3950 Sprichwörter, Redewendungen, Idiome, geflügelte Worte



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W

Wackeln wie ein Lämmerschwanz...kennt wohl jeder, der schon mal fluchend einen Möbelbausatz aus dem großen skandinavischen Mitnahmemarkt zusammengebastelt hat. Natürlich können auch andere Sachen schlecht montiert oder befestigt sein, nicht so ganz passen oder (bei Fahrzeugen) nicht richtig geradeauslaufen.
Die Redewendung geht auf eine Beobachtung auf dem Bauernhof zurück: Das Lämmchen wackelt mit dem Schwanz, wenn es an der Zitze der Mutter gesäugt wird. Ob dies nun einfach riesengroße Freude, Aufregung oder Ungeduld ausdrückt, läßt sich allerdings nicht abschließend beantworten...

WählscheibeEinst gewichtige Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, wurde die »Fingerlochscheibe«, mittels derer unsere Vorväter einst mühselig ellenlange Rufnummern Zahl für Zahl in ihre Telephone kurbelten, schleichend von der Tastatur verdrängt. Selbst diese ist mit Erfindung des Mobiltelephons quasi bedeutungslos geworden: Seither siechen nicht nur Zeigefinger und Zahlengedächtnis dahin - verliert man heute die im Handy gespeicherten Kontakte, ist man sehr, sehr allein auf dieser Welt...

Wahre Freunde erkennt man in der Not...gerade, wenn es einem schlecht geht, sind sie für einen da, tun Dinge, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, gehen mit Dir durch »Dick und dünn«. Walther von der Vogelweide (um 1170-1230) schrieb: »ouch hôrte ich die liute des mit volge jehen, gewissen friunt, versuochte swert, sul man ze nœten sehen« (Auch hörte ich das unter Beifall sagen: Den zuverlässigen Freund und erprobte Schwerter soll man in der Not erkennen; 31,1). In der mittelalterlichen Sprichwörtersammlung des Humanisten Sebastian Franck (1499-1542) heißt es: »In der not spürt man den freund« (I, 116v). Verbreitet worden ist es aber wohl vor allem durch Martin Luthers (1483-1546) Bibelübersetzung: »Nam duplicia mala invenies in omnibus bonis quoniam et Altissimus odio habet peccatores et impiis reddet vindictam non agnoscetur in bonis amicus et non abscondetur in malis inimicus« - »Wens einem wolgehet, so kan man keinen Freund recht erkennen. Wens aber vbelgehet, so kan sich der Feind auch nicht bergen. 8 Denn wens einem wolgehet das verdreusst seinen Feind. Wens aber vbelgehet, So weichen auch die Freunde von jm« (Sirach 12:7f).

Waldschrat...nennt man abwertend einen komischen Alten, einen Sonderling, einen ungepflegten, bärtigen Mann: Ursprünglich war das ein zotteliger Kobold aus dem alten Volksglauben, ein Mischwesen aus Mensch und Tier, das in den Wäldern hauste und - je nach Region - gutartig sein und den Menschen liegengebliebene Arbeit abnehmen konnte, oder in Häuser eindrang und Alpträume verursachte. Der »Schrat« kommt aus dem germanischen Sprachraum, wo scrato, skratti oder skratte so etwas wie Zauberer, Troll, Narr oder Kobold bedeutete.

WalküreIn der nordischen Mythologie sind dies die Halbgöttinnen, die all jene mutigen Krieger küren und zu Odin nach Walhall bringen, die ehrenvoll gefallen sind. Dort sorgen sie dafür, daß es den Kriegern während der Festgelage an nichts mangelt.

Warm und kalt aus einem Munde blasen...manche Zeitgenossen, die zwiespältig, unaufrichtig, »doppelzüngig« sind, nicht immer wirklich das meinen, was sie sagen. Die seit dem 16. Jahrhundert bei uns bekannte Wendung geht auf eine Fabel Æsops zurück: Ein Waldschrat schloß Freundschaft mit einem Menschen. Eines Tages sah er, wie der Mensch sich in die Hände blies, um sie zu wärmen; kurze Zeit später, als er beim Essen saß, blies der Mann in den dampfenden Teller, um das Essen abzukühlen. Als der Waldgeist sah, daß der Mann warm und kalt aus einem Munde blies, kündigte er ihm die Freundschaft. (№ 64)

Warten auf GodotAm 5. Januar 1953 wurde in Paris Samuel Barclay Becketts (1906-89) Schauspiel »En attendant Godot« uraufgeführt. In seinem Endzeitszenario läßt er die beiden Clochards Estragon und Wladimir in einer absurden Situation auf »Godot« warten. Bis zum Ende bleibt offen, wer das ist und ob er je kommen wird. So veranschaulicht er auf tragikomische Weise die Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins: Wir wissen nicht, auf was wir warten und ob sich unser Warten lohnt. Das ist freilich eine grausame Erkenntnis - dennoch entscheiden wir uns bewußt, weiterzuwarten.

Warten, bis man schwarz wirdIn der Erzahlung »Schach von Wuthenow« von Theodor Fontane (1819-90) wartet ein preußischer Staatsdiener viele Jahre auf die höchste Auszeichnung, den »Schwarzen Adlerorden«. Zu seiner Enttäuschung erhält er nur die rote Variante, die er mit dem Ausruf beiseite wirft »Da liege, bis du schwarz wirst!« Fontane bediente sich hier der volkstümlichen Redensart, nach der jemand wartet, bis er schwarz - also tot - ist und der Körper sich durch die Verwesung verfärbt. Wahrscheinlich stammt der Ausdruck aus der Zeit der großen Pestepidemien, wo der »schwarze Tod« umging und Menschen dahinraffte.

Warum einfach, wenn's auch umständlich geht?Es existiert ein Interesse an der generellen Rezession der Applikation relativ primitiver Methoden komplementär zur Favorisierung adäquater komplexer Algorithmen.

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?...fragen wir oft, um jemandem das Naheliegende anzuraten. Die Redewendung stammt aus dem Gedicht »Erinnerungen« von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), wo es ursprünglich heißt:

 »Willst Du immer weiterschweifen?
  Sieh, das Gute liegt so nah.
  Lerne nur das Glück ergreifen,
  denn das Glück ist immer da«.

Warum rülpset und furzet Ihr nicht?...hat es euch nicht geschmacket? Dieses bekannte Zitat, das manch Spaßvogel in die andächtige Stille nach einem fürstlichen Mahl plaziert, wird gern dem für seine blumig-deftige Ausdrucksweise bekannten Martin Luther (1483-1546) zugeschrieben, andere wollen den Spruch auch Goethes »Götz von Berlichingen« andichten. Viele Sprüche, die angeblich vom großen Reformator überliefert sein sollen, wurden ihm erst nachträglich untergeschoben: »Hier stehe ich und kann nicht anders« hat Luther ebensowenig auf dem Reichstag zu Worms ausgerufen, wie er zum bevorstehenden Weltuntergang das berühmte Apfelbäumchen pflanzen wollte. Auch die angebliche Behauptung, daß »Aus einem verzagten Arsch niemals ein fröhlicher Furz« käme ist nirgendwo in seinen Schriften belegt und wohl erst im 18. Jahrhundert entstanden.

Was da kreucht und fleucht...bezeichnet die Gesamtheit der Natur, alles Lebende was sich irgendwo tummelt, auch wer sich dort so alles aufhält - eigentlich die mittelhochdeutsche Form von was da »kriecht und flüchtet«. Die schöne Metapher für das vielfältige Gewusel geht auf den Dichter Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759-1805) zurück, der in seinem Drama »Wilhelm Tell« (III, 1) den Knaben Walter das von Bernhard Anselm Weber (1766-1821) vertonte »Schützenlied« singen läßt:

 »Mit dem Pfeil, dem Bogen
  Durch Gebirg und Tal
  Kommt der Schütz gezogen
  Früh im Morgenstrahl.

  Wie im Reich der Lüfte
  König ist der Weih,
  Durch Gebirg und Klüfte
  Herrscht der Schütze frei.

  Ihm gehört das Weite,
  Was sein Pfeil erreicht,
  Das ist seine Beute,
  Was da kreucht und fleucht«.

Was das Zeug hält...sagen wir oft synonym, wenn etwas sehr heftig, fast unbegrenzt, extrem, mit aller Kraft passiert. Das »Zeug« ist zum einen ein seemännischer Begriff für die Takelage eines Segelschiffs. Soll es besonders schnell segeln, muß »das Zeug halten«. Auch das »Zaumzeug«, das Geschirr von Zugtieren, muß gut halten, wenn ein Gespann stark beschleunigen soll.

Was der Bauer nicht kennt, frißt er nichtDer Agrarökonom verweigert die Zuführung nicht identifizierter Substanzen zu Nahrungszwecken.

Was die Stunde geschlagen hatDiese Redewendung findet sich schon bei dem Franziskaner Thomas Murner (1475-1537): In seiner 1512 erschienenen »Conspiration des fous« (Narrenbeschwörung) geißelt er schonungslos die menschlichen Laster. Unter anderem heißt es dort über einen ahnungslosen Bürgermeister: »Er sol versehen eine Statt und weiß nicht, was geschlagen hat«.

Was die Welt im Innersten zusammenhält...fragen wir uns, wenn wir tiefer in ein Problem eindringen, grundlegendere Erkenntnisse über ein Sachgebiet oder komplexere Vorgänge gewinnen wollen. Gleich zu Beginn von Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) »Faust. Der Tragödie erster Teil« klagt der Protagonist nach dem Studium verschiedener Fakultäten im Selbstgespräch, daß »Wir nichts wissen können«. Er hat sich darum »der Magie ergeben«, schließt einen Pakt mit Mephisto und hofft, mit dessen Hilfe weiter in die Geheimnisse der Natur einzudringen:

 »Daß ich erkenne, was die Welt
  Im Innersten zusammenhält,
  Schau alle Wirkenskraft und Samen,
  Und tu nicht mehr in Worten kramen«.

