- Euro, die bekam, wer ein durchaus intaktes und guterhaltenes altes Auto verschrottet und einen Neuwagen gekauft hat. Kein schlechtes Zubrot für die notleidenden Autokonzerne...

Abzocker...kommt vom jiddischen »zchocken« (scherzen, spielen) - zwar nichts schon per se Schlechtes, »Abzocker« sind allerdings finstere Gestalten, die beim Spiel betrügen, um uns abzukassieren.

Ach Du grüne Neune...rufen besonders ältere Menschen gelegentlich aus, wenn sie über etwas Unerwartetes erstaunt oder erschreckt sind. Diese Formel soll auf das »Tarot«-Spiel zurückgehen, bei dem die »Neun der Schwerter« viel Unheil für die Zukunft voraussagt. Als preiswertere Variante der teuren Tarotkarten nutzte man oft das einfache »Deutsche Blatt«, bei dem dann die »Grüne Neune« (Pik) für die Unheilskarte stand.
Eine ganz andere Erklärung: Das Berliner Vergnügungslokal »Coventgarden« in der Blumenstraße 9 in der Stralauer Vorstadt hatte einen Eingang am »Grünen Weg«. Nach 1852 verkam das Lokal zur billigen Spelunke und Stätte mancher Handgreiflichkeiten, wo regelmäßig Gendarmen für Ruhe und Ordnung sorgen mußten. Andere Quellen berichten vom in besagter Friedrichshainer Lokalität gelegenen »Königstädtischen Vaudeville-Theater«, das 1855 von Franz Wallner (1810-76) übernommen wurde und in dem »Halbwelt-Dramen« gespielt wurden. »Die grüne Neune« wurde jedenfalls eine volkstümliche Benennung des berüchtigten Lokals.

AchillesferseUnverwundbarkeit war von jeher ein Wunschzustand heroischen und jägerischen Denkens - genau wie die diametrale Erkenntnis, daß nichts unsterblich ist. Die sprichwörtlich schwächste und verwundbarste Stelle des Menschen hatte der griechischen Sage nach Achilles, den seine Mutter, die Meeresgöttin Thetis, in der Absicht, ihn unsterblich zu machen, in Feuer (auch spätere: in den Styx) eintaucht. Nur die Ferse, an der sie ihn hielt, blieb unbenetzt und daher verwundbar. Nach der 107. Fabel des Hygin (um 10 a.C.) tötete ihn Apollo in Gestalt des Paris durch einen Pfeilschuß in ebenjene Ferse. Hier war die »Stelle, wo er sterblich war« (Schiller, Don Carlos).
Der »wunde Punkt« ist weltweit nachgewiesen: Dem griechischen Achill entsprechend hat das deutsche Volksepos die Heldengestalt Siegfried - allerdings lag dessen Schwachstelle im Rücken, weil ihm beim Baden im Drachenblut ein Lindenblatt zwischen die Schultern gefallen war. Krishna war nur an der Fußsohle verwundbar, der sarazenische Riese Ferraú in Ariostos »Orlando Furioso« nur am Nabel, der Indianergott Manitu nur am Kopf, der Apachenheld »Metal Old Man« nur unter der Achselhöhle etc.

AchtgroschenjungeUrsprünglich für einen Polizeispitzel, heute für Stricher gebraucht: Die Berliner Polizei zahlte im späten 18. Jahrhundert dem Spitzel acht Groschen für jede Anzeige...

Achtkantig rausschmeißen...müssen wir gelegentlich jemanden, der sich partout nicht unseren persönlichen Vorstellungen vom Miteinander anpaßt und der wir deshalb unsanft hinauswerfen, nicht eben allzu höflich, aber umso bestimmter vertreiben. Allgemein eher als »hochkant rausfliegen« verbreitet, findet sich der Begriff zumeist im Norddeutschen: »Achtern, achterkant« bedeutet dort etwa »hinten, am Heck, der Hinter- oder Rückseite« - übertragen würde man also jemanden »achtkantig« zur »Hintertür« auf den Heimweg schicken, möglicherweise auch noch »mit dem Hintern zuerst«.

AckermännchenDie Bachstelze (Motacilla alba) erhielt diesen Namen, weil sie bei der Aussaat im Frühjahr hinter dem Pflug herläuft, um Nahrung zu finden.

Adamsapfel...nennen wir den vorstehenden Schildknorpel am Hals, der bei allen Menschen vorhanden, beim Mann allerdings wesentlich ausgeprägter ist. Der Ausdruck, der erstmals im 16. Jahrhundert auftaucht, beruht darauf, daß jede Ausstülpung des menschlichen Körpers im Hebräischen »tappûach« (Apfel) heißt und »Adam« (Mensch) zum Namen des ersten Mannes wurde. Der »tappûach ha âdâm« soll also eine Anspielung auf den verbotenen »Sündenfall«-Apfel im Paradies sein. Dieser wiederum geht auf einen Übersetzungsfehler der lateinischen »Vulgata« zurück, der in der Geschichte von der Verführung Adams durch Eva aus dem »arbor mali«, dem Baum (der Erkenntnis) des Bösen, einen »arbor malli«, den Baum des Apfels macht. Seither verstehen wir unter der »verbotenen Frucht« einen Apfel - in der Bibel taucht diese Frucht nirgends auf.

AdamskostümAuch dies ist eine Anspielung auf das Paradies. Anfänglich, noch vor dem Sündenfall, liefen Adam und Eva ohne Schambewußtsein unbekleidet herum: »Erant autem uterque nudi Adam scilicet et uxor eius et non erubescebant«. - »Vnd sie waren beide nacket, der Mensch vnd sein Weib vnd schemeten sich nicht«.

Adel verpflichtetDieses geflügelte Wort drückt ironisch die Zugehörigkeit zu einer gehobenen, durch Abstammung oder (selten) besondere Leistungen privilegierten Gesellschaftsschicht, einer Lebensweise, einem bestimmten Stil aus. Eine solche Stellung verpflichtet zu Verhaltensweisen, die nicht unbedingt von jedem erwartet werden. Die französische Maxime »Noblesse oblige« geht auf Pierre Marc Gaston Du de Lévis (1764-1830) im Jahre 1808 erschienene »Maximes et réflexions sur différents sujets de morale et de politique« (Maximen und Reflexionen zu verschiedenen Themen von Moral und Politik) zurück. Aufgegriffen wurde der Wahlspruch anno 1949 als deutscher Titel des britischen Spielfilms »Kind Hearts and Coronets«, einer der besten schwarzen Komödien aller Zeiten, in der der große Schauspieler Sir Alec Guinness (1914-2000) acht Angehörige des Hauses d'Ascoyne zur Zeit der Jahrhundertwende spielte, die sämtlichst ermordet wurden.

Adepten...waren Alchemisten, die den »Stein der Weisen« gefunden hatten. Die, die weniger Erfolg hatten, hießen nur »Alchemisten«, die Schüler nannte man »Philosophen«.

Adleraugen...hat bildlich jemand, der sehr scharf sehen, noch aus großer Entfernung Sachen gut erkennen kann. »Richtige« Adleraugen sind in etwa so scharf, wie wir nur durch ein Fernglas sehen würden.

Adlerpult...war ein in mittelalterlichen Kirchen häufig zu findendes Pult mit einer Adlerfigur, das zum Verlesen der Evangelien diente. Der Adler stellt das Symbol des Evangelisten Johannes dar.

AdonisDie Gestalt der vorderorientalischen, griechischen und römischen Mythologie, die ursprünglich wohl ein phönizischer Vegetationsgott war, wird in den Gedichten des Dichters Theokritos (305-250 a.C.) als Liebling der Göttin Venus geschildert. Adonis (semitisch »Adon« - Herr) ist demnach blühend, rosig, achtzehn- bis neunzehnjährig und so flaumbärtig, daß sein Kuß nicht sticht. Nach anderer Auffassung ist er ursprünglich eine phrygische Gottheit, dessen Mythos aber bereits früh rund um das Mittelmeer verbreitet war. Es gibt viele verschiedene Fassungen dieses Mythos, bei denen aber Adonis immer stirbt, ohne sich mit Aphrodite zu vereinigen, und sein Blut Blumen oder einen Fluß im Frühjahr rot färbt. All diese Mythen handeln von unerfüllter Liebe, Tod und Auferstehung und enthalten wohl noch alte Züge von einem Glaube an eine lebensspendende Muttergöttin.

Affenhitze...beklagen wir gelegentlich bei sehr hohen Temperaturen. Der Begriff kam sehr wahrscheinlich Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin auf, als im Affenhaus des dortigen Zoologischen Gartens eine extreme Hitze herrschte. Aus einer »Hitze wie im Affenstall« wurde verkürzt die »Affenhitze«, die sich als stehender Begriff landesweit durchsetzte.

AffenliebeDas Wort wurde schon im 18. Jahrhundert verwendet, um eine übertrieben zärtliche und liebevolle Erziehung zu kennzeichnen, die damals als »unvernünftig« galt. Die Haltung von Affenmüttern ihren Jungen gegenüber, die diese ablecken und nahezu erdrücken, wurde zum Sinnbild dieser Erziehungsweise. Wissenschaftler wie Johann Christoph Adelung (1732-1806) meinten, daß sich Menschen vor diesem Verhalten lieber hüten sollten. Stattdessen war Abhärtung und Strenge erwünscht, sowie die Vermeidung von Körperkontakt.

AffenschandeEine große Schande. Möglicherweise stammt der Ausdruck vom mittelniederdeutschen »apenbar« und meint eine offenbare Schande.

Affentheater/Affenzirkus...nennt der Volksmund ein übertriebenes Gebaren, den blanken Unsinn, viel unnütze Aufregung um nichts. Ursprünglich war das »Affentheater« eine Tierschau auf Jahrmärkten: Im Europa der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ließen reisende Schausteller gern verkleidete Affen allerlei akrobatische Kunststückchen und Imitationen menschlicher Handlungen vorführen.
Der Affe galt und gilt als triebhaftes, unkontrollierbares Wesen - wohl deshalb hatte es Charles Darwin (1809-82) mit seiner Evolutionstheorie so schwer: Keiner der damaligen Wissenschaftler wollte mit einem Affen »verwandt« sein. Dennoch: Menschen verhalten sich zuweilen nun mal wie Affen im Gehege, Vorgesetzte geben nur allzugern das Alphamännchen, die Büro-Hackordnung weist oft verblüffende Parallelen zwischen menschlichem und tierischem Verhalten auf...

Affenzahn...nennen wir eine sehr hohe, nachgerade »affenartige« Geschwindigkeit, die sich natürlich auf die blitzschnellen Bewegungen unserer pelzigen Cousins bezieht. Schon dem Preußischen Heer wurde zum Vorwurf gemacht: »Die Preußen besitzen eine affenähnlich Beweglichkeit« (Die Presse, Wien, 18.06.1866); »Während der Engländer auch in der Auflösung Maß und Gesetz kennt, erfreut sich der Franzose mit äffischer Beweglichkeit und prinziploser Hast an dem Umsturz als solchem« (Evangel. Kirchenzeitung, 22.04.1848) und »Von der Geschwindigkeit des Affen ist ein Sprichwort erwachsen, damit man anzeigen will, wenn einer seiner Sache und Kunst stets nachgehet, so spricht man, er ist so hurtig wie ein Aff« (Gesner, Tierbuch). Mit einer anderen Redensart vermischte sich dies in den Pioniertagen des Automobils, als man mangels Gaspedals das Tempo erhöhte, indem man am Zahnkreuz des Gashebels sprichwörtlich »einen Zahn zulegte«. Den umstehenden Fußgängern dürfte so ein Spurt wahrlich »affenartig« vorgekommen sein.

Akademisches ViertelWir sind spät dran, aber schaffen es noch, uns nicht mehr als 15 Minuten zu verspäten - das »akademische Viertel« ist noch eingehalten, niemand ist uns böse: Im deutschsprachigen und skandinavischen Bildungssystem beginnen Vorlesungen an Universitäten selten zur vollen Stunde, sondern meist 15 Minuten später. Hinter der vollen Stunde steht dann im Vorlesungsverzeichnis: »c.t«. (Cum tempore, lateinisch für »mit Zeit«), mit akademischem Viertel (z.B. 8 c.t. = 08.15 Uhr)

Aküfi...ist e. scherzh. Abk. f. »Abkürzungsfimmel«. Die Eigenheit eines Teils der Menschheit, zwanghaft alles abkürzen zu wollen, hat uns eine unsägliche Unsitte eingebracht: Das Verstümmeln von Wörtern. Ursprünglich eine militärische Erfindung, die inzwischen auch in der Politik weit verbreitet ist, sollen Abkürzungen eigentlich Zeit sparen, Fachwissen vortäuschen und Unwissende vom Kreis der Erleuchteten ausschließen. Einen neuen Höhepunkt hat der »Aküfi« nun in der »SMS-Sprache« unserer Sprößlinge gefunden, die mit dem Deutschen so rein gar nichts mehr gemein hat.

Alarm schlagen...heißt umgangssprachlich, um Hilfe rufen, Leute zusammenrufen, auch lautstarke Kritik äußern. Seit dem Mittelalter hatte jede Stadt ein Alarmsystem, das die Bürger vor Feuer oder anrückenden Feinden warnen sollte. Dazu wurden die Kirchenglocken geläutet, an Stadtmauern hingen diverse Alarmglocken und -hörner, oft gab es zusätzlich Alarmtrommeln, die bei Gefahr geschlagen wurden.

Alfanzen...ist ein alter Ausdruck für »Spaß machen«. Ein »Alfanzer« war ein Narr oder Schwindler.

AlkovenDie abgetrennte Bettstatt, eine Nische, in der ein Bett steht, stammt ursprünglich vom arabischen »al-qubba« (Kuppel). Von den Spaniern übernommen und zu »alcoba« (Schlafraum) verändert, kann man seit etwa der Mitte des 17. Jahrhunderts den Alkoven überall in Europa finden.

Alle Brücken hinter sich abbrechen...bedeutet heute, sämtliche bestehenden sozialen Kontakte und Verbindungen zu lösen. Ursprünglich waren es tatsächlich Brücken, die beispielsweise während Kriegshandlungen zerstört wurden, um dem Feind die Verfolgung bzw. den Rückzug zu erschweren.

Alle Fäden in der Hand halten...Leute, die in Wahrheit die Macht, die Kontrolle, das Sagen haben, die aus dem Hintergrund den entscheidenden Einfluß ausüben: Alle Fäden fest in der Hand zu haben, war nicht nur am Spinnrad oder Webstuhl wichtig - auch Puppenspieler lenken ihre Marionetten unsichtbar für das Publikum durch dünne Fäden an Kopf, Armen und Beinen der Figuren.

Alle Felle davonschwimmen sehen...wir angesichts zerstörter Hoffnungen, die sich nicht erfüllen werden. Ursprung dieser Redensart sind die Lohgerber (mhdt. »löwer«), die aus Tierfellen Leder herstellten: Beim Gerbprozeß wurde viel Wasser benötigt, daher befanden sich Gerbereien meist direkt an Flußläufen. Wenn dem Gerber beim Spülen der Felle im fließenden Wasser durch Unachtsamkeit »die Felle davonschwammen«, war sein verdienter Lohn damit natürlich ebenfalls verloren.

Alle Hebel in Bewegung setzen...wir, wenn wir alles nur Erdenkliche tun, um etwas zu erreichen, uns einsetzen, anstrengen, nichts unversucht lassen und für etwas kämpfen.
Diese Wendung geht wohl auf die diversen Hebel an Maschinen zurück, die richtig eingesetzt bewirken, daß sich die komplizierte Mechanik in Bewegung setzen läßt.

Alle Jubeljahre...erleben wir etwas, das nur höchst selten passiert, uns den Zeitraum dazwischen unheimlich lang erscheinen läßt:
Nach dem, was der Herr in Levitikus 25.8ff verheißt, wird alle 50 Jahre mit dem Schall des Widderhorns (hebr. »yovel«) das heilige Jahr angekündigt, in der Absicht, Gottes Herrschaft über Zeit und Raum zu würdigen und mit Schuldenerlaß oder der Rückgabe von Grundbesitz einen gesellschaftlichen Neustart zu ermöglichen: »Numerabis quoque tibi septem ebdomades annorum id est septem septies quæ simul faciunt annos quadraginta novem et clanges bucina mense septimo decima die mensis propitiationis tempore in universa terra vestra. Sanctificabisque annum quinquagesimum et vocabis remissionem cunctis habitatoribus terræ tuæ ipse est enim iobeleus revertetur homo ad possessionem suam et unusquisque rediet ad familiam pristinam«. - »Vnd du solt zelen solcher Feiriar sieben das sieben jar sieben mal gezelet werden vnd die zeit der sieben Feiriar mache neun vnd vierzig jar. Da soltu die Posaunen lassen blasen durch alle ewer Land am zehenden tage des siebenden monden eben am tage der versünunge. Vnd jr solt das Funffzigst jar heiligen vnd solts ein Erlasiar heissen im Lande allen die drinnen wonen denn es ist ewr Halliar. Da sol ein jglicher bey euch wider zu seiner Habe vnd zu seinem Geschlecht komen«.
Das »annus iubilæus«, das Jubel- oder Gnadenjahr sollte sich alle 100 Jahre wiederholen, der Zeitraum wurde später auf 50, dann 33 und mittlerweile auf 25 Jahre verkürzt, an dem ursprünglich ein Widderhorn geblasen und alle Sklaven freigelassen und ihrer Schulden entbunden werden sollten. Im Mittelalter wurden bald nur noch Kirchenstrafen erlassen - von Sklaven und Schulden war schnell keine Rede mehr...
Das letzte »Jubeljahr« war übrigens 2000.

Alle Macht geht dem Volke aus...war einst der Liedermacher Rio Reiser (1950-96) überzeugt. Das Wortspiel auf die Formel »Alle Macht geht vom Volke aus« bezeichnet treffend den Eindruck, den immer mehr Menschen von der vorgeblichen »Demokratie« haben: Ursprünglich schon anno 1762 von dem Aufklärer Jean-Jacques Rousseau (1712-78) in seiner Schrift »Contrat social« (Gesellschaftsvertrag) entwickelt, erstmalig im Jahre 1919 mit der Weimarer Reichsverfassung umgesetzt und heute in Art. 20/2 GG geregelt, sollte eigentlich »dem Volke« in seiner Gesamtheit die Aufgabe zukommen, als der wahre Souverän aufzutreten. Ein hehres Prinzip wohl, das sich faktisch aber niemals wirklich durchsetzen konnte: Massenhafte Wahlkampflügen, jede Menge fauler Ausreden und ein unerträglicher Lobbyismus sind einziger Maßstab für politisches Handeln. Unter dem Deckmäntelchen der »Demokratie« werden wir selbst zu einschneidenden Themen erst gar nicht mehr gefragt - schließlich haben wir alle vier Jahre »die Wahl«. Jeder zweite verzichtet inzwischen ganz darauf, sich für das vermeintlich kleinere Übel zu entscheiden, ein abenteuerliches - selbst für Fachleute undurchschaubares - Wahlrecht sorgt schließlich dafür, daß die Macht auch sicher in den »richtigen« Händen bleibt und »das Volk« mit politischen Entscheidungen nicht unnötig belastet wird.

Alle Menschen sind gleich, aber einige sind gleicherDiese zynische Feststellung findet sich in dem satirischen Roman »Animal Farm« (Farm der Tiere) von George Orwell (1903-50). Er beschreibt 1945 in einer gelungenen Parabel die Unmöglichkeit, die Utopie eines Sozialwesens, in der alle die gleichen Rechte genießen, zu verwirklichen: Tiere einer Farm träumen von der Befreiung aus dem Joch des Menschen, um selbst eine demokratische Form des Miteinanderlebens und -arbeitens zu beginnen. Die Farm wird in »Farm der Tiere« umbenannt, an die Rückwand der großen Scheune werden die »Sieben Gebote des Animalismus« geschrieben, nach denen alle Tiere der Farm leben sollen:

  1. Alles was auf zwei Beinen geht, ist ein Feind.
  2. Alles was auf vier Beinen geht oder Flügel hat, ist ein Freund.
  3. Kein Tier soll Kleider tragen.
  4. Kein Tier soll in einem Bett schlafen.
  5. Kein Tier soll Alkohol trinken.
  6. Kein Tier soll ein anderes Tier töten.
  7. Alle Tiere sind gleich.

Doch nach anfänglichen Erfolgen und beginnendem Wohlstand hat sich am Ende durch die Revolte der Tiere nichts geändert: Die Schweine haben die Herrschaft an sich gerissen, sie unterdrücken alle anderen, beuten sie genauso aus wie einst die Zweibeiner und an der Scheune wurde die Parole »Alle Tiere sind gleich« ergänzt durch den Zusatz »aber einige sind gleicher«.

Alle Menschen sind LügnerDiese Erkenntnis, die wohl nur wenige Menschen wirklich verwundern dürfte, kommt aus der Bibel: »Ego dixi in trepidatione mea: ›Omnis homo mendax‹« - »Ich sprach in meinem zagen: ›Alle Menschen sind Lügener‹« heißt es dort in Psalm 116:11.

Alle Messen gesungen...sind, wenn etwas endgültig erledigt, alles vorbei ist, nichts mehr geändert werden kann. Das Sprichwort geht auf die »Heilige Messe« - den wichtigsten Gottesdienst. der katholischen Kirche zurück, bei dem am Ende an den Tod Christi am Kreuz erinnert wird.

Alle naselang...machen wir etwas häufig, ständig, in kurzen zeitlichen Abständen wiederholt - die Länge der Nase wird hier bildlich von der sehr kurzen räumlichen Entfernung auf den zeitlichen Bereich übertragen.

Alle Räder stehen still...wenn mein starker Arm es will: Diese Verse aus dem »Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein« wurden im Jahre 1863 von Georg Herwegh (1817-75) verfaßt, erst nach seinem Tod 1877 veröffentlicht und in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts von Hanns Eisler vertont:

 »Mann der Arbeit, aufgewacht!
  Und erkenne Deine Macht!
  Alle Räder stehen still,
  Wenn Dein starker Arm es will«.

Alle Register ziehen...Orgelspieler: Der Organist zieht ein Register, um eine bestimmte Reihe von Orgelpfeifen einer Klangfarbe anzuschalten. Je mehr unterschiedliche Register er zieht, desto voluminöser hört sich die Orgel an.

Alle Wege führen nach RomFür viele Dinge gibt es mehrere Lösungsmöglichkeiten: Für den Zusammenhalt des römischen Reiches war der Straßenbau von zentraler Bedeutung und daher direkt dem Kaiser unterstellt. Jede Provinzhauptstadt war über eine Straße direkt mit Rom verbunden. Auf der »Millarium Aureum«, der goldenen Meilensäule in Rom waren die Namen und Entfernungen jeder dieser Städte vermerkt, insgesamt über 76000 Kilometer.

Alle Wohlgerüche Arabiens...sagen wir gelegentlich ironisch Personen nach, die sich für unseren Geschmack übermäßig stark »eingedieselt« (parfümiert) haben. Das geflügelte Wort geht auf einen Ausspruch der Lady Macbeth bei William Shakespeare (1564-1616) zurück: Aufgrund schrecklicher Morde fast dem Wahnsinn verfallend meint sie, das Blut an ihren Händen nicht mehr abwaschen zu können und bemerkt: »All the perfumes of Arabia will not sweeten this little hand. - Alle Wohlgerüche Arabiens könnten diese kleine Hand nicht wohlriechend machen« (5. Akt, 1. Szene).

Allein auf weiter Flur...steht gelegentlich jemand, der eine Meinung vertritt, die kein anderer teilt.
Diese alte Redensart stammt aus »Schäfers Sonntagslied«, einem Gedicht des schwäbischen Schriftstellers und Germanisten Johann Ludwig Uhland (1787-1862), eines der bedeutendsten Vertreter der schwäbischen Romantik aus dem Jahre 1805. Darin geht es darum, daß ein Schäfer die Stille des Sonntagmorgens genießt, während er mit der Natur allein ist:

 »Ich bin so hold den sanften Tagen,
  Das ist der Tag des Herrn!
  Ich bin allein auf weiter Flur;
  Noch eine Morgenglocke nur,
  Nun Stille nah und fern.
  Anbetend knie ich hier.
  O süßes Graun! Geheimes Wehn!
  Als knieten viele ungesehn
  Und beteten mit mir.
  Der Himmel nah und fern,
  Er ist so klar und feierlich,
  So ganz, als wollt' er öffnen sich.
  Das ist der Tag des Herrn!«

Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht...entschuldigen wir uns kleinlaut, wenn wir mal wieder etwas getan haben, was wir eigentlich nicht hätten tun sollen. In Oscar Wildes (1854-1900) Komödie »Lady Windermere's Fächer« überhäuft Lord Darlington die Protagonistin zu Beginn des 1. Aktes nur so mit Komplimenten - er möge sie damit verschonen, wehrt sich die Lady. Als er sie dennoch »eine ganz bezaubernde Puritanerin« nennt, repliziert sie streng: »Das Eigenschaftswort war überflüssig, Lord Darlington«, doch der Lord antwortet: »Ich kann nichts dafür. Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht«.

Allen Menschen rechtgetan ist eine Kunst, die keiner kann...sagt ein altes Sprichwort - dennoch versuchen wir, diese Kunst zu erlernen und zu beherrschen: Wir versuchen, nirgends anzuecken, andere nicht zu verletzen - und doch führt falsch verstandene Rücksichtnahme regelmäßig in einen inneren Konflikt, weil Recht und Gerechtigkeit allgemein sehr subjektiv empfunden werden, für jeden etwas anderes bedeuten. Also muß man stets und ständig Kompromisse eingehen, da man es unmöglich allen rechtmachen kann.

Allen Unkenrufen zum Trotz...klappt etwas doch, obwohl manch Pessimist so seine Zweifel an der Ausführbarkeit einer Sache geäußert hatte: Die Wendung geht auf den dumpfen, tiefen Ruf der Rotbauchunke (Bombina bombina) zurück, der oft als bedrohlich und düster empfunden wird. Der Dichter Nikolaus Lenau (1802-50) schrieb in seinem Gedicht »Ein Schlachtfeld«:

 »Sie rufen übers weite Schlachtgefild
  Das Unkenlied des Zweifels dumpf und wild«.

Aller Anfang ist schwer...weiß ein uraltes Sprichwort, das schon Publius Ovidius Naso (43 a.C.-17), einer der bekanntesten Versdichter der römischen Antike, in der Form »Omne principium difficile« kannte. Noch heute will es aufmuntern und über Klippen hinweghelfen, trösten, daß später dann alles nicht mehr so schlimm ist. Der allererste Schritt ist immer am schwersten - später läuft das einmal Begonnene wie von allein leicht und glatt weiter.

Aller guten Dinge sind dreiHaben die ersten beiden Versuche nicht den gewünschten Erfolg gebracht, starten wir mit diesem Spruch einen erneuten Anlauf - wir probieren etwas mehrfach (dreimal), um es so als Teil einer Gesamtstrategie darzustellen.
Der Ursprung liegt wohl in der altdeutschen Rechtspraxis: Dreimal pro Jahr wurde Gericht (Thing, Ding) gehalten. Ein Angeklagter war dreimal vorzuladen. Erschien er auch beim dritten Mal nicht, wurde in Abwesenheit verhandelt.
Weitere Deutungen ließen sich auch aus der Drei für »Vater, Mutter, Kind« oder für die Trinität (Vater, Sohn, heiliger Geist) herleiten. Schon in der ägyptischen (Osiris, Isis, Horus) und indischen Mythologie (Brahma, Vishnu, Shiva) war die Drei die Zahl des ganzen Menschen aus Körper, Seele und Geist.

Alles abklappern...muß, wer etwas bestimmtes sucht, fragend die verschiedensten Geschäfte der Stadt abläuft in der Hoffnung, etwas Passendes zu finden. Das Wort stammt wohl aus der Jägersprache: Bei mittelalterlichen Treibjagden wurde das Wild oft mit Holzklappern aus seinen Verstecken getrieben - das »Abklappern« war also einst Voraussetzung für den Jagd- wie heute für den Kauferfolg.
Andere meinen, im Klappern der Holzpantoffeln von Hausierern, die ihre Kunden der Reihe nach aufsuchten, liege der Ursprung dieser Wendung, wieder andere glauben, daß man einst - ähnlich, wie man heute auf Märkten mit lauter Musik und Gebrüll auf sich aufmerksam macht - früher Klappern und Rasseln benutzte.

Alles aufs Spiel/auf eine Karte setzenDiese Redewendung kommt - wie sollte es anders sein - natürlich aus dem Skatspiel: Bei einer sich abzeichnenden Niederlage hoffen wir auf unseren letzten Stich, wir gehen auf »volles Risiko« und wagen alles - in dem Bewußtsein, alles gewinnen, aber auch alles verlieren zu können.

Alles Gute ist nie beisammen...sagt ein altes Sprichwort, denn wir wissen, daß Freud und Leid immer irgendwie Hand in Hand einhergehen. Egal, was uns gerade Schönes passiert, welchen Traum wir uns erfüllen - irgendein »Wermutstropfen« ist leider immer dabei.

Alles Gute kommt von oben...behauptet ursprünglich das Neue Testament, wobei mit »oben« natürlich Gott gemeint ist:
»Omne datum optimum et omne donum perfectum desursum est descendens a Patre luminum apud quem non est transmutatio nec vicissitudinis obumbratio« - »Alle gute gabe, vnd alle volkomene gabe kompt von oben herab, von dem Vater des liechts, bey welchem ist keine verenderung noch wechsel des liechts vnd finsternis«. (Jakobus 1:17)
Auch der Dichter Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759-1805) verarbeitete die Redensart leicht verändert in seinem »Lied von der Glocke«:

 »Von der Stirne heiß
  Rinnen muß der Schweiß,
  Soll das Werk den Meister loben;
  Doch der Segen kommt von oben«.

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zweiDiese ironische Äußerung über die Vergänglichkeit allen Seins, die allegorisch dafür steht, daß es eigentlich egal ist, von welcher Seite man eine Sache anfängt, kommt wohl ursprünglich schon aus dem Mittelalter. Freilich hat auch die Wurst nur ein Ende, wenn man einen der Zipfel als Anfang betrachtet. Auch gibt es Wurstringe, die rund sind, genaugenommen also weder Anfang noch Ende haben. Damals wie heute weiß man ebensowenig, was das Leben noch für einen bereithält, wie man kaum je erfahren wird, was zwischen den beiden Enden der Wurst wirklich verborgen ist. Aber hier weiter zu philosophieren, könnte schon der Anfang vom Ende sein. Berühmt wurde dieses Sprichwort im Jahre 1987 als Titel eines Liedes von NDW-Sänger Stephan Remmler.

Alles im grünen BereichDiese Redensart, mit der wir gemeinhin ausdrücken, daß »alles in Ordnung« ist, geht auf die Anzeige vieler Kontroll- und Regelgeräte zurück, die mit roten Feldern einen Gefahrenbereich, mit grünen hingegen den normalen Arbeitsbereich markieren.
Am bekanntesten in diesem Zusammenhang ist sicherlich die Ampelschaltung: »Bei ›Rot‹ bleibe steh'n, bei ›Grün‹ kannst Du geh'n...«

Alles im Lot...ist ursprünglich in der Arbeitswelt des Maurers: Bis zur Erfindung der Wasserwaage überprüfte der sein Werk, indem er eine Schnur mit einem Gewicht am unteren Ende an die Mauer hielt. Verlief die Wand und alle Fugen, Fenster- und Türöffnungen genau senkrecht parallel zu dieser Schnur, war »alles im Lot«

Alles in Butter...ist es nicht etwa, weil etwas wie (mit Butter) geschmiert läuft. Der Ursprung der Redensart liegt im Mittelalter: Sollte damals Kristall aus Venetien über die Alpen transportiert werden, gingen die teuren Gläser oft zu Bruch, bis Fuhrleute die Idee hatten, die Gläser in große Fässer zu legen. Sie gossen heiße flüssige Butter dazu - wurde die fest, hielt sie die Gläser an Ort und Stelle und dämpfte die Stöße der Kutsche. Selbst wenn ein Faß vom Wagen fiel, zerbrachen die Gläser nicht...

Alles in einen Topf werfen...wir, wenn wir in einer Sache nicht differenzieren, alle(s) gleich behandeln. Die Redewendung geht natürlich auf den »Eintopf« zurück, bei dem Fleisch, Gemüse und andere Zutaten in einem einzigen Topf gemischt, zubereitet und serviert werden.

Alles ist vergänglich...nur der Kuhschwanz, der bleibt länglich. Diese Lebensweisheit aus einem deutschen Kurzgedicht um 1880 will uns sagen, daß viele ganz einfache Dinge allemal beständiger sind als Moden. Egal wie »innovativ« manche Erfindung auch immer sein mag - auf Dauer werden wohl nur die wenigsten Bestand haben, oft ist das Althergebrachte dauerhafter weil einfach besser.

Alles neu macht der MaiAller Frühjahr wieder erwacht in vielen Menschen das Bedürfnis nach Veränderung - es wird renoviert, ausgemistet und geputzt, was das Zeug hält. Am Anfang des Gedichts »Der Mai« von Hermann Adam von Kamp (1796-1867), das zu einem Volkslied vertont wurde, heißt es:

 »Alles neu macht der Mai,
  Macht die Seele frisch und frei.
  Laßt das Haus, kommt hinaus,
  Windet einen Strauß.«

Alles nur MakulaturEigentlich sind »Makulatur« schad- oder fehlerhafte Druckbögen, die früher nicht einfach als Abfall, sondern oft als Untertapete verwendet wurden. Auch in Bibliotheken kennt man den Ausdruck für beschädigte oder nicht mehr aktuelle Bücher, sowie in der Politik für nicht eingehaltene Verträge.

Alles palettiJemand will besonders »cool« erscheinen, wenn er uns so fragt, ob »alles in Ordnung« sei.
Das Wort stammt nicht, wie mancher glaubt, aus Italien: »Plt« heißt im Hebräischen »in Sicherheit bringen«. Daraus wurde »pallet«, man hatte etwas »in Sicherheit gebracht, beiseitegeschafft«.

Alles was bei drei nicht auf den Bäumen ist...steht umgangssprachlich für etwas, das sich tunlichst »aus dem Staub gemacht« haben, verschwunden sein sollte, wenn man bis »Drei« gezählt hat. Die Bäume sind dafür ein durchaus guter Zufluchtsort - viel Zeit bleibt schließlich nicht.

Alles zu seiner Zeit...spiegelt die philosophische Erkenntnis wider, daß es für jedes Vorhaben eine bestimmte, eine gute Zeit gibt: Werden wir von jemandem zum Handeln gedrängt, obwohl die Zeit dafür noch nicht reif ist, können wir ihn damit vielleicht bremsen. Erstmals taucht diese Einsicht im Alten Testament auf: »Omnia tempus habent et suis spatiis transeunt universa sub cælo« - »Ejn jglichs hat seine zeit. Vnd alles fürnemen vnter dem Himel hat seine stund«. (Prediger Salomo 3.1)

Alphabet...ist abgeleitet aus dem griechischen »Alphabetos« und meint dabei die ersten beiden Buchstaben dieses Alphabets »Alpha« (α) und »Beta« (β).

Alptraum...nennen wir eine Schlafstörung, die Angst und Panik beim Träumenden auslösen kann. Als Herkunft wurde früher oft angeführt, daß dem Träumer ein wahres »Gebirge« - viele verschiedene »Alpen« stehen oft als Synonym hierfür - an Sorgen auf der Seele laste. Eine andere, ebenso plausible Erklärung geht auf die »Alben« zurück, kleine mythologische Fabelwesen, die sich nächtens auf die Brust setzen und den Schläfer piesacken. Im Mittelalter schlief man deshalb fast sitzend in Betten, die nur etwa 1,50 m lang waren - nicht, weil die damaligen Schläfer so klein waren, sondern damit jene Wesen sich nicht auf die Brust setzen konnten.
Und hier beginnt der eigentliche »Albtraum« - die neuerdings veränderte und dann doch auch wieder nicht veränderte Schreibweise: Bis zum 1. August 1998 wurde der »Alptraum« wie selbstverständlich mit »p« geschrieben, schließlich standen im Althochdeutschen, aus dem das Wort stammt, die beiden Schreibweisen »Alb« und »Alp« - sowohl für die kleinen Plagegeister wie auch für die Berge (vgl. z.B. »Schwäbische Alb«) - völlig gleichberechtigt nebeneinander. Mit einer einheitlichen Rechtschreibung sollte uns erst fast ein Jahrtausend später ein gewisser Konrad Duden (1829-1911) beglücken. Was nun den Rechtschreibreformern der 90er Jahre auf der Brust hockte, wissen wir nicht. Vielleicht mochten sie jenen Herrn Duden einfach nur nicht, vermutlich wollten sie aber eher die deutsche Sprache neu erfinden - schließlich ging es damals um viele Milliarden für die entsprechenden Lobbyverbände. Und so hat man halt beschlossen, daß die seit Ewigkeiten gebräuchliche Schreibweise »modernisiert« werden müsse. Daß aus den »Alben« über die Jahrhunderte hin längst »Elben« und schließlich die »Elfen« geworden waren, kümmerte sie dabei wenig - sonst hätten sie wohl konsequenterweise »Elfträume« ob ihrer wirren Ideen bekommen müssen...

Als das Wünschen noch geholfen hatHat jemand übertriebene Erwartungen, weist man ihn darauf hin, daß seine Vorstellungen offenbar aus einer längst vergangenen Ära stammen, daß vielleicht früher Wunder geschahen, heute aber längst nicht mehr. Zwei Märchen der Gebrüder Grimm beginnen mit dieser Zeile statt dem üblichen »Es war einmal«. So lautet der Anfang von »Der Froschkönig«, ähnlich dem der weniger bekannten Geschichte »Der Eisenofen«: »In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat...«.

Als ob ein Engelein auf die Zunge pullert...pflegt mancher stets nach dem ersten - oft alkoholischen - Schluck zu sagen:
Dieser Spruch beschreibt frappant das unvergleichliche Gefühl, das uns überkommt, wenn die dürstende Kehle endlich mit einem edlen Tropfen benetzt wird.

Also aus Bremen?Das bekannte Sprichwort Ludwig van Beethovens (1770-1827), das er, besonders in dem ihm eigenen Zustande des »In sich selbst Verlorenseins« gebrauchte. In gewissen Momenten schien sich sein Geist in die geheimsten Werkstätten zurückgezogen zu haben, um Neues zu schaffen.

Alt und grau werden...kommt aus der Bibel: »Et nunc rex graditur ante vos ego autem senui et incanui porro filii mei vobiscum sunt itaque conversatus coram vobis ab adulescentia mea usque ad diem hanc ecce præsto sum« - »Vnd nu sihe, da zeucht ewer König fur euch her. Jch aber bin alt vnd graw worden vnd meine Söne sind bey euch vnd ich bin fur euch her gegangen von meiner jugent auff bis auff diesen tag«. (1 Samuel 12.2)

Alt wie Methusalem...wurde man zuletzt in der Bibel: Genesis 5 zählt die Vorfahren Noahs auf, gegen deren übliche Lebenserwartung heute selbst die ältesten Greise keine Chance haben. Adam stirbt mit 930 Jahren, auch einige seiner Nachkommen werden über 900 Jahre alt, doch Methusalem bricht mit 969 Jahren alle Rekorde: »Vixit quoque Mathusalam centum octoginta septem annos et genuit Lamech. et vixit Mathusalam postquam genuit Lamech septingentos octoginta duos annos et genuit filios et filias et facti sunt omnes dies Mathusalæ nongenti sexaginta novem anni et mortuus est« - »Methusalah war hundert sieben vnd achzig jar alt vnd zeuget Lamech. Vnd lebet darnach sieben hundert zwey vnd achzig jar vnd zeuget Söne vnd Töchtere. Das sein gantzes Alter ward neunhundert neun vnd sechzig jar Vnd starb«. (Genesis 5.25ff) Angesichts solcher Vitalität ist Methusalem zurecht unsterblich geworden und bis heute sprichwörtlich geblieben. Von da an geht es mit der Lebenserwartung nämlich steil bergab: Noah wird nur noch 950 Jahre alt, Moses stirbt viele Seiten später im zarten Alter von 129...

Altbier...wird nicht sonderlich lange gelagert: Es wird obergärig gebraut, früher die allgemein übliche Brauweise. Darin liegt der Ursprung des Namens - ein Bier, das nach alter Brauart gebraut wird.

Alte Liebe rostet nicht...sagen Menschen, die schon eine sehr lange Zeit zusammen sind, sich schon sehr lange lieben. Irgendwann kennt man sich in- und auswendig, weiß alle Stärken und Schwächen des anderen, hat sich aneinander gewöhnt. Das Sprichwort kannten schon die alten Römer in der Form »Vetus amor non sentit rubiginem« (Alte Liebe kennt keinen Rost).

Alte Schuld rostet nicht...bezeugt bereits der mittelalterliche Autor Gottfried von Straßburg in seinem wichtigsten Werk »Tristan« (5456-5458) : »do wart diu warheit wol schin des sprichworts, daz da giht, daz schulde ligen und rosten niht« (Daran zeigte sich gut die Wahrheit des Sprichwortes, das besagt, daß Schulden liegen und nicht rosten).

Alte Vettel»Liederlichkeit, Unzucht, hexenhaftes Aussehen und Wesen werden als die charakteristische Eigenschaft der Vettel angesehen« beschreiben sie die Brüder Grimm in ihrem deutschen Wörterbuch - und daran hat sich mehr als 150 Jahre später nicht viel verändert. Das bis heute gebräuchliche Schimpfwort entstand im 15. Jahrhundert in Studentenkreisen und kommt vom lateinischen Wort »vetula« (altes Weib).

Alte Zöpfe abschneiden...heißt es sinnbildlich, wenn es darum geht, alte Sitten und Gebräuche, die nicht mehr zeitgemäß sind, überholtes Gedankengut oder Rückständigkeit aufzuheben. Zurückzuführen ist die Redensart auf das Ende des chinesischen Kaiserreichs und die männlichen Perückenzöpfe der Aristokratie des 18. Jahrhunderts, die mit dem Einfluß der Französischen Revolution der Lächerlichkeit anheimfielen und als bourgeoises Herrschaftssymbol hier wie dort kurzerhand abgeschnitten wurden. Deutsche Konservative hingegen hielten bis ins 19. Jahrhundert an ihrer Zopftracht fest, die somit bald zum verhaßten Symbol für politische und soziale Mißstände des feudalen Herrschaftsstaates wurde.

Alter geht vor Schönheit...entschuldigen wir uns mehr oder weniger charmant, wenn wir uns irgendwo vordrängeln, eine Leistung vor jemand anderem erreichen wollen. Ursprung ist eigentlich die allgemein respektierte Rangfolge, die überall dem jeweils Älteren oder gesellschaftlich Höherstehenden den Vortritt läßt.

Alter Hut...nennen wir umgangssprachlich etwas Uninteressantes, Abgedroschenes, etwas Altbekanntes, das fälschlich als Neuigkeit vorgebracht wird. Bis vor einigen Jahrzehnten noch gehörte der Hut obligatorisch zur alltäglichen Bekleidung. Dabei dienten viele Kopfbedeckungen nicht vorrangig dem Schutz vor äußeren Einflüssen oder der Zierde, sondern waren vielmehr für jeden verständliches Statussymbol und Zeichen von Herrschaft und sozialem Prestige. Oft steht der Hut auch bildlich für den Kopf des Trägers - ein »alter Hut« symbolisiert also alte Gewohnheiten und Denkweisen des Einzelnen, die man - wie manch abgetragenen, speckigen »alten Hut« - endlich an den berühmten Nagel hängen sollte.

Alter KnackerDiese Redewendung geht auf das Spinnen zurück: Weil Spinnräder bei jeder Umdrehung knackten, nannte man diejenigen, die sie bedienten, »Knacker«. Da diese Leute oft ein fortgeschrittenes Alter hatten, waren es eben »alte Knacker«...

Alter Schinken...nannten wir ursprünglich ein wenig abfällig ein altes Buch, dessen ledernem Einband die Patina eine frappierende Ähnlichkeit mit einem speckig-bräunlichen Räucherschinken verliehen hatte. Ölgemälde erleben dank der Firnis, die das Bild schützen soll, ein ähnliches Schicksal - auch ihre glänzende Oberfläche dunkelt im Laufe der Zeit stark nach. Außerdem verwendeten die Maler einst bevorzugt dunkle Brauntöne, was den Volksmund doch sehr an den Schinken erinnerte, der in der Speisekammer hing. Auch alte Schwarzweißfilme auf Zelluloid bekommen mit den Jahren oft einen ähnlich bräunlichen Stich.

Alter schützt vor Torheit nicht...resignieren wir, wenn trotz unzähliger Warnungen immer wieder ältere Menschen auf trickreiche Betrüger hereinfallen und ihre enorme Lebenserfahrung offenbar wenig dagegen hilft.
Diese Weisheit läßt sich auf Shakespeares Römerdrama »Antonius & Cleopatra« zurückführen: In der Tragödie, die in den Jahren 1606/07 entstand, spricht Cleopatra folgenden Text: »Though age from folly could not give me freedom, It does from childishness: can Fulvia die«? (Wenn mich das Alter auch nicht schützt vor Torheit, doch wohl für Kindischsein. Kann Fulvia sterben? - 1. Akt, 3. Szene). Das ist der Moment, als Antonius er fährt, daß Cäsar die Armeen seiner Frau und seines Bruders geschlagen hat und seine Frau Fulvia tot ist.

Alter SchwedeDie heiter-gemütliche Anrede ist seit der Zeit nach dem 30jährigen Krieg belegt: Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm I. (1620-88) nahm altgediente schwedische Korporale, die nach dem Einfall in die Kurmark gefangengenommen worden waren, nach der Zerschlagung des schwedischen Heeres in brandenburgische Dienste auf und ließ sie die preußischen Rekruten drillen. Wegen des treuen Kampfes dieser Schweden an der Seite ihrer neuen Waffenbrüder nahm der Ausdruck bei den Soldaten und der Berliner Bevölkerung schon bald die Bedeutung »Kamerad, alter Freund« an. Darüber hinaus gibt es auch den »alten Schwäden«, der aber mit Schweden nichts zu tun hat. Er ist nichts anderes, als ein verkommener Saufbruder - »schwadern, schwädern oder schwudern« kommt aus dem Rotwelschen und bedeutet »betrunken, besoffen« sein.

Alter Wein in neuen SchläuchenFrischer Wein prickelt nicht erst auf der Zunge, sondern schon im Gefäß. Jenes ist im biblischen Beispiel aus einem einfachen, damals weitverbreiteten Material: Tiere, meist Ziegen, wurden am Stück enthäutet, sodaß man einen Schlauch erhielt. Das Trinkloch wurde mit einem Holzstück stabilisiert und das Ganze an der Schnittstelle vernäht. Diese Schläuche hielten nicht ewig, wie Luthers Übersetzung von Matthäus 9.17 beschreibt: »Neque mittunt vinum novum in utres veteres alioquin rumpuntur utres et vinum effunditur et utres pereunt sed vinum novum in utres novos mittunt et ambo conservantur« - »Man fasset auch nicht Most in alte Schleuche, Anders die schleuche zureissen, vnd der most wird verschuett, vnd die schleuche komen vmb. Sondern man fasset Most in newe schleuche, so werden sie beide mit einander behalten«. Heute drücken wir damit eher aus, daß jemand nichts Neues zu bieten hat.

Altes Reff...eigentlich eine Segelkürzvorrichtung: Ein Schiff mit gerefften Segeln bietet einen weniger schönen Anblick.

Altvorderen...sind unsere Vorfahren, manchmal auch für die Eltern genutzt.

AltweibersommerDieser Begriff für die letzten warmen sonnigen Tage, an denen ein Hochdruckgebiet zum Ausklang des Sommers noch einmal für richtig schönes Wetter sorgt, hat eigentlich so gar nichts mit »alten Weibern« zu tun: Auch wenn die in dieser Zeit umherfliegenden Spinnfäden der Baldachinspinne, an denen sich die Jungtiere vom Wind forttragen lassen, an die langen, dünnen Haare alter Frauen erinnern, die vielleicht sogar am Spinnrad arbeiten, geht das Wort doch auf das althochdeutsche »weiben« (weben, knüpfen) zurück. Der Volksglaube betrachtete diese Erscheinungen einst als Gespinste von Elfen oder Zwergen, als Netze der Nornen oder gar von Maria selbst und nannte sie daher auch »Marienseide« und die Jahreszeit auch »Frauen-, Gallen- oder Weibersommer«.

Am Arsch der Welt... ist wirklich das Ende, da gibt es einfach nichts mehr. Da liegt der Hund begraben und abends werden sämtliche Bürgersteige hochgeklappt, da sagen sich Fuchs und Hase »Gute Nacht«: Während des Zweiten Weltkrieges wurde so die Ostfront genannt, heute ist es eher allgemein ein Synonym für einen unbedeutenden Ort wie »Klein-Kleckersdorf«, das bairische »Hintertupfing« oder »Posemuckel«, irgendein verschlafenes Nest, das keiner kennt und wo keiner freiwillig hin will.

Am Ball bleiben...Leute, die aktiv, auf dem neuesten Stand bleiben, etwas weiterverfolgen, nicht abreißen lassen. Die Redensart aus dem Fußball bezieht sich darauf, daß immer die Mannschaft, die gerade im Ballbesitz ist, einen wichtigen Vorteil hat. Der österreichische Fußballer und Trainer Ernst Happel (1925-92) sagte, nach seiner Taktik im Spiel gefragt: »Wenn wir den Ball haben, greifen wir an. Verlieren wir den Ball schauen wir zu, daß wir ihn wiederkriegen. Nur wer am Ball ist, kann letztlich erfolgreich sein und Tore schießen«.

Am Boden zerstört...sind wir, wenn großer Kummer uns plagt. Wir können kaum schlafen, grübeln über alles und jedes nach, sind fassungslos und niedergeschlagen.
Diese Redensart aus der Militärsprache begleitet uns seit dem 1. Weltkrieg: Ziel der Luftwaffe war unter anderem, gegnerische Flugzeuge schon auf dem Flugplatz - quasi wehrlos gegen einen Bombenteppich - am Boden zu zerstören. In der Luft war das ungleich schwieriger und gefährlicher.

Am Busen der NaturBei »Mutter Natur« im Freien ist es immernoch am schönsten. Das wußte bereits der deutsche Dichter Friedrich von Schiller (1759-1805), als er 1785 eines seiner berühmtesten Gedichte, die Ode »An die Freude« schrieb. In seiner Bearbeitung im 4. Satz der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven (1770-1827) singt der Chor:

 »Freude trinken alle Wesen
  An den Brüsten der Natur;
  Alle Guten, alle Bösen
  Folgen ihrer Rosenspur.
  Küsse gab sie uns und Reben,
  Einen Freund, geprüft im Tod;
  Wollust ward dem Wurm gegeben,
  Und der Cherub steht vor Gott«.

Am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen...müssen wir uns, um uns mit eigener Kraft aus einer unangenehmen Lage zu befreien, selbst zu helfen. Die Wendung stammt aus den Lügengeschichten des Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen »Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande, Feldzüge und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen: wie er dieselben bei der Flasche im Zirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegt« aus dem Jahre 1786 von Gottfried August Bürger (1747-94). Dort heißt es im 4. Kapitel: »Ein andres Mal wollte ich über einen Morast setzen, der mir anfänglich nicht so breit vorkam, als ich ihn fand, da ich mitten im Sprunge war. Schwebend in der Luft wendete ich daher wieder um, wo ich hergekommen war, um einen größern Anlauf zu nehmen. Gleichwohl sprang ich auch zum zweiten Male noch zu kurz und fiel nicht weit vom andern Ufer bis an den Hals in den Morast. Hier hätte ich unfehlbar umkommen müssen, wenn nicht die Stärke meines eigenen Armes mich an meinem eigenen Haarzopfe, samt dem Pferde, welches ich fest zwischen meine Knie schloß, wieder herausgezogen hätte«.

Am Gängelband führenIm Deutschen seit 1716 lexikalisch vertreten, bezeichnet dies ein Band, welches - ähnlich einem Hundegeschirr um den Körper gebunden - rechts und links je eine Leine hat, an denen Kinder beim Laufenlernen festgehalten und gelenkt werden und das ihnen beim Finden des Gleichgewichts helfen soll. Es ist benannt nach dem seit Luther bezeugten Verb »gängeln« (ein Kind laufen lehren), was aber ebenfalls im übertragenen Sinne angewendet wird. Wenn Sie jemand »am Gängelband führt«, leitet er Sie nach seinem Willen wie ein Kind, das noch nicht allein gehen kann.

Am grünen Tisch...werden oft Entscheidungen getroffen, die weit von der Realität entfernt sind: Hier spielt wohl das Wort »grün« im Sinne von »unerfahren« eine Rolle, aber auch die Verhandlungstische in Büros und Kontoren des 17. Jahrhunderts, die oft mit grünem Tuch oder Leder bezogen waren und die ursprünglich auf die Gerichtsbarkeit im Freien auf dem Thingplatz oder unter der Gerichtslinde der germanischen Völker zurückgehen sollen. Die Redewendung hat sich bis heute erhalten.

Am Hungertuch nagen...ungefähr seit dem Jahre 1000 Menschen, die ein sehr ärmliches Leben zu fristen haben:
Mit dem großen, meist weißen »Fastenvelum«, das im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu mehrfach erwähnt wird, wurden im mittelalterlichen Fastenbrauchtum die bildlichen Darstellungen von Jesus wie das Kruzifix am Altar verhüllt, um zur Buße zu mahnen. Damit symbolisierte es in den Wochen vor Ostern den Vorhang des Jerusalemer Tempels, der beim Tode Christi zerriß. Möglicherweise wurde der Begriff aus »Am Hungertuche nähen« gebildet, da sich die Menschen darunter besser vorstellen konnten, den Hunger der Fastenzeit zu stillen.

Am Katzentisch sitzen...heißt übertragen, abseits zu stehen, an einer Sache nicht beteiligt zu werden, keinen Einfluß auf die Dinge zu haben: »Katzentische« - ursprünglich wohl der blanke Fußboden, später dann kleine Tischchen, an denen Hauskatzen und kleine Hunde gefüttert werden - sind separate Plätze, an denen oft Kinder, Personal oder verspätete Gäste außerhalb der eigentlichen Tischordnung »abgefrühstückt« werden. Sie sind bereits aus der Antike bekannt und haben sich über die Jahrhunderte hinweg vor allem in vornehmen Häusern gehalten, um die mangelnde soziale Wertschätzung deutlich zu machen.

Am längeren Hebel sitzen...Leute, die glauben, die Macht und die Mittel zu haben, um als Sieger aus einem Konflikt hervorzugehen. Dahinter steht ursprünglich das Hebelgesetz des Archimedes (285-212 a.C.): Mit einem Hebel erreicht man eine große Kraftwirkung bei relativ kleinem Aufwand. Je länger der Hebel, desto schwerere Lasten können bewegt werden.

Am Rad drehen...Leute, die große Geschäfte machen wollen, die sie eigentlich gar nicht verstehen, von denen sie sich aber hohe Gewinne versprechen: Die Redewendung kommt natürlich von den Glücksrädern, die früher oft Jahrmarktsattraktionen waren. Gegen einen gewissen Obolus konnte man diese drehen und eventuell einen kleinen Gewinn erzielen. Der eigentliche Gewinner blieb aber - wie nicht anders zu erwarten - immer der Schausteller...

Am seidenen Faden hängen...wir gelegentlich, wenn wir in einer bedrohlichen Situation sind. Nach einer Lesart geht diese Wendung auf die germanische Sagenwelt zurück, in der die Nornen, die alten Schicksalsgöttinnen, die Lebensfäden der Menschen spinnen, durch die Hände rinnen lassen und am Ende abschneiden. Von der Stärke des Fadens sollte die Lebensdauer abhängen: War er nur noch dünn wie Seide, drohte der Tod.
Eine ganz andere, aber nicht minder einleuchtende Erklärung liefert uns die Tierwelt: Der seidene Spinnenfaden ist für die Arachniden selbst überlebenswichtig - verfangen sich hingegen deren Beutetiere im klebrigem Netz, ist das feine Material zumeist tödlich. Sie hängen tatsächlich an einem »seidenen Faden«.
Ein Rechtssymbol sah Jakob Grimm (1785-1863) in seinem Werk »Deutsche Rechtsaltertümer« (1828): »Faden; ein Zwirn- oder Seidenfaden reichte hin, symbolisch zu binden, sogar bei der Zulieferung schädlicher Menschen, Vagabunden. Auch gebannte Grundstücke wurden durch einen darum gezogenen Seidenfaden gehegt, wie auch die Rosengärten der Sage mit seidenen Fäden umgeben sind. In den dänischen Volksliedern binden die Helden, um sich festzumachen, rote Seidenfäden um ihre Helme«. Der Faden diente einst also auch der symbolischen Abgrenzung eines besonderen Bezirkes und der Fesselung eines Gefangenen. In der Germanenzeit besaß er gar Zauberkraft und schützte vor Geistern und Dämonen.

Am selben Strang ziehen...Menschen, die zusammenarbeiten, gemeinsam handeln, die gleichen Ziele verfolgen identische Interessen haben oder einer Gesinnung sind. Manchmal ziehen zwar auch alle am selben Strang - allerdings an verschiedenen Enden...
Das »Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten« schreibt dazu: »Ähnlich schreibt 1639 Lehmann S. 820 (›Vneinigkeit‹ 8): »Von den vneinigen pflegt man zu sagen, sie ziehen nicht an einem Seil, tragen nicht an einer Stang (nämlich Wasser; die an einer Stange Wasser tragen, sind einträchtig, sie müssen gleichen Schritt halten, um nichts zu verschütten), ziehen nicht gleich, sie stimmen zusammen wie der Hanen vnd der Hennen Gesang, wie der Hund bellen, sie stehen oder halten zusammen, wie Zähn im gesotten Kalbskopff, sie sind einig wie die Zacken in einer Mistgabel, jeder will auff ein besondern Berg«. Bismarck: »Ich glaube nicht, daß der Herr Abgeordnete Richter mit mir an demselben dynastischen Strange zieht« (›Reden‹ VI, 134)«.

Am steifen Arm verhungern...lassen wir gelegentlich jemanden, der von uns abhängig ist und auf den wir durch Entzug von etwas über längere Zeit Druck ausüben, um ihn gefügig zu machen oder dem wir eine erwartete und dringend nötige Unterstützung versagen, dem wir durch Nichtstun schaden: Das Bild meint, daß ein Größerer einen Kleinen mit ausgestrecktem Arm von sich weg hält - der könnte zappeln und strampeln wie er wollte und erreicht ihn doch nicht.

Amazone...wird oft auf »a-mazos« (brustlos) zurückgeführt: Die Amazonen, nach altgriechischem Mythos ein matriarchalisch-kriegerisches und männerfeindliches Frauenvolk in Anatolien und am Ostufer des Schwarzen Meeres, sollen ihren Töchtern die rechte Brust ausgebrannt haben, damit diese den Bogen ungehindert abschießen können. Nur einmal im Jahr hatten die Amazonen Umgang mit Männern benachbarter Stämme zur Erhaltung ihres Geschlechts. Anschließend wurden nur die Mädchen aufgezogen. Heute bezeichnet »Amazone« neben dem »Mannweib« auch eine Reiterin.