Was Du nicht willst, das man Dir tu...das füg auch keinem andern zu: Als Kinder haben wir diesen Spruch dereinst alle oft gehört, damit die Grundlage unseres sozialen Miteinanders gelernt und ihn natürlich ebenso an unsere Kinder weitergegeben. Ursprünglich stammt er aus dem Neuen Testament. In Matthäus 7.12 sagt Jesus: »Omnia ergo quæcumque vultis ut faciant vobis homines et vos facite eis hæc est enim lex et prophetæ« - »Alies nu das jr wöllet, das euch die leute thun sollen, Das thut jr jnen. Das ist das Gesetz vnd die Propheten«. In Tobia 4.16 lesen wir: »Quod ab alio odis fieri tibi vide ne alteri tu aliquando facias« - »Was du wilt das man dir thue, das thu einem andern auch«.

Was Du tust, bedenke das Ende...heißt es im alttestamentarischen apokryphen Buch »Jesus Sirach« (7:40): »In omnibus operibus tuis memorare novissima tua et in æternum non peccabis« - »Was du thust, so bedencke das ende. So wirstu nimmer mehr vbels thun«. Schon in den Fabeln des Æsop (um 600 a.C.) lesen wir: »Klugen Leuten ziemt es, zunächst das Ende eines Unternehmens ins Auge zu fassen und es erst dann also ins Werk zu setzen«, in der mittelalterlichen Exempelsammlung »Gesta Romanorum« (103) heißt es im 14. Jahrhundert: »Quídquid agís, prudénter agás et réspice fínem« - »Was (auch immer) du tust, tu es klug, und bedenke das Ende« und Meistersinger Hanns Sachs (1494-1576) reimte anno 1557: »Mensch, was du tust, bedenk' das End, das wird höchste Weisheit genennt«.
Am Ende ist man immer klüger - eine Erfahrung, die wohl jeder von uns schon gemacht hat. Dennoch haben die Menschen aus diesen Worten nicht viel gelernt, bedenken und durchschauen oft nur die wenigsten, wie sich etwas entwickeln und wo es hinführen kann, gründen ihr Verhalten eher auf Leichtsinn und Selbstüberschätzung.

Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen...heißt es seit Ewigkeiten auf jeder kirchlichen Hochzeit. Auf die Frage einiger Pharisäer, ob Ehescheidung erlaubt sei, erklärt Jesus in der Bibel, Gott habe den Menschen als Mann und Frau und für die Partnerschaft geschaffen: »Quod ergo Deus iunxit homo non separet« - »Was denn Gott zusamen gefügt hat, sol der Mensch nicht scheiden« (Markus 10:9).

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr...weiß der Volksmund: Kinder wollen einfach »dazugehören« und kopieren deshalb alles, was sie irgendwo sehen oder hören, aufs Genaueste. Mit zunehmendem Alter nimmt diese Fähigkeit zu lernen allerdings rapide ab. Egal, ob Kurse, Lehrgänge oder Seminare - es fällt uns immer schwerer, uns zu motivieren, dazuzulernen. Mit der Zeit verändern sich die Prioritäten, wir konzentrieren uns mehr und mehr auf die alltäglichen Anforderungen in Beruf und Familie und irgendwann, wenn »Hänschen« erst ein »Hans« ist, ist es schließlich zu spät. »Nam quod in iuventus non discitur, in matura ætate nescitur« - »Was man in der Jugend nicht lernt, lernt man im Alter niemals« sagte bereits der römische Staatsmann Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus Senator (um 490-583). Der verbreitete Name Hans (Johannes), der in zahlreichen Redewendungen vorkommt, soll durch den Aberglauben so beliebt geworden sein. Der Pfarrer Gregorius Strigenitius (1548-1603) sagt in der »Postille am Tage Johannes des Täufers« zur Erklärung: »Man hat vor zeiten gesagt, da, wo ein Johannes im Hause sei, schlage der Donner nicht ein, und da er gleich einschlage, thue er doch nicht Schaden. Daher hat ein jeder Hausvater einen Hans im Hause haben wollen, viele haben gar zwei oder drei Söhne dieses Namens gehabt, einen Kleinhans, Mittelhans und Grosshans«. Dieser Aberglaube könnte aus »Boanerges«, die »Söhne des Donners« entstanden sein, dem Namen, der Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus, gegeben wurde: »...et Iacobum Zebedæi et Iohannem fratrem Iacobi et inposuit eis nomina Boanerges quod est Filii tonitrui« - »...vnd Jacoben den son Zebedei vnd Johannes den bruder Jacobi vnd gab jnen den namen Bnehargem« (Mk. 3.17).

Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß...erklären wir tapfer, wenn wir mit einer Tatsache konfrontiert werden, die wir lieber nicht erfahren hätten oder wenigstens nicht wahrhaben wollen. Diese sprichwörtliche Redensart meint, daß wir uns über etwas, das wir nicht (genau) wissen, auch nicht aufregen könnten - und deshalb auch gar nichts davon wissen wollen. Allerdings: Ist die Neugier einmal geweckt, sind erste Zweifel da, werden sie auf alle Zeit weiter in uns bohren.
Ursprung ist ein kaum bekanntes Scherzgedicht aus dem Band »Sprichwörtlich« (1827) von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), in dem der Meister der Sprache ein wenig Spielerei mit derselben betrieb:

 »Was ich nicht weiß,
  Macht mich nicht heiß.
  Und was ich weiß,
  Macht mich heiß,
  Wenn ich nicht wüßte,
  Wie's werden müßte«.

Was ist bloß in Dich gefahren?Früher glaubte man, daß Krankheiten durch Dämonen verursacht würden, welche in den Menschen einfahren. Die Redensart bezieht sich auf eine nur so erklärbare Verhaltensänderung.

Was kostet die Welt...ich kauf sie. Dieser saloppe Spruch spielt darauf an, daß manch selbstgefälliger Neureicher meint, für Geld alles kaufen zu können - selbst gleich die ganze Welt. Der Preis spielt keine Rolle, das Geld wird verplempert, auch wenn dasselbe Ziel, dieselbe Ware weit billiger zu haben wäre.

Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern...zitieren wir, wenn wir unseren zuvor vertretenen Standpunkt, unsere Meinung plötzlich rigoros ändern oder gar ins Gegenteil umkehren, vermeintlich den ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876-1967). Ein Beleg dafür läßt sich indes nirgends finden - tatsächlich soll schon der preußische Kulturpolitiker Friedrich Althoff (1839-1908) den Satz geprägt haben, der als sehr energisch und unkonventionell galt. Wahrscheinlich ist es einfach ein alter Spruch aus dem Kölner Raum, der dem »Kölsche Jung« aber sicher nicht fremd war.

Was lange währt, wird endlich gut...sagen wir gelegentlich, wenn ein Ereignis eintritt, auf das wir schon sehr lange gewartet haben. Das Ergebnis war die Mühe wert, der Aufwand hat gelohnt, das Resultat ist gut. Die Wendung kommt vom lateinischen »Diu manentes tandem bona fiunt«. Der Aphoristiker Hanns Herrmann Kersten (1928-1986) verballhornte: »Was lange gärt, wird endlich Wut«.

Was macht die Kunst...erkundigen wir uns, wenn wir einen alten Bekannten nach langer Zeit wiedertreffen, nach dessen Befinden. Diese Begrüßung aus der Jugendsprache der 70er stammt ursprünglich aus dem Drama »Emilia Galotti« von Gotthold Ephraim Lessing (1729-81). Hettore Gonzaga, der junge Prinz von Guastalla, besucht im zweiten Auftritt den Maler Conti, bei dem er ein Porträt in Auftrag gegeben hat und begrüßt ihn: »Guten Morgen, Conti. Wie leben sie? Was macht die Kunst?«

Was man nicht aufgibt, hat man nie verloren..mahnen wir oft Beharrlichkeit bei der Verfolgung eines Ziels an. In Johann Christoph Friedrich von Schillers (1759-1805) Drama »Maria Stuart« (II, 5) sagt Elisabeth, die Königin von England diese Worte und bezieht sich dabei auf ihr großes Ziel, die Vernichtung ihrer Konkurrentin Maria Stuart, der Königin von Schottland.

Was man schwarz auf weiß besitzt...kann man getrost nachhause tragen. Das Zitat ist in Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) »Faust, Der Tragödie 1. Teil« zu finden, wo der Schüler im Studierzimmer zu Mephistopheles sagt:

 »Das sollt Ihr mir nicht zweimal sagen!
  Ich denke mir, wie viel es nützt
  Denn, was man schwarz auf weiß besitzt,
  Kann man getrost nach Hause tragen«.
  (Vers 1965)

Was nicht verboten ist, ist erlaubt...lautet eine recht erfolgreiche Umgehungsstrategie: Vorschriften und Gesetze lassen fast immer noch Gestaltungsspielraum, striktes Einhalten starrer Regeln ist nicht in jedem Falle dienlich.
Die Wendung ist ein Zitat aus Friedrich Schillers (1759-1805) Tragödie »Wallensteins Lager«: Die Soldaten feiern ihren Heerführer als großen Feldherrn, hat dieser doch erfolgreich gegen die Schweden gekämpft. Doch Wallenstein hat Gegner, die ihm den Erfolg neiden, ein Mönch bezichtigt ihn gar des Unglaubens und behauptet, seine Soldaten seien undiszipliniert. In diesem Intrigenspiel versuchen die Getreuen des Kaisers die Truppen zu spalten und Wallenstein zu diskreditieren.

Was schert mich Weib, was schert mich Kind...zitieren wir scherzhaft, wenn wir unsere persönlichen Interessen in den Vordergrund stellen und keine Rücksicht auf die Belange anderer Menschen nehmen, aus dem Gedicht »Die Grenadiere« von Heinrich Heine (1797-1856).
Zwei Soldaten der Armee Napoléon I., die in Rußland in Gefangenschaft geraten waren, erfahren auf dem Rückweg von der Niederlage Frankreichs. Für einen der beiden hat das Leben nunmehr jeden Sinn verloren, daran ändert auch nichts, daß er eine Familie hat, für die er eigentlich sorgen müßte:

 »Was schert mich Weib, was schert mich Kind,
  Ich trage weit beßres Verlangen,
  Laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind,
  Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen«.