Amboß oder Hammer seinDie Entscheidung, ob man aktiv oder passiv, Herr oder Untergebener sein will, fällt uns nicht immer leicht. Die Metapher von Aushalten, Erdulden und zuschlagender Gewalt ist ein literarisch häufig gebrauchtes Bild, das anno 1827 auch Johann Wolfgang von Goethe (1766-1832) in »Kophtisches Lied, Ein Andres« bearbeitet hat:

 »Geh! gehorche meinen Winken,
  Nutze Deine jungen Tage,
  Lerne zeitig klüger sein:
  Auf des Glückes großer Waage
  Steht die Zunge selten ein;
  Du mußt steigen oder sinken,
  Du mußt herrschen und gewinnen,
  Oder dienen und verlieren,
  Leiden oder triumphieren,
  Amboß oder Hammer sein«.

Amerika, Du hast es besser...wußte schon Johann Wolfgang von Goethe in seinem Gedicht »Den Vereinigten Staaten«:

 »Amerika, Du hast es besser
  Als unser Kontinent, das alte,
  Hast keine verfallene Schlösser
  Und keine Basalte.
  Dich stört nicht im Innern,
  Zu lebendiger Zeit,
  Unnützes Erinnern
  Und vergeblicher Streit.
  Benutzt die Gegenwart mit Glück!
  Und wenn nun eure Kinder dichten,
  Bewahre sie ein gut Geschick
  Vor Ritter-, Räuber- und Gespenstergeschichten...

Allerdings meinte Goethe damit im Jahre 1827 die Geschichtslosigkeit der damals noch jungen USA, die ein leichteres Leben ermöglichte.

Amerikanische NachtUm Nachtszenen bei Tag drehen zu können, wird ein Blaufilter vor die Kamera geschraubt. Das ziemlich realistisch wirkende Ergebnis nennt man, dank Hollywood, »amerikanische Nacht«. Der französische Regisseur, Drehbuchautor und Kritiker François Truffaut (1932-84) nannte einen seiner Filme nach dieser Technik, der 1973 als »bester ausländischer Film« und 1974 in den Kategorien Regie, Nebendarstellerin und Original-Drehbuch für den Oscar nominiert war.

Amok...läuft jemand, der in blinder Rage auch mal richtig Schaden anrichtet. Der Begriff kommt aus dem Malaiischen: In dieser Region kannte man eine Geistesstörung, die mit wütenden Attacken auf andere Personen einhergeht. »Amuk« oder »Amok« bedeutet auf malaiisch »Wut«. Zu uns kam der Ausdruck über die Briten, die »to run Amuk« schon früher in ihren Wortschatz aufnahmen.

AmtsschimmelDer Amtsschimmel wiehert - natürlich. Gleich dem Büro- und dem Paragraphenhengst bevorzugt er ein Habitat aus Yuccapalmen und Grünlilien. Wo es um schwerfällige Verwaltungen und Behörden geht, ist die österreichische Redewendung aus dem 19. Jahrhundert aktueller denn je - dabei hat der Ausdruck mit verschimmelten Akten oder berittenen Amtmännern ebensowenig zu tun, wie mit Bürokraten, die auf Vorschriften unnötig »herumreiten«. Historiker leiten ihn vom »Simile« (lat. ähnlich) genannten Standardformular der österreichischen Monarchie her, das einst bürokratische Prozesse »beschleunigen« sollte. Dies mußte natürlich schiefgehen, wie schon der französische Schriftsteller Honore de Balzac (1799-1850) dereinst formulierte: »Die Bürokratie ist ein gigantischer Mechanismus, der von Zwergen bedient wird«.

An allen 10 Fingern abzählen...können wir etwas, das zu erwarten war, so naheliegend ist, daß man das Ergebnis leicht erraten kann. Auch in der Form »An einer Hand abzählen« kennt der Volksmund die einfache Zählhilfe, die schon Kinder recht gut und selbst manche Dyskalkuliker einigermaßen beherrschen.

An apple a day keeps the doctor awayEin Apfel am Tag hält den Doktor fern, lautet eine englische Gesundheitsregel aus dem Jahre 1866. Ausgehend von der walisischen Zeitschrift »Notes and Queries« verbreiteten sich die Kenntnisse über gesundheitsfördernden Eigenschaften des Apfels recht schnell. Äpfel enthalten viele Polyphenole, Vitamine und Mineralstoffe, die u.a. Krebs, Diabetes und Alzheimer vorbeugen sollen - jedenfalls wenn man ursprüngliche Apfelsorten ißt.

An den Bettelstab geraten...wir, wenn wir finanziell ruiniert, verarmt sind. Die Redensart kommt aus dem Mittelalter: Damals zogen die Städte auch viele Arme und Kranke an, die sich durch Betteln ihr täglich Brot beschafften. Dies war jedoch durch die Stadtherren reglementiert, sodaß jemand, der krank oder gar aussätzig war, Gaben vom Spender nur mittels eines langen Stabes, an dessen Ende ein Stoffsäckchen befestigt war, annehmen durften.

An den Haaren herbeigezogen...ist etwas, das weit hergeholt, sehr unwahrscheinlich, unglaubwürdig, schwer vorstellbar scheint. Manche Vorwürfe oder Ausreden sind so fern der Realität, daß es schon eines Gewaltakts, einer besonderen (geistigen?) Kraftanstrengung bedarf - bildlich wie ein Jäger, der die erlegte Beute »an den Haaren herbeizieht«.

An den Hut stecken...kann man sich etwas erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Das Wort kommt von einem militärischen Brauch: Soldaten wurde eine Papierblume »an den Hut gesteckt«, wenn sie unehrenhaft aus der Armee entlassen worden waren. Damit waren sie gebrandmarkt.

An den Mann bringen...wir heutzutage etwas, das wir erfolgreich verkaufen, jemandem übergeben, unter die Leute bringen, wie auch immer verbreiten. Ursprünglich brachten Eltern ihre Töchter »an den Mann«, indem sie sie verheirateten, ihr einen Mann verschafften.

An den Nagel hängen...wir früher oder später einen Beruf, ein Hobby - wir wechseln in eine andere neue Lebensphase. Zustande gekommen sein soll diese sprichwörtliche Redensart angeblich einst durch einen Mönch, der seine Kutte an den Zaun des Klosters hing, dieses anschließend verließ und in den weltlichen Stand zurückkehrte. Jedenfalls war es etwa seit dem 15. Jahrhundert Brauch, seine Kleidung, Gerätschaften - was immer man gerade nicht brauchen konnte - auf Nägel an die Wand zu hängen und so schnell Ordnung und Platz im Raum zu schaffen.

An den Pranger stellenDer »Pranger« war eine zweigeteilte Vorrichtung aus Holz, in deren Öffnungen ein Verurteilter Kopf und Hände legen mußte, ehe sie geschlossen wurde. So wurde er einige Zeit zur Schau gestellt. Stellen wir heute jemanden an denselben, machen wir nur noch seine Verfehlungen öffentlich.

An der Frucht erkennt man den BaumIm Neuen Testament, Matthäus 12.33 heißt es: »Aut facite arborem bonam et fructum eius bonum aut facite arborem malam et fructum eius malum siquidem ex fructu arbor agnoscitur« - »Setzet entweder einen guten Bawm, so wird die Frucht gut, Oder setzet einen faulen Bawm, so wird die frucht faul. Denn an der Frucht erkennet man den Bawm«.

An der kurzen Leine haben...wir jemanden, den wir fest in der Gewalt haben und lenken können, dem wir nur sehr wenige Freiheiten lassen: Diese Wendung bezieht sich darauf, daß man Hunde an die kurze Leine legt, um sie beim »Gassigehen« unter Kontrolle zu haben.

An der Nase herumführenDiese Redensart kommt von Tierbändigern, die auf mittelalterlichen Jahrmärkten gelegentlich Tanzbären vorführten - eigentlich wilde Tiere, die das eine oder andere Kunststückchen zeigten. Damals wie heute werden auch Stieren Ringe durch die Nase gezogen. Das ist weit weniger schmerzhaft, als es aussieht und die kräftigen Tiere werden so zahmer. Nur an ihrer empfindlichen Stelle, der Nase, lassen sie sich »herumführen«. Nur so machen die starken und widerspenstigen Tiere, was man will.

An der Nasenspitze ansehen...können wir jemandem etwas, das wir ihm an seiner Miene ablesen oder bei dem wir aufgrund der Blässe oder Rötung der Nase auf dessen Gesundheits- oder Gemütszustand schließen.

An der Quelle saß der Knabe...sagen wir, wenn wir ausdrücken wollen, daß jemand sich Vorteile aus seiner gesellschaftlichen oder beruflichen Stellung zieht. Der Spruch geht auf Friedrich von Schillers (1759-1805) Gedicht »Der Jüngling am Bache« zurück, wo es - ursprünglich noch im gegensätzlichen Kontext - heißt:

 »An der Quelle saß der Knabe,
  Blumen band er sich zum Kranz,
  und er sah sie fortgerissen,
  treiben in der Wellen Tanz!
  Und so fliehen meine Tage
  wie die Quelle rastlos hin!
  Und so schwindet meine Jugend,
  wie die Kränze schnell verblüh'n«...

An der Strippe hängen...heute umgangssprachlich meist Leute, die pausenlos mit jemandem telephonieren. Das kommt aus der grauen Vorzeit, da - die Älteren werden sich vielleicht erinnern - Telephone noch aus dem eigentlichen Apparat und einem Hörer bestanden, welche mittels einer »Strippe« (Schnur, Kabel) miteinander verbunden waren. Weil Phraseologismen oft ambivalent sind, ist allerdings auch eine völlig andere Deutung im Sinne von »von jemandem abhängig sein, keine eigenen Entscheidungen treffen können« möglich. Dies geht wiederum auf das Marionettentheater zurück, bei dem die Puppen über »Strippen« bewegt werden.

An die Decke gehen...ist sicher der schlechteste Weg, um nach oben zu kommen. Wenn wir schnell aufbrausen, sehr zornig und wütend werden, könnten wir sprichwörtlich glatt vor Ärger »an die Decke gehen«. Das scheitert allerdings regelmäßig daran, daß die glatten Wände nicht den Halt bieten, den wir in dieser Situation suchen.

An die eigene Nase fassen...sollten sich Leute, die Selbsterkenntnis üben, sich um ihre eigenen Schwächen und Fehler kümmern müssen. Ein alter normannischer Rechtsbrauch verlangte, daß, wer einen anderen beleidigt hatte, sich beim öffentlichen Widerruf vor seinen Richtern mit der Hand an die Nase fassen mußte.

An die große Glocke hängenEinst gingen Gemeindediener mit Glocken durch den Ort und verlasen ihre Bekanntmachungen. Jeder konnte das Gebimmel der Schelle hören und wußte, jetzt gibt es Neuigkeiten, Informationen oder behördliche Anweisungen. Kirchenglocken hatten früher einen ganz ähnlichen Zweck, u.a. wurden große Gerichtsversammlungen mit ihnen eingeläutet und auch Schuldner, die nicht bezahlen konnten, wurden zur Strafe »verläutet«.
Heute hängt jemand etwas »an die große Glocke« und schadet oft nicht nur dem anderen, sondern auch sich selbst, wenn er Privates oder Vertrauliches herumerzählt. Schon bei Matthias Claudius (1740-1815) findet sich in dem Gedicht »Ein silbern ABC« diese Redewendung: »Häng an die große Glocke nicht, was jemand im Vertrauen spricht«.

An die Kandare nehmenEin Ausdruck für strenges Maßregeln, Kontrolle und Lenkung eines anderen: Die »Kandare«, seit dem 18. Jahrhundert eine einteilige Gebißstange am Zaumzeug des Reitpferdes, die im empfindlichen Maul liegt und mit den Zügeln verbunden ist, ermöglicht ein besonders scharfes Zügeln. Zieht man am Zügel, schneidet die Kandare in die Maulwinkel ein und macht dem Zossen unmißverständlich klar, wo es langgeht. Der Begriff kam Ende des 19. Jahrhundert über das ungarische »kantár« (Zaum) zu uns. Die heute üblicherweise benutzte »Trense« ist durch ihre Konstruktion für das Pferd angenehmer.

An die Kette legen...wir übertragen jemanden, um ihn an weiteren Handlungen zu hindern. Im Seehandelsrecht steht der Ausdruck für eine Zwangsmaßnahme, bei der der Gerichtsvollzieher die Türen zum Steuerhaus eines Schiffes mit Ketten und Schlössern sichert, damit es nicht auslaufen kann. Erst wenn ausstehende Forderungen wie Heuer oder Werftgebühren bezahlt sind, werden die Ketten entfernt.

An die Leine legen...wir jemanden, um ihn zur Räson zu bringen, (streng) über ihn zu bestimmen: Freilaufende Hunde können mitunter großen Schaden anrichten - um sie unter Kontrolle zu haben, legen wir ihnen eine Leine an.

An die Nieren gehenDie Nieren wurden noch im Mittelalter als Sitz der Gefühle und des Geschlechtstriebes angesehen. Aus diesem Grunde wurde Ehebrechern mitunter zur Strafe eine Niere herausgeschnitten. Auch in der Bibel finden sich Stellen, die darauf hinweisen, daß die Nieren als Sitz des Gemütes galten, so beispielsweise im Alten Testament, Psalm 26.2: »Proba me, Domine, et tenta me;ure renes meos et cor meum« - »Prüfe mich Herr vnd versuche mich. Leutere meine nieren vnd mein hertz«. Andernorts heißt es hier: »Quia exacerbatum est cor meum, et renes mei compuncti sunt« - »Aber es thut mir wehe im Hertzen Vnd sticht mich in meinen Nieren«. (Psalm 73, 21)

An die Wand spielen...wir jemanden, den wir durch geschicktes Vorgehen verdrängen oder gar gänzlich ausschalten: Bildlich könnte ein Schauspieler oder auch ein Sportler einen anderen durch gutes Spiel deutlich übertreffen, indem er die ganze Bühne bzw. das Spielfeld klar beherrscht und dem Anderen nur wenig Raum an der Wand übrigläßt.

An einem Haar hängen...Sachen, die sehr unsicher, von einer Kleinigkeit abhängig sind. Die Wendung geht wohl auf die Erzählung von Damokles' Schwert zurück (siehe »Damoklesschwert«), möglich ist auch eine Ableitung von »Am seidenen Faden hängen«.

An ihren Früchten sollt ihr sie erkennenDieses Bibelzitat wird meist warnend gebraucht: Hier geht es um falsche Propheten, Menschen, die vorschützen, mit diversen Ideologien gute Taten für eine »bessere Welt« zu vollbringen, es aber in Wirklichkeit nie tun. Ob Behauptungen eines Menschen ehrlich gemeint sind, erkennt man einzig an seinen Taten - so, wie nur ein guter Baum gute Früchte tragen kann. Im Matthäusevangelium (7.15ff) gebraucht Jesus die Worte: »Adtendite a falsis prophetis qui veniunt ad vos in vestimentis ovium intrinsecus autem sunt lupi rapaces a fructibus eorum cognoscetis eos numquid colligunt de spinis uvas aut de tribulis ficus sic omnis arbor bona fructus bonos facit mala autem arbor fructus malos facit non potest arbor bona fructus malos facere neque arbor mala fructus bonos facere omnis arbor quæ non facit fructum bonum exciditur et in ignem mittitur igitur ex fructibus eorum cognoscetis eos« - »Sehet euch fur, fur den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch komen, Jnwendig aber sind sie reissende Wolffe, An jren Fruechten solt jr sie erkennen. Kan man auch Drauben lesen von den Dornen? Oder Feigen von den Disteln? Also ein jglicher guter Bawm, bringet gute Fruechte, Aber ein fauler Bawm, bringet arge Fruechte. Ein guter Bawm kan nicht arge Fruechte bringen, Vnd ein fauler Bawm, kan nicht gute Fruechte bringen. Ein jglicher Bawm, der nicht gute fruechte bringet, wird abgehawen, vnd ins Fewr geworffen. Darumb an jren fruechten solt jr sie erkennen«.

An Land ziehenAn den Küsten sammelt man angespültes Strandgut von gekenterten Schiffen ein, um es in Besitz zu nehmen. Das geht auf das mittelalterliche Strandrecht zurück, wonach alles, was an den Strand gespült oder gezogen wurde, den Strandanwohnern zustand - egal, ob es nun vom Schiff gefallen war oder ob es sich um die Ladung eines untergegangenen Schiffes handelte. Dabei kann es schon mal vorkommen, daß jemand dem Glück (oder vielmehr Unglück) etwas nachhilft - jeder ist froh, ein wertvolles Stück »an Land ziehen« zu können. Auch beim Angeln könnte es passieren, daß man einen großen Fisch »an Land zieht«.

AnbändelnDas Wort geht auf einen uralten Brauch zurück: Um der Angebeteten seine Liebe auszudrücken, wurde in früheren Zeiten nicht gleich ein kostbarer Ring verschenkt, sondern zunächst ein selbstgebasteltes Freundschaftsbändchen, das man zum Zeichen der Bindung am Handgelenk trug.

Andere Mütter haben auch schöne Töchter...versuchen wir uns aufzumuntern, wenn wir ein bestimmtes Ziel nicht erreichen konnten und auf eine Alternative ausweichen müssen. Was heute zunehmend bildlich in verschiedenste Bereiche übertragen wird, war einst durchaus wörtlich zu nehmen: Jemanden in seinem Liebeskummer zu trösten, ihm neue Hoffnung zu spenden - wenngleich das dem Verlassenen im Moment auch nicht wirklich weiterhilft. Will er doch nur eins: die eine einzige geliebte Ex zurück. Erst viel später wird er begreifen, daß er sich im Leben nicht nur auf die eine Partnerin fixieren darf, mit der es dann doch nicht ganz so funktioniert, wie das wünschenswert wäre.

Andere Saiten aufziehen...müssen wir, wenn wir jemandem klarmachen wollen, daß dessen bisheriges Treiben nicht länger geduldet wird, er künftig andere Leistungen bringen soll. Sie bezieht sich ursprünglich auf dünne, empfindliche Instrumentensaiten, die nur äußerst vorsichtig bespielt werden können, da sie sehr leicht abreißen. Stärkere Saiten können durchaus etwas robuster angeschlagen werden - so werden wir demnächst auch mit unserem Gegenüber verfahren...

Andere Zeiten, andere Sitten...drückt - auch in der Form »Andere Länder, andere Sitten - aus, daß nicht immer und überall die gleichen Maßstäbe angelegt werden können, die für uns gelten. Viele Menschen setzen oft andere Prioritäten, haben andere Gebräuche, empfinden andere Sachen als wichtig oder unwichtig. In der 166 a.C. uraufgeführten Komödie »Andria« (Das Mädchen von Andros), dem ersten Stück des römischen Dichters Publius Terentius Afer (um 195-158 a.C.) findet sich das Sprichwort »alia vita, alii mores« (Anderes Leben - andere Lebensweise), das das veränderte individuelle Leben (anderes Alter, neue soziale Umstände) beschreibt. Der Philosoph und Redner Marcus Tullius Cicero (106-43 a.C.) stellt die »Zeiten« den »Sitten« gegenüber: »O tempora, o mores« (Oh Zeiten, oh Sitten) soll er als Einleitung der ersten seiner »Orationes In Catilinam« gegen den Verschwörer Lucius Sergius Catilina (108-62 a.C.) gerufen haben: Welch schlimme Sitten muß man in diesen Zeiten erleben!

Andreaskreuz...nennt sich ein Verkehrszeichen aus zwei sich diagonal kreuzenden weiß-roten Balken, das wir als Warnzeichen vor jedem Bahnübergang kennen. Dieses Schild erinnert an den Heiligen Andreas, einen der Apostel Jesu, der an einem 30. November an ein solches Kreuz mit schrägen Balken geschlagen worden sein soll.

Angeben wie eine Lore Affen...und auch stolz wie nämliche sein kann der Berliner, wenn er besonders lautstark und übertrieben prahlt, sich übermäßig aufplustert, aufschneidet. Die »Lore« - eigentlich ein Transportwagen auf Feldbahnen - wird hier beladen mit einer wilden Bande mit übertriebenem Imponiergehabe, wie es auch und gerade Affenhorden oft und gern an den Tag legen.

Angraben...ist heute ein probates Verfahren, in Bars und Discos jemanden - und sei es nur für eine Nacht - kennenzulernen. Das war nicht immer so: Ursprünglich im 17. Jahrhundert eine militärische Angriffstechnik gegen feindliche Festungen, versuchten Mineure, die Mauern durch unterirdische Tunnel zu untergraben. Dort gezündete Minen ließen die Mauern einstürzen. Wohl deshalb hat »angraben« oder die Steigerung »anbaggern« noch heute oft ein wahrlich unterirdisches Niveau...

Angst verleiht FlügelDiese Emotion versetzt uns in die Lage, Dinge zu tun, die wir im gelassenen, entspannten Zustand so wohl eher nicht vollbringen würden. Sie spornt uns zu besonderen Leistungen an und läßt uns aus der Not heraus neuen Mut schöpfen. Die Wendung »Peur Donne des ailes« stammt aus dem »Dictionnaire des idées reçues« (Wörterbuch der Gemeinplätze) des französischen Schriftstellers Gustave Flaubert (1821-80) - ganz ähnlich hatte es aber mit »Die Angst beflügelt den eilenden Fuß« auch schon Friedrich Schiller (1759-1805) in seiner Ballade »Die Bürgschaft« ausgedrückt.

Angsthase...nennen wir heute umgangssprachlich jemanden, der sich oft ängstigt oder feige ist, vor jeder (vermeintlichen) Gefahr flüchtet. Das war nicht immer so: Früher galt die sprichwörtliche Scheu des Hasen als hoch zu schätzende Qualität - als das Streben nach Freiheit. Tatsächlich lassen sich Hasen - anders als Kaninchen - nicht einsperren oder gar zähmen.

Anheischig machen...ist ein alter Ausdruck für »sich anbieten, sich verpflichten«.

Anno dunnemalsWenn man keine genaue Zeitangabe machen kann, bedient man sich für Zeitbezeichnungen auch der Ausdrücke: »Anno dazumal, Anno Kluck, Anno Schniefke, Anno Tobak, Anno ent (eins)« etc.

Anpflaumen...ist ein durchaus probates Mittel, unhöflich zu sein, jemanden zu beschimpfen oder verbal scharf zurechtzuweisen, ohne daß es dabei zu einem allzu langen Geplänkel kommt. Ursprung ist wohl der alte Brauch, daß genervtes Theaterpublikum schlechte Schauspieler schon mal gerne mit faulem Obst bewarf. Aber auch ganz allgemein wurden Versager etwa seit 1890 - womöglich angelehnt an die umgangssprachliche Bezeichnung für das weibliche »Untenrum« - oft als »Pflaume« bezeichnet.

Ans Bein binden...wir uns eine zusätzliche Aufgabe oder Verantwortung für etwas (Unangenehmes), wenn wir damit die eigene Bewegungsfreiheit einschränken: Früher banden Bauern den Hunden oder Kühen Klötze ans Bein, um sie am Weglaufen zu hindern. Strafgefangenen wurden aus demselben Grund schwere Eisenkugeln ans Bein geschmiedet.

Ans Eingemachte gehen...wir, wenn wir in einer Notlage unsere letzten Vorräte angreifen müssen: Noch bis vor einigen Jahren, als Konserven, Tiefkühltruhe und ständiger Dauerimport aus fernen Ländern noch nicht allgegenwärtig waren, wurde Obst, Gemüse oder Fleisch eingekocht - eine gängige Methode, Lebensmittel durch Erhitzen und Luftabschluß zu konservieren. Das Eingeweckte kam im Winter oder in »schlechten Zeiten« zum Einsatz - man ging, waren alle frischen Reserven aufgebraucht, »ans Eingemachte«.

Ans Leder gehen...einem umgangssprachlich Leute, die jemanden angreifen, ihn verprügeln wollen. Hier steht »Leder« schlicht als Synonym für die menschliche Haut, die uns jemand »gerben« will.

Ans Messer liefern...wir gelegentlich jemanden, den wir verraten, seinen Verfolgern ausliefern: Mit dem »Messer« ist hier ursprünglich das Schwert des Henkers oder die Guillotine gemeint.

Ans schwarze Brett kommen...heißt, in einen ungünstigen Ruf zu kommen. Ursprünglich war das »schwarze Brett« jene Tafel, auf der in Wirtshäusern »angekreidet« wurde, was der einzelne Gast zu bezahlen hatte. Ab dem 17. Jahrhundert diente es auch als Anschlagbrett für amtliche Aushänge.

Ans Zeug flicken...wollen uns umgangssprachlich Leute, die uns unsere Position neiden, die kleinliche Kritik üben, herumnörgeln, uns verbal angreifen. Die Wendung bezog sich ursprünglich auf Schneider, die ungefragt kleinste schadhafte Stellen an jemandes Kleidung suchen und in Ordnung bringen wollten, wodurch das Aussehen und - bildlich - das Ansehen des Betreffenden verändert wurde.

AnschißIst der Chef oder die Eheliebste übellaunig, tut man gut daran, ihm oder ihr möglichst weiträumig aus dem Wege zu gehen. Anderenfalls droht akute Gefahr, daß man einen »Anschiß« erhält - eine grobe Zurechtweisung, die weit über einen normalen Tadel hinausgeht. Der Ausdruck geht auf das Mensurfechten der studentischen Burschenschaften zurück: Die »Schmisse« - Narben von Verletzungen im Gesicht - waren bis in die 30er Jahre Statussymbol unter Akademikern. War so eine Fechtwunde mehr als ein Zoll lang, nannte man sie »Anschiß«.

Anschreiben...ließ man einst, wenn am Geldende noch zuviel Monat übrig war, beim Kaufmann - die Rechnung beglich man dann zum nächsten Ersten. Der Händler notierte den fehlenden Betrag in einem Buch, er »schrieb an«.
Diese Form des Schuldenmachens hat eine lange Tradition: Schon im 15. Jahrhundert wurden ausstehende Geldsummen auf einer im Laden hängenden Wandtafel notiert.

AnschwärzenWenn man jemandem besonders übel mitspielen will, ihn verraten, schlechtmachen, diffamieren, wird man ihn womöglich bei irgendwem »anschwärzen« - seine angeblich »schwarze«, schlechte Seite offenkundig machen. Schwarz stand und steht bis heute für das Böse, Lasterhafte, auch für Krankheit, Tod und Teufel. Ursprünglich kommt diese Redensart wohl aus dem Mittelalter, als man die Häuser Pestkranker mit schwarzen Kreuzen als Warnzeichen vor der Seuche markierte. Auch meldeten vermeintlich besonders Fromme die »Gottlosen« bei der Obrigkeit; für diese Ungläubigen und andere Missetäter gab es schwarze Tafeln, auf die deren Namen geschrieben wurden.

Anstandsstück...nennen wir die letzte Praline oder das letzte einsame Stückchen Torte, das in geselliger Runde wie durch ein Wunder immer übrigbleibt. Niemand traut sich, es zu essen - am Ende wird es irgend jemandem, der es »nötig« hat, förmlich aufgedrängt. Im 19. Jahrhundert entstand die Sitte, vom Essen ein letztes Stück liegenzulassen, um so zu zeigen, daß man satt und zufrieden war und nicht noch den letzten Rest aufessen mußte. Heutzutage ist es eigentlich nicht mehr zeitgemäß, ein Anstandsstück zurückzulassen - allerdings sollte man wiederum auch nicht den Teller ablecken...

Anstandswauwau...nennen wir scherzhaft jemanden, der - tatsächlich oder vermeintlich - durch seine Anwesenheit über Sitte und Moral wachen soll, um ein erstes Date nicht ausarten zu lassen. Unverheiratete junge Mädchen hatten früher oft eine Aufpasserin - die »Anstandsdame« - dabei, wenn sie sich mit jungen Männern trafen. Diese achtete beim Stelldichein darauf, daß Annäherungsversuche nicht standesgemäßer Herren von vornherein verhindert wurden und war so natürlich bei dem jungen Glück sehr unbeliebt, sodaß sie sie ironisch mit einem Wachhund, einem »Wauwau« verglichen.
Bekannt ist die Anstandsdame Charlotte Bartlett in Edward Morgan Forsters (1879-1970) Roman »Zimmer mit Aussicht« aus dem Jahre 1908, die allerdings das, was sie eigentlich zu verhindern trachtet, durch ihre Maßnahmen erst recht bewirkt. Die unbedingte Notwendigkeit einer solchen belegt auch »Charleys Tante« von Brandon Thomas (1850-1914) in der 1892 erschienenen gleichnamigen Travestiekomödie.

Anzetteln...hat mit dem Blatt Papier nichts zu tun, sondern stammt aus der Fachsprache der Weber: Die bezeichneten die tragenden Längsfäden des Gewebes, die zu Beginn einer neuen Arbeit auf den Webstuhl gespannt wurden, als »Zettel«. Am Anfang jedes neuen Webstücks stand also das »Anzetteln«, das Aufspannen der Fäden. Auch das »Verzetteln«, das Verwirren und Verheddern der eigenen Gedanken, hat seinen Ursprung am Webstuhl, wo sich die Fäden bei Unachtsamkeit schnell zum krausen Gespinst verschlingen können.

Anzugsgeld...war eine Abgabe, die von Zuzüglern an eine Gemeinde oder ein Land zu entrichten war. Damit wurden Teile der Bürger- bzw. Untertanenrechte erworben. Mitunter wurde es auch mit Wein bezahlt (vinagium). Das »Anzugsgeld« wurde erst 1867 im Norddeutschen Bund und danach im ganzen Deutschen Reich per Gesetz aufgehoben.

Apfelsine...kommt vom niederländischen »Appelsien« und meint einen »Apfel aus China«.