Was sich neckt, das liebt sich...sagt man sprichwörtlich, wenn zwei sich kabbeln, sich harmlos ärgern. Verliebte ziehen sich gern gegenseitig auf, kleine Neckereien und anschließend große Versöhnungen sind schließlich das Salz in der Suppe einer jeden Beziehung.

Was tun, sprach Zeus...ratlos in Friedrich von Schillers (1759-1805) Gedicht »Die Teilung der Erde« von 1795. Zeus teilt die (materielle) Welt an all ihre Bewohner auf, jeder nimmt einen Teil davon in Besitz - allein der arme Poet, der träumerisch im Himmel weilte, kommt zu spät und geht leer aus. Um ihn zu trösten, macht Zeus in der letzten Strophe folgenden Vorschlag:

 »Was tun?« spricht Zeus, »die Welt ist weggegeben,
  Der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein.
  Willst Du in meinem Himmel mit mir leben -
  Sooft Du kommst, er soll Dir offen sein«.

Die Behauptung, daß »die Götter besoffen und der Olymp vollgekotzt« sei, entstammt wohl dem eher neuzeitlichen Volksmund...

Was uns nicht umbringt, macht uns hart...zitieren wir bei einem Schicksalsschlag, wenn wir zur Verzweiflung neigen, allen Sinn des Lebens schlechthin infragestellen, manchmal den Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900) aus seiner »Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt«: »Aus der Kriegsschule des Lebens. - Was mich nicht umbringt, macht mich stärker« (Sprüche u. Pfeile 8).
Anderenorts lesen wir bei ihm: »Und woran erkennt man im Grunde die Wohlgeratenheit! Daß ein wohlgeratner Mensch unsern Sinnen wohltut: daß er aus einem Holze geschnitzt ist, das hart, zart and wohlriechend zugleich ist. Ihm schmeckt nur, was ihm zuträglich ist; sein Gefallen, seine Lust hört auf, wo das Maß des Zuträglichen überschritten wird. Er errät Heilmittel gegen Schädigungen, er nützt schlimme Zufälle zu seinem Vorteil aus; was ihn nicht umbringt, macht ihn stärker«. (Ecce Homo - Warum ich so weise bin 2).

Was willst Du mit dem Dolche? Sprich!Kartoffeln schälen, stör mich nicht! Abgesehen von dieser legendären Verballhornung aus den 50er Jahren haben wir jemandes übles Vorhaben durchschaut, wenn wir diese Worte aus Friedrich von Schillers (1759-1805) Gedicht »Die Bürgschaft« zitieren. In der 1. Strophe fordert der Tyrann Dionys den festgenommenen Möros zu einem Geständnis auf:

 »Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich
  Damon, den Dolch im Gewande:
  Ihn schlugen die Häscher in Bande,
  ›Was wolltest du mit dem Dolche? Sprich!‹
  Entgegnet ihm finster der Wüterich.
  ›Die Stadt vom Tyrannen befreien!‹
  ›Das sollst du am Kreuze bereuen!‹«...

Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naßDiese Bärenweisheit wird gern Leuten in den Mund gelegt, die alle Vorteile einer Sache genießen, aber nicht bereit sind, die damit verbundenen Nachteile und Folgen in Kauf zu nehmen - wie manch Tier, das dringend gesäubert werden müßte, aber das dazu notwendige Bad scheut. Die Redensart geht u.a. auf eine Geschichte von Till Eulenspiegel zurück, in der der Narr Pelze in Milch wusch, bis sie zerfielen. Herzog Georg von Sachsen (1471-1539) soll den Satz in einem Disput mit Erasmus von Rotterdam (um 1466-1536) gesagt haben, als der eine widersprüchliche Antwort gab.

Waschbrettbauch...nennen wir scherzhaft die außergewöhnlich stark ausgeprägte, nahezu fettfreie Bauchmuskulatur als Schönheitsideal bei Männern, die vom »Musculus rectus abdominis« (Gerader Bauchmuskel) gebildet wird.
Die Bezeichnung für die oft auch »Sixpack« genannten sechs Wölbungen geht auf die geriffelte Struktur des »Waschbretts« zurück - ein hierzulande praktisch ausgestorbenes Hilfsmittel zum Waschen von Kleidungsstücken, auf dem unsere Großmütter einst die Wäsche mit Kernseife und Wurzelbürste rieben, um Verschmutzungen zu lösen.
Die Jüngeren kennen das Waschbrett heute wohl nur noch als Rhythmusinstrument im Skiffle und Dixieland oder von Flohmärkten und - davon abgeleitet - den kugelrunden »Waschbärbauch« - aber das ist nun beim besten Willen nicht zu verwechseln...

Wasser hat keine BalkenDiese Warnung vor den Gefahren des Wassers findet sich bereits in der Tierfabel »Froschmeuseler« von 1595: Der Schriftsteller und Pädagoge Georg Rollenhagen (1542-1609) erzählt darin die Geschichte eines Froschprinzen, der einen Mäuseprinzen durch den Teich trägt. Als eine Wasserschlange auftaucht, taucht der Frosch ab und der Mäuserich geht unter: »Man sieht was des Königs Sohn geschehn, im Wasser keine Balken stehn«.

Wasser predigen und Wein trinken...nur allzuoft die Politiker und Mächtigen dieser Welt, wenn sie das Volk aufrufen, sparsam zu leben und Verzicht zu üben. Sie selbst hingegen gönnen sich üppige Einkünfte und jeglichen Komfort. In seinem berühmten Gedicht »Deutschland. Ein Wintermärchen« von 1844 kritisiert Heinrich Heine (1797-1856) die Kirche, die den Menschen von jeher predigt, sich mit ihrer »gottgewollten« Armut abzufinden:

 »Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
  Ich kenn auch die Herren Verfasser;
  Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
  Und predigten öffentlich Wasser«.

Wat dem een sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall...sagen wir nach Fritz Reuters (1810-74) Zitat aus »Ut mine Stromtid« (Aus meiner Volontärszeit, 1862), um Gegensätzliches wie Unglück und Tod vs. Glück und Liebe auszudrücken. Eine Situation, die für den einen erstrebenswert sein mag, kann einem anderen Nachteile bringen. So wie jeder seinen eigenen Standpunkt, seine Vorlieben und Wünsche hat, sind auch die beiden bekanntesten Nachtvögel, die sich in zahllosen Wendungen finden, recht gegensätzlich. Während der Eule oft Weisheit, aber auch dämonische, unheimliche, gar teuflische Eigenschaften zugeschrieben werden, gilt die Nachtigall als christliches Symbol und betörender Liebesvogel, dessen Gesang den Frühling ankündigt.

Wechselbalg...nannte man etwa ab dem 11. Jahrhundert einen untergeschobenen Säugling (»Balg«), häufig auch Synonym für ein »Kuckuckskind«, für den böse Geister verantwortlich sein sollen. In der Mythologie das Kind eines Elfen, Naturgeistes oder Gnomen, das gegen ein Menschenkind ausgetauscht wurde, zeigt der Wechselbalg oft unschöne Verhaltensweisen, soll sehr viel schreien und Unmengen Nahrung vertilgen. Er wird oft als verkrüppelt beschrieben, könnte also durch die Geburt behinderter Kinder entstanden sein, die damals nicht selten vernachlässigt, mißhandelt oder gar umgebracht wurden.
Die Herkunft des Begriffes ist nicht bekannt - die Gebrüder Grimm meinten dazu: »Zu Heßloch, bei Odernheim im Gau gelegen, hat sich's zugetragen, daß der Kellner eines geistlichen Herrn mit der Köchin wie seiner Ehefrau gelebt, nur daß er sich nicht durfte öffentlich einsegnen lassen. Sie zeugten ein Kind miteinander, aber das wollte nicht wachsen und zunehmen, sondern es schrie Tag und Nacht und verlangte immer zu essen. Endlich hat sich die Frau beraten und wollte es gen Neuhausen auf die Cyriakswiese tragen und wiegen lassen und aus dem Cyriaksbrunnen ihm zu trinken geben, so möchte es besser mit ihm werden. Denn es war damals Glauben, ein Kind müsse dann nach neun Tagen sich zum Leben oder Tod verändern. Wie nun die Frau bei Westhofen in den Klauer kommt mit dem Kinde auf dem Rücken, welches ihr so schwer geworden, daß sie keucht und der Schweiß ihr übers Angesicht läuft, begegnet ihr ein fahrender Schüler, der redet sie an: »Ei Frau, was tragt Ihr da für ein wüstes Geschöpf, es wäre kein Wunder, wenn es Euch den Hals eindrückte«. Sie antwortete, es wäre ihr liebes Kind, das wollte nicht gedeihen und zunehmen, daher es zu Neuhausen sollte gewogen werden. Er aber sprach: »Das ist nicht Euer Kind, es ist der Teufel, werft ihn in den Bach!« Als sie aber nicht wollte, sondern beharrte, es wäre ihr Kind, und es küßte, sprach er weiter: »Euer Kind stehet daheim in der Stubenkammer hinter der Arke in einer neuen Wiege, werfet diesen Unhold in den Bach!« da hat sie es mit Weinen und Jammern getan. Alsbald ist ein Geheul und Gemurmel unter der Brücke, auf der sie stand, gehört worden, gleichwie von Wölfen und Bären. Und als die Mutter heimgekommen, hat sie ihr Kindlein frisch und gesund und lachend in einer neuen Wiege gefunden«.
Bei Martin Luther heißt es: »Wechselbälge und Kielkröpfe legt der Satan an der rechten Kinder Statt, damit die Leute geplagt werden. Etliche Mägde reißet er oftmals ins Wasser, schwängert sie und behält sie bei ihm, bis sie des Kindes genesen, und legt darnach dieselben Kinder in die Wiegen, nimmt die rechten Kinder draus und führet sie weg. Aber solche Wechselbälge sollen, wie man sagt, über 18 oder 19 Jahre nicht leben«. (Tischreden 20.4.1539) Wie lebendig die Vorstellungen vom Wechselbalg waren, zeigt ein Prozeß auf Gotland anno 1690: Angeklagt war ein Elternpaar, das am Weihnachtsabend einen zehnjährigen Sohn auf den Misthaufen gelegt hatte, wo das Kind erfroren war. Die Eltern glaubten, das Kind sei ein Wechselbalg, es sollte vertauscht worden sein, als es ein halbes Jahr alt, von der Mutter mit aufs Feld genommen worden war. Das seitdem kränkliche Kind hatte Tag und Nacht geschrien, und nur sein Kopf war gewachsen. Man meinte, die unterirdischen Elfen hätten das Kind vertauscht. Als es starb, glätteten sich seine verzerrten Gesichtszüge und Glieder, und da glaubten die Eltern, sie hätten ihr eigenes Kind zurückbekommen...

Weder aus noch ein wissen...Zeitgenossen, die völlig ratlos sind, keine Hoffnung mehr haben, nicht mehr weiterwissen und schließlich resignieren. Die Redensart stammt aus den Alten Testament der Bibel: In 1. Könige 3:7 bittet der gerade frisch gekrönte König Salomon Gott in einem Traum um Weisheit: »Et nunc Domine Deus tu regnare fecisti servum tuum pro David patre meo ego autem sum puer parvus et ignorans egressum et introitum meum« - »Nu Herr mein Gott, du hast deinen Knecht zum Könige gemacht an meines vaters Dauids stat. So bin ich ein kleiner Knabe, weis nicht weder mein ausgang noch eingang«. Wahrscheinlich spricht er damit die Führungsfunktion des Königs beim Aus- oder Einrücken des Heeres an.

Weder Fisch noch Fleisch...sagt man zu etwas, das keine Eigenart hat, zweideutig oder unklar ist: In der Reformationszeit bekannten sich Wankelmütige weder eindeutig zum Katholizismus, der den Freitag zum Fischtag bestimmte, noch zum Protestantismus, für den es kein Fleischverbot gibt. In den lateinischen Schriften des niederländischen Theologen und Gelehrten Erasmus Desiderius von Rotterdam (1469-1536) aus dem Jahre 1534 heißt es von einem Mann, der nirgendwo Partei ergreift, er sei »weder Fisch noch Fleisch«.

Weg vom Fenster...ist jemand, der in der Öffentlichkeit nicht mehr beachtet wird und Macht und Einfluß verloren hat: Möglicherweise bezieht sich die Wendung auf das Fenster, an dem sich Machthaber dem Volk zu zeigen pflegten. Verliert ein Mächtiger seine Stellung, muß er aus dem Licht der Öffentlichkeit in den Hintergrund treten. Eine andere Erklärung: Im Ruhrgebiet bekamen Kohlekumpel unter Tage über kurz oder lang eine Staublunge und Luftnot. Daher traf man sie oft am Fenster stehend, die Arme auf einem Kissen verschränkt, an. Natürlich verstarben die Betroffenen irgendwann daran und waren »weg vom Fenster«...

Weg vom Schuß...ist jemand, der »jott-we-de« - ganz weit draußen, außerhalb der Stadt und somit fern von einem Ort, wo er gebraucht wird, lebt oder auch einer, der sich durch Abwesenheit jeglicher Kritik entzieht. Ursprünglich ging es hier um Wild, das dem Jäger ob seines abgelegenen Lebensraumes kaum einmal vor die Flinte geraten konnte. Auch tapfere Soldaten, die weit hinter der Front versauerten, waren davon sicherlich nicht allzu erbaut.

Weggehen wie geschnitten Brot...sagt der Volksmund, wenn sich etwas besonders gut verkauft. Jeder Kaufmann freut sich, wenn ein Produkt sich gut an den Mann bringen läßt. Manche Ware geht gar weg wie die sprichwörtlichen »warmen Semmeln«, sie verkauft sich quasi wie von selbst.
Tatsächlich verkauft sich geschnittenes Brot, wie es uns manch Discounter anzudrehen versucht, mitnichten besser als ein ordentlicher ganzer Laib vom richtigen Bäcker - auch nicht im Sprichwort. Vielmehr ist hier das süße »Magenbrot« gemeint: Die rautenförmigen, dick tiefbraun glasierten und kleingeschnittenen Gebäckstücke mit vielen Gewürzen wie Nelken, Zimt, Sternanis und Muskat sowie Kakao und Honig, die vor allem auf altertümlichen Jahrmärkten reißenden Absatz fanden.

Wehe, wenn sie losgelassen...warnte einst schon Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759-1805) in seinem »Lied von der Glocke«, wie unbeständig das Glück ist. Anhand des Feuers, das die Glockenmasse zum Schmelzen bringt, schildert er auch die zerstörerische Macht, das Für und Wider, Wohl und Wehe des Feuers:

 »Wohtätig ist des Feuers Macht,
  Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
  Und was er bildet, was er schafft,
  Das dankt er dieser Himmelskraft,
  Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
  Wenn sie der Fessel sich entrafft,
  Einhertritt auf der eignen Spur
  Die freie Tochter der Natur.
  Wehe, wenn sie losgelassen
  Wachsend ohne Widerstand
  Durch die volkbelebten Gassen
  Wälzt den ungeheuren Brand!
  Denn die Elemente hassen
  Das Gebild der Menschenhand.«

Wehret den AnfängenDer römische Dichter Publius Ovidius Naso (43 a.C.-17) verstand sein »principiis obsta« potentiell als Warnung vor den Gefahren der Liebe, weniger vor politischen Tendenzen. In seiner Schrift »Remedia amoris« (Heilmittel gegen die Liebe) führte er aus: »Principiis obsta: Sero medicina paratur, cum mala per longas invaluere moras« - »Widersteh im Beginn. Zu spät bereitet man Mittel, wann das Übel erst stark wurde durch langen Verzug«.

Weihnachten»Ze den wihen nahten« hieß auf gut mittelhochdeutsch »zu den Heiligen Nächten«. Daraus entstand später unser »Weihnachten« für eines der Hauptfeste der christlichen Kirche - die Geburt Jesu in Bethlehem, wie sie im Matthäus- und Lukasevangelium beschrieben wird. Weihnachten wird erst seit dem Jahre 354 gefeiert, als Papst Gregor den 25. Dezember zum Tag Jesu Geburt erklärte. Damit folgte er der frühen Kirchenpolitik, die heidnische Riten mit ihren eigenen Festen vereinte. Der heidnische Glaube hatte von jeher die Wintersonnenwende und das Herannahen des nächsten Frühlings zelebriert. Ein Beispiel war das römische Fest der Saturnalien (19. Dezember) zu Ehren des Gottes der Ernte, Saturn, das sieben Tage lang ausgelassen gefeiert wurde. In Nordeuropa gab es das Jul-Fest, bei dem riesige geschmückte Baumstämme zu Ehren der Götter und der Sonne verbrannt wurden, die dadurch heller scheinen sollte.

Weiß der Geier...rufen wir aus, wenn wir auf eine schwierige Frage keine Antwort wissen, uns etwas partout nicht erklären können - etwas, das offenbar nur vom Satan persönlich stammen kann: Im Mittelalter saß die Angst vor dem Teufel so tief, daß die Menschen es nicht wagten, seinen Namen zu nennen. Stattdessen mußte der große Aasfresser, dessen Ruf ja ohnehin nicht viel besser war, in diversen Verwünschungs- und Beteuerungsformeln herhalten, um Unmut auszudrücken. Viele ähnliche Redensarten sind seit dem 15. Jahrhundert bezeugt, aber sicher älter. Schon Hugo von Trimberg (um 1230-1313) bringt den Geier mit dem Höllenfürsten in Zusammenhang:

 »Swâ groze herren varent über lant,
  den volgent die gîre sâ zehant...
  alsam varent die tiufel gern,
  swâ strît ist, tanz, tabern,
  wan sie der sêle wartent dâ«.

Weiß der Kuckuck...sagt, wer keine Ahnung hat, wie's weitergehen soll. Das weiß allenfalls der Teufel - also niemand. Früher sprach man aus Angst, schon die bloße Nennung seines Namens könnte den Höllenfürsten heraufbeschwören, diesen niemals aus. Also mußte für die Redensart der Kuckuck mit seinem Namen herhalten. Sein Ruf war ja als »Eier-in-fremde-Nester-Leger« ohnehin ruiniert.
Andererseits galt der Kuckuck im alten Volksglauben auch als Glücksbringer - man war von den seherischen Fähigkeiten des Vogels fest überzeugt. Bis heute zählt manch Zeitgenosse, der ihn rufen hört, genau mit, wie viele Jahre er noch zu leben hätte.

Weiß wie die Wand...werden wir gelegentlich, wenn es uns nicht gut geht oder wenn uns jemand einen gehörigen Schrecken eingejagt hat. Gegensätzlich zum »Rotwerden« weicht uns alles Blut, alle Farbe aus dem Gesicht, die Haut erscheint blutleer und blaß - eben »weiß wie eine Wand«.

Weiße FahneSeit der Haager Landkriegsordnung von 1907, die auf Initiative von Zar Nikolaus II. (1894-1918) und Theodore Roosevelt (1858-1919) die Gesetze und Gebräuche des Landkrieges formuliert, juristisch verbindliches Zeichen, alle Kampfhandlungen einzustellen. Schon im Altertum trugen Unterhändler einen weißen Stab als Zeichen des Parlamentärs, der Anspruch auf körperliche Unversehrtheit hat. Belagerte Festungen signalisierten dem Angreifer durch eine weiße Flagge ihre Aufgabe. Die weiße Farbe wurde gewählt, da sie neben dem christlichen Hintergrund als Symbol für Reinheit und Frieden auch bei intensiven Kampfhandlungen noch durch den Pulverrauch hindurch aus der Ferne gut zu erkennen ist.

Weiße Mäuse sehen...dem Volksmund zufolge gerne mal schwere Alkoholiker im Delirium. Ob das tatsächlich so ist, oder diese Halluzinationen nur auftreten, weil wir von klein auf auf dieses Phänomen konditioniert worden sind, ist allerdings in der Fachwelt umstritten.
Immerhin wird der verborgen lebende Nager schon in den Mythen unserer Vorväter mit Dämonen oder gar dem Teufel höchstselbst in Verbindung gebracht; da die flink vorbeihuschenden Schädlinge nur äußerst schwer zu entdecken sind, gilt die angebliche Wahrnehmung schon von jeher als einigermaßen sicheres Zeichen für Wahnvorstellungen.