Apotheke...nannte man im Mittelalter den Vorratsraum in Klöstern, in dem Heilkräuter für die Erkrankten gelagert wurden. Ein Apotheker war demnach zunächst nur ein Lagerverwalter.

ApothekerrechnungEine Rechnung mit 99% Gewinn - so nennt man manchen Apotheker auch »Neunundneunziger«. Übrigens: Ersetzt man die Buchstaben unsers Alphabets von A bis Z durch Ziffern, ergibt sich erstaunlicherweise folgende Rechnung: A (1) + P (16) + O (15) + T (21) + H (8) + E (5) + K (10) + E (5) + R (18) = Apotheker (99).

ApparatschikAbwertende Bezeichnung für einen DDR-Funktionär

Appetit darf man sich holen - gegessen wird zu HauseDiese alte Metapher hat wohl schon so mancher zu hören bekommen, der trotz lange bestehender glücklicher Partnerschaft gelegentlich mal das eine oder andere Auge auf das andere Geschlecht wirft. Aber auch wenn die Versuchung noch so groß sein mag: Immer schön treu bleiben!

Appetit kommt beim Essen...sagt man zu jemandem, der auf irgendwas - insbesondere aufs Essen - keine Lust hat.
Das Wort geht zurück auf den französischen Romanzyklus »Gargantua & Pantagruel« von François Rabelais (1494-1553). Der beschreibt in fünf Teilen die derb-komischen Abenteuer des Riesen Gargantua und seines Sohnes Pantagruel. Beide sind ungeheuer verfressen, und so fällt im 1. Band, Kapitel. 5 der Satz: »L'appétit vient en mangeant; la soif s'en va en buvant«. (Der Appetit kommt beim Essen, der Durst schwindet beim Trinken.)

AprilscherzErstmals überliefert ist der Brauch, am 1. April andere durch erfundene oder falsche Geschichten hereinzulegen und so »in den April zu schicken« 1618 in Bayern. Ursprünglich soll er aber von Frankreich ausgegangen sein: Dort verlegte König Karl IX. (1550-74) den Neujahrstag anno 1564 vom 1. April auf den 1. Januar. Vergaß jemand das veränderte Datum, erhielt er am 1. April nur Scheingeschenke und scherzhafte Wünsche. Vielleicht hängt der Brauch aber auch schlicht damit zusammen, daß im beginnenden Frühling die Laune von Tag zu Tag besser wird und man Griesgrame deshalb einfach zum Narren halten muß...

ArbeitGlücklich, wer Spaß an seiner Arbeit hat und sie gern ausübt - ursprünglich hatte das Wort eine eher negative Bedeutung: das althochdeutsche »arbeiti« aus dem 8. Jahrhundert bedeutete »Mühsal, Plage, Anstrengung«. Zugrunde liegt das germanische »arbejo« - verwaistes, hart arbeitendes Kind -, woraus sich auch das »Erbe« ableiten läßt. Erst im späten Mittelalter gewann der Begriff eine positive Bedeutung, vor allem Martin Luther (1483-1546) sah Arbeit als Beitrag zum Wohle der Gesellschaft: »Der Mensch ist zur Arbeit geboren, wie der Vogel zum Fliegen«.

Arbeit ist der Fluch der trinkenden Klasse...heißt es gelegentlich an einem zünftigen Männerstammtisch - die ursprüngliche Feststellung »Drink is the curse of the working classes« bezog sich noch auf den enormen Alkoholkonsum englischer Arbeiter. Mit der satirischen Verdrehung »Work is the curse of the drinking classes« spielte der irische Schriftsteller Oscar Wilde (1854-1900) auf die bürgerliche Bohème an, die ihrerseits an Arbeit eher weniger interessiert war.

Arbeit macht das Leben süß...dichtete Gottlob Wilhelm Burmann (1737-1805) in »Das Lied Arbeit«. (aus: »Kleine Lieder für kleine Jünglinge«, 1777)

 »Arbeit macht das Leben süß,
  macht es nur zur Last,
  der nur hat Bekümmernis,
  der die Arbeit haßt«.

Im Volksmund wird auch gern mal die Version: »Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder«, die den Lobpreis der Arbeit relativiert, verwendet...

Arbeit schändet nichtEs ist zweifellos ehrenhaft, seinen Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen, selbst wenn es sich um eine nicht sehr angesehene Tätigkeit handelt. Dies wußte schon Hesiod, der in seinem Gedicht »Erga kai hemerai« (Werke und Tage) um 700 a.C mit der Aufforderung »Arbeit schändet nicht, die Trägheit aber entehrt uns« seinen Bruder zur Arbeit bewegen wollte. Auch wandte er sich damit gegen die Auffassung des griechischen Adels, daß Ererbtes wertvoller als Erarbeitetes sei.

Arbeiten wie eine FeeNach schottischem Volksglauben sind Feen gewandte Meisterinnen in allen Künsten. So gebraucht man noch heutzutage für jene, die etwas Ausgezeichnetes leisten, diese sprichwörtliche Redensart.

Arbeiterdenkmal...nennt man einen Arbeiter, der sich - auf sein Werkzeug (z.B. Schippe) aufgestützt - ausruht. Entstanden ist das Wort mit Bezug auf das 1900 auf dem Andreasplatz zu Berlin errichtete Arbeiterdenkmal.

ArbeiterschließfachNeubauwohnung in den Plattenbauten der Trabantenstädte

Arm im Geiste...ist heute ein Euphemismus für Menschen von geringer Intelligenz. Jesus meint ursprünglich in seiner berühmten Bergpredigt mit den »Armen im Geiste« noch jene, die sich bewußt sind, wie gering ihre Kräfte im Vergleich zu denen Gottes sind: »Beati pauperes spiritu quoniam ipsorum est regnum cælorum«. - »Selig sind, die da geistlich arm sind, Denn das Himelreich ist jr«.

Arm wie eine Kirchenmaus...sind wir seit dem 18. Jahrhundert: In Kirchen gibt es keine Vorratskammern - Mäuse, die sich dorthin verirren, haben also schlechte Karten. Sie müssen verhungern, sind also ganz besonders arm dran. Daher ist die ärmste aller Mäuse eben die Maus, die in der Kirche wohnt.

Armageddon...nennt man nach der Apokalypse 16.16 den mythischen Ort, an dem dämonische Geister die Könige der Erde für einen großen Krieg versammeln: »Et congregavit illos in locum qui vocatur hebraice Hermagedon«. - »Vnd er hat sie versamlet an einen ort, der da heisst auff Ebreisch Harmagedon«.

ArmbrustDie mittelalterliche Waffe hat ihren Namen weder vom Arm, noch von der Brust. Ursprung ist das mittellateinische Wort »arbalista«, das aus dem Namen einer Kriegsmaschine, der »arcuballista« (arcus - Bogen, ballista - grch. werfen) gebildet wurde - eine »Bogenwurfmaschine« also.

Arme Ritter... werden eigentlich als warme Nachspeise serviert, sind aber auch ein lecker Kuchenersatz, wenn's mal schnellgehen soll.
Sie waren schon den alten Römern bekannt. Der Feinschmecker und Kochbuchautor Marcus Gavius Apicius schrieb im 1. Jahrhundert a.C. in »De re coquinaria« (Über die Kochkunst, 7. Buch, XI 2 »Dvlcia domestica et melcæ«) über »Aliter Dulcia« - Weinbrötchen in Honig: »Musteos Afros optimos rades et in lacte infundis. Cum biberint, in furnum mittis, ne arescant, modice. Eximes eos calidos, melle perfundis, compungis ut bibant. Piper aspergis et inferes«. (Reibe die Kruste von besten afrikanischen Süßweinbrötchen ab und weiche sie in Milch ein. Wenn sie vollgesogen sind, gib sie in den Ofen, bei mäßiger Hitze, damit sie nicht austrocknen. Wenn sie warm sind, nimm sie heraus, übergieße sie mit Honig, stich sie ein, damit sie sich vollsaugen können. Streue Pfeffer darüber und serviere sie.)
In einem deutschen Kochbuch tauchten sie zuerst 1691 als »Gueldene Schnitten« auf. Der Begriff »Arme Ritter« wurde erstmals 1787 in einem Kochbuch erwähnt und setzte sich dann im 19. Jahrhundert endgültig durch.

Armer KonradDer »Bundschuh«, der geheime Bauernbund des frühen 16. Jahrhunderts wurde in Württemberg (Remsthal) gebildet. Ziel war die Bauernbefreiung, direkter Anlaß die unmäßigen Steuererhebungen von Herzog Ulrich von Württemberg. Der Aufstand des »Armen Konrad« anno 1514 mißlang und wurde blutig niedergeschlagen.

Armer Schlucker...ist heutzutage ein Synonym für eine recht armselige Lebensführung. Das war nicht immer so - vom 15./16. noch bis ins 18. Jahrhundert war ein »Schlucker« jemand, der die Freuden der Tafel und einen guten Tropfen durchaus zu schätzen wußte, ein Prasser und Schlemmer. Erst wer seinen Hunger in der Not an fremden Tischen stillen mußte und gezwungen war, zu essen und zu trinken, was ihm andere vorsetzten, war wirklich arm dran.
Schon 1553 bei Meistersinger Hans Sachs (1494-1576) heißt es:

  Ich lauff da her üeber das felt,
  Den winter kalt ich hab kain gelt,
  Wo solt ich armer schluecker naus
  Den after winter halten haus.

In Österreich führt man diese Wendung auf den Baumeister Philipp Schlucker (1748-1820) zurück, der die 22 Kilometer lange Mauer um den Lainzer Tiergarten zu einem Sechstel des Preises der Konkurrenz aus Wien bauen wollte. Ob dieses offensichtlichen Dumpingpreises fürchtete man, daß Schlucker bankrottgehen würde, er stellte aber die Mauer ordnungsgemäß fertig. Der Sage nach soll er aber aus Sparsamkeit einige Eingänge »vergessen« haben, was ihn nach einer hohen Strafe und Nacharbeit endlich doch noch in den Ruin getrieben habe.

Armer Teufel...umschreiben wir einen bedauernswerten, armen Tropf, der gerade ganz schlecht dran ist. Die Wendung aus dem 16. Jahrhundert geht wohl auf volkstümliche Erzählungen vom geprellten Teufel und auf den biblischen Bericht von der Versuchung Jesu zurück: »Iterum adsumit eum diabolus in montem excelsum valde et ostendit ei omnia regna mundi et gloriam eorum et dixit illi hæc tibi omnia dabo si cadens adoraveris me« - »Wjderumb fueret jn der Teufel mit sich, auff einen seer hohen Berg, vnd zeiget jm alle Reich der Welt, vnd jre Herrligkeit, vnd sprach zu jm, Das alles wil ich dir geben. So du niderfellest, vnd mich anbetest«. Was Satan verspricht, ist nur Blendwerk, Jesus weist ihn mit den Worten: »Vade Satanas scriptum est Dominum Deum tuum adorabis et illi soli servies« - »Heb dich weg von mir Satan, Denn es stehet geschrieben, Du solt anbeten Gott deinen Herrn, vnd jm allein dienen« (Matthäus 4:8ff) zurück. Auch wenn der Teufel auf den ersten Blick nicht gerade arm wirkt, lassen ihn Furcht und Verachtung gegenüber dem absolut Bösen letzten Endes doch bemitleidenswert erscheinen, da er weder Leib noch Seele hat.

Armer Tropf...nennen wir jemanden, der einfach kein Glück im Leben hat. Diese Wendung geht vielleicht darauf zurück, daß einer sinnbildlich so unbedeutend ist wie ein einzelner Tropfen Wasser. Auch das mittelhochdeutsche »tropfe« (Lähmung, Fallsucht) - wer daran litt, war wirklich arm dran - könnte eine Erklärung liefern; es könnte aber auch der Bewohner eines »Tropfhauses« gewesen sein, bei dem die Regentropfen, die vom Dach fielen, das winzige Grundstück begrenzten.

Armes Hascherl...nennt man im bairisch-österreichischen Sprachraum ein »bedauernswertes Geschöpf«, meist Frauen und Kinder, deren Schwäche bemitleidet wird. Die Verkleinerung von »Hascher« (Bettler, von heischen - betteln, auch »dummer, hilfloser Mensch«) zum »Hascherl« läßt jedoch eine gewisse Zuneigung zu dem armen hilfsbedürftigen Wesen mitschwingen.

Armleuchter...nennen wir oft landläufig einen Dummkopf, einen einfältigen, geistig eher karg ausgestatteten Zeitgenossen - meist als nachgerade schon euphemistische Umschreibung einer noch viel böser klingenden Körperöffnung: Jemandem, der nicht so ganz »hell in der Birne« ist, wird schwerlich irgendwann »ein Kronleuchter aufgehen« - er wird sich also mit dem eher spärlichen Schein des Kandelabers zufriedengeben müssen, der auf diese Person ob seiner meist nur zwei bis vier Kerzen »ein schlechtes Licht wirft«. Das begrenzte Sichtfeld, das sich aus der geringen Reichweite dieses besseren Kerzenständers ergibt, führte wohl auch zu diesem Schimpfwort für einen, der das einzige Licht, das zu verstrahlen er in der Lage ist, vor sich herträgt, statt selbst »eine Leuchte« oder gar »ein helles Köpfchen« zu sein.

Armutszeugnis...stellt man Mitmenschen aus, deren Denkvermögen nicht allzuweit reicht. In dieser übertragenen Bedeutung ist die Redensart seit Mitte des 19. Jahrhunderts nachweisbar.
Das eigentliche »Armutszeugnis« als Nachweis materieller Bedürftigkeit ist weit älter und existiert auch noch bis heute - seit 1980 unter dem Namen »Prozeßkostenhilfe«.

Arschfax...nennt man heute das Unterhosenetikett, das aus der Hose hängt.

Arschgeweih...bezeichnen wir bösartig die Tribal-Tattoos knapp über dem »Maurer-Dekolleté«. Schon der große deutsche Dichter, Kritiker und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) wußte: »Bemalung und Punktierung der Körper ist eine Rückkehr zur Tierheit«.

Arzt, heile Dich selbstIm Evangelium des Lukas 4,23 bezieht sich der Ausspruch auf jemanden, der anderen gute Ratschläge gibt, die er aber selber nicht befolgt: »Et ait illis utique dicetis mihi hanc similitudinem medice cura te ipsum quanta audivimus facta in Capharnaum fac et hic in patria tua«. - »Vnd er sprach zu jnen, Jr werdet freilich zu mir sagen dis Sprichwort, Artzt hilff dir selber. Denn wie gros ding haben wir gehoert zu Capernaum geschehen? Thu auch also hie in deinem Vaterlande«.

Asbach...ist - vor allem in der Jugendsprache der 1970/80er Jahre - etwas, das überholt, völlig veraltet, einfach »uralt« ist. Das Wort bezieht sich auf den ältesten deutschen Weinbrand von Hugo Asbach (1868-1935), der 1892 in Rüdesheim am Rhein eine »Export-Compagnie für deutschen Cognac« gründete. Selbst der Begriff »Weinbrand« - anstelle von Cognac - stammt von ihm. Dieser »Asbach Uralt«, in dem der »Geist des Weines« sein soll, wurde den Käufern besonders in der Zeit des Wirtschaftswunders als sehr alt angepriesen - durch die überaus intensive Fernsehwerbung gelangte der Slogan bald in die Umgangssprache.

Asche aufs Haupt...streuen wir uns schon seit dem Altertum: Damals gab es den Brauch, sich in Trauerzeiten die Asche der verstorbenen Verwandten auf Kopf und Gewänder zu streuen, im so seiner Trauer entsprechenden Ausdruck zu verleihen. Diese Tradition hat sich im heutigen Aschenkreuz erhalten, jenem Kreuz, das der Priester in der römisch- katholischen Kirche an Aschermittwoch austeilt. Aber schon im Alten Testament wird die Wendung als Ausdruck für »Reue zeigen« verwendet, unter anderem: »Et ieiunaverunt illa die et induerunt se ciliciis et cinere in capite suo et destituerunt vestimenta sua«. - »An diesem Ort kamen sie jtzt auch zusamen, fasteten da vnd zogen Seck an; streweten aschen auff jre Heubter vnd zerissen jre Kleider«. (1 Makkabäer 3.47)

Asche zu Asche...soll nicht etwa heißen, daß da, wo ohnehin viel Geld ist, noch mehr hinzukommen soll. Vielmehr symbolisiert die Asche sowohl in der Bibel als auch in vielen anderen Kulturen Buße und Reinigung. Die vollständige Formel »Aus der Erde sind wir genommen, zur Erde sollen wir wieder werden, Erde zur Erde, Asche zur Asche, Staub zum Staube«, die der Pfarrer aufsagt, während er eine Schaufel Erde ins frische Grab wirft, soll zum Ausdruck bringen, daß ein jeder im Tode dorthin zurückkehrt, woher er gekommen ist, alles was entstanden ist, auch wieder vergeht.

AschenputtelBei Ludwig Bechstein (1801-60) »Aschenbrödel« (ein schmutziger Küchenjunge) genannt, im englischen »Cinderella«,, französ. »Cendrillon«, span. »Cenicienta«, ital. »La Cenerentola«, russ. »Soluschka«, hat es wirklich gegeben: Anno 649 heiratete der französische König Chlovis III. eine junge Frau namens Bathildis, die an seinem Hof als Magd gearbeitet hatte. Die ungewöhnliche Liebe der beiden diente den Gebrüdern Grimm als Vorlage zu dem Märchen.

AschermittwochDas Ende der Fastnacht eröffnet die Fastenzeit bis Ostern, die an die 40 Tage, die Jesus in der Wüste zugebracht hat, erinnern soll. Sie dauert 46 Tage bis zum Ostersamstag (Sonntage sind fastenfrei und zählen nicht mit). Der Tag erhielt seinen Namen, weil an ihm die Asche der Palm- oder Ölzweige vom vergangenen Palmsonntag geweiht und den Gläubigen daraus ein Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet wird. Bei diesem im 11. Jahrhundert von Papst Urban II. eingeführten Brauch erinnert der Liturg an die Vergänglichkeit des Menschen: »Gedenke, o Mensch, Du bist Staub und zum Staube kehrst Du zurück«.

Asterix & ObelixDer farbenblinde Zeichner Albert Uderzo (* 1927) und der Texter René Goscinny [???ne g?si?ni] (1926-77) wollten Comicfiguren erfinden, deren Namen wie beim Gallierführer Vercingetorix auf »ix« endeten. Da ihnen nichts Besseres einfiel, sollen sie auf die Tastatur ihrer Schreibmaschinen gestarrt haben. Dort gibt es ein Sternchen *, das typographische Zeichen Asterisk, (grch. asterískos) und einen gekreuzten Balken ‡, ein für Anmerkungen verwendetes Kreuz. So wurden Asterix und Obelix erfunden...

AstreinDieser Ausdruck aus der Jugendsprache der 70er Jahre (klasse, super) kommt eigentlich aus der Forstwirtschaft: Bäume werden eng aneinandergepflanzt, sodaß sie weniger Äste bilden und das Holz kaum Astlöcher hat. So hat das Holz bessere Qualität, ist »astrein«.

Auch bis aufs vierte GliedUnterschrift im 6. Felde der »Königsberger Kaufmannsbörse«. Das Gemälde stellt vier an einem Tische sitzende Männer dar: Sohn, Vater, Groß- und Urgroßvater, von denen die drei ersten Karten spielen. Die Unterschrift weist auf den endlichen Untergang des Spielers hin.

Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn...sagt der Volksmund und meint, daß selbst der Dümmste mal Erfolg haben, so manches durch Zufall gelingen kann. Hühner müssen sich auf ihre Augen verlassen - ein blindes Huhn müßte auf Verdacht picken und würde so nur mit sehr viel Glück mal ein Körnchen erwischen. Oder anders ausgedrückt: Ein der optischen Wahrnehmung unfähiges, gefiedertes, des Fliegens nicht mächtiges Haustier gelangt in den Besitz nicht näher definierter Sämereien.
Ursprünglich kommt das lateinische Sprichwort: »Invenit interdum cæca gallina granum« aus dem »Froschmeuseler« (1595) von Georg Rollenhagen (1542-1609), einem Fabelepos aus etwa 5500 Versen, Tierfabeln, Spruchweisheiten, sowie moralischen und christlichen Abhandlungen.

Auch eine schöne GegendGehört einem Gespräch zweier Berliner Frauen an, das sich in Adolph Glaßbrenners (1810-76) »Berlin, wie es ist und trinkt« findet. Sie fragen sich gegenseitig, wo ihre Söhne im Freiheitskrieg gefallen seien. Als die eine antwortet: »Bei Leipzig«, erwidert die andere mit dieser Redensart.

Auch nur mit Wasser kochen...Leute, die selbstverständlich auch nichts Besseres sind als andere, die sich mit ganz ähnlichen Dingen beschäftigen, genau dieselben Probleme und Schwächen haben wie man selbst. Auch noch so berühmte oder beeindruckende Menschen sind im Grunde harmlos, kochen - egal ob arm oder reich, dumm oder schlau, schön oder häßlich - ihr Süppchen mit gewöhnlichem Wasser, können eigentlich auch nicht mehr als Du und ich. Man braucht also keine Angst vor ihnen zu haben.

Auf Abbruch heiraten...wir eine ältere, gern wohlhabende Person, mit deren baldigem Ableben zu rechnen ist.

Auf Achse...sind wir redensartlich erst seit der massenhaften Verbreitung des Automobils unterwegs - natürlich sind hier die Achsen mit den beiden Rädern gemeint, ohne die sich das Fahrzeug nicht fortbewegen könnte. Interessanterweise geht das Wort »Achse« bis auf vorgeschichtliche Wurzeln zurück: Der alte Laut »ag« (treiben, mit den Armen schwingen) wurde zum Ursprung für viele Wörter, die mit Bewegung zu tun haben, wie agieren, Aktion, Achsel und eben Achse.

Auf alten Pfannen lernt man kochen...sagen manche jungen Männer wenig charmant in der Hoffnung, daß der Sex mit einer geübten reiferen Frau besser sei, weil diese genau wisse, was sie wolle. Was der Dame möglicherweise als »zweiter Frühling« ausgelegt werden mag, kann ein deutlich jüngerer Partner durchaus als »Ausbildung« empfinden. Man lernt halt nie aus, denn »Auf alten Pferden lernt man reiten, auf alten Rädern lernt man fahren und auf alten Schiffen lernt man segeln«.

Auf Anhieb...einen komplizierten Sachverhalt zu verstehen ist nicht jedem Menschen gegeben, ebenso funktioniert nicht immer alles gleich so, wie wir es erwarten. Die Redensart geht auf Bräuche der schlagenden studentischen Verbindungen zurück: Beim Mensurfechten wird der erste Hieb »Anhieb« genannt.

Auf Biegen und Brechen...machen wir manchmal etwas, das wir unbedingt, um jeden Preis, mit aller Gewalt und ohne Rücksicht auf möglicherweise negative Folgen erreichen wollen. Abgeleitet von Ciceros lateinischem »Nolens (aut) volens« - Nicht wollen wollend, wohl oder übel, ob man will oder nicht - machen wir etwas, das auf die »sanfte Tour«, durch relativ sanftes »Biegen« nicht gelingen will, dann eben mit Gewalt, auf die unschöne Art und nehmen in Kauf, daß es dabei vielleicht zerbricht.

Auf das »la mi« auslaufenDiese Redensart aus einem Magistratsschreiben von 1685 bedeutet »ein trauriges Ende nehmen«, weil eine Folge der sechsten Tonstufe (la) und der dritten (mi), die in sehr alten Gesängen als Schlußformel gebraucht wurde, sehr traurig klang. Eine andere Deutung meint, es geht auf ein lahmes »I« aus, das lateinische I, Imperativ von »ire« (pack Dich, scher Dich fort).

Auf daß mein Haus voll werde...freuen wir uns, wenn zu einer Party plötzlich unerwartete Gäste auftauchen. Ursprünglich stammt der Spruch aus der Bibel: Bei Lukas (14:23) erzählt Jesus das Gleichnis vom Großen Abendmahl. Ein Mann lud seine Freude zum Abendessen ein und alle sagten ihm ab. Darauf lud er die Armen und Bedürftigen ein und trug seinem Knecht auf: »...vnd nötige sie her ein zu komen. Auff das mein Haus vol werde«.

Auf dem absteigenden Ast...ist jemand, der in letzter Zeit nicht mehr allzu erfolgreich war. Was auch immer er anfing, ging schief - diese Redensart kommt aus der Genealogie: Verwandschaftsverhältnisse werden häufig in Stammbäumen dargestellt. Der Ahnherr und seine Frau bilden dabei die Wurzel des Baumes, die Nachfahren die vielen weitverzweigten Äste. Vom »absteigenden Ast« spricht man, wenn es häufig zu Ehen unter Blutsverwandten kam: Diesem Ast fehlt »frisches Blut«. Fortgesetzte Inzucht kann zu Degeneration oder Entartung führen, einer Abweichung von der Norm im Sinne von Rückbildung, Minderung oder Zerfall der Leistungsfähigkeit und Vitalität, die im schlimmsten Falle letal wirkt. Andere sehen den Ursprung der Redensart in der Mathematik, in der man vom Ast einer Kurve als deren Wendepunkt spricht.

Auf dem falschen Dampfer...sind wir umgangssprachlich wohl schon seit der großen Zeit der Dampfschiffahrt in der Mitte des 19. Jahrhunderts, wenn wir uns irren, falschen Vorstellungen hingeben und unsere Möglichkeiten unrealistisch einschätzen. Wenn uns klar wird, daß die Realität anders aussieht, wir merken, daß wir nicht dort sind, wo wir eigentlich sein sollten, hat der der »falsche Dampfer« allerdings meist schon längst abgelegt. Deshalb ist es immer besser, mit Vorsicht und Skepsis, Realitätssinn und Augenmaß an die Dinge heranzugehen, nüchtern und gelassen abzuwägen und nur ja keine allzu euphorischen Erwartungen zu hegen.

Auf dem falschen Fuß erwischenKommt ursprünglich aus dem Sport: Eine falsche Gewichtsverlagerung, die Belastung des falschen Beins, aufgrund einer Täuschung des Gegners, führt beispielsweise beim Fußball dazu, daß kaum eine reelle Chance besteht, den Ball zu erreichen. Daher die Bedeutung, jemanden unvorbereitet oder in einer ungünstigen Situation zu erwischen.

Auf dem Fuße folgen...heißt bildlich, keinen räumlichen oder zeitlichen Abstand lassen, unmittelbar anhängen. Diese Phrase ggeht ursprünglich auf die »Imitatio Christi« zurück: Hiob weiß, daß sein Fuß an der Spur des Herrn festhielt, »Vestigia eius secutus est pes meus viam eius custodivi et non declinavi ex ea« - »Denn ich setze meinen fuss auff seiner ban vnd halte seinen weg vnd weiche nicht ab« (Hiob 23:11).

Auf dem hohen Olymp sitzenDer Olymp (grch. Olympos - Berg) ist die Wohnung der Götter in der griechischen Mythologie: Man ernannte den mit 2900 Metern höchsten Berg Griechenlands im Norden Thessaliens schon früh zum Göttersitz. Wer »auf dem Olymp sitzt«, hat eine (zu) hohe Meinung von sich selbst und wirkt durch diese Selbstüberschätzung auf Andere sehr arrogant und herablassend.

Auf dem hohen Roß sitzen...eingebildete, blasierte Zeitgenossen, die recht überheblich und arrogant daherkommen. Die Wendung bezog sich ursprünglich wohl auf reiche Leute und Adlige, die es sich - anders als die breite Masse - leisten konnten, auf einem Pferd zu sitzen. Aber auch Ritter brauchten mit ihren schweren Rüstungen riesig große, kräftige Schlachtrösser, die sie bei ihren Feldzügen ritten und saßen so tatsächlich »auf dem hohen Roß«.

Auf dem Holzweg...sind wir auf einem falschen Weg, der zu nichts führt: Schon im Mittelalter wurde mit »Holzweg« ein schmaler Waldweg bezeichnet, den die Schleifspuren eines gefällten Baumstammes auf dem Waldboden hinterlassen, wenn er aus dem Wald gezogen wird. Im Gegensatz zu sonstigen Straßen findet man am Ende jedes Holzweges einen Baumstubben, und sonst einfach nichts, sodaß die Bedeutung »Irrweg« bereits sehr früh verbreitet war. Ergo: Die meisten Holzwege enden in einer Sackgasse. Die Verwendung des Begriffs ist bereits für 1495 in einer Sittenpredigt von Johann Geiler von Kaysersberg (1445-1510) belegt.

Auf dem letzten Loch pfeifen...Leute, die wirtschaftlich am Ende sind. Möglicherweise ist der Ursprung bei Musikinstrumenten zu finden: Wenn jemand auf dem letzten Loch beispielsweise einer Flöte bläst, erzeugt er den höchstmöglichen (letzten) Ton des Instrumentes. Denkbar wäre aber auch, daß die letzten Atemzüge todkranker Menschen gemeint sind.

Auf dem Präsentierteller sitzen...wir gelegentlich aufgrund eines uralten vornehmen Brauches: Visitenkarten oder Briefe wurden der Herrschaft von den Dienern einst auf kleinen silbernen Tabletts, den »Präsentiertellern« gereicht.

Auf dem QuiviveEntstanden ist die Redensart im 17. Jahrhundert und wurde den Franzosen entlehnt: »Qui vive«? (Wer lebt, wer da?), fragten die französischen Wachen am Stadttor, wenn sie etwas wahrnahmen, das ihre Aufmerksamkeit weckte. Erst Ende des 18. Jahrhunderts ist die Redensart ins Schrifttum eingedrungen. Wer heute »auf dem Quivive« ist, ist besonders gut informiert oder paßt scharf auf. Wer jemanden auf dem Quivive hat, hat es auf ihn abgesehen - was selten positiv gemeint ist.