Weiße MausAls anno 1873 die Berliner Polizisten weiße Mützen bekamen, damit man sie im Verkehr besser erkennen konnte, nannte sie der Volksmund liebevoll »Weiße Mäuse«. Der Ausdruck hielt sich noch runde hundert Jahre, ist aber inzwischen etwas aus der Mode gekommen. Heutzutage sind solche Kosenamen für unsere »Freunde & Helfer« nicht mehr opportun. Woran's wohl liegen mag???

Weißer RabeIn seinem Lehrgedicht »Der Renner« schreibt Hugo von Trimberg (um 1230-1313): »Selten wir gesehen haben swarze swanen und wize raben«. Aufgrund dieses Satzes ist der »weiße Rabe« zum geflügelten Wort für einen Menschen geworden, der unter seinesgleichen eine Ausnahmestellung einnimmt und von der Allgemeinheit abweichende Ansichten hat.

Weißes GoldEin Synonym für weiße Stoffe, die wegen ihrer Kostbarkeit »Gold« genannt werden, jedoch nicht zu verwechseln mit »Weißgold«. Früher wurde von vielen Menschen behauptet, Gold herstellen zu können, auch von Johann Friedrich Böttger (1682-1719), den August der Starke (1670-1733) in die Festung Königstein einsperren ließ, um dies zu beweisen. Wenn es ihm nicht gelänge, sollte er exekutiert werden. Böttger gab sich als Erfinder des Porzellans aus, in Wirklichkeit stellte 1708 Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651-1708) das erste europäische Porzellan her. In der Frühzeit hatte man Silber für die weiße Abart von Gold gehalten. Kreide wird auf Rügen seit fast 200 Jahren abgebaut, wurde einst sogar mit Edelsteinen verglichen. Schon im Altertum galt Elfenbein als kostbarer Stoff, Papier war selten und teuer, Angora-Wolle gilt als eine der edelsten Wollarten. Kokain wird in südamerikanischen Ländern als Weißes Gold bezeichnet, Zucker war früher ein kostbares Genußmittel für Reiche, Spargel wird seit dem 16. Jahrhundert angebaut und verzehrt. Salz galt schon in der Antike bei den Griechen und Römern ein Geschenk der Götter. Die Steinsalzkristalle wurden bis ins 19. Jahrhundert mit Edelsteinen aufgewogen...

Weißwurstäquator...nennen wir manchmal scherzhaft die Kulturgrenze, die zwischen Bayern und Deutschland das Verbreitungsgebiet der im Rest der Welt praktisch unverkäuflichen Münchener Weißwurst markiert. Die genaue Lage des Weißwurstäquators ist oft umstritten: Gemeinhin wird die Demarkationslinie zwischen dem kultivierten Norden und dem recht provinziellen Süden entlang der Donau gezogen, andere sehen den 49. Breitengrad (nördl. von Ingolstadt) oder die Mainlinie als Grenze an, auch die oberdeutsche nördliche Sprachgrenze oder die historisch-politische Hegemoniegrenze Preußens gegen Bayern und Österreich dient dem Nord- und Mitteldeutschen hin und wieder zur Abgrenzung.

WendehalsDer vom Aussterben bedrohte »Jynx torquilla«, ein Specht, der seinen Hals ruckartig schlangenförmig drehen kann, wurde nach dem Anschluß der DDR an die BRD 1989/90 zum spöttischen Synonym opportunistischer ehemaliger Machthaber wie Mitläufer, die ihren politischen Standpunkt ebenso blitzartig wie grundlegend angepaßt hatten.

Wenn alle Stricke reißen...hängen wir uns auf. Neben dieser Verballhornung, die auf den österreichischen Satiriker Johann Nepomuk Nestroy (1801-62) zurückgeht, ist die Wendung im Sinne von »wenn es keine andere Möglichkeit gibt, Gewöhnliches nicht mehr hilft, alles andere fehlschlägt, muß man andere, stärkere Mittel anwenden« gebräuchlich und bezog sich ursprünglich wohl auf die Seile, mit denen Zugtiere vor den Wagen gespannt wurden. Zerrissen diese Stricke, mußte man nach anderen Möglichkeiten suchen, um vorwärtszukommen.

Wenn Blicke töten könnten...hätte wohl manch Zeitgenosse, der in aller Öffentlichkeit einen Fehler macht, ganz schlechte Karten. Mit der Kraft des Blicks verwandelte beispielsweise die schlangenhaarige Medusa aus der griechischen Mythologie Männer in Stein. Die Angst vor dem »bösen Blick« findet sich auch schon um 3000 a.C. in sumerischen und babylonischen Keilschriften und auch die Augen frisch Verstorbener waren von jeher gefürchtet - sie mußten geschlossen werden, damit die Lebenden nicht durch ihren »Blick« ins Grab gezogen wurden.

Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt...muß der Prophet zum Berge gehen. Dieses Sprichwort meint, daß man, wenn eine Problemlösung nicht funktioniert, einen neuen Weg gehen muß und kommt aus dem Orient, wo der legendäre türkische Volksweise Nasreddin Hodscha, der gern für einen Heiligen gehalten werden wollte, im 13. Jahrhundert um ein Wunder gebeten etwa gesagt haben soll: »Kommt der Palmbaum nicht zu mir, so gehe ich zu ihm«. Ähnlich lautet ein türkisches Sprichwort: »Berg wandle, Berg wandle, wenn der Berg nicht wandelt, wandle du, Heiliger«.

Wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her...versuchen wir uns manchmal nach schweren Schicksalsschlägen Mut zu machen.
Der Spruch, den unsere Großmütter oft als Bild an der Wand hängen hatten, ist Teil eines kleinen Gedichts eines unbekannten Autors:

 »Immer wenn Du meinst, es geht nicht mehr,
  kommt von irgendwo ein Lichtlein her,
  daß Du es noch einmal zwingst
  und von Sonnenschein und Freude singst,
  leichter trägst des Alltags harte Last
  und wieder Kraft und Mut und Glauben hast«.

Wenn Du zum Weibe gehst...vergiß die Peitsche nicht. Diese freundliche Erinnerung geht auf Friedrich Wilhelm Nietzsches (1844-1900) Hauptwerk »Also sprach Zarathustra« zurück.

Wenn Dummheit wehtun würde...müßtest Du den ganzen Tag schreien. Von dieser Wendung, mit der wir jemanden darauf hinweisen, daß wir ihn für nicht allzu intelligent halten, kennt wohl jeder zahllose Variationen, die hier aufzuzählen den Rahmen sicher sprengen würde. Die ursprüngliche Form geht auf das Sinngedicht »Torheit« des deutschen Barockdichters Friedrich von Logau (1605-55) zurück:

 »Wenn Torheit täte weh,
  Oh welch erbärmlich Schrei'n
  Würd' in der ganzen Welt
  In allen Häusern sein!«

Wenn einer eine Reise tut...hieß es bei Matthias Claudius (1740-1815) in seinem Lied »Urians Reise um die Welt«:

  Wenn jemand eine Reise tut,
  So kann er was verzählen.
  D'rum nahm ich meinen Stock und Hut
  Und tät das Reisen wählen.
  Refrain:
  Da hat er gar nicht übel drum getan,
  Verzähl' er doch weiter, Herr Urian!

Auch Kurt Tucholsky (1907-35) verfaßte 1926 ein Gedicht diesen Namens.

Wenn Majestät dem Müller Arnold geholfen hat...Friedericus Rex (1712-86) leitete am 11. Dezember 1779 einen Wandel in der preußischen Justiz ein, indem er ein zuungunsten des Wassermüllers Christian Arnold gefälltes Revisionsurteil aufhob und die verantwortlichen Kammergerichtsräte auf die Festung Spandau schickte, da der König seinen Namen »cruel gemisbraucht« sah: »Seine Königliche Majestät werden dahero in Ansehung der wider den Müller Arnold aus der Pommerziger Krebsmühle in der Neumark abgesprochenen und hier approbierten höchst ungerechten Sentenz ein nachdrückliches Exempel statuieren, damit sämmtliche Justiz-Collegia ... keine dergleichen grobe Ungerechtigkeiten begehen mögen. Denn sie müssen nur wissen, daß der geringste Bauer, ja was noch mehr ist, der Bettler ebenso wohl ein Mensch ist wie Sr. Maj. sind, und dem alle Justiz widerfahren muß; indem vor der Justiz alle Leute gleich sind, es mag sein ein Prinz, der gegen einen Bauern klagt oder umgekehrt, so ist der Prinz vor der Justiz dem Bauern gleich, und bei solchen Gelegenheiten muß nach der Gerechtigkeit widerfahren werden, ohne Ansehen der Person ... denn ein Justiz-Collegium, das Ungerechtigkeiten ausübt, ist gefährlicher und schlimmer, wie eine Diebesbande, vor die kann man sich schützen, aber vor Schelme, die den Mantel der Justiz gebrauchen, um ihre üblen Passiones aufzuführen, vor die kann sich kein Mensch hüten. Die sind ärger wie die größten Spitzbuben, die in der Welt sind, und meritiren eine doppelte Bestrafung«.

Wenn man vom Teufel spricht...sagt man scherzhaft, wenn zufällig eine Person erscheint, über die man sich gerade mit jemandem unterhalten hat. Das geht auf die uralte Furcht zurück, daß man den Teufel nur beim Namen nennen muß, um sein plötzliches Erscheinen heraufzubeschwören. Diese Angst leitet sich wohl von der Bedeutsamkeit von Namen an sich ab: Seine Kinder benennt man lieber nach großen Vorbildern, andere glauben an ein Wiedersehen, wenn sie ihren Nachwuchs nach verstorbenen Verwandten nennen - ausgerechnet der Gehörnte taugt natürlich nicht für derlei Assoziationen.

Wenn Ostern und Weihnachten (auch Pfingsten) auf einen Tag fallen...erleben wir umgagssprachlich etwas, das völlig undenkbar ist, zumindest höchst überraschend wäre, ein ganz besonderes Geschenk darstellte oder etwas, worüber wir eine übergroße Freude empfänden. Aber dieser Tag wird ganz sicher niemals kommen - der Volksmund verwendet diese Formel lediglich zur Verstärkung einer Aussage, die unmöglich wahr werden wird. Ähnliche Begriffe sind auch »ad calendas græcas« oder »am Sankt-Nimmerleins-Tag«.