Auf dem Schirm haben...wir etwas, das wir vor Augen haben, worüber wir im Bilde sind, Einblick in den Sachverhalt haben, es klar vor uns sehen. Die Redensart kommt aus der Überwachung des Flugverkehrs: Fluglotsen sitzen vor den Bildschirmen ihrer Radargeräte, auf denen sie die Lichtpunkte von mehreren Flugzeugen intensiv beobachten, um den Piloten die Flughöhe und die Abstände zu anderen Maschinen mitteilen und im Notfall korrigierend eingreifen zu können.

Auf dem Schlauch stehen...wir, wenn jemand uns etwas erklärt, wir es aber einfach nicht verstehen. Hintergrund ist eine alltägliche Beobachtung: Treten wir beim Rasensprengen versehentlich auf den Gartenschlauch, ist er blockiert, es kommt kein Wasser mehr heraus. Erst wenn wir den - realen wie redensartlichen - Schlauch freigeben, kommt das Wasser - sive die Erkenntnis.

Auf dem Silbertablett servieren...wollen wir unserem Gegenüber etwas Gutes und umgarnen ihn: Die Redewendung geht auf einen alten Brauch feiner, reicher Leute zurück. Dienstboten servierten ihren Herren fast alles auf silbernen Tabletts - bis hin zu den Visitenkarten etwaiger Besucher.

Auf dem Sprung...ist jemand, der eben gehen will, sehr in Eile oder gerade dabei ist, etwas zu tun: Er läuft nicht nur einfach langsam los, sondern ist förmlich dabei, zu einem großen Sprung anzusetzen.

Auf dem Teppich bleiben...wir umgangssprachlich, wenn wir realistisch und pragmatisch denken, bei der Wahrheit bleiben, besonnen und vernünftig sind, nicht übertreiben. Für diese Formulierung gibt es zwei Deutungen: Ein wertvoller Teppich steht oft als Zeichen von Luxus und Behaglichkeit und veranlaßt fast jeden, sich gesitteter zu verhalten als auf einem einfachen Stein- oder Holzfußboden. Andere vermuten die Herkunft auch in einer Verballhornung der Matte beim Ringen, die während des Kampfes von den Kontrahenten nicht verlassen werden darf.

Auf dem trockenen sitzen...nicht nur Partygäste, die nichts zu trinken haben, sondern auch Zeitgenossen, die keine Vorräte oder kein Geld mehr haben, nicht mehr »flüssig« sind. Die Wendung dürfte von Schiffen kommen, die bei Ebbe manövrierunfähig festsitzen.

Auf dem Zahnfleisch gehen...wir, wenn wir vollkommen erschöpft sind, erledigt, krank, auch wirtschaftlich oder gesundheitlich ruiniert. Diese idiomatische Wendung, die nicht so ganz wörtlich genommen werden kann, geht davon aus, daß jemand schon solange unterwegs ist, daß er die Sohlen von den Schuhen verloren hat. Der Rest ist blanke Übertreibung: Auch wenn wir uns gelegentlich mal »die Hacken ablaufen« - bis zum Zahnfleisch werden wir sicherlich nicht vordringen.
Eine andere Deutung: Auch wer - beispielsweise bei einer Schlägerei - alle Zähne verloren hat, geht nur noch mühsam »auf dem Zahnfleisch«.

Auf den Arm nehmen...wir jemanden, dem wir Unsinn erzählen, über den wir uns ob seiner Eigenheiten lustig machen, den wir verspotten, auf seine Kosten kleine Scherze treiben, über die aber keiner so richtig böse ist. Wenn wir jemanden »auf den Arm« oder »hochnehmen«, behandeln wir ihn wie ein Kind, das zum Schutz oder Trost auf den Arm gehoben wird oder von dem wir meinen, ihm noch etwas weismachen zu können. Diese Redensart ist belegt seit etwa 1850, davon abgeleitet verulken wir auch eine Person, die wir »Auf die Schippe nehmen«.

Auf den Busch klopfen...wir, wenn wir auf etwas so zu raten versuchen, als wüßten wir es schon, oder durch Fragen etwas herauszulocken versuchen, was verheimlicht oder geleugnet wird, jemanden vorsichtig erst aushorchen, ehe wir ihm ein Gesuch vortragen. Die Wendung, die etwa seit dem 13. Jahrhundert bekannt ist, ist vom Jäger entlehnt, der auf Büsche und Unterholz klopft, um Wild aufzuscheuchen und ins Freie zu treiben, wo es gejagt werden kann. Möglich wäre auch eine Deutung vom Federbusch, der am Hut getragen wurde.

Auf den ehrlosen Block kommen...Ganoven und Gangster: In Hamburg hieß der Schandstein einst der »Erlose Block«, ein Stein neben dem Rathaus, auf welchem Verleumder, Ehrabschneider und Pasquillanten stehen, sich selbst dreimal aufs Maul schlagen und Abbitte leisten mußten. Weigerten sie sich, ließ man den »Staupbesen« als Strafe eintreten. Gestäupt wurde beispielsweise ein Bürger, der am 7. Juli 1653 auf dem ehrlosen Block stand, sich zwar auf das Maul schlug, doch dazu sprach: »Mund, da Du das sagtest, weswegen ich hier stehe, da redetest Du wahr«. Um die Strafe zu erhöhen, wurde währenddessen das Schandglöckchen geläutet. Noch Anfang des letzten Jahrhunderts fanden in Hamburg solche Bestrafungen statt.

Auf den Hund gekommen...sind in den letzten Jahren dank der »sozialen« Ideen eines vorbestraften Ex-Managers und deren rigoroser Umsetzung durch den »Sozialstaat« unzählige Menschen in unserem Land.
Für diese Redensart für sozialen Abstieg gibt es mehrere Erklärungen: Eine bezieht sich darauf, daß man im Mittelalter am Boden bäuerlicher Geldkassetten wie auch städtischer Truhen einen bissigen Hund abbildete, um Diebe abzuschrecken - vor allem aber, um den »Schatzmeister« zur Sparsamkeit anzuhalten. Wer nicht sparsam wirtschaftete und zu schnell »auf den Hund« am Grunde der Kiste kam, war finanziell am Ende. Andere meinen, der Hund war auf einen Zwischenboden der Truhe gemalt, darunter befand sich die »eiserne Reserve«. Mußte auch diese angegriffen werden, war man »unter den Hund gekommen«.
Eine andere Variante erinnert daran, daß verarmte Bauern einst auch Hunde als Zugtiere nutzten. Vom Pferd waren sie auf den Esel, vom Esel irgendwann »auf dem Hund gekommen« - die Rangfolge vom Pferdewagen über den Eselskarren auf das Hundefuhrwerk hat sich also immer weiter nach unten fortgesetzt. Damit war man fast schon auf den Bettelsack heruntergekommen.
Eine dritte Deutung: In Bergwerken war die niedrigste Arbeit das Wegschaffen der überflüssigen Erd- und Steinmassen. Die Bergleute, welche den »Hund« (den Karren, welcher dazu gebraucht wurde) fuhren, bildeten die unterste Klasse und bekamen natürlich den geringsten Lohn. Machte sich ein Bergmann höherer Klasse eines Vergehens schuldig, mußte er den Hund fahren, er war »auf den Hund gekommen«.
Und viertens schließlich noch eine Anekdote: Nach einigen soll Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein (1583-1634) diese Redensart veranlaßt haben. Auf der Universität Altdorf studierend, war er in der Regel an den Streichen der Studenten nicht wenig beteiligt. Um jene Zeit ward ein neues Schulgefängnis (Karzer) erbaut. Damit es lange unbesetzt bleiben möchte, machte der Rektor bekannt, daß es den Namen dessen führen solle, der zuerst dahin kommen werde. Nachdem das Ehrgefühl die Studierenden lange vor so strafwürdigen Handlungen bewahrt hatte, wurde endlich dem Wallenstein die Strafe zuerkannt, der indes ein Mittel fand, seinen Namen der Brandmarkung zu entziehen. Er half sich nämlich damit, daß er, als er eingesperrt werden sollte, einen Hund mit sich nahm und diesen vor sich zur Tür hineinschob. Der Einfall ward belacht und der Karzer hieß von nun an »der Hund«.
Dies fand immerhin Einzug in Friedrich von Schillers (1759-1805) Drama »Wallensteins Lager«, wo wir erfahren: »Ja, er fing's klein an und ist jetzt so groß, | Denn zu Altdorf, im Studentenkragen, | Trieb er's, mit Permiß zu sagen, | Ein wenig locker und purschikos, | Hätte seinen Famulus bald erschlagen. | Wollten ihn drauf die Nürnberger Herren | Mir nichts, dir nichts ins Karzer sperren; | 's war just ein neugebautes Nest, | Der erste Bewohner sollt' es taufen. | Aber wie fängt er's an? Er läßt | Weislich den Pudel voran erst laufen. | Nach dem Hunde nennt sich's bis diesen Tag; | Ein rechter Kerl sich dran spiegeln mag. | Unter des Herrn großen Taten allen | Hat mir das Stückchen besonders gefallen«. (Siebter Auftritt, Erster Jäger)

Auf den Leim gehen...ursprünglich Vögel: Diese Redensart kommt vom Vogelfang mit Leimruten - dünnen, mit Leim bestrichenen Stäbchen, die nur lose mit dem einen Ende in eine Stange gesteckt werden und herabfallen, sobald sich ein Vogel draufsetzt. Beim Herunterfallen der Leimrute flattert der Vogel und bleibt mit den Flügeln am Leim kleben. Auch Mäuse sollen mit Pech- oder leimbeschmierten Brettern gefangen worden sein. Wenn wir heute jemandem »auf den Leim« gegangen sind, dann meinen wir, daß wir uns von jemandem haben betrügen bzw. übervorteilen lassen.

Auf den letzten Drücker...erledigen wir oft etwas im allerletzten Augenblick, im letzten Moment. Wir lassen Dinge, die zwar wichtig aber lästig sind, solange unerledigt, bis die wirklich letzte Frist verstrichen ist oder stürzen uns »5 vor 12« in die Arbeit, um in letzter Sekunde doch gerade noch fertig zu werden.
Mit dem »letzten Drücker« ist vermutlich der Türgriff des letzten Wagens eines abfahrenden Zuges gemeint, den man gerade noch erreicht. Ganz sicher ist das aber nicht, möglicherweise kommt diese Redensart auch vom Kartenspiel, bei dem jemand wichtige Karten, den letzten Stich als »letzten Drücker« auf den Tisch legt.

Auf den Lorbeeren ausruhenLorbeeren galten im Mittelalter als Zeichen des Ruhmes. Wer Erfolg hatte, ein wichtiges Turnier oder einen Krieg gewann, wurde mit Lorbeeren geschmückt. Allerdings durfte er sich nicht lange darauf ausruhen und hoffen, daß es beim nächsten Mal wieder genauso gut liefe. Das wußte einst auch Luise Auguste Wilhelmine Amalie, Herzogin zu Mecklenburg-Strelitz (1776-1810), Königin von Preußen. Anno 1808 schrieb sie an ihren Vater Friedrich Wilhelm III.: »Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren« und meinte damit die Erfolge Friedrichs des Großen.

Auf den Nägeln brennen...kann uns ein Problem, wenn wir uns schon lange bemühen, aber keine rechte Lösung für eine dringende Angelegenheit finden. Die Redensart kommt nach Quellen von 1649 (Gerlingius) und 1718 (Celander) aus einer Zeit, als es noch viele Klöster gab: Die Mönche klebten sich damals bei der Frühmette mangels anderer Lichtquellen kleine Wachskerzen auf die Daumennägel, um in den Gesangsbüchern lesen zu können. Zog sich die Messe zu sehr in die Länge, wurde es brenzlig, die Mönche mußten entsprechend gut auf ihre Daumennägel aufpassen. Belegt wird dies bereits in der Sprichwörter-Sammlung des großen Erasmus von Rotterdam (1466-1536): »die kertz ist auff den nagel gebrandt«.
Andere Deutungen erzählen von garstigen Schwiegermüttern, die den Gehorsam der Braut ihres Sohnes am Abend vor der Hochzeit auf die Probe stellten, indem sie ihnen eine Kerze zu halten gaben und befahlen, zu schweigen. Die Ärmsten bewahrten das Schweigen, selbst als die Kerze bis auf ihre Nägel herunterbrannte und bestanden so die harte Prüfung.
Ein dritter Lösungsansatz geht auf mittelalterliche Foltermethoden zurück, bei denen Gefangenen, die nicht reden wollten, glühende Kienspäne oder Kohlenstückchen unter die Nägel geschoben wurden. Die brannten dann aber unter den Nägeln - eine Abwandlung dieser Redewendung...

Auf den Ohren sitzen...umgangssprachlich Leute, die einfach nicht zuhören wollen oder können.
Sicher - das ist natürlich nur ein Bild. Wie sollte das auch gehen, auf den eigenen Ohren zu sitzen? Bequem wäre es bestimmt nicht - aber jedenfalls könnte man nichts hören, was gesagt wird.

Auf den Plan rufen...wir jemanden, der in einer bestimmten Situation eingreift oder handelt, der veranlaßt wird, etwas zu tun, in Erscheinung tritt: Der »Plan« kommt vom lateinischen »planum« (Fläche, Ebene), das daraus abgeleitete mittelhochdeutsche »plan« stand hauptsächlich für den Kampfplatz, auf den man den Gegner zum Gefecht rief.

Auf den Punkt kommen...heißt, zur Sache zu kommen; endlich das eigentliche Thema, die konkrete Absicht der eigenen Aussage offenzulegen oder die Konsequenz der vorangegangenen Darlegungen zu ziehen: Oft ist es nicht ganz leicht, die richtigen Worte zu finden und je länger wir über bestimmte Formulierungen oder den »roten Faden« nachdenken, desto verworrener wird alles. Dann müssen wir wieder »auf den Punkt kommen«, uns auf das Wesentliche konzentrieren und alles Unwichtige weglassen.

Auf den Putz hauen...möchten wir so manches Mal - uns lautstark bemerkbar machen, auch mal so richtig übertreiben oder angeben. Diese alte Redewendung hat allerdings nichts mit dem Putz zu tun, der gelegentlich von den alten Wänden rieselt, sondern kommt vielmehr von dem Schmuck auf Ritterhelmen: Um den Gegner zu beeindrucken, zog man sich möglichst prächtig an - man »putzte sich heraus«. Bei manchen Turnieren gab es nun einst die Disziplin, dem Gegner den teuren Putz - die aufwendigen Verzierungen - vom Helm zu schlagen und ihn so zu beeindrucken und ihm einen wirtschaftlichen Schaden zuzufügen. Man haute sich also gegenseitig »auf den Putz« - wer das als Erster schaffte, ging als Sieger aus dem Turnier hervor.

Auf den richtigen Trichter kommen...Zeitgenossen, die einen komplizierten Sachverhalt nach langem Nachdenken endlich verstehen, einen Lösungsweg finden, lernen, wie man eine Sache richtig macht, einfach eine Idee haben.
Die Vorstellung, Wissen mit einem Trichter in den Kopf zu schütten, fasziniert die Menschen schon seit dem Mittelalter. Der »Nürnberger Trichter«, ein Lehrverfahren, mit dem angeblich auch dem Dümmsten Wissen »eingetrichtert« werden kann, geht auf das Buch »Poetischer Trichter. Die Teutsche Dicht- und Reimkunst, ohne Behuf der lateinischen Sprache, in VI Stunden einzugießen« des Dichters Georg Philipp Harsdörffer (1607-58) zurück, das anno 1647 in Nürnberg erschien.

Auf den Schlips treten...wir hin und wieder jemandem, den wir ärgern, benachteiligen oder auch kränken.
Gemeint ist hier nicht der »Wohlstandsstrick« um den Hals, sondern der »Slip« - so wurde auf gut Niederdeutsch der Zipfel an langen Röcken und Hemden genannt. Der Frack oder der Reitrock mit den langen Rockschößen war im Biedermeier ein gern getragenes Kleidungsstück und wer dem Vordermann auf den »Schwalbenschwanz« trat, konnte sich dessen Unmuts sicher sein.
Man findet den »Slip« auch in der schleswig-holsteinischen Redensart »Pedd di man ni ohn Slips« und im hamburgischen »Nu pedd' di man nich up Slips« (Bild Dir bloß keine Schwachheiten ein, mach Dir nicht ins Hemd...).
Als um 1840 die Bezeichnung »Schlips« für Halstuch und Krawatte aus England nach Nord- und Mitteldeutschland eindrang, wurde die Redensart einfach angepaßt.

Auf den Strich gehenEine Erklärung geht auf die Prostitutionsverordnung der Stadt Wien zur Zeit der Jahrhundertwende zurück, nach der Straßendirnen sich angeblich nur innerhalb eines bestimmten Bereiches (hinter dem Strich) am Bordsteinrand aufhalten durften, um Passanten nicht zu behindern. Sie wagten sich dann nur bis zu dieser Grenzlinie und warteten dort auf ihre Kundschaft.
Eine andere Deutung kommt aus der Jägersprache: Als »Strich« wird eine gedachte Linie auf einer bestimmten Höhe bezeichnet, auf der balzende Baumschnepfen ihre Bahnen fliegen, um die Aufmerksamkeit der Weibchen auf sich zu ziehen. Da »Schnepfe« auch ein Schimpfname für liederliche Weibsbilder war, scheint dieser Ursprung durchaus plausibel.
Auch die Blutspur, die verwundetes Wild bei einer Treibjagd hinter sich herzieht, könnte - vielleicht pejorativ der Menstruation angelehnt - gemeint sein.

Auf den Wecker gehen...wir umgangssprachlich jemandem, dem wir auf die Nerven gehen, lästig werden, bei dem wir Überdruß und Ablehnung hervorrufen, wenn wir allzu aufdringlich sind.
Daß so ein Wecker einem gehörig auf die Nerven gehen kann, ist hinlänglich bekannt. Mancher meint, er stehe hier wohl als Sinnbild des Alarmrufes, bildlich für höchste Alarmbereitschaft der Nerven. Eine andere Deutung sagt, die Wendung komme aus dem Jiddischen: »Weochar« bedeutet »er regt mich auf«. Daraus sei durch sprachliche Abschleifung die Redensart entstanden.

Auf den Zahn fühlen...wir jemandem, wenn wir seinem wahren Charakter auf der Spur sind. Es gibt zwei Erklärungen: Früher fand der Zahnarzt den kranken Zahn, indem er alle Zähne gründlich abklopfte und befühlte. Die zweite: Der Tierarzt las früher das Alter eines Pferdes an den Zähnen ab und bestimmte so seinen Wert als Arbeitstier.

Auf der Abschußliste stehen...umgangssprachlich Leute, für die es demnächst »eng« wird, die bald große Nachteile zu gewärtigen haben - eine Entlassung könnte beispielsweise ins Haus stehen. Ursprünglich in der Jägersprache wird in dieser Liste festgelegt, wie viele Tiere in einem Revier erlegt werden dürfen.

Auf der Alm da gibt's koa Sünd...behauptet steif und fest der Almöhi und wir neigen angesichts kitschig-idyllischer Heimatfilm-Landschaften durchaus dazu, ihm das nur allzugern zu glauben. Nicht, daß es dort droben nichts gäbe, was von der Gesellschaft als sündhaft geächtet würde - wir nehmen vielmehr eine gewisse almentypische Promiskuität bereits als gegeben. Was sonst sollte auch der Älpler mit der jungen Sennerin (und den vielen Kühen) anstellen den ganzen einsamen Sommer lang?
Die Wendung kommt wohl einst von einer Tiroler Volksweise, für die Johann Nepomuk Vogl (1802-66) den Text verfaßte:

 »Von der Alpe ragt ein Haus
  Niedlich übers Tal hinaus;
  Drinnen wohnt mit frohem Sinn
  Eine schöne Sennerin.
  Senn'rin singt so manches Lied,
  Wenn durchs Tal ein Nebel zieht.
  Horch, es klingt durch Luft und Wind:
  Auf der Alm, auf der Alm, ja auf der Alm, da gibt's koa Sünd;
  auf der Alm, ja auf der Alm, ja auf der Alm, da gibt's koa Sünd«...

Auf der Brennsuppe dahergeschwommen...ist bairisch-redensartlich jemand, der von einer Sache keinen blassen Schimmer, keine Ahnung hat. Ursprünglich ging es um sehr arme, unbedeutende Menschen: Die »Brennsuppe«, ein typisches »Arme-Leute-Essen«, bestand lediglich aus etwas Mehlschwitze, die mit Wasser oder Milch aufgekocht wurde. Um etwas mehr Geschmack zu erzielen, warf man eventuell noch etwas Gemüse und Kräuter dazu - ein Vergleich zu einem lecker Fleischeintopf der besseren Schichten war das aber auch noch lange nicht.

Auf der faulen (Bären-)Haut liegen...wir redensartlich bereits seit dem 16. Jahrhundert: Damals entdeckten humanistische Kreise die »Germania« - seit der römischen Antike die Personifikation Germaniens oder später Deutschlands und Titel der geographisch-ethnographischen Schrift des römischen Schriftstellers Publius Cornelius Tacitus (55-115) über die Germanen neu. Darin werden u.a. die Lebensgewohnheiten der alten Germanen beschrieben, die - waren sie nicht auf der Jagd oder im Krieg - ihre Freizeit hauptsächlich mit Nichtstun, Schlafen, Essen und Trinken verbracht haben sollen. Daß sie dabei wirklich auf der Bärenhaut gelegen hätten, ist allerdings erst 1509 bei Heinrich Bebel (1472-1518) in seinen »Libri facetiarum iucundissimi« belegt.
Zur weiteren Verbreitung trug das Studentenlied »Tacitus und die alten Deutschen« bei, das der geheime Justizrat und Dichter Wilhelm Ruer 1875 für die Bierzeitung der Leipziger Burschenschaft Dresden schrieb:

 »An einem Sommerabend, im Schatten des heiligen Hains,
  Da lagen auf Bärenhäuten zu beiden Seiten des Rheins
  verschiedene alte Germanen, als plötzlich mit höflichem Gruß
  ein Römer kam: ›Meine Herren! Ich heiße Tacitus‹«.
 (Allgemeines Deutsches Kommersbuch 1875, Strophe 4 u. 5. Aus: № 631, Tacitus und die alten Deutschen).

Auf der Hut sein...bedeutet soviel wie »vorsichtig sein«. Die Wendung kommt ursprünglich nicht, wie man zunächst vermuten könnte, von der Kopfbedeckung, sondern aus dem Militärjargon: Dort war die »Hut« - von mitteldeutsch »huot« oder »huote« (Bewachung, Schutz, Fürsorge) - die Soldatenwache im Felde, auf der man natürlich besonders vorsichtig sein mußte, da es keinen Schutz durch das Heer im Feldlager gab. Der »Hut« als schützende Kopfbedeckung und das »behütet sein« entwickelte sich erst daraus.

Auf der Leitung stehen...wir bildlich, wenn wir etwas eigentlich Einfaches gerade nicht begreifen: Wenn wir tatsächlich auf einem Gartenschlauch stehen, ist sicherlich Wasser da - kann aber nicht fließen, weil wir halt »auf der Leitung stehen«. Ebenso können die Gedanken nicht fließen, wir haben eine geistige Blockade.

Auf der Nase herumtanzen...läßt sich sprichwörtlich einer, der alles akzeptiert, mit dem andere machen können, was sie wollen. Weil das direkt vor seinen Augen passiert, »tanzen« sie ihm sozusagen »auf der Nase« herum. Er bekommt genau mit, was passiert und kann gar nicht wegsehen. Ursprung dieser Wendung sind womöglich kleine Kinder, die den gutmütigen Erwachsenen ungestraft im Gesicht und an der Nase herumspielen dürfen.

Auf der Strecke bleiben...manchmal Menschen, die mit ihrer Kraft am Ende sind, nicht mehr weiterkönnen, ihr Ziel nicht erreichen und deshalb ignoriert werden, keine Rolle spielen, verlorengehen. Die Wendung ist wohl ursprünglich der Jägersprache entlehnt: Auf der »Strecke« bleiben - in eine Reihe gelegt - alle Tiere, die auf einer Jagd erlegt werden. Möglich ist aber auch eine Deutung über die Rennstrecke im Sport, auf der ein Läufer wegen schlechter Leistung und fehlender Kraft zurückbleibt.

Auf der Tasche liegen...einem manchmal Leute, die auf Kosten von jemand anderem leben, sich aushalten lassen. Die »Tasche« steht in diesem Zusammenhang für Geld - das lateinische »taxare« (abschätzen; taxieren) dürfte hier den Ursprung bilden, der verdiente Lohn wurde wohl seit dem 9. Jahrhundert auf den Beutel übertragen, in dem er aufbewahrt wurde, was man in der Tasche hat, gilt als verfügbarer Besitz.

Auf der Zunge brennen...uns manchmal bissige Bemerkungen oder auch Neuigkeiten und es drängt uns, sie unbedingt loszuwerden, jemandem zu erzählen - sie »brennen« uns förmlich auf der Zunge wie das Gefühl nach dem Genuß sehr scharf gewürzter Speisen

Auf der Zunge liegen...uns manchmal Worte oder Namen, wir versuchen krampfhaft, uns zu erinnern, was wir eben sagen wollten, aber wir kommen einfach nicht drauf, es fällt uns partout nicht ein. Die Zunge ist unser eigentliches Sprechinstrument - da aber unser Erinnerungsvermögen uns gelegentlich einen Streich spielt und uns daran hindert, ein bestimmtes Wort zu finden und zu artikulieren, bleibt es »auf der Zunge liegen«. Andererseits drücken wir damit auch aus, daß wir beinahe eine bissige Bemerkung gemacht hätten, sie uns aber im letzten Moment noch verkniffen haben.

Auf der Zunge zergehen lassen...wir uns etwas, das wir mit großem Genuß aussprechen, essen oder hören, das wir uns richtig bewußtmachen. Eigentlich behalten wir eine wohlschmeckende zarte Speise solange im Mund, bis sie sich von selbst genüßlich auflöst, ohne viel kauen zu müssen.
In Thomas Manns (1875-1955) Roman »Der Zauberberg« lesen wir: »›...ein Meister des idioma gentile‹, sagte Settembrini mit äußerstem Genuß, indem er die heimatlichen Silben langsam auf der Zunge zergehen ließ....«

Auf derselben Wellenlänge...sind wir mit jemandem, den wir gerade kennengelernt haben und der uns sofort sympathisch ist, mit dem wir die gleichen Interessen und Meinungen teilen.
Diese noch recht junge Redensart kommt aus dem Radio- und Funkverkehr: Jeder Sender - egal ob Radio- oder Fernsehsender, Amateur-, Polizei- oder Mobilfunk - sendet auf einer für ihn genau festgelegten Frequenz. Der jeweilige Empfänger kann nur das empfangen, wofür sein Gerät im richtigen Wellenbereich genau einstellt ist. Schon geringste Abweichungen führen zu schlechtem Empfang - man ist eben nicht mehr »auf derselben Wellenlänge«.

Auf die Barrikaden gehen...irgendwann selbst die duldsamsten Zeitgenossen. Diese effektive Straßensperre verdanken wir dem Franzosen: Während der Julirevolution 1830 baute er sie als eine Art Schutzwall gegen die Polizei des Königs Karl X. aus mit Erde gefüllten Weinfässern - daher auch der Begriff: »Barriques« bedeutete ursprünglich »Faß, Tonne«. Später wurde der Begriff auf das gebräuchliche Faßmaß eingeschränkt, das in der Regel ein Volumen von 225 Litern besitzt.

Auf die Beine kommen...meint eigentlich »gesundwerden« oder »in bessere Vermögensumstände kommen«. Oft heißt es auch, jemand sei so weit gekommen, daß er sich schämt, die eigenen Beine zu gebrauchen und vielmehr danach strebt, sich anderer Beine zu bedienen.

Auf die Bude rücken...uns umgangssprachlich manchmal Leute, die uns unangemeldet besuchen - ausgerechnet immer dann, wenn wir sie gerade am wenigsten gebrauchen können.
Ursprünglich, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, rückte man jemandem »auf die Kneipe« - die Studentenwohnung - um ihn zur Rede zu stellen, eine unangenehme Angelegenheit zu bereinigen, indem man ihn zumeist zum Duell forderte. Weil diese studentische Unterkunft phonetisch an ein Wirtshaus denken ließ, hat sich später - auch in dieser Wendung - die »Studentenbude« etabliert.

Auf die Butterseite fallen...umgangssprachlich Leute, die immer ein unverschämtes Glück haben:
Diese Redewendung - ursprünglich »mit der Butter nach oben fallen« - bezieht sich auf die wenigen Glückspilze, deren Butterbrot beim Fallen eben gerade nicht auf der guten Butterseite landet. Normalerweise - wir alle kennen »Murphys Gesetz« - fällt es ja immer mit der Butter nach unten - dann hat man halt Pech, der Fußboden ist verschmiert und das Brot ungenießbar.

Auf die eigene Kappe nehmen...wir die Verantwortung für etwas und sind uns über die Folgen eines eventuellen Mißerfolges dabei durchaus im Klaren. Die »Kappe« ist hier als Teil der Amtstracht zu verstehen: Machte ein Richter, Verwalter oder Vogt etwas auf eigene Verantwortung, ohne von seinem Herrscher einen entsprechenden Auftrag dafür zu haben und ging es schief, kostete es ihn letztlich zwar nicht unbedingt den Kopf, aber sicher Amt und Würden - und letztlich auch die Kappe...

Auf die Fahne schreiben...wir uns ein Ziel, für das wir eintreten und bei anderen werben: Im Mittelalter hatte jede Adelsfamilie ihre eigene Fahne, die mit den Farben und Symbolen und oft mit einem Motto, dem Wahlspruch des Adelshauses geschmückt war.