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte...behaupten wir schadenfroh, wenn jemand aus dem Streit anderer einen Nutzen zieht.
Dieses Sprichwort birgt die Erkenntnis, daß eine dritte Person durchaus eine geschlossene Paarbindung (zer-)stören kann. Oft genug ist jener Dritte der Anwalt, der sich an einem eigentlich unnötigen Streit dumm und dämlich verdient.
Schon der Schriftsteller und Pädagoge Christian Felix Weiße (1726-1804) schrieb 1771 in seinen »Komischen Opern« (I, 194): »Aber zwischen euch, euch Zwein, mische sich kein Dritter ein.«

Wenn's dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis...spielt mahnend darauf an, daß jemand, dem es gerade zu gut geht oder der von sich und seinem vermeintlichen Können zu sehr eingenommen ist, leicht übermütig wird. Auch Esel gelten häufig als störrisch, eigensinnig und stur - läßt man ihnen zu viel Freiheit, könnten sie gelegentlich den Sinn für die Realität verlieren und sich völlig unnötig in Gefahr begeben.

Wer A sagt, muß auch B sagenWas man angefangen hat, muß man zuendebringen. Es gibt mal wieder zwei verschiedene Erklärungen: Sagt man das Alphabet auf, folgt unweigerlich auf das A das B. Die zweite Deutung geht auf das deutsche Rechtswesen zurück. Erhob ein Beklagter Gegenklage, mußte der Kläger sich dazu äußern. Das nannte man »besagen«. Wer also A wie anklagt, muß auch B wie besagen.

Wer andern eine Grube gräbt...fällt selbst hinein: Jede schlechte Tat zieht wie selbstverständlich eine Strafe nach sich. Man könnte es auch ganz anders sagen: »Aus der Anlage einer artifiziellen geologischen Absenkung signifikanten Volumens resultiert ein gravitationsbedingter Transfer in deren Inneres...«
Spaß beiseite - eigentlich soll der Spruch angeblich von einer von Forschern entdeckten Inschrift eines jüdischen Grabes auf der Schwäbischen Alb über einen verstorbenen Totengräber kommen. Er gilt heute als Ausdruck von Schadenfreude - solche Pietätlosigkeit hätten sich die frommen Hinterbliebenen früher jedoch niemals erlaubt. Sie wollten vielmehr den ehrenvollen Dienst des teuren Verblichenen mit einem Bibelwort aus dem Alten Testament würdigen: »Et qui foveam fodit in illam decidet et qui statuit lapidem proximo offendet in eo et qui laqueum alio peribit in illo«. - »Wer eine Grube grebt der fellt selbs drein. Wer einem andern stellet, der fehet sich selbs«., heißt es in Sirach 27.29 und: »Ecce parturit iniquitatem et concepto dolore peperit mendacium lacum aperuit et effodit eum et incidet in interitum quem operatus est«. - »Sihe, der hat Böses im sinn mit Vnglück ist er schwanger. Er wird aber einen Feil geberen. Er hat eine Gruben gegraben vnd ausgefürt. Vnd ist in die Gruben gefallen die er gemacht hat«. in Psalm 7.15f. Er gibt den Glauben an den gerechten Gott wieder: Der Übeltäter wird bestraft, der Wohltäter kann wie der treue Totengräber mit himmlischer Belohnung rechnen.

Wer bewacht die Wächter?In Zeiten stetig zunehmender Datensammelwut von Stasi 2.0 stellt sich diese Frage immer öfter. Der ursprüngliche Spruch »Quis custodiet ipsos custodes« stammt aus Decimus Iunius Iuvenalis (58-140) »Satiræ« (VI, 347f), in denen ein eifersüchtiger Ehemann seine Frau durch einen Sklaven bewachen läßt.

Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert...sagt der Volksmund und hat völlig recht dabei: Wer sich über kleinere Beträge nicht freuen mag oder achtlos mit ihnen umgeht, wird es nicht zu Wohlstand bringen und ist einen größeren Betrag nicht wert. Wir bücken uns nach einem Pfennig - oder mittlerweile Cent -, nicht wegen seiner doch eher geringen Kaufkraft, sondern weil es einfach tugendsam ist. Tun wir es nicht, soll dies Armut und Unglück bringen. Der Pfennig, Pfenning oder Penning leitet sich möglicherweise von »Pfand« ab, oder auch vom lateinischen »pannus« für ein Stück Tuch oder Lappen, das einst als begehrte Tauschware zu einer Art Geldersatz wurde. Die ersten Pfennige wurden schon im 9. Jahrhundert unter Kaiser Karl dem Großen aus Silber geprägt und besaßen eine recht hohe Kaufkraft: Für einen Pfennig, die deutsche Münze, die am längsten Bestand hatte, bekam man 2 Hühner oder 15 Brote, ein Schwein kostete 6 - 12 Pfennige, ein Ochse um die 60. Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts war der silberne Pfennig als einzige Münzsorte im Umlauf - Taler, Groschen oder andere Werte gab es damals noch nicht. Größere Zahlungen verlangten natürlich auch eine große Menge Pfennige, die dann nicht mehr gezählt, sondern einfach gewogen wurden. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts sank der Pfennig jedoch zur Kupfermünze herab und verlor damit weitestgehend seinen Wert.

Wer den Schaden hat...braucht für den Spott nicht zu sorgen: Wem ein Nachteil an Vermögen, Körper, Geist oder dergleichen zugefügt wurde, derjenige steht keineswegs vor der Erfordernis, sich um die Belächlung des genannten Nachteils durch seine Zeitgenossen besorgt zu machen.

Wer einmal aus dem Blechnapf fraß...wird dies immer wieder tun, behaupten wir über jemanden, der schon einmal im Gefängnis saß. Tatsächlich ist die Rückfallquote relativ hoch, wer einmal eine gewisse Hemmschwelle überwunden hat, neigt eher zu erneuten Straftaten, als ein unbescholtener Bürger. Der Blechnapf steht hier für die Entbehrungen und Erniedrigungen in Zuchthäusern. Symbolträchtig wurde er vor allem durch den Roman »Wer einmal aus dem Blechnapf frißt« von Hans Fallada (1893-1947) aus dem Jahre 1934, in dem er seine Erfahrungen im Gefängnis von Neumünster verarbeitet hatte.

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht...auch wenn er dann die Wahrheit spricht. Wer sich einmal bewußt so unpräzis ausdrückt, daß der Sinn seiner Worte mit der Antithese der Realität übereinstimmt, wird in Zukunft vergeblich versuchen, Informationen weiterzugeben, auch wenn er darauf achtet, die Kongruenz seiner Worte mit der Realität zu wahren.
Nimmt es jemand nicht ganz so genau mit der Wahrheit, bekommt er diese Redensart zu hören, die bereits auf Æsops (um 600 a.C.) Fabel »Der Hirtenjunge und der Wolf« zurückgeht:

Es war einmal ein Hirtenjunge, der jeden Tag die Schafe hütete. Jeden Morgen holte er die Tiere von ihren Besitzern ab und trieb sie in die Berge, wo die Schafe grasen sollten. Am Abend brachte er sie gewissenhaft zurück ins Dorf.
Doch manchmal langweilte sich der Junge, sah er doch den ganzen Tag nur Schafe. So wollte er sich einmal einen Spaß erlauben und rief: »Der Wolf! Der Wolf! Der Wolf will sich ein Schaf holen!«
Da kamen alle Leute mit ihren Mistgabeln und Dreschflegeln aus dem Dorf gelaufen, um den Wolf zu verjagen - doch da war kein Wolf!
Der Hirtenjunge lachte Tränen über die verdutzten Gesichter der Bauern. Dem Jungen gefiel der Spaß so gut, daß er ihn nach einigen Tagen wiederholte. Und wieder rief er: »Der Wolf! Der Wolf will sich ein Schaf holen!« Und wieder kamen alle Bewohner des Dorfes angerannt, um den Wolf zu verscheuchen, doch es war kein Wolf zu sehen.
Eines Herbstabends, als sich der Hirtenjunge mit den Schafen auf den Heimweg machen wollte, kam wirklich ein Wolf. Der Bursche schrie voller Angst: »Der Wolf! Der Wolf will eines der Schafe holen!« Doch diesmal kam nicht ein einziger Bauer.
Und so trieb der Wolf die Schafe in die Berge und fraß sie alle auf...

Wer gar zuviel bedenkt, wird wenig leisten...fordern wir gelegentlich jemanden auf, notwendige Arbeiten oder Entscheidungen nicht durch allzulanges Überlegen unnötig hinauszuzögern. Mit diesen Worten aus Johann Christoph Friedrich von Schillers (1759-1805) »Wilhelm Tell« (III,1) begegnet der Protagonist seiner Frau Hedwig, die ihm vorhält, bei einer riskanten Rettungsaktion sein Leben eingesetzt zu haben, ohne an die eigene Familie zu denken:

 Tell: »Wer gar zuviel bedenkt, wird wenig leisten«.
 Hedwig: »Ja, du bist gut und hilfreich, dienest allen,
  Und wenn du selbst in Not kommst, hilft dir keiner«.
 Tell: »Verhüt es Gott, daß ich nicht Hülfe brauche«...

Wer gut schmeert, der gut fährtDie Redensart geht auf die früher hölzernen Wagenachsen zurück: Im Mittelalter hing unter jedem Fuhrwerk ein Pecheimer, um diese Achsen regelmäßig schmieren zu können. Zu jedem Fuhrlohn mußte damals auch ein »Schmiergeld« gezahlt werden.