Auf die falsche Karte setzen...gelegentlich Zeitgenossen, die eine falsche Entscheidung treffen, das falsche Mittel wählen, die schlicht und einfach »Pech haben«. Diese Redewendung kommt - wie sollte es anders sein - natürlich aus dem Kartenspiel: Wir können nur sehr begrenzt erahnen, welche Karten der Gegner hat. Verrechnen wir uns und spielen das falsche Blatt aus, ist die Niederlage kaum zu vermeiden.

Auf die Folter spannen...wir jemanden, der unbedingt etwas von uns wissen möchte - aber wir lassen ihn (noch) zappeln. Gar so milde ging es nicht immer zu: Die germanische Rechtsordnung kannte so etwas wie die Folter nicht. Erst seit die alten Römer die Folterbank »poledrus« (Fohlen) erfanden, erfreut der Einsatz körperlicher Qualen zur Motivation Aussageunwilliger sich bis heute großer Beliebtheit. Es gab und gibt eine Fülle standardisierter Foltermethoden: Meist wurden zunächst dem Delinquenten die Instrumente gezeigt. Gestand er gleich, blieb er zumindest von der Folter verschont - wenn nicht, wurde er nach genau festgelegten Regeln »auf die Folterbank gespannt«.

Auf die Goldwaage legen...wir seit dem 16. Jahrhundert sprichwörtlich jedes Wort: Goldschmiede und Juweliere müssen jede noch so kleine Menge an teuren Edelmetallen und kostbaren Steinen mit präzisen Meßgeräten wie eben der Goldwaage genauestens bestimmen. Wer alles auf die Goldwaage legt, nimmt es viel zu genau - wer nicht immer alles auf die Goldwaage legen will, verlangt nach mehr Großzügigkeit und erwartet, bestimmte Worte nicht allzu ernst zu nehmen. Die Redensart findet sich bereits in der antiken Rhetorik bei den römischen Schriftstellern Verro und Cicero. Martin Luther (1483-1546) hat eine Bibelstelle mit der Wendung übersetzt: »Stultitia hominis audire per ostium et prudens gravabitur contumelia« - »Dje vnnuetzen Wesscher plaudern, Das nichts zur sachen dienet. Die Weisen aber bewegen jre wort mit der Goldwage«. (Sirach 21.27)

Auf die hohe Kante legen...wir heute - so wir es uns leisten können - unser Erspartes, um dereinst unseren wohlverdienten Ruhestand ein wenig komfortabler zu gestalten.
Früher hatten wohlhabende Burgbewohner oft ein »Himmelbett«, eine Holzkonstruktion mit einem Dach aus Stoff, das eigentlich verhindern sollte, daß herabfallendes Ungeziefer im Bett landet. Dessen Kante wurde beim Schlafengehen auch gern als Ablage für die Wertsachen genutzt.
Eine neuere Deutung kommt von den gesiegelten Geldrollen, in denen das Geld »auf der Kante« liegt. Sicherlich nicht ganz falsch, aber wohl kaum als Begründung für eine uralte Redensart zu gebrauchen. Mehr Sinn macht eine Erklärung, die auf den Rechenmeister Adam Ries (1492-1559) zurückgeht: In seinem Buch »Rechnung auff der linihen« beschreibt er anno 1518 das Rechnen mit dem Abakus. Beim Dividieren - bei Ries' Verfahren ein mehrfaches Subtrahieren des Divisors vom Dividenden - wird ein möglicherweise übriggebliebener Rest der Rechenpfennige auf die »hohe Kante« - auf den Rand des Rechenbretts gelegt.

Auf die Kacke hauen...ist ein beliebtes Synonym für entweder ausgiebiges Feiern oder seine Meinung lautstark kundtun, laut aufbegehren, aber auch prahlen, angeben, übertreiben, sich aufblasen - alles Sachen, die man normalerweise nicht tut. Man würde ja auch nicht wirklich »auf die Kacke hauen«...

Auf die lange Bank schieben...aufschieben, hinauszögern möchten wir manch unangenehme Angelegenheit so lange, wie es nur irgend geht. Eine mögliche Erklärung ist aus der römischen Rechtspraxis abzuleiten: Dort wurden Akten in bankähnlichen Truhen aufbewahrt, um sie später zu bearbeiten oder zur Entscheidung zu bringen. Manchmal dauerte der Prozeß allerdings so lange, daß sie schlichtweg vergessen wurden.
Ebenfalls möglich ist der Bezug zum Sachsenspiegel (Buch 2, § XII, 13): »Stende sal man orteil schelden, sitzende sal manz vinden, undir koninges banne, ein itlich uf sime stole. Der abir zu den benken nicht geboren iz, der sal des stoles beten mit orteilen, ein ander orteil zu vindene. So sal iener den stol rumen, der daz erste orteil vant«. Freie Übersetzung (verkürzt): »Stehend soll das Urteil verkündet werden. Sitzend aber soll die Beratung darüber erfolgen« (unter dem Schutz des Königs). Auf den Bänken saßen dabei die Hilfsrichter (Schöffen). Deren Sitz auf der Schöffenbank war - gekoppelt an das Grundeigentum - erblich. In jedem Fall sollte es zu einer schnellen Urteilsfindung kommen, die Schöffen wohl nicht zu lange auf der Bank sitzen müssen.

Auf die Lauer legen...meinte in der Ganovensprache, jemanden heimlich, mit größter Aufmerksamkeit zu beobachten. Die »Lauer«, ein Hinterhalt, diente einst im Mittelalter dazu, fahrende Händler, Pilger und Reisende unterwegs zu überfallen und auszurauben.

Auf die leichte Schulter nehmen...wir etwas, das wir nicht ernstnehmen oder für unwichtig halten. Gemeint ist die »schwächere« Schulter, auf der man nur leichtere Lasten tragen kann.
Die Redensart ist bereits im 16. Jahrhundert in der »Zimmer'schen Chronik« zu finden; ursprünglich geht sie sogar schon auf Quintus Horatius Flaccus, (65-9 a.C.) Werk »Satiræ« zurück: »Ferre sinu laxo« heißt es da, was in etwa bedeutet, etwas nachlässig, »leicht im Bausch« (der Toga) zu tragen. Das Wort »sinus« läßt sich sowohl mit »Krümmung« (Bausch) als auch mit »Ausbuchtung« übersetzen, was als »Schulter« gedeutet wurde.

Auf die Matte legen...wir jemanden, den wir übervorteilen, täuschen, besiegen: Die Redewendung kommt aus der Sportsprache und bezieht sich auf die Matte, auf der Ringkämpfe ausgetragen werden.

Auf die Nase binden...wir jemandem etwas, das wir ihm erzählen, obwohl es eigentlich gar nicht für ihn bestimmt ist. Weil sich die Nase unmittelbar vor den Augen befindet, kann er bildlich ganz genau erkennen, was ihm »auf die Nase gebunden« wurde.

Auf die Palme bringen...wir jemanden, den wir wütend machen, provozieren. Der Ausdruck kommt möglicherweise aus dem Tierreich: Wenn Affen sehr erregt sind, vielleicht weil Streit in der Gruppe entsteht, kreischen sie laut und flüchten sich aufgeregt auf die Bäume - da, wo Affen üblicherweise leben, wird das oft die nächste Palme sein. Andere meinen, die Wendung käme aus Ozeanien, wo manche Leute, wenn sie schwerstens beleidigt und wütend sind, auf Palmen klettern, um von dort fluchend in den Freitod zu springen. Und noch eine andere Deutung: Palmen sind, da sie keine Äste haben, recht schwer zu erklimmen. Wenn uns also etwas »auf die Palme bringt«, müssen wir schon sehr wütend sein, sonst kämen wir da wohl nicht rauf.

Auf die Pauke hauen...wir, wenn wir mal so richtig über die Stränge schlagen, ein rauschendes Fest feiern oder unsere Meinung lautstark kundtun, laut aufbegehren - kurzum: Die Fetzen fliegen lassen. Die Wendung geht selbstredend auf das mit 80 Dezibel und mehr vergleichsweise laute und dominante Musikinstrument »Pauke«, vom mittelhochdeutschen »puken« (drauflosschlagen, trommeln) zurück. Ursprünglich brachten Perser und Türken die Kesseltrommel, die in früheren Zeiten als Heerestrommel diente, nach Europa.

Auf die Pelle/den Pelz rücken...uns manchmal Leute, die uns näher kommen, als uns lieb sein kann, uns regelrecht einengen, bedrängen oder gar angreifen und einfach nicht in Ruhe lassen.
Die norddeutsche »Pelle« kommt ursprünglich vom lateinischen »pellis« und griechischen »pellas« (Fell, Haut, Pelz, Vlies, Tierhaut) und ist im Deutschen sonst nur noch in der »Wurstpelle« und der »Pellkartoffel« erhalten.

Auf die Rolle gehen...wir gern am Wochenende mit mehreren Leuten - wir feiern, haben Spaß, machen »einen Zug« durch die verschiedenen Kneipen der Stadt. Diese Phrase geht auf einen mittelalterlichen Brauch zurück: Nur der Geselle eines Handwerks konnte Meister werden, der auf die »Walz« - die Rolle - gegangen war und auf der jahrelangen Wanderschaft in vielen Betrieben in der Fremde gearbeitet, Erfahrungen gesammelt und sein Können vervollkommnet hatte.

Auf die schiefe Bahn geraten...vor allem Jugendliche recht schnell, wenn sie nur die falschen Freunde haben. Das Synonym für »kriminell werden« kommt im übertragenen Sinne von einer schiefen Ebene, von der Gegenstände ab einer gewissen Neigung einfach abrutschen.

Auf die Schippe nehmen...wir umgangssprachlich jemanden, dem wir Unsinn erzählen und unsere Scherze mit ihm treiben. Die Herkunft dieser Wendung ist nicht ganz klar: Vermutlich geht sie auf Ausdrücke wie »jemanden hochnehmen, auf den Arm nehmen« zurück und meint, daß wir einen anderen wie ein Kleinkind behandeln, das man liebevoll auf den Arm nimmt. Wenn wir einen Erwachsenen so behandeln, machen wir uns über ihn lustig, nehmen ihn nicht für voll. Die »Schippe« könnte wörtlich gemeint sein - damit könnte man mehr »hochnehmen«, als mit bloßen Händen.

Auf die Schliche kommenMit diesem Ausdruck aus der Jägersprache durchschauen wir das undurchsichtige Treiben finsterer Gestalten, die meinen, uns im Verborgenen Ungutes antun zu können: »Schliche«, vom mhdt. »slich« (leise gleitender Gang) waren ursprünglich einmal die Schleichwege des Wildes, das ja auch nicht so gern entdeckt werden will.

Auf die Socken machen...losgehen, sich die Schuhe anziehen und aufbrechen: Die »Socke« vom lateinischen »soccus«, dieses wiederum vom griechischen »sykchos«, bezeichnete im alten Rom einen leichten Schlüpfschuh, der vorwiegend im Haus und von Komödienschauspielern getragen wurde. Das war, als die meisten Menschen barfuß liefen oder sich mit Fußlappen behalfen, ein großer Fortschritt.
In der Jägersprache bezeichnet die Socke auch den unteren Teil der Hasenpfote: Macht der Mümmelmann sich also »auf die Socken«, flüchtet er so schnell, wie es wohl nur der sprichwörtliche Hase kann.

Auf die Sprünge helfen...wir jemandem, den wir unterstützen, Hilfestellung oder Tips geben. Diese Redensart kommt aus der Jagd: »Sprünge« sind Hindernisse, die einst der Waidmann - heute eher der Turnierreiter - mit seinem Pferd überwinden muß. Da der Zossen dies nicht immer ganz freiwillig tut, muß der Reiter ihm gelegentlich durch gutes Zureden oder handfeste Manöver »auf die Sprünge helfen«.

Auf die Tube drücken...kommt aus dem Englischen: »Tube«, die Kurzform für »Choke Tube«, ist ein Teil des Vergasers. Umgangssprachlich ersetzt Tube das Wort Gas. Somit heißt »auf die Tube drücken« nichts weiter, als »Gas geben, sich beeilen«.

Auf diesem Ohr schlecht hören...oder gar taub sein heißt, daß wir zu einem bestimmten Thema jegliches Gespräch verweigern, eine Sache rigoros ablehnen. Wir hören einfach nicht zu, was jemand erzählt, weil wir davon nichts wissen wollen.

Auf Draht seinJemand ist strebsam und tüchtig, kommt aber trotzdem liebenswert daher - ein echter Kumpel eben. Diese noch relativ neue Redensart kommt von den ersten Telephonen zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Wer damals als einer der Wenigen schon einen privaten Telephonanschluß hatte, galt als besonders modern und seiner Zeit weit voraus - er war eben »auf Draht«.

Auf eigene Faust...machen wir etwas auf eigene Verantwortung. Außer daß die Faust die Kampfbereitschaft des Mannes symbolisiert, ist hier auch das sehr alte »Faustrecht« enthalten, nach dem man sein Recht selbst und ohne staatliche Einmischung mit Gewalt regelte.

Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil...weiß jeder, der schon mal Holz gehackt hat. Im Umgang unter Menschen gilt genau dasselbe: Man muß jemandem mit den gleichen Mitteln beikommen, die er selbst anwendet - wer grob und unverschämt ist, den kann man auch nur so behandeln.
Schon der französische Schriftsteller und Theologe Gautier de Châtillon (1135-1201) schrieb einst in seinen »Proverbia sententiæque« (38844d): »Nodus malus cuneumque postulat malum« - »Ein grober Klotz verlangt auch nach einem groben Keil«.
Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) reimte später »Sprichwörtlich«:

 »Im neuen Jahre Glück und Heil,
  Auf Weh und Wunden gute Salbe!
  Auf groben Klotz ein grober Keil!
  Auf einen Schelmen anderthalbe«.

Auf einer Backe absitzen...will manch Wiederholungstäter eine überschaubare Gefängnisstrafe - er meint, daß er sie ohne große Mühe hinter sich bringen wird. Um bequem sitzen zu können, braucht man eigentlich beide Gesäßhälften. Wenn jemand angibt, daß eine reichen würde, betont er die Leichtigkeit, mit der er etwas aushalten will. Das Wort Backe kommt übrigens vom mittelhochdeutschen »Bache«, was von »bahho« abstammt und ursprünglich Rückenstück bedeutet.

Auf Eis gelegt...wird etwas, das wir auf- oder verschieben, ruhen lassen, für eine spätere Erledigung vorläufig zurückstellen. Früher, bevor elektrische Kühlschränke unsere Haushalte eroberten, wurden leichtverderbliche Lebensmittel »auf Eis gelegt«, um sie länger haltbar zu machen.

Auf freien Fuß setzenDer »freie Fuß« ist ursprünglich der nicht durch Fesseln behinderte Fuß des Gefangenen. Auch heute wird die Wendung noch als Rechtsausdruck gebraucht.

Auf Freiersfüßen wandeln...wir nicht nur bei der Suche nach einer Ehefrau, sondern bisweilen auch beim Übernahmeangebot einer Firma. Ursprünglich bedeutete das gotische »frijon« etwa »lieben, an etwas Gefallen finden«: Früher schickte der Verehrer einen »Freiersmann« ins Haus der Angebeteten, um den Heiratsantrag zu überbringen. Damals war volkstümlich die Formulierung »auf der Freite« sein weit verbreitet. Im schlesischen wurde daraus »uf de Freite loofen«, im schwäbischen »er ist auf der Freiet«. In Berlin sagt man auch »da bin ick schon lange Freier druff«, wenn man schon lange nach etwas trachtet. Mit der Zeit verschwand dieser Brauch, und der Mann wandelte selbst »auf Freiersfüßen«. Dieses Synonym für »Heiratsabsichten« kam erst spät in die deutsche Sprache und ist erstmals beim Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing (1729-81) bezeugt.

Auf frischer Tat ertappenDas von »tun« abgeleitete »Tat« beschreibt etwas, das wirklich geschieht, »frisch« bedeutet hier »neu, gerade erst geschehen, noch brennend«, analog zum lateinischen »in flagranti« (flagrantia - Glut). Die Wendung ist bereits im 12. Jahrhundert belegt, wobei zunächst Ehebruch gemeint war.

Auf Gedeih und Verderb...ausgeliefert sind wir manchmal jemandem, dessen Handeln wir nicht beeinflussen können, von dem wir in Glück und Unglück, bedingungslos, auf schicksalhafte Weise, um jeden Preis abhängig sind, was auch immer Gutes oder Schlimmes geschehen mag. In diesem Sinne verwendet auch Hans Fallada (1893-1947) dieses Antonym 1947 in seinem Roman »Jeder stirbt für sich allein«: »Es war ein ungeschriebenes Gesetz, daß all die alten (...) Kriminalisten auf Gedeih und Verderb zusammenhielten« (S. 240). Schon in einer alten norddeutschen Rechtsformel aus einer Lübecker Urkunde aus dem Jahre 1562 heißt es: »Dieweil Mann und Weib auf gleichen Gedeih und Verderb ihrer Güter sitzen«.

Auf Granit beißen...wir bildlich, wenn wir an unserem Gegenüber scheitern, auf unüberwindlichen Widerstand stoßen - ein aussichtsloses Unterfangen. Man kann machen was man will: Der äußerst widerstandsfähige und harte Granit läßt sich nicht so ohne weiteres zerbeißen - von uns, die wir nur weichgekochte Nahrung gewöhnt sind, ohnehin nicht. So, wie die Zähne es niemals mit dem Gestein aufnehmen könnten, kommen auch wir in einer Sache nicht weiter, stecken quasi in einer Sackgasse, nur weil jemand überhaupt nicht auf das eingehen will, was wir selber von ihm wollen.

Auf großem Fuße...lebten der Legende nach die Hugenotten in Frankreich: Der eitle Gottfried IV. Plantagenet, Graf von Anjou (1113-51) habe sich dereinst Schuhe mit langen Spitzen machen lassen, um seinen verwachsenen Fuß zu verbergen, heißt es hin und wieder. Da er seinerzeit als Vorbild an Eleganz galt, ahmten seine Höflinge ihn nach und die großen Schuhe wuchsen, weil jeder immer noch vornehmer als der andere sein wollte, bis sie so lang wurden, daß man dagegen Predigten hielt und Edikte erließ, bis Karl V. sie schließlich verbot. Im 14. Jahrhundert wurden sie dann Maßstab der gesellschaftlichen Stellung: Schuhe eines Fürsten waren nun 2,5, die eines Grafen oder Barons 1,5 und die eines Bürgers nur 1 Fuß lang. Ebenfalls ins Märchenreich gehört eine andre Erklärung der Redensart, nach der man die Bauern von Naours in der Picardie »Großfüße« nennt, weil einst jemand, der einen sehr großen Fuß gehabt habe, sich in Abbeville ein Paar Schuhe bestellte und nicht abholte. Der Schuhmacher versuchte vergeblich, sie einem anderen zu verkaufen - weil sie aber wirklich jedem zu groß waren und um sie dennoch zu verwerten, hing er sie schließlich als Schild vor seinen Laden »Zu den großen Füßen von Naours«.
Laut dem »Deutschen Wörterbuch« der Gebrüder Grimm ist ein »groszer fusz, zunächst ein fusz der auf dem boden mehr raum, als gewöhnlich, einnimmt«, aber neben dem Körperteil auch Ausdruck für die Art und Weise, wie jemand sein Leben gestaltet: »so viel als ein über das gewöhnliche gehender aufwand, übermäsziger aufwand« (Bd. 4, Sp. 970).

Auf Händen tragen...wollen Frischverliebte ihren Schatz für alle Zeiten, ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen, ihn betüddeln, umhegen und pflegen und keiner glaubt je daran, daß das schon wenige Tage oder Wochen später ganz anders aussehen kann. In Psalm 91 des Alten Testaments, laut dem der Mensch unter dem Schutz Gottes steht, heißt es: »In manibus portabunt te, ne forte offendas ad lapidem pedem tuum« - »Das sie dich auff den henden tragen. Vnd du deinen fus nicht an einen stein stössest« (Ps. 91:12; auch Mt. 4:6).

Auf Halbacht hängen...umgangssprachlich diverse Sachen, die nicht richtig in Position, kreuz und quer durcheinander, schief oder sonstwie unordentlich aussehen.
Ein gutes Beispiel dafür sind die viel zu langen und zu weiten herunterhängenden Hosen, wie sie einige pubertierende Jüngelchen zeitweise gar zur »Mode« erklärt hatten: Der entblößte Hintern sieht schon ein bißchen aus wie eine auf der Seite liegende »halbe 8«, wenn die »Baggypants« ihn kaum noch notdürftig bedecken.
Eigentlicher Ursprung dürfte aber eine Verspottung der »Habtachtstellung« sein, wie sie Soldaten und Tiere einnehmen, bevor etwas ausgeführt werden soll oder wenn sie konzentriert bei der Sache sind. Aus ihr heraus kann man blitzschnell mit nur einer Bewegung eine neue Angriffs- oder Verteidigungsposition einnehmen oder flüchten.

Auf Heller und Pfennig...muß der »kleine Mann« seine Schulden begleichen - vollständig, bis auf den allerletzten Rest. Die »Großkopferten« haben da oft genug andere Pläne. Der Heller war ursprünglich eine geringwertige kleine Silbermünze, die nach ihrer ersten Prägestätte im 12. Jh, der Reichsstadt Schwäbisch Hall, benannt war. Später verlor er mehr und mehr an Wert, wurde bald nur noch aus Kupfer geprägt und war schließlich quasi wertlos. Nichtsdestotrotz waren selbst kleinste Schulden natürlich »auf Heller und Pfennig« zurückzahlen, auch wenn sie praktisch »keinen roten Heller« wert waren.

Auf Herz und Nieren prüfen...uns manchmal Leute, denen man nichts vormachen kann, die man nicht so leicht über den Tisch zieht. Ursprünglich steht das Herz für das Denken, die Nieren für das Fühlen. Im Alten Testament weisen diverse Stellen auf diese Prüfung hin, so beispielsweise: »Consumatur nequitia peccatorum; et iustum confirma scrutans corda et renes Deus iustus«. - »Las der Gottlosen bosheit ein ende werden, Vnd fördere die Gerechten. Denn du gerechter Gott prüfest hertzen vnd nieren« (Ps. 7.10) oder: »Et tu, Domine exercituum,probator iusti, qui vides renes et cor,videam, quæso, ultionem tuam ex eis; tibi enim revelavi causam meam«. - »Vnd nu Herr Zebaoth der du die Gerechten prüfest nieren vnd hertz sihest. Las mich deine rache an jnen sehen, Denn ich habe dir meine sache befolhen« (Jeremia 20.12). Gott allein hat die Macht, einen Menschen auf Herz und Nieren zu prüfen, weil nur er allein einen unverstellten Blick auf das Denken und Fühlen, das Innere, die Seele hat. Einen anderen mit den Augen Gottes zu sehen und zu prüfen, ist für Menschen ein schwieriges, wenn nicht gar unmögliches Unterfangen.

Auf Holz klopfen...wir dreimal, um Unglück abzuwenden oder gegen bösen Zauber zu helfen: In der christlichen Seefahrt hatte ein Matrose vor dem Anheuern das Recht, am Mastfuß auf das Holz zu klopfen um sich ein Bild über den Zustand des Schiffs zu machen. Auch Bergarbeiter klopfen auf das Holz, mit dem der Stollen abgestützt ist, um dessen Zustand zu beurteilen. Im Mittelalter berührte man Holzstücke, die angeblich von Kreuz Christi stammten, um Glück und Segen zu erhalten. Andere meinen, das Holz, auf das wir klopfen, ersetze den Hausbaum, in dem die guten Geister wohnen. Durch das Anklopfen könne man mit diesen Geistern in Kontakt treten und sie um Hilfe und Beistand bitten oder wahlweise durch den Lärm auch böse Geister und Dämonen vertreiben.

Auf hundertachtzig seinManche Menschen regen sich besonders schnell auf - sie sind äußerst erbost, wütend, ärgerlich, kurz vor'm Überkochen, »auf hundertachtzig«.
Diese Wendung bezieht sich auf den Blutdruck im menschlichen Körper: Der systolische (obere) Wert entsteht beim Zusammenziehen, der diastolische (untere) beim Entspannen des Herzmuskels. Durch Streß und Aufregung können diese Werte enorm ansteigen, bei 140/90 mmHg spricht man von Bluthochdruck, bei »180« wird's dann richtig gefährlich.

Auf in den Kampf, die Schwiegermutter naht...siegesgewiß klappert ihr Gebiß...
Wohl jeder Schulbengel hat einst lauthals diesen Gassenhauer intoniert - meist ohne auch nur zu ahnen, daß er damit (fast) schon ein Opernsänger ist: »Auf in den Kampf, Torero! Stolz in der Brust, Siegesbewußt« heißt es im Original - der Text ist eine Verballhornung der berühmten Arie des Stierkämpfers Escamillo aus der Oper »Carmen« von Georges Bizet (1838-75), der mit dem Sergeanten Don José um die Gunst der schönen Zigeunerin Carmen wetteifert. Die Melodie zieht sich als Erkennungsmusik für Escamillo durch die ganze Oper, die anfangs kein Erfolg und wegen ihrer Dramatik heftiger Kritik ausgesetzt war.

Auf jemandem herumhacken...bedeutet, sehr rauh und unhöflich zu sein. Die Redewendung hat ihren Ursprung im Tierreich: Wenn Hühner ihre Körner vom Boden picken, picken sie manchmal auf den Köpfen der anderen herum. Daher stammt auch der Begriff der »Hackordnung«.

Auf Kante genäht...ist umgangssprachlich ein äußerst knappes Budget, bei dem das Geld so verteilt wird, daß nichts verschwendet wird, man geradeso »über die Runden kommt« - aber auch nichts zuzusetzen hat. Die Wendung kommt aus dem Schneiderhandwerk: Schneider lassen normalerweise eine Nahtzugabe an jedem Stoffrand, wenn sie zwei Teile zusammennähen. Das macht die Naht stabil, der Stoff franst nicht aus. Werden die Stoffe ohne Überlappung - also genau Kante an Kante - vernäht, läßt sich nichts mehr erweitern oder verlängern und die Naht wird bei geringer Belastung ausreißen.

Auf keinen grünen Zweig kommen...heutzutage Menschen, die sich keine solide Lebensgrundlage schaffen können oder keinen Erfolg haben. Das Sinnbild der Fruchtbarkeit und des Gedeihens finden wir schon in der Bibel. Im Buch Hiob (15:32) beschreibt Elifas das Schicksal dessen, der sich von Gott abwendet: »Antequam dies eius impleantur peribit et manus eius arescet«. - »Er wird ein ende nemen wens jm vneben ist vnd sein Zweig wird nicht grunen«. Abgeleitet von dem heidnischen Brauch, sich mit einem Zweig von immergrünen Bäumen die »guten Geister«, die darin wohnen sollen, ins Haus zu holen, stellen wir seit dem 16. Jahrhundert einen Tannenbaum auf. Eine andere Erklärung der Redensart führt auf einen Rechtsbrauch des 15. Jahrhunderts zurück: Kaufte damals jemand ein Grundstück, wurde ihm zur Übertragung ein grüner Zweig von einem Baum, der darauf wuchs, überreicht. Wer arm und erfolglos war, kam also »auf keinen grünen Zweig«.

Auf Krawall gebürstet...ist umgangssprachlich jemand, der grundlos die Auseinandersetzung, einen Streit sucht: Der »Krawall« kommt sehr wahrscheinlich vom lateinischen »charavallium« oder dem französischen »Charivari«, was »Katzenmusik, Straßenlärm« heißt - bei einem »dörflichen Ehrengericht« versammelten sich dazu einst Nachbarn vor dem Haus eines Übeltäters und machten mit allerlei »Instrumenten«, Eimern, Trommeln, Kuhglocken oder Pfeifen, einen Höllenlärm.
»Gebürstet«, wenn man auf Streit aus ist, lehnt wohl an Bilder und Redensarten wie »gegen den Strich bürsten« oder »Kratzbürste« an, bei denen der Ärger ebenfalls schon vorprogrammiert ist: Wer je versucht hat, Hund oder Katze gegen den natürlichen Haarwuchs zu streicheln, weiß, wie schnell sich der putzige kleine Liebling in ein fauchendes Ungeheuer verwandeln kann, wenn er erst aggressiv die Haare aufrichtet.

Auf links drehenÜblicherweise nennt man die äußere oder schönere Seite die »rechte« Seite. Also heißt etwas nach links drehen, daß man die innere Seite nach außen kehrt.

Auf Messers Schneide...steht etwas, das sich in einer kritischen Situation befindet, wobei der Ausgang - ob gut oder schlecht - noch ungewiß ist. Ein ähnlicher Ausdruck findet sich bereits in Homers Ilias, wo Nestor, der alte weise Ratgeber Agamemnons klagt: »Denn nun steht es allen fürwahr auf der Schärfe des Messers: Schmählicher Untergang den Achaiern oder auch Leben!« (10. Gesang, Vers 173/174)

Auf Nummer Sicher gehen...wir sprichwörtlich, wenn wir uns gegen alle denkbaren Eventualitäten und Mißhelligkeiten des Lebens möglichst umfassend absichern, Vorsorge treffen. Damit können wir ähnlich sicher sein, wie ein Delinquent in seiner Gefängniszelle - dem eigentlichen Ursprung dieser Redensart: »Auf Nummer ... sicher sitzen« wir, weil die »Verwahrräume« in einer Haftanstalt stets fortlaufend durchnumeriert sind. Um die Bösewichter darin vollzählig und fluchtsicher aufgehoben zu wissen, werden regelmäßig Zählungen durchgeführt. So wurde die Meldung »Nummer 1, 2, 3, etc. sicher« einfach zusammengezogen.

Auf Rosen gebettet...war man schon in der Antike: Kleopatra speiste in einem Zimmer, das dicht mit Rosenblättern bedeckt war, Kaiser Nero ließ Rosen auf seine Gäste regnen. Den alten Römern galt die Rose als Symbol des Glücks und der Freude, also umgaben sie sich bei Festen mit Rosenblättern. Die lat. Redewendung »iacere in rosa« (auf Rosen liegen) bedeutet sinngemäß »in stetem Vergnügen schwelgen«. Auch heute noch werden Rosen bei festlichen Anlässen auf den Boden gestreut. So bedeutet »auf Rosen gebettet« sein einen unbeschwert glücklichen Zustand.

Auf rutschiges Parkett begeben...sich Leute, die unsicheres Terrain betreten, sich irreführen, hereinlegen, verunsichern oder überlisten, »aufs Glatteis« führen lassen, auf dem man gegen Ausrutscher - im wörtlichen wie übertragenen Sinne - nicht gefeit ist.

Auf Sand gebaut...hat jemand, der sich auf etwas höchst Unsicheres verlassen oder eine Handlung durchgeführt hat, deren Scheitern schon vorprogrammiert war. Die Wendung basiert auf dem Gleichnis vom Hausbau eines törichten Mannes aus dem Neuen Testament: »Et omnis qui audit verba mea hæc et non facit ea similis erit viro stulto qui ædificavit domum suam supra harenam et descendit pluvia et venerunt flumina et flaverunt venti et inruerunt in domum illam et cecidit et fuit ruina eius magna« - »Vnd wer diese meine Rede hoeret, vnd thut sie nicht, Der ist einem toerichten Man gleich, der sein Haus auff den Sand bawet. Da nu ein Platzregen fiel, vnd kam ein Gewesser, vnd webeten die Winde, vnd stiessen an das Haus, da fiel es, vnd thet einen grossen fall«. (Mt. 7.26f). Bekannt wurde auch Georg Neumarks (1621-81) wohl bekanntestes Kirchenlied »Wer nur den lieben Gott läßt walten«, in dem es anno 1659 heißt:

 »Wer nur den lieben Gott läst walten
  Und hoffet auf Ihn allezeit
  Der wird Ihn wunderlich erhalten
  In aller Noht und Traurigkeit.
  Wer Gott dem Allerhöchsten traut
  Der hat auf keinen Sand gebaut«.

Auf Schusters Rappen...gehen wir in den schwarzen »Pferden«, die der Schuster herstellt und verkauft: Der Rappe (vom althochdeutschen »rappo« - Rabe), das rabenschwarze Pferd, galt als besonders edel. Arme Leute mußten sich allerdings mit dem Euphemismus für schwarze Schuhe zufriedengeben, also »per pedes apostolorum« zu Fuß gehen wie die Apostel, die der Armut verpflichtet waren.

Auf sein Bauchgefühl hören...viele Menschen, wenn sie eine Entscheidung treffen müssen - sie handeln intuitiv, auch wenn sie noch gar nicht alle Zusammenhänge kennen. Man spricht von einer »unbewußten Intelligenz«, in die Erfahrungen und Stimmungen mit einfließen. Denkprozesse finden allerdings im Gehirn statt und nicht im Bauch - gemeint ist wohl ein angenehmes bzw. unangenehmes Körpergefühl. Ohne Wissen und Erfahrung auf einem Gebiet kann das Bauchgefühl jedoch trügerisch sein, daher sollte man lieber länger nachdenken.

Auf taube Ohren stoßen...wir umgangssprachlich, wenn wir bei jemandem mit Ermahnungen oder Vorschlägen nichts erreichen, unser Anliegen kein Gehör findet, weil der Angesprochene sich einfach »taub« stellt.

Auf Teufel komm raus...machen wir etwas, das wir unbedingt, um jeden Preis und mit aller Kraft erreichen wollen, woran wir so lange und energisch festhalten, bis wir gar des Höllenfürsten Hilfe in Anspruch nehmen. Nach altem Aberglauben wurde der Satan angelockt, sobald man seinen Namen nannte - der Ruf nach dem Beelzebub ist denn auch der letzte Trumpf des Verzweifelten. Wer also etwas »auf Teufel komm raus« will, begehrt es ohne Rücksicht auf möglicherweise negative Auswirkungen, sollte Luzifer tatsächlich erscheinen.

Auf tönernen Füßen...steht umgangssprachlich etwas, das keine sichere Grundlage hat, bedenklich, in Gefahr ist. Diese Redewendung geht auf Nebukadnezars biblischen Traum von den vier Weltreichen zurück:
Der babylonische König rief alle Seher und Weisen und Zauberer und Chaldæer zusammen, seinen Traum zu deuten. Da er ihnen aber nicht verriet, was er denn eigentlich geträumt hatte, war das unmöglich zu leisten und die Weisen sollten »gar vmbkomen vnd ewre Heuser schendlich verstöret werden« (Daniel 2.5). Daniel bat Gott um Hilfe und der erzählte ihm, daß der König von einem Koloß mit güldenem Kopf, silberner Brust und Armen, Bauch und Hüften aus Erz und eisernen Schenkeln geträumt habe - seine Füße jedoch wären teilweise nur aus Ton. »Videbas ita donec abscisus est lapis sine manibus et percussit statuam in pedibus eius ferreis et fictilibus et comminuit eos. Tunc contrita sunt pariter ferrum testa æs argentum et aurum et redacta quasi in favillam æstivæ areæ rapta sunt vento nullusque locus inventus est eis lapis autem qui percusserat statuam factus est mons magnus et implevit universam terram« - »Solches sahestu, Bis das ein Stein herab gerissen ward on hende. Der schlug das Bilde an seine Füße, die eisen vnd thon waren vnd zumalmet sie. Da wurden mit einander zumalmet das Eisen, Thon, Ertz, Silber vnd Gold vnd wurden wie Sprew auff der Sommertennen vnd der Wind verwebt sie, das man sie nirgend mehr finden kundte. Der Stein aber, der das Bilde schlug, ward ein grosser Berg, das er die gantze Welt füllete« (Dan. 2.34f). Gemeint war, daß auch das stolzeste Reich (Kopf aus Gold) dem Untergang (Füße nur aus Ton) geweiht sei, weil allein das Reich Gottes - hier der »Steines des Umsturzes« - sich ausbreiten und ewig dauern werde. Nebukadnezar huldigte daraufhin Daniel und dessen Gott und überhäufte ihn mit Reichtümern, Ämtern und Würden.

Auf Trab bringen...bezieht sich auf die schnelle Pferdegangart; Im Vergleich zum »Schritt« ist der »Trab« bedeutend zügiger, wenngleich auch längst nicht so schnell wie der »Galopp«.

Auf verlorenem Posten ...stehen gelegentlich Mitmenschen mit ihrer Meinung, wenn alle anderen anderer Überzeugung sind. Der Ausdruck stammt aus der Militärsprache des 17. Jahrhunderts und wurde vom Italienischen ins Deutsche entlehnt. Dabei bedeutete posto zunächst »Ort, Platz, Standort, Stellung«, (von lateinisch ponere = setzen, stellen, legen). Die Wendung »prendere il posto« (den Platz einnehmen) hieß, daß ein Soldat seinen Wachposten bezog oder kampfbereit war. Bei einer Niederlage ging dieser Kampfplatz verloren.

Auf Vordermann bringen...wir etwas, das wir ordnen oder aufräumen. Die Wendung kommt ursprünglich aus dem Militär, wo es üblich ist, daß die Soldaten in mehreren Reihen neben- und hintereinander antreten. Damit diese immer exakt ausgerichtet sind und niemand »aus der Reihe fällt«, orientiert man sich am jeweiligen Vordermann.

Auf Wolke sieben schweben...für gewöhnlich Frischverliebte in der ihnen eigenen besonderen Hochstimmung. Der griechische Philosoph Aristoteles (384-322 a.C.) teilte den Himmel in sieben Sphären ein, in denen die Planeten lagen. Dahinter befand sich die Welt der Träume, Wünsche und Phantasien. »Wolke sieben« spielt auch auf die magische Bedeutung dieser Zahl an, im Englischen spricht man hingegen von der »Cloud nine« (Wolke neun) die im nordisch-keltischen Sprachraum eine besondere Stellung hatte.

Auf Zack sein...heißt, eine besonders schnelle Auffassungsgabe bzw. eine korrekte und rasche Arbeitsweise an den Tag zu legen. Der Begriff kommt vom Militär: Soldaten werden mit »Zack Zack« angetrieben, für ihre »Zackigkeit« gelobt und nötigenfalls »auf Zack gebracht«. Lautmalerisch ist hier die Schnelligkeit des Blitzes verewigt, der sich im »Zickzack« fortbewegt.

Auf Zeit spielen...wir, wenn eine Verhandlung vorteilhaft für uns läuft und wir, um das Ergebnis in die nächste Runde zu retten, die eine oder andere Nebensächlichkeit in die Diskussion einbringen. Die Redensart kommt aus dem Sport: Gerade beim Fußball können wir oft beobachten, daß ein bestehender Spielstand bis zum Ende gerettet werden soll, indem Torwartabschläge besonders langsam erfolgen, gefoulte Spieler theatralisch leiden, Freistöße in Zeitlupe ausgeführt werden etc.

Auf zu neuen Ufern...drängt es oft besonders umtriebige Zeitgenossen: Kaum haben sie ein Ziel erreicht, suchen sie sich schon ein neues. Die Wendung geht auf Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) zurück: Dr. Faust - seines Lebens überdrüssig und kurz vor dem Giftselbstmord - malt sich aus, was ihn danach erwartet:

 »Ins hohe Meer werd ich hinausgewiesen,
  Die Spiegelflut erglänzt zu meinen Füßen,
  Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag«.
  (Faust, Der Tragödie erster Teil, 700)

Kurz bevor er die Giftschale an den Mund setzt, retten ihn Glockenklang und der Engelchor.

Aufbauschen...bedeutet, viel Theater um etwas zu machen, es unnötig als besonders wichtig erscheinen lassen, übertreiben, schlimmer darstellen, als es eigentlich ist, wegen Kleinigkeiten viel Aufsehen erregen. Das Wort geht auf das althochdeutsche »busc« zurück - einen Riemen, den sich Faustkämpfer einst um die Hände wickelten und der wulstige Schwellungen verursachte. Ursprünglich wurde etwas prall gemacht, meist durch Luft bewirkt, daß sich etwas - z.B. ein Segel - spannte. Größere Verbreitung erlangte das Wort schließlich durch die Kleidermode mit bauschigen Ärmeln.

Aufbrezeln...meint das künstliche Dekorieren überwiegend weiblicher Wesen behufs relativer Vorzeigbarkeit und klingt irgendwie netter als »aufdonnern« oder »auftakeln«. Das Synonym für »sich auffällig schminken und kleiden, von der Schokoladenseite zeigen«, aber auch für »fälschen, irreführen« bezieht sich ursprünglich auf jenes meist salzige Gebäck, das sich erst im Backofen von der traurig anzuschauenden grauen Teigmasse in das appetitlich-knusprige goldgelbe Gebäck verwandelt. Abgeleitet vom lateinischen »brascilla« (Ärmchen, nach der äußeren Form) steht die Brezel auch als christliches Symbol für die Unendlichkeit - das »Aufbrezeln« womöglich übertragen für die oft genug so unendlich lange dauernden Bemühungen unserer »besseren Hälften«???

Auferstehungsmänner...waren Leichendiebe im England des 18./19. Jahrhunderts: Die »Resurrection men« verkauften gestohlene Leichen an die Anatomie. Ein berüchtigter Mörder und Leichenräuber war der Engländer William Burke, der wegen seiner Taten 1828 hingerichtet wurde. Nach ihm wird noch heute hinterhältiges Morden mit »to burke« bezeichnet.

Aufgabeln...können wir gelegentlich jemanden, den wir zufällig irgendwo treffen und mitnehmen. Das Wort ist seit dem 17. Jahrhundert belegt und wohl tatsächlich von »auf eine Gabel spießen« abgeleitet: Gabeln wurden lange Zeit als Werkzeug des Teufels angesehen, erst im 11. Jahrhundert soll eine byzantinische Prinzessin dieses praktische Besteck »erfunden« haben. Im Mittelalter nutzte der italienische Adel Gabeln nur zum Obstessen, erst später setzten sie sich - auch nur sehr zögerlich - auch in Frankreich und Europa durch, da man lange meinte, daß besser die fünf Finger zum Essen und Gabeln eher dem Aufspießen von Heu dienen sollten. Hier liegt denn wohl auch der Ursprung dieser Wendung: Wer auf dem Feld oder in der Scheune Stroh »aufgabelt«, findet dazwischen hin und wieder auch Sachen, die dort eigentlich nicht erwartet worden wären.

Aufgedonnert seinWer es mit dem Schminken übertreibt, wird oft als »aufgedonnert« tituliert, dabei ist es nichts anderes als die Weiterentwicklung des niederdeutschen »dunner« (vgl. ital. »donna«) für »Dame«, ursprünglich also »wie eine Dame gekleidet« sein. Das Wort ist dann wohl volksetymologisch auf die heftige Wirkung eines Gewitters bezogen worden - die Aufmachung ist so übertrieben, daß sie »wie ein Donnerschlag« trifft.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben...sagen wir häufig, um die Erfüllung einer Pflicht auf später zu verschieben. Schon der römische Mönch und Schriftsteller Arnobius der Jüngere (um 450) wußte in seinem Kommentar zu Psalm 36 aus dem Alten Testament: »Quod differtur, non aufertur« (Was aufgeschoben wird, wird nicht weggeschafft). Der dänische Dichter Hans Christian Andersen (1805-75) verwendete den Ausdruck später für ein Märchen.

Aufkreuzen...meint, daß jemand bewußt oder zufällig vorbeikommt, erscheint, ankommt, mit dem wir jetzt nicht gerechnet hatten. Das Wort geht auf das »Kreuzen« in der Seemannssprache zurück: Gegen den Wind kreuzt ein Segelschiff, das einen Zickzackkurs fährt, um sein Ziel in der Windrichtung zu erreichen, im Hafen »aufzukreuzen«.

Aufmotzen...nennt es bisweilen die »Tuningszene«, wenn sie ihre meist eher schwachbrüstigen Automobile mit allerhand Breitreifen, Frittentheken und anderem zweifelhaften Zubehör »verschönert«. Mehr scheinen als sein - schon das spätmittelhochdeutsche »üfmutzen« bedeutete »sich herausputzen« (von »mutzen« - schmücken). Mit »motzen« - einer Nebenform von »mucksen« (mit etwas nicht einverstanden sein, aufbegehren) - hat das allerdings ebensowenig zu tun, wie mit der einstigen englischen Subkultur »Mods«.

Aufmüpfig...als Euphemismus für »aufsässig, rebellisch, eigensinnig« machte in den frühen 1970er Jahren Karriere und geht auf das schweizerische »müpfig« zurück, was »muffig, mürrisch« bedeutete. Besonders in linksintellektuellen Studentenkreisen zeigte man sich damals kritisch gegenüber Autoritäten - so kürte die Gesellschaft für deutsche Sprache aufmüpfig zum Wort des Jahres 1971.

Aufpäppeln...müssen wir gelegentlich erkrankte Angehörige, die wir mit viel Mühe füttern und umsorgen, auf daß sie wieder zu Kräften kommen. Die Silbe »Papp« stand schon im 15. Jahrhundert für »Brei«, im Lateinischen heißt »pappare« essen.

Aufpassen wie ein Schießhund...meint, sich besonders auf eine Sache zu konzentrieren, wie der Vorstehhund des Jägers, der das erlegte Wild finden und apportieren soll. Das ist eine recht große Leistung, da diese Tiere nicht besonders gut sehen und die Jagdbeute oft in weiter Entfernung liegt: Schon wenn der Weidmann schießt, verfolgt das Tier konzentriert die Flugbahn der Beute, um sie im Gestrüpp oder Gras aufzuspüren. Diese Aufmerksamkeit übertrug man schließlich auf den Menschen.

AufplusternSich aufblasen, empören. Von mittelniederdeutsch »plustern« (zersausen), wie es das Federvieh tut, wenn es in der Balz oder als Drohgebärde größer erscheinen will, als es tatsächlich ist.

Aufs Auge drücken...wir jemandem etwas Unangenehmes, beispielsweise eine unbeliebte Arbeit oder eine Last, die wir ihm aufbürden. Die Wendung stammt aus dem körperlichen Zweikampf, bei dem man schonmal dem Gegner etwas schmerzhaft »aufs Auge drückt«.

Aufs Dach steigen...war im Mittelalter und noch bis hinein ins 17. Jahrhundert eine gängige Maßnahme gegen »Friedlose« oder »Vogelfreie«: Jene durfte kein Dach schützen, bis sie sich gestellt hatten. Leuten, die einen Verbrecher beherbergten, stiegen Büttel aufs Dach und deckten es ab - man ließ »den Himmel ins Haus«. War das Dach abgedeckt und befand der Missetäter nun also unter dem freien Himmel, durften ihn Gerichtsdiener auch im Haus verhaften, da ihn kein Dach mehr vor dem Rechtszugriff schützte.
Auch bei sittenwidrigem Verhalten in der Ehe, etwa wenn die Frau ihren Mann verprügelte, wurde als Strafe das Dach abgedeckt. Heute macht man das mit wesentlich weniger Aufwand: Der Mann fliegt einfach raus...

Aufs falsche Pferd gesetzt...hat jemand, der eine falsche Entscheidung getroffen, das falsche Mittel gewählt hat:
Bei Pferderennen wird oft um sehr viel Geld gewettet. Vor einem Rennen können die Zuschauer auf die ihrer Meinung nach siegreichen Pferde setzen und so richtig viel Geld gewinnen. Hat man sich allerdings verrechnet und »auf das falsche Pferd gesetzt«, ist der Wetteinsatz futsch.

Aufs Geratewohl...tun wir etwas, ohne dafür einen Plan zu haben und hoffen, daß es schon gutgehen werde: Die Redensart aus den Volksmund geht tatsächlich auf den Wunsch zurück, daß etwas sich möglichst gut entwickeln, »wohl geraten« möge.

Aufs Glatteis führen...wir gelegentlich den Lehrling, den wir ins Lager schicken, um dort »Lufthaken« oder »Gewichte für die Wasserwaage« zu holen - denn sowas gibt es nicht. Der Ausdruck für »irreführen, täuschen« findet sich bereits im mittelalterlichen Passional, einer Sammlung von Heiligenlegenden in gereimten Versen. Das Werk diente den Ordensbrüdern des Deutschen Ordens im 13. Jahrhundert als Quelle für Lesungen und als Predigtvorlage. An einer Stelle heißt es dort: »Ey, durch waz wiltu vurbaz mich ûf ein îs hie leiten?« (Ei womit willst du mich hier weiter aufs Eis führen?)

Aufs Korn nehmen...wir etwas, indem wir es genau beobachten, den günstigsten Zeitpunkt abwarten, es zu erlangen. Diese Wendung kommt aus der Jägersprache: Auf dem Gewehrlauf sind Kimme (Visier), ein Metallplättchen mit einer V-förmigen Aussparung, und Korn, ein kleiner Dorn nahe der Mündung, angebracht. Wenn der Jäger so zielt, daß Kimme, Korn und Ziel genau eine Linie bilden, hat er etwas »aufs Korn genommen« und sein Schuß wird treffen.

Aufs Kreuz legen...wir hin und wieder jemanden, den wir ohne größere Gewissensbisse hereinlegen, übervorteilen, betrügen. Manche führen diese Wendung auf einen Freitag im Jahre 30 zurück, da ein gewisser Jesus Christus »aufs Kreuz gelegt« und überdies »festgenagelt« wurde - andere sehen hier eher das Rückenkreuz, auf das der Ringer seinen Gegner zu Boden wirft, sodaß beide Schulterblätter gleichzeitig den Boden berühren.

Aufs Panier schreibenWir haben unser Lebensmotto gefunden und jeder soll es wissen - also »schreiben wir es uns aufs Panier«: Mittelalterliche Ritter malten sich auf ihre Banner (banniere) Zeichen, die ihre Mission anzeigten. Kreuzritter trugen demzufolge ein rotes Kreuz auf ihren Fahnen. Fan-Schals von Fußballclubs oder diverse Autoaufkleber halten diesen Brauch bis heute aufrecht.

Aufs Tapet bringen...kommt vom lateinischen »tapetum« (Tapete). Gemeint war nicht nur die Wandbekleidung, sondern auch eine Decke für den Boden oder den Tisch. Daher meint der Ausdruck »etwas auf den Tisch, zur Sprache bringen«. In Friedrich Schillers (1759-1805) »Die Räuber« ruft Spiegelberg aufspringend: »Bravo! Bravissimo! Du bringst mich eben recht auf das Chapitre. Ich will Dir was ins Ohr sagen, Moor, das schon lang mit mir umgeht, und Du bist der Mann dazu - sauf, Bruder, sauf! - Wie wär's, wenn wir Juden würden und das Königreich wieder aufs Tapet brächten«? (1.Akt, 27)

Aufschneider...nennt man jemanden, der oft und gern unwahre Heldentaten zum Besten gibt. Vollständig hieß es im 17. Jahrhundert: »Mit dem großen Messer aufschneiden«. Zu der Redensart existieren unzählige Geschichten, in denen mit großen Messern hantiert wird.

Auftakeln...entspringt natürlich der Seemannssprache: Der »Takel«, gegen Ende des 16. Jahrhunderts dem Niederdeutschen entnommen, war ursprünglich das Tauwerk des Segelschiffes, wurde ab Ende des 18. Jahrhunderts aber als Begriff für die komplette Segelausstattung samt Masten verwendet. »Auftakeln«, (ndt. uptakeln) ist das Einrichten des Schiffs bis zum Segelsetzen, »Abtakeln« meint entsprechend das Fortschaffen der beweglichen Takelage oder das Ausmustern eines Schiffs. Erwähnt wurde die Wendung u.a. 1925 von Kurt Tucholsky (1890-1935) in einer Theaterkritik über Marcel Achards Komödie »Marlborough s'en va-t-en guerre« (Marlborough zieht in den Krieg) mit dem Satz: »Herr General Marlborough kommt heraus, herrlich bunt anzusehen und aufgetakelt wie ein Pfingstochse: weinrotes Seidentuch, dito Höflingshöschen, weiße Strümpfe, schwarze Escarpins und güldene Ringellocken. Er ist kupferrot im Gesicht vor lauter kriegerischem Mut und schielt«.

AufziehenWenn jemandem eine Panne unterlaufen ist, gibt es immer Leute, die schadenfroh Witze darüber reißen. Zugrunde liegt hier wohl das mittelalterliche Wort »ufziohan« mit der Bedeutung ein Kind großziehen. Andererseits kann aber auch eine grausame Foltermethode gemeint sein, bei der ein Gefangener mit gefesselten Händen hochgezogen wurde, um schmerzhaft ein Geständnis zu erzwingen.

Auge um Auge, Zahn um ZahnDiese biblische Maxime aus dem Exodus gilt gemeinhin als primitiv und brutal. Das Alte Testament predige hier Rache, wird oft und gern kolportiert, doch das ist Unsinn. Im Gegenteil - das Buch der Bücher will die Vergeltungssucht der Menschen bremsen: Gleich nachdem Mose die Zehn Gebote vom Herrn empfangen hat, präsentiert die Bibel ein Gesetzbuch, das alle möglichen Konfliktfälle regelt und vorwiegend angemessene Entschädigungszahlungen vorsieht: »Oculum pro oculo dentem pro dente manum pro manu pedem pro pede adustionem pro adustione vulnus pro vulnere livorem pro livore«. - »Auge vmb auge, Zan vmb zan, Hand vmb hand, Fus vmb fus, Brand vmb brand, Wund vmb wunde, Beule vmb beule«. (Exodus 21.24) oder auch: »Fracturam pro fractura oculum pro oculo dentem pro dente restituet qualem inflixerit maculam talem sustinere cogetur. Qui percusserit iumentum reddet aliud qui percusserit hominem punietur«. - »Schade vmb schade, Auge vmb auge, Zaan vmb zaan, Wie er hat einen Menschen verletzt, So sol man jm wider thun. Also, das wer ein Vieh erschlegt, der sols bezalen. Wer aber einen Menschen erschlegt, der sol sterben«. (Levitikus 24.20f) Die Strafe für ein Verbrechen orientiert sich folglich am Schaden.

Augen größer als der Magen...hat jemand, der die üppige Portion, die er vor sich hatte, nicht tatsächlich aufessen konnte. Der Magen schafft natürlich längst nicht so viel zu verarbeiten, wie man von einem lecker Mahl gern verspeist hätte. Freilich werden die Augen nicht wirklich größer - man drückt damit nur aus, daß das Essen so köstlich aussah und geschmeckt hat.

Augen sind der Spiegel zur SeeleWenn wir jemandem tief in die Augen schauen, sehen wir oft, daß er lügt, erkennen, ob er traurig oder glücklich ist, auch was er denkt, können wir ihm von den Augen ablesen. Ein Augenaufschlag kann Männerherzen zum Schmelzen bringen, ein Blick Bände sprechen und wohl jeder Flirt beruht nicht zuletzt auf dem fesselnden Blickkontakt mit unserem Gegenüber. Die Metapher geht auf den griechischen Philosophen Aristoteles (384 -322 a.C.) zurück, der meinte, eine aktive Seite des Auges lasse die Bilder der Welt zur Seele strömen, eine passive zeige dann die Gefühle der Person.

Augen und Ohren offenhalten...müssen wir, um aufmerksam etwas zu verfolgen, achtzugeben, aufzupassen. Diese Wendung ist wörtlich zu verstehen - um herauszufinden, was uns eventuell nützen oder auch bedrohen könnte, müssen wir genauestens beobachten, was um uns herum passiert.

Augen wie ein Luchs...sagen wir jemandem nach, den wir für sehr scharfsinnig und intelligent, vielleicht auch gefährlich halten. Der Luchs kann sehr gut sehen - zwar nicht wie ein Adler besonders scharf, dafür aber auch in der Dämmerung, da das Katzenauge besonders helligkeitsempfindlich ist.

Augen zu und durchEs gibt manchmal gewisse Momente in unserem Leben, in denen uns keine andere Lösung bleibt, als eine unangenehme Situation trotz allem durchzustehen. Bildlich machen wir dabei die »Augen zu«, weil wir die möglicherweise drohende Gefahr nicht sehen wollen.

Augenweide...nennen wir etwas, das unser Auge in ganz besonderer Weise erfreut, wirklich schön anzusehen ist. Das mag ein potentieller Partner sein, ein Bild, eine Show oder ein Theaterstück, bei dem einfach alles »paßt«. Während die Weide heutzutage meist eine schnöde Grasfläche als Futterplatz für das Herdenvieh ist, stand das Wort im Mittelhochdeutschen noch viel allgemeiner für Futter, Speise, Nahrungserwerb und war auch längst nicht nur auf Tiere beschränkt - die »ougenweide« bedeutete »Futter und Freude für das menschliche Auge«.

Augenwischerei...meint, einen Sachverhalt so darzustellen, daß er weniger schlimm oder unangenehm erscheint, ihn sich schönzureden. Das Wort geht wohl auf mittelalterliche Quacksalber und Wunderheiler zurück, die den Kranken die Augen lediglich mit einer Salbe auswischten, sie aber nicht wirklich heilten. Strenggenommen also ein Betrug.

AugurenlächelnAuguren bildeten das altrömische Priesterkollegium, dessen Aufgabe es war, mittels Deutung bestimmter Himmelserscheinungen (Vogelflug, Blitze etc.) den Willen der Götter zu erkunden. Vor allem bei politischen und vor wichtigen privaten Entscheidungen wurden die Auguren befragt. Als »Augurenlächeln« bezeichnet man heute das Lächeln oder den Blick der Eingeweihten über die Leichtgläubigkeit der Menge.

Aus allen Wolken fallen...wir als gedankliche und bildhafte Konsequenz aus der altjüdischen Vorstellung, daß der Himmel aus sieben Ebenen besteht, in deren oberster Gott wohnt.

Aus Daffke...macht der Berliner etwas aus Dreistigkeit, aus Trotz, ohne besonderen Grund, nur zum Spaß, obwohl er es eigentlich nicht tun sollte. Seit dem 20. Jahrhundert bezeugt, ist das Wort wohl dem rotwelschen »dafko« (durchaus, absolut) entlehnt, das seinerseits dem westjiddischen »dafke(s), davke(s)« (nun gerade, erst recht) entstammt, was wiederum auf das hebräische »daṿqā« (nur so [und nicht anders], durchaus) zurückgeht.

Aus dem Ärmel schütteln...wir etwas, das uns sehr leichtfällt, das wir ohne große Mühe erledigen: Bettelmönche des 13. Jahrhunderts trugen Kutten mit weiten Ärmeln, in denen sie gespendete Gaben aufbewahrten. Zurück im Kloster schütteten sie dann das erbettelte Gut »aus dem Ärmel«. Andere führen diese Wendung auf Taschenspieler und Zauberer zurück, die ja auch so einiges aus ihren Ärmeln holen.

Aus dem Boden stampfen...wir heute Häuser oder ganze Siedlungen, die - anders als Berliner Flugplätze - außergewöhnlich schnell errichtet werden. Zugrunde liegt dem ein uralter Brauch, der noch heute unter Schamanen der Naturvölker bei magischen Ritualen üblich ist, indem sie mit einem Stock auf den Boden schlagen oder rhythmisch tanzend mit den Füßen stampfen, um die guten Geister herbeizurufen. Auch ein Schlag auf einen Fetisch erhöht ihre Aufmerksamkeit. Wenn dann Pflanzen aus dem Boden sprießen, ist das Überleben des Stamms gesichert. Die dabei angeblich bestehende Möglichkeit, Dinge herbeizaubern zu können, hat schon in der Antike zu Redensarten wie dieser geführt (Plutarch, Pompeius).

Aus dem Effeff können...heißt, eine Sache perfekt beherrschen: Die Wendung ist möglicherweise den Warenmanufakturen entlehnt, wo »f«, »ff« und »fff«: feine, feinere und feinste Waren bezeichnet. Karl Friedrich Wilhelm Wander (1803-79) meint im »Deutschen Sprichwörter-Lexikon« (1867), die Redensart sei juridischen Ursprungs: »Die alten Juristen citirten nämlich häufig das Corpus juris, von dem ein wichtiger Teil, die Pandekten, noch mit ff bezeichnet werden. Wer die Pandekten recht häufig citirte, galt für einen gelehrten Juristen. Je öfter nun die ff in seiner Schrift vorkamen, desto besser«. Andere wollen die Redensart von der italischen Amtssprache herleiten: Beamte sollen Bittschriften, die sie für genehmigungsfähig hielten, vorläufig mit »f« - »Fiat« (es geschehe) gekennzeichnet haben. Ging das Gesuch durch, vermerkte man »ff« - »Fiat, Fiat« (es werde sofort ausgeführt). Eine weitere Deutung: In Partituren steht »f« für »forte« (laut), »ff« für »Fortissimo« (sehr laut). Und noch eine: Das »ff« für das Corpus juris civilis versucht man aus einem kleinen griechischen Buchstaben »Π« (Pi, für 'Pandekten'), bei dem die senkrechten Striche nach oben verlängert wurden, oder aus einem durchgestrichenen »D« (für 'Digesten') zu erklären. Eine weitere Variante meint, das »Effeff« käme vom lateinischen »ex ef ef«, ausgeschrieben »e forma, e functione«, etwas »aus Form und Funktion« verstehen.

Aus dem Ehelöffel essen...mußten einst zanksüchtige Eheleute: Die Justiz früherer Jahrhunderte sperrte solche solange zusammen und ließ sie mit nämlichem Löffel aus einer Schüssel essen, bis sie sich vertrugen.

Aus dem Herzen keine Mördergrube machenIn der antiken Vorstellung war das Herz ein Symbol für den Tempel Gottes, in dem Gefühle, Gedanken und der Glaube ihren Platz hatten. Das Herz sollte offen sein und kein Schlupfwinkel für Räuber und Mörder. Offenherzige Menschen sagen, was sie denken uns so sprach Jesus, als er die Händler aus dem Tempel von Jerusalem gejagt hatte: »Et dicit eis scriptum est domus mea domus orationis vocabitur vos autem fecistis eam speluncam latronum«. - »Vnd sprach zu jnen, Es stehet geschrieben, Mein Haus sol ein Bethaus heissen, Jr aber habt eine Moerdergruben draus gemacht«. (Matthäus 21.13) In neueren Übersetzungen wurde aus der Mördergrube oft eine Räuberhöhle.

Aus dem Hut zaubern...wir etwas überraschend und plötzlich, wir präsentieren etwas ohne Mühe, wissen ein Problem überraschend schnell und gut zu lösen: Wer würde hier wohl ernsthaft etwas anderes vermuten, als den uralten Zaubertrick mit dem doppelbödigen Zylinder und dem Kaninchen?

Aus dem Knick kommen ...bedeutet, sich endlich aufzuraffen, bildlich aus der geknickten Körperhaltung aufzustehen und zur Tat zu schreiten. Als »Knick« bezeichnet man in Norddeutschland aber auch die Wallhecken, mit denen seit dem Mittelalter Felder oder ganze Territorien abgegrenzt wurden. Diese Landwehren wurden durch das Abknicken von Zweigen in Schuß gehalten. Der Ausdruck könnte also heißen, »aus der Deckung, hinter der Hecke hervorkommen«.

Aus dem Kopf schlagen...müssen wir uns manchmal eine Idee oder ein Vorhaben, das wir aufgeben, einen Plan, den wir fallenlassen, weil wir einsehen, daß etwas einfach unmöglich ist. Dennoch kreisen unsere Gedanken immer und immer wieder um diese Sache - bis wir sie uns förmlich mit Gewalt »aus dem Kopf schlagen«.

Aus dem Leim gegangen...sind umgangssprachlich Gegenstände, die kaputt sind; auch Menschen, die dick werden: Leim hält in Nut und Fuge oder mittels Zapfen hölzerne Möbel zusammen. Durch Alterung, Hitze oder Feuchtigkeit löst sich dieser Leim im Laufe der Zeit, die Möbel fangen an zu wackeln oder fallen gar irgendwann auseinander. Seit etwa dem 16. Jahrhundert wird die Wendung - wohl über das gelegentlich gestörte Verhältnis zwischen Handwerksmeister und Gesellen - auch auf menschliche Kontakte wie Ehe und Freundschaft übertragen. Und nicht zuletzt ist auch manch Dicker, der langsam seine Figur verliert, »aus dem Leim gegangen«...

Aus dem Mustopf kommen...gewöhnlich Leute, die besonders einfältig, begriffsstutzig oder desorientiert sind: Wenn jemand so völlig uninformiert und ahnungslos ist, stellen wir uns bildhaft vor, daß er in einem Topf mit leckerem Pflaumenmus steckt, vergleichen die Beschränkt- und Blindheit dieses armen Menschen mit einem, der nur einen gleichförmigen dunklen Brei wahrnimmt, nachgerade in ihm steckt und sonst nichts von seiner Umwelt sieht.

Aus dem Nähkästchen plaudern...wir, wenn jemand unter dem Siegel höchster Verschwiegenheit etwas sehr Privates preisgibt. Im frühen 19. Jahrhundert geschah dies oft in geselliger Damenrunde bei einem »Nähkränzchen« - man traf sich zum Häkeln und Stricken und tauschte zwischen Zwirn und Faden gleich auch die neuesten Klatschgeschichten aus. Das Nähkästchen, ein Accessoire, das für gewöhnlich nie in Männerhände fiel, war so nicht nur Aufbewahrungsort für das Handwerkszeug, sondern eignete sich auch hervorragend, um geheime Briefe oder persönlichen Krimskrams sicher zu verstecken.
In Theodor Fontanes (1819-98) Roman »Effi Briest« (1895) entdeckt Effi's betrogener Ehemann Landrat Geert Innstetten nach sieben Jahren, während Effi zu einer Kur in Bad Ems weilt, eher zufällig Major Crampas' verhängnisvolle Briefe in ihrem Nähkasten, die eine Affäre der beiden enthüllen. Aufgrund der gesellschaftlichen Konventionen fordert dieser daraufhin den Offizier zu einem Duell, bei dem Effi's einstiger Liebhaber tödlich getroffen wird.

Aus dem Ruder laufen...dann und wann Mitmenschen, Kosten, Situationen oder Projekte, die so chaotisch werden, daß sie nicht mehr beherrsch- und kontrollierbar sind. Diese Wendung aus der Seefahrt geht auf eine oft in engem Fahrwasser beobachtete Erscheinung zurück: Große Schiffe mit zu wenig Fahrt oder bei schwerer See gehorchen plötzlich nicht mehr dem Steuerdruck des Ruders und drehen scharf nach der Seite.

Aus dem Schneider sein...war früher eine recht ungalante Redewendung für eine Dame über 30, die kaum noch für eine Heirat infragekam. Heute gebraucht man diese Phrase, wenn jemand eine schwierige Situation gemeistert, nichts mehr damit zu tun hat. Der Ausdruck kommt natürlich vom Berufsstand des Schneiders - einst ein ärmliches Dasein mit geringem Verdienst und wenig Ansehen. Das Bild dieses armen Männleins übertrug sich auf den Verlierer beim Skat oder Schafkopf, wo »Schneider« bedeutet, daß man weniger als 30 Punkte hat. Wer »aus dem Schneider« ist, hat mehr als 30, also mehr als die Hälfte der zum Sieg nötigen Punkte.

Aus dem Staub machen...wir uns, wenn wir flüchten, fliehen, uns spontan und eiligst vom Ort des Geschehens entfernen: Wer kein übermäßiges Aufsehen erregen will, sollte tunlichst vermeiden, zuviel Staub aufzuwirbeln - zieht das doch gerade die Aufmerksamkeit aller auf sich. Wer sich hingegen heimlich verdrücken will, dem käme Staub sehr gelegen, da er sich heimlich, still und leise »aus dem Staub machen« kann. Sprachforscher sehen die Entstehung des Ausdrucks im Schlachtengetümmel: Dabei lag oft so viel Staub in der Luft, daß Feiglinge problemlos verschwinden konnten.

Aus dem Stegreif sprechen...Reiter, die schnell etwas erledigen, beispielsweise eine Order verkünden, ohne dazu abzusteigen. Der »Stegreif« ist eigentlich ein »Steigbügel«, ein Reif / Ring zum Besteigen des Pferdes. Schon seit der Antike wurde die Stegreifdichtung u.a. in der altnordischen Dichtkunst gepflegt, besonders die Volksdichtung bevorzugte Spielformen, in denen der Text der Stimmung entsprechend variiert werden konnte. Die als Verwilderung der Theatersitten empfundene Stegreifdichtung wurde durch Gottscheds Theaterreform im 18. Jahrhundert abgeschafft und in Österreich aus Gründen der Zensur 1752 gar verboten. Die freie Improvisation als Kunstform ist seither mehr oder weniger auf Kasperletheater und Kabarett beschränkt. Auch die Stegreifrede als uralte rhetorische Kunst wird heute den nicht immer sehr ausgeprägten rhetorischen Begabungen des Einzelnen überlassen.

Aus demselben Holz geschnitzt...sind Menschen, die von derselben Art sind, den gleichen Charakter haben. Anerkennung und Stolz liegt in dieser Formulierung, wenn ein Sohn »aus demselben Holz geschnitzt« ist wie sein Vater, wenn er nach ihm kommt, die gleichen (positiven) Eigenschaften wie jener aufweist, ebenso erfolgreich oder verläßlich ist.

Aus den Augen - aus dem Sinn...ist häufig eine Angelegenheit, Sache oder Person, die vergessen wird, sobald sie außer Sichtweite gerät. Gerade flüchtige Kontakte hinterlassen nur selten nachhaltige Erinnerungen - man denkt halt einfach nicht mehr darüber nach, wenn man nichts mehr unmittelbar damit zu tun hat. Martin Luther (1483-1546) meinte dereinst: »Aus den augen, aus dem hertzen« (Sprichwörter 165), auch Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) ließ in »Faust I«. den Protagonisten mit Mephistopheles, Margarete und Marthe während eines Spaziergangs über die Zweisamkeit reden. Sein Gretchen vermutet, daß die beiden Frauen wohl schnell vergessen werden:

 »Ja, aus den Augen, aus dem Sinn!
  Die Höflichkeit ist Euch geläufig;
  Allein Ihr habt der Freunde häufig,
  Sie sind verständiger, als ich bin«.
  (Vs 3096, Garten)

Inzwischen kennen wir auch den biologischen Grund für dieses Sprichwort: Die Speicherkapazität des für das visuelle Kurzzeitgedächtnis zuständigen Hirnareals ist recht begrenzt, also werden Einzelheiten komplexer optischer Eindrücke häufig schnell wieder vergessen.

Aus den Augen verlieren...wir sprichwörtlich jemanden, zu dem wir keinen Kontakt mehr haben: Er ist weit weg, wir haben ihn nicht mehr »vor Augen«, schon lange nicht mehr gesehen.

Aus den Fingern saugen...wir uns gelegentlich etwas, wenn es eigentlich gar nichts Neues zu berichten gibt und wir uns einfach eine freierfundene Story ausdenken, um im Mittelpunkt zu stehen:
Nach altem Aberglauben besitzen die Finger eine Mitteilungsgabe. Wahrscheinlich wird hier auf den Säugling angespielt, der einen Finger, meist den Daumen, in den Mund nimmt und diesen instinktiv für die Brustwarze seiner Mutter hält.
Möglicherweise geht die Redensart aber auch auf eine falsche Vermutung zurück: Schon im alten Rom stellten sich Forscher die Frage, wie Bären monatelang Winterschlaf halten können, ohne zu verhungern. Daß die Tiere vom angefressenen Fettvorrat leben, kam ihnen nicht in den Sinn - vielmehr glaubten sie nach ausgiebigen Beobachtungen, die Petze würden wie Daumenlutscher an ihren Pfoten nuckeln und sich so eine Art Milch »aus den Fingern saugen«.
Viele Jahrhunderte später griff dies Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) in dem Reim: »Dichter gleichen Bären, die stets an eignen Pfoten zehren« auf, was sich bald zu einem geflügelten Wort entwickelte.

Aus den Fugen geraten...kann manchmal unser Leben oder gar die ganze Welt - wir meinen, daß wir zerbrechen, den inneren Zusammenhalt verlieren, alles gerät in Unordnung. Eigentlich kann zum Beispiel ein Stuhl »aus den Fugen gehen« oder eine Kachel, die sich von der Wand löst - ursprünglich geht das Wort auf das althochdeutsche »fuogi« zurück, was für eine Verbindung oder Zusammensetzung stand.
Schon Hamlet, der berühmte Prinz von Dänemark in der gleichnamigen Tragödie von William Shakespeare (1564-1616) beklagte einst: »The time is out of joint« (Die Zeit ist aus den Fugen) und meinte damit, daß das grundsätzliche Ordnungsgefüge auseinandergeraten sei.

Aus den Latschen kippen...können wir in der Umgangssprache in zwei ganz unterschiedlichen Bedeutungen: Bildlich kann es heißen, daß jemand ohnmächtig oder krank wird und deshalb in der Tat umfällt. Es kann aber auch ausdrücken, daß sich jemand sehr erschrocken hat oder vor Überraschung oder Verwunderung völlig die Fassung verliert, nicht weiß, was er sagen soll.

Aus den Rippen schwitzen...sollen wir uns etwas schier Unmögliches, aber wir protestieren dagegen: »Das kann ich mir doch nicht aus den Rippen schwitzen!« Im Alten Testament, Genesis 2.18ff, erkennt Gott, daß Adam eine Gefährtin braucht und erschafft ihm diese: »Inmisit ergo Dominus Deus soporem in Adam cumque obdormisset tulit unam de costis eius et replevit carnem pro ea. Et ædificavit Dominus Deus costam quam tulerat de Adam in mulierem et adduxit eam ad Adam«. - »Da lies Gott der Herr einen tieffen Schlaff fallen auff den Menschen vnd er entschlieff. Vnd nam seiner Rieben eine vnd schlos die stet zu mit Fleisch. Vnd Gott der Herr bawet ein Weib aus der Riebe, die er von dem Menschen nam vnd bracht sie zu jm«. (Genesis 2.21f) Ursprünglich hieß es denn wohl auch: »Aus den Rippen schnitzen«, was sich über die Jahrtausende zu »schwitzen« abschliff.

Aus der Bahn geworfen...ist jemand, dessen geplanter Lebenslauf von anderen zerstört wurde. Der Ausdruck geht auf das Turnierwesen zurück: Wer im ritterlichen Turnier aus seiner vorgezeichneten Kampfbahn geworfen wurde, hatte verloren. Der Ausdruck »Bahn« für einen Kampfplatz findet sich bis heute noch in einigen älteren Stadionbezeichnungen.

Aus der Hand fressen...wir jemandem nicht zwangsläufig ohne Besteck, sondern weil wir uns ihm unterordnen, ihm gehorchen müssen: Wir werden »handzahm«, geben uns ihm - oft gezwungenermaßen - hin wie ein Wildtier, das seine natürliche Scheu verliert, sich uns soweit nähert, daß es sich füttern läßt.

Aus der Lameng...bezieht sich auf das französische »la main« (die Hand). Bekannt wurde der Ausdruck im und nach dem 1. Weltkrieg, als etliche solche fremdsprachlichen Wendungen in die Umgangssprache gelangten und mit deutschen Wörtern versetzt wurden. Die phonetische Schreibweise ist typisch für derartige Sprachanleihen. Wenn jemand etwas ohne Anstrengung und ohne langes Nachdenken tut oder sagt, oder etwas aus dem Ärmel schüttelt, dann tut er es »aus der Lameng«.

Aus der Luft gegriffen...ist etwas, das frei erfunden, absurd, ohne solide Grundlage, unbegründet oder zumindest sehr unwahrscheinlich ist. Man hat einfach einen Gedanken oder eine Idee, die gerade substanzlos »vorbeischwebt« aufgegriffen, ohne darüber ernsthaft nachzudenken.

Aus der Patsche helfen...wir jemandem, der in (oft finanziellen) Schwierigkeiten steckt, den wir aus einer unangenehmen Lage befreien. Das alte Wort »Patsche«, das einerseits für die Hand, auch für eine Fliegenklatsche, andererseits für hochspritzenden Matsch oder Straßenkot - allesamt unschöne oder gar bedrohliche Umstände - stand, ist heute nur noch in dieser Wendung gebräuchlich.

Aus der Reihe fallen...ursprünglich Soldaten, die normalerweise in Reihen exakt neben- und hintereinander antreten oder marschieren. Da solche Veranstaltungen oft recht langwierig und anstrengend sind, kann es gelegentlich passieren, daß der eine oder andere der Belastung nicht gewachsen ist, ohnmächtig wird und einfach umkippt.

Aus der Reihe tanzen...leitet sich vom Reigentanz ab: Bei diesem wohl um das Jahr 1100 entstandenen mittelalterlichen Volkstanz bewegten sich die Tanzenden im geschlossenen Kreis oder einer langen gebogene Reihe durch ein von einzelnen Paaren gebildetes Tor hindurch. Wer sich nicht in diese Reihe einordnete und die vorgegebene Ordnung nicht einhielt, tanzte »aus der Reihe«.

Aus der Rolle fallen...ursprünglich Schauspieler, die sich unerwartet verhalten, weil sie mit ihrer Rolle überfordert sind oder ihren Text vergessen haben oder völlig andere Vorstellungen davon haben, als das Drehbuch vorsieht. Manche Menschen fallen auch außerhalb des Theaters »aus der Rolle«, wenn sie sich unbeobachtet fühlen - umgangssprachlich werden daher Theaterrolle und soziales Verhalten in der Öffentlichkeit oft gleichgesetzt, wenn jemand nicht das tut, was von ihm erwartet wird.

Aus der Schule plaudern...Leute, die Erfahrungen und Informationen verbreiten, die eigentlich nicht in die Öffentlichkeit gehören. Der Schul- und Universitätsbesuch garantierte Anfang des 16. Jahrhunderts noch Ansehen und Wohlstand - ein Privileg, das damals nur wenigen zuteil wurde. Geheimwissen wurde schon immer streng gehütet, besonders Ärzte und Alchimisten verteidigten ihren Status gegen Außenstehende. Wer aus solchen Kreisen kostbares Wissen an Dritte weitergab, schadete dem eigenen Stand.

Aus die Maus...es ist Schluß, vorbei - das war's. Die berühmten Schlußworte der »Sendung mit der Maus« aus dem Kinderfernsehen sind eigentlich erheblich älter: Der vielleicht schlimmste Nahrungsschädling überhaupt, dem man nur durch Tricks und Katzen beikommen konnte, war früher ebenso unbeliebt wie schwer zu fangen und wurde deshalb bisweilen mit dem Beelzebub höchstselbst in Verbindung gebracht. Ein gewisser Hang des Volksmunds zum Reim kam schließlich noch hinzu, wenn man den gewitzten huschenden Nager endlich zur Strecke gebracht hatte und das triumphierend lakonische »Aus die Maus« entwickelte sich im Laufe der Zeit zum mehr oder weniger ironischen Synonym für ein Ende ohne Wenn und Aber.

Aus einem GußEinst konnten Denkmäler oder ähnlich große Gegenstände - mit Ausnahme von Kirchenglocken - nicht in einem Guß angefertigt werden, sondern wurden aus vielen kleineren Einzelteilen gebaut und zusammengeschweißt. Dabei legte man größten Wert auf möglichst unsichtbare Nähte - das Werk erschien so »wie aus einem Guß«.

Aus einer Mücke einen Elefanten machen...wir, wenn wir eine Kleinigkeit stark aufbauschen, eine Angelegenheit hochspielen und ihr mehr Bedeutung geben, als ihr eigentlich zukommt, etwas wichtiger machen, als es tatsächlich ist.
Diese Wendung ist bereits aus der griechischen Antike von Lukian von Samosata (um 120-180) in seinem Werk »Encomium muscæ« (Loblied auf die Fliege) belegt und wurde anschließend von dem Theologen, Philosophen und Philologen Erasmus von Rotterdam (um 1466-1536) in seinem bekanntesten Werk »Lob der Torheit« zu »Elephantum ex musca facis« latinisiert, wo er sich gleich zu Beginn gegen bestellte Lobhudler wendet, die aus jeder Mücke einen Elefanten machen. Auch Johann Baptist Fischart (1546-1591) schrieb: »...als wollt ich in geringen Sachen die Muck zum Elefanten machen«. Das rhetorisch-stilistische Mittel, das der Wendung zugrundeliegt, ist der extreme Kontrast zwischen dem winzigen Insekt und dem riesigen Säuger.
Bloß gut, daß das nur eine Redewendung ist: Man stelle sich mal vor, in einer lauen Sommernacht würde ein Elefant durch das Schlafzimmer schwirren und uns das Blut aussaugen...

Aus jedem Dorf ein Hund...sagt einer, der beim Kartenspiel von jeder Farbe eine Karte hat und eigentlich nicht viel damit anfangen kann.

Aus Jux und Dollerei...machen (nicht nur) Kinder seltsam anmutende Streiche und bringen Lehrer wie Eltern zur Weißglut. Bei dieser Redewendung handelt es sich um eine typische Doppelformel, die den Unsinn einer Handlung verdeutlicht: Der »Jux« (vom lat. ›iocus‹ - Scherz, Spaß) wurde wohl von fahrenden Kirchenmännern eingeführt. Die »Dollerei« (Tollerei) gibt dem Ganzen einen irrwitzigen Anstrich.

Aus Scheiße Bonbons machen...können umgangssprachlich handwerklich besonders begabte Menschen, die aus minderwertigem, eigentlich unbrauchbarem Material doch noch etwas Akzeptables, oft gar etwas ganz Besonderes herstellen können. Natürlich ist dieses Bild reichlich übertrieben - aus diesem Rohstoff läßt sich dieses Resultat nun wirklich nicht erzielen - aber auch in vermeintlichem Müll schlummern hin und wieder Innovationen, die nur entdeckt werden wollen.

AusbadenDie Verantwortung für etwas übernehmen, die Konsequenzen tragen müssen, mitunter für etwas, für das man gar nicht verantwortlich ist. Schon bei Meistersinger Hans Sachs (1494-1576) steht, daß es zu seiner Zeit üblich war, daß mehrere Personen nacheinander dasselbe Badewasser nutzten. Der letzte Badegast hatte es besonders schlecht getroffen, er mußte das schon dreckige Wasser für sich selbst gebrauchen, es nachher auch noch ausgießen und das Bad säubern, mußte also ganz ordentlich alles »ausbaden«.

Ausbaldowern...gehört zu den wichtigsten Vorbereitungen eines Spitzbuben - das Auskundschaften des potentiellen Opfers oder Tatorts, das Aushecken einer günstigen Gelegenheit für Missetaten. Das Wort geht auf das hebräische »ba'al-da-war« zurück, was »Herr der Sache« bedeutete und im Mittelalter ein Euphemismus für den Teufel war. Daraus entwickelte sich der rotwelsche »Baldowerer«, der Auskundschafter, der im 19. Jahrhundert in der Berliner Mundart aufging.

Ausbooten...heißt umgangssprachlich, daß wir jemanden übertrumpfen oder ausstechen, in einem - mehr oder weniger fairen - Kräftemessen ausscheiden lassen, seine (weitere) Teilnahme verhindern. In der Schiffahrt, aus der dieser Begriff ursprünglich stammt, bedeutet »jemanden ausbooten«, daß die Passagiere großer Schiffe mit kleinen offenen Booten zur Landungsbrücke gebracht werden.

Auseinanderklamüsern...müssen wir etwas, um es zu unterscheiden, voneinander zu trennen, zu ordnen und im Einzelnen zu untersuchen, wir erklären es jemandem im Einzelnen, sinnen intensiv darüber nach. Das Wort - früher eigentlich »kalmäusern« - geht auf den norddeutschen »Kalmäuser« zurück, einen gelehrten Stubenhocker, der wie ein Einsiedler zurückgezogen lebt, um nachzudenken.

Ausgeflippt...charakterisiert umgangssprachlich jemanden, der die Nerven verliert oder der etwas weit über ein »normales« Maß hinaus betreibt, der außer sich, ekstatisch, enthusiastisch, nachgerade verrückt und vollkommen durchgedreht einer bestimmten Sache frönt. Das inzwischen etwas angestaubt wirkende Wort geht auf das quietschbunte, überall blinkende und blubbernde Automatenspiel »Flipper« zurück, das seit den 1960er Jahren bald in jeder Eckkneipe zu finden war.

AusgekochtDas Wort kommt ursprünglich vom jiddischen »chochem« und bedeutet eigentlich klug, weise aber auch gerissen zu sein. Der Ausdruck hat nichts mit dem deutschen Wort kochen zu tun.

AusgepowertEs gibt so Tage, an denen fühlen wir uns müde und abgespannt. »Ausgepowert« eben. Mit »Power« (engl. Kraft) hat das allerdings gar nichts zu tun: Das eigentlich französische Wort wurde früher auch so ausgesprochen, wie man es schreibt - mit »ow«. Vor der französischen Revolution hatte man für die »Pauvres«, die Armen, kaum Mitleid. Sie waren »auszupowern«, um ihr Hab und Gut zu bringen, auszubeuten, auszuplündern, kurzum: arm zu machen... Die englisch anmutende Schreibweise war lediglich die Angleichung des deutschen Schriftbildes an den französischen Klang.

Aushecken...ist heute eine der Hauptbeschäftigungen von Spitzbuben - man sucht eine möglichst günstige Gelegenheit für seine Missetaten, sitzt dazu bildlich »in der Hecke« und kundschaftet den potentiellen Tatort aus. Das Wort - ein alter Begriff für »ein Gelege ausbrüten« - geht auf das mittelhochdeutsche »hecken« zurück, was die Paarung und Brut von Vögeln in Garten-Hecken oder Sträuchern meinte.

AusmerzenEtwas Fehlerhaftes »als ungeeignet aussondern, beseitigen, vernichten - auch töten«. Der Begriff existiert seit etwa dem 16. Jahrhundert und bezeichnete die Auswahl überzähliger Schafe, die im Frühjahr ausgesondert werden. Da dies meist im März geschah, wurde daraus »ausmerzen«. Die »Oekonomische Encyklopädie« von J. G. Krünitz meint dazu: »Ausmerzen nennen die Schäfer, wenn bei einer Schäferei das alte, oder auch junge untüchtige Vieh, so nichts nutzet, ausgehoben und von den andern abgesondert wird, damit man es entweder durch Verkaufen, oder durch Schlachten, anderweit zu Nutzen bringe«.

Ausnahmen bestätigen die RegelSchon der Alte Römer wußte: »Exceptio probat regulam in casibus non exceptis« - »Die Ausnahme bestätigt die Regel in den nicht ausgeschlossenen Fällen« Was eigentlich »immer« so ist, kann in bestimmten Fällen eben auch ganz anders sein...

Ausnehmen wie eine Weihnachtsgans...können uns - wenn wir nicht höllisch aufpassen - alle möglichen Leute, die nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind, sich in schamloser und oft betrügerischer Weise an jemandem bereichern, ihn übervorteilen, quasi »das letzte Hemd ausziehen«. Dieses Synonym für »schröpfen, ausplündern, abzocken« spielt natürlich tatsächlich auf die Weihnachtsgans an, die erst zum Festtagsbraten wird, wenn sie komplett ausgeweidet, ihre toten Innereien entnommen werden - nur daß die Gans dann mit allerlei Leckereien wieder gefüllt wird...

Außen hui, innen pfuiIn der Reklamewelt zeigen sich Hersteller und Händler gern von ihrer schönsten Seite - die ausgepackte Ware offenbart dem Kunden dann aber oft eine ganz andere Wahrheit...
Dieser Ausspruch findet sich beispielsweise schon bei Abraham a Santa Clara (1644-1709) in seiner Narrenschrift »Huy! und Pfuy! der Welt«, in der er die Tugenden und Laster der Menschen behandelte.

Außer Rand und BandDieses Synonym für »außer Kontrolle, übermütig, ausgelassen« kam einst aus der Böttcherei: Ein Holzfaß besteht normalerweise aus Dauben (Seitenbretter), Boden und Deckel - das Ganze wird mit eisernen Bändern zusammengehalten. Sind diese locker, fallen die Einzelteile auseinander - das Faß ist »außer Rand und Band«...

Außer Spesen nix gewesen...sagen wir lakonisch, wenn ein sicher geglaubtes Geschäft platzt, der Gewinn ausbleibt und wir auf den Kosten sitzenbleiben: »Spesen« kommt vom italienischen ›spese‹ - Kosten, Unkosten. »Spesenritter« sind Leute, die alles - ob erlaubt oder nicht - über ein Spesenkonto abrechnen.

AusstechenBei mittelalterlichen Turnieren mit der Lanze aus dem Sattel stechen.

AvalonDas keltische Elysium (Land der Seligen), ein »im Nebel verborgener« Ort in Britannien, wohin König Artus nach seiner Verwundung lebend entrückt worden sein soll und sein Schwert Excalibur erhielt. In Avalon sollen wunderbare Apfelbäume wachsen, daher wurde auch der Name von »aballo« (Apfel) abgeleitet. Als Herrscherin stellt die keltische Legende sich die Fee Morgana vor.



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