Wer hat, dem wird gegeben...sagen wir über jemanden, der schon genug besitzt und dennoch immer mehr dazubekommt.
Im Neuen Testament, Matthäus 13:12 sagt Jesus zu seinen Jüngern: »Enim habet dabitur ei et abundabit qui autem non habet et quod habet auferetur ab eo«. - »Denn wer da hat, dem wird gegeben, das er die fuelle habe, Wer aber nicht hat, Von dem wird auch genomen, das er hat«. Im Gleichnis von einem Herrn, der seinen drei Knechten Geld zum Wirtschaften gibt, während er selbst auf Reisen ist, werden zwei der Knechte zusätzlich zu ihrem Gewinn belohnt - der erfolglose Knecht mußte auch noch das Startkapital zurückgeben.

Wer im Glashaus sitzt...sollte nicht mit Steinen werfen: Wer in einem Haus mit »Wänden« aus Glas sitzt und auf andere außerhalb mit Steinen wirft, sollte sich nicht wundern, wenn er schließlich selbst im Freien steht. In einer heiklen Situation sollte man nichts Unüberlegtes tun, durch sein Handeln die Situation nicht noch verschlimmern, niemandem schlechte Eigenschaften oder Fehler vorwerfen, die man selbst hat. Anders ausgedrückt: Populanten fragiler Domizile mit transparenter Exostruktur sollten sich von der Translation von gegen Deformierung resistenter Materie distanzieren.

Wer keine Arbeit hat, der macht sich welcheStatt uns zu freuen, alles erledigt zu haben und unsere wohlverdiente Freizeit zu genießen, sind wir scheinbar auf alle Zeit verdammt, immer und immerwieder irgendwas ver(schlimm)bessern zu müssen. Dieser Spruch gilt leider nur begrenzt für Millionen Arbeitslose - umsomehr allerdings für ein kolossales Beamtenheer. Während so manch richtiger Beruf dank der Segnungen moderner Technik inzwischen längst ausgestorben oder zumindest in der Bedeutungslosigkeit versunken ist, feiern ganze Heerscharen von Bürokraten fröhliche Urständ: Noch zu Zeiten der Bibel genügten gerademal 10 Gebote auf zwei Steintafeln (»Du sollst nicht...«), die Moses laut Altem Testament (Exodus 20) auf dem Berg Sinai empfing, um nahezu alles zu regeln, was es im Leben so zu regeln gibt. Seither sind gigantische Bibliotheken voller diametraler Bestimmungen, Normen, Gesetze, Regeln und Verordnungen erfunden worden und niemand würde ernsthaft behaupten, wenigstens die wichtigsten davon im eigenen Fachgebiet und nach jeweils gerade herrschender Ideologie auch nur ansatzweise zu beherrschen. Oder wie es der elsässische Arzt und Theologe Albert Schweitzer (1875-1965) einst ausdrückte: »Worüber ich mich immer wieder wundere, ist dies: Es gibt auf der Welt über dreißig Millionen Gesetze, um die zehn Gebote durchzuführen«. Papierberge, die erstmal ersonnen, formuliert, beschlossen, gedruckt, kommentiert, ausgelegt, geändert, wieder völlig anders ausgelegt und schließlich »mit eiserner Hand« durchgesetzt werden »müssen«. Das sichert und schafft natürlich aus schier unversiegbaren Steuerquellen massenhaft bestbezahlte Arbeit, sodaß böse Zungen durchaus nachvollziehbar behaupten, eines nicht allzufernen Tages müßten wir ausschließlich alle Beamte werden, um mit diesem gewaltigen Schneeballsystem sich end- und sinnlos aufeinander auftürmender Verwaltung überhaupt noch halbwegs fertigwerden zu können...

Wer nämlich mit h schreibt, ist dämlich...hieß es einst locker-flockig im Deutschunterricht und daran hat selbst die multimilliardenteure »Noie Rächtschraipunk« nichts ändern können. Das Adjektiv kommt nämlich nicht von »nehmen«, sondern vom alten »namelich« - heutzutage eher »namentlich, mit ›Namen‹ genannt«.

Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essenHier zitiert Paulus in seinem 2. Brief an die Thessalonicher (3.10) die alte Formel, wonach Faulenzer keine Unterstützung erhalten sollen: »Nam et cum essemus apud vos hoc denuntiabamus vobis quoniam si quis non vult operari nec manducet«. - »Vnd da wir bey euch waren, geboten wir euch solchs, das, so jemand nicht wil erbeiten, der sol auch nicht essen«.

Wer nicht für mich ist, ist gegen mich...finden wir in der Bibel: »Qui non est mecum contra me est et qui non congregat mecum spargit« - »Wer nicht mit mir ist, Der ist wider mich, Vnd wer nicht mit mir samlet, Der verstrewet«. (Matthäus 12.30)

Wer nicht hören will, muß fühlen...hat wohl jeder von uns in seiner Kindheit ein ums andere Mal zu hören bekommen. Ihre Wirkung als probates Mittel in der Erziehung dürfte diese Ansage selten verfehlt haben - allemal, wenn die Eltern dem Übertretungsfall auch Sanktionen folgen ließen. Die Erkenntnis: Wer die akustische Rezeption nicht akzeptiert, für den ist es obligatorisch, emotional zu rezipieren. Nichts im Leben bleibt folgenlos, wer nicht auf gutgemeinte Ratschläge hören will, muß die Konsequenzen tragen. Daran merkt jeder, ob er etwas richtig gemacht hat oder nicht. Wer trotz Warnung an die heiße Herdplatte faßt, wird sich nunmal die Finger verbrennen. Der Ursprung dieses Sprichworts liegt im Alten Testament: »Qui autem verba eius quæ loquetur in nomine meo audire noluerit ego ultor existam« - »Vnd wer meine wort nicht hören wird, die er in meinem Namen reden wird, von dem wil ichs foddern« (Deuteronomium 18.19).

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt...sagt der Volksmund - auch in der Form »Frisch gewagt ist halb gewonnen« - um auszudrücken, daß man für die erfolgreiche Durchführung und Vollendung eines Projekts immer auch eine gewisse Risikobereitschaft und einigen Wagemut braucht. Wer nicht bereit ist etwas zu riskieren, hat keine Aussicht auf einen Gewinn, nur wer sich etwas traut und ein Wagnis eingeht, hat überhaupt Aussicht auf Erfolg.
Das Sprichwort findet sich bereits in den »Legenden von Rübezahl« von Johann Karl August Musäus (1735-87) mit den Worten: »'Wohl', sprach ich, 'seid Ihr ein zünftiger Meister in irgend einer Münzstadt, so mag's drum sein; aber münzt Ihr auf Eure eigne Rechnung, so ist's halsbrechende Arbeit, die mit dem Galgen lohnt, dann scheide ich davon.' 'Wer nicht wagt, der nicht gewinnt', sprach er, 'und wer bei der Schüssel sitzt und nicht zulangt, der mag darben.'«
Röhrich zitiert Hans Sachs (1494-1576): »Wagen gewinnt und wagen verheust« (verliert).

Wer nicht wagt, gewinnt...sagt eine Lebensweisheit, die ausdrückt, daß man es nicht übertreiben soll. Wer zuviel will, kann auch viel verlieren - auch wenn ohne eine gewisse Risikobereitschaft kaum Aussicht auf einen Gewinn besteht, macht - wie so oft im Leben - die Dosis das Gift. Manchmal ist weniger halt mehr.

Wer nichts erheirat' oder erbt, bleibt ein armer Teufel, bis er sterbt...mutmaßten schon unsere Altvorderen, als sie dieses Sprichwort prägten. Durch ehrliche Arbeit ist noch niemand reich geworden. Andererseits: Was man durch Heirat oder Erbschaft gewinnt, braucht man nicht im Schweiße seines Angesichts zu verdienen. Daß das Problem sich angesichts Massenarbeitslosigkeit und stetig sinkender Löhne eher noch verschärfen wird, hat mancher längst geahnt. Die Vermögenskonzentration ist also im tieferen Sinne eigentlich biologisch angelegt.

Wer nichts wird, wird WirtWer da nichts wird, wird Bahnhofswirt.
Wer gar nichts wird, wird Landwirt.
Wer das nicht schnallt, wird Rechtsanwalt.
Wem das selbst nicht gelungen, macht in Versicherungen.
Kann ihn gebrauchen keiner, dann wird er eben Schreiner.
Ist ihm der Beruf zu schwer, wird er eben Ingenieur.
Und ist er noch viel dümmer - der Fiskus nimmt ihn immer...

Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten SteinEin tobender Mob will eine Frau, der Ehebruch vorgeworfen wird, steinigen. Ob so dem Gebot Mose Genüge getan werden müsse, wird Jesus gefragt und sagt den entscheidenden Satz: »Eis qui sine peccato est vestrum primus in illam lapidem mittat« - »Wer vnter euch on sunde ist. der werffe den ersten stein auff sie«. (Johannes 8.7) Jesus vergibt am Ende der Frau. Diese Mahnung gegen Heuchelei ist eine der umstrittensten Überlieferungen im Neuen Testament, wichtige Handschriften enthalten sie erst gar nicht - offenbar haben hier fromme Kleriker angesichts von soviel Toleranz zur Schere gegriffen...

Wer rastet, der rostet...fordert der Volksmund uns auf, zur Tat zu schreiten: Wer sich nicht bewegt, wird mit der Zeit unbeweglich, lautet - verstärkt durch die nahezu gleichlautenden Wörter »rasten« und »rosten« - die klare Anweisung für unsere Lebensführung. Symbolisiert durch den Pflug, der einzig durch den stetigen Gebrauch scharf- und blankgeschliffen wurde, erfahren wir, daß ein Mensch, der Körper und Geist nicht genügend fordert, »einrostet«, verkümmert. Schon der italienische Maler, Bildhauer und Universalgelehrte Leonardo da Vinci (1452-1519) wußte dereinst: »So wie das Eisen außer Gebrauch rostet und das stillstehende Wasser verdirbt oder bei Kälte gefriert, so verkommt der Geist ohne Übung«.

Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen...weiß der Volksmund über Leute zu berichten, die sich allzuviel zutrauen. Der erste Nachweis dieses Sprichworts findet sich im »Complementier-Büchlein« von 1647: »Macht euch doch frey grün, dasz euch die Ziegen abfressen« (№. 68). Auch Johann Wolfgang von Goethe (1766-1832) verwendet den Spruch in seinem Gedicht »Ein Meister einer ländlichen Schule«:

 »Da er nun seine Straße ging,
  Dacht' er: »Ich machte mich zu gering:
  Will mich aber nicht weiter schmiegen;
  Denn wer sich grün macht, den fressen die Ziegen«...

Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin umDiese Weisheit stammt mal wieder aus der Bibel. Eigentlich heißt es in Sirach 3.27 wörtlich: »Cor durum male habebit in novissimo et qui amat periculum in illo peribit«. Oder nach Luther auf gut Deutsch: »Denn wer sich gern in Fahr gibt, der verdirbt drinne«.

Wer sich nicht selbst befiehlt, bleibt immer Knecht...geben wir gelegentlich Menschen mit auf den Weg, die wir mit sanfter Gewalt dazu anhalten wollen, etwas für sich selbst zu tun, das einmal sehr wichtig für deren Leben sein wird. Diese Lebensweisheit geht auf Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) »Zahme Xenien« zurück:

 »Wer mit dem Leben spielt,
  kommt nie zurecht.
  Wer sich nicht selbst befiehlt,
  bleibt immer Knecht«.

Wer Sorgen hat, hat auch Likör...zitieren wir in geselliger Runde oft und gern den Urvater des Comics Heinrich Christian Wilhelm Busch (1832-1908). Seine »Fromme Helene« (1872) kann im 16. Kapitel der Versuchung nicht widerstehen, ihre Sorgen im Alkohol zu ertränken:

 »Es ist ein Brauch von alters her:
  Wer Sorgen hat, hat auch Likör!
  »Nein!« - ruft Helene - »Aber nun
  Will ich's auch ganz - und ganz - und ganz -
  und ganz gewiß nicht wieder tun!«
  Sie kniet von ferne fromm und frisch.
  Die Flasche stehet auf dem Tisch.
  Es läßt sich knien auch ohne Pult.
  Die Flasche wartet mit Geduld.
  Man liest nicht gerne weit vom Licht.
  Die Flasche glänzt und rührt sich nicht.
  Oft liest man mehr als wie genug.
  Die Flasche ist kein Liederbuch.
  Gefährlich ist des Freundes Nähe.
  O Lene, Lene! Wehe, wehe!
  O sieh! - Im sel'gen Nachtgewande
  Erscheint die jüngstverstor'ne Tante.
  Mit geisterhaftem Schmerzgetöne -
  »Helene!« - ruft sie - »Oh, Helene!!!«
  Umsonst! - Es fällt die Lampe um,
  Gefüllt mit dem Petroleum.
  Und hilflos und mit Angstgewimmer
  Verkohlt dies fromme Frauenzimmer.
  Hier sieht man ihre Trümmer rauchen,
  Der Rest ist nicht mehr zu gebrauchen«...

Wer Wind sät, wird Sturm ernten...wer Schlechtes tut, dem wird man das vielfach heimzahlen, erklärt uns schon der Prophet Hosea aus dem Alten Testament der Bibel - Gottes Zorn richtet sich gegen die Israeliten, die ein goldenes Kalb anbeten: »Quia ventum seminabunt et turbinem metent culmus stans non est in eis germen non faciet farinam quod si et fecerit alieni comedent eam« - »Denn sie seen Wind vnd werden Vngewitter einerndten. Jr Saat sol nicht auffkomen vnd jr Gewechs kein mehl geben. Vnd obs geben würde, sollens doch Frembde fressen«. (Hosea 8.7)

Wer wird denn gleich in die Luft gehen?In den 1960er Jahren, bis zum Verbot der Zigarettenreklame, war das »HB-Männchen« Protagonist zahlreicher kurzer Werbefilmchen. Der Zeichentrickfigur »Bruno« - einem Choleriker, wie er im sprichwörtlichen Buche steht, passierten immer wieder die unglaublichsten Mißgeschicke - und schließlich ging sie jedesmal aufs Neue vor Wut in die Luft. Die Botschaft des »Haus Bergmann« hinter »Wer wird denn gleich in die Luft gehen?«: Erstmal eine »HB« rauchen - das entspannt, danach geht alles wie von selbst...

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben...wer zu früh kommt, den bestraft die Frau.
Der erste Teil dieses Sinnspruches wird immer wieder gern dem früheren sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Sergejewitsch Gorbatschow (*1931) in den Mund gelegt - er hat das so allerdings nie gesagt. Im russischen Original erklärte er am 6. Oktober 1989 vor einer Menschenmenge in Ost-Berlin: »Трудности подстерегают тех, кто не реагирует на жизнь« - oder bei wörtlicher Übersetzung: »Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren«.
Der zweite Teil muß indes wohl nicht näher erläutert werden...

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst...beschweren wir uns lautstark, wenn sich jemand vordrängeln will und meinen: »Chronologisch primäre Ankunft bei einer Verarbeitungsanlage für cereale Agrarprodukte impliziert das primäre Recht zu deren Transformation«. Schon in Eike von Repgows (um 1180-1233) »Sachsenspiegel«, dem ältesten deutschen Rechtsbuch aus der Zeit um 1220, war dieser Grundsatz unter II. A59 § 4 festgehalten: »Wer ouch erst zu der mulen kumt, der sal erst malen«. Wahrscheinlich bezog sich dies auf mittelalterliche Lohnmühlen: Wer sein Getreide zuerst dort abgab, hatte den Anspruch, daß es auch zuerst gemahlen wurde, bei Herrenmühlen wurde der jeweilige Besitzer bevorzugt.

Wer zuletzt lacht, lacht am besten...oder hat die längste Leitung. Die Freude ist natürlich immer dann am größten, wenn man über jemanden lachen kann, von dem man zuvor selbst ausgelacht wurde. Schon unsere Vorfahren wußten, daß man sich sprichwörtlich niemals zu früh freuen sollte. Zwischenerfolge zählen nämlich nicht - allein wer letzten Endes vorne liegt, gewinnt. Schließlich hat, wer eine Schlacht gewinnt, noch längst nicht den Krieg gewonnen.

Wer's glaubt, wird seligWas wir heute ironisch sagen, wenn wir etwas partout nicht glauben wollen, stand in der Bibel: Im Markusevangelium (16.16) sagt der auferstandene Jesus zu seinen Jüngern: »Qui crediderit et baptizatus fuerit salvus erit qui vero non crediderit condemnabitur« - »Wer da gleubet vnd getaufft wird, Der wird selig werden. Wer aber nicht gleubet, Der wird verdampt werden«. Übrigens hat »selig« nichts mit der »Seele« zu tun, sondern kommt vom mhdt. »sælic« (glücklich).

WermutstropfenEin Wermutstropfen (im Becher der Freude), im Sinne von »die Freude etwas trüben« bezieht sich nicht auf den Wermutwein, sondern vielmehr auf den Wermutsaft, der aus dem Heilkraut Artemisia absynthium, einer Beifußart, zu Heilzwecken gewonnen wird. Ein einziger Tropfen davon genügt, um jede Flüssigkeit in ein bitteres Gesöff zu verwandeln.

WerwolfDer »Lykanthrop« oder »Werwolf« (altgerm. »wer«, lat. »vir« - Mann, ahdt. auch »Mannwolf«), ist in Mythologie, Sage und Dichtung ein blutdürstiger Mensch, der sich nachts bei Vollmond in einen Wolf verwandeln kann. Ältestes Zeugnis ist das Gilgamesch-Epos, in dem die Göttin Ishtar einen Schäfer in einen Wolf verwandelt. Aus der griechischen Literatur ist »Lykaon« bekannt, der von Zeus in einen Wolf verwandelt wurde. Der Ursprung der Werwolf-Sagen ist wohl in kultischen Festen der Skythen zu suchen, bei deren Feierlichkeiten man sich mit einem wolfsgestaltigen Gott vereinte, indem man sich mit einem Wolfsfell bekleidete. Herodot berichtet: »...die Skythen und die im Skythenland wohnenden Hellenen behaupten, jährlich einmal verwandle sich jeder der Neuren für wenige Tage in einen Wolf und trete dann wieder in den menschlichen Zustand zurück«.

Wes' Brot ich eß, des Lied ich singIm Mittelalter gab es an jedem Königshof einen Hofnarren, der seine Späße trieb mit den Ministern und Kurtisanen, und dem es als einzigem auch erlaubt war, sich über den König lustig zu machen, ihm einen Spiegel vorzuhalten und seine Schwächen bloßzustellen. Seine Kunst lag darin, sich bis zu jener unausgesprochenen Grenze vorzutasten, an der das durchaus recht kritische »Auf die Schippe nehmen« des Königs in Majestätsbeleidigung umschlug und ihn den Kopf kosten konnte. Wechselte dieser Hofnarr nun seinen Herrn, wechselte selbstverständlich auch seine Meinung - er lobte oder verspottete nunmehr einen anderen »Brötchengeber«.
Bereits in den mittellateinischen Schriften von Egbert von Lüttich, die in den Jahren 1022 bis 1044 entstanden, findet sich die lateinische Entsprechung »cuius enim panem manduco, carmina canto«.

Wes' das Herz voll ist, geht der Mund überIm Neuen Testament, Matthäus 12.34, sagt Jesus: »Progenies viperarum quomodo potestis bona loqui cum sitis mali ex abundantia enim cordis os loquitur«. - »Jr Ottern gezichte, wie kund jr gutes reden, die weil jr boese seid? Wes das Hertz vol ist, des gehet der Mund vber«.

Wes' Geistes Kind...jemand ist, zeigt sich, wenn er durch seine Äußerungen seine Geisteshaltung offenbart, wir herausfinden, wie er denkt, was für eine Gesinnung er hat. Die heute meist abwertend gebrauchte Wendung geht auf das Neue Testament der Bibel zurück: Als Jesus auf dem Weg nach Jerusalem in einem Dorf der Samariter keine Herberge erhält, schlagen seine Jünger Jakobus und Johannes vor, den Leuten mit Feuer vom Himmel zu drohen. »Jhesus aber wandte sich vnd bedrawet sie vnd sprach: ›Wisset jr nicht, welches Geistes kinder jr seid?‹« (Lukas 9:55) Er sei nicht gekommen, das Leben der Menschen zu vernichten, sondern zu erhalten. Also ziehen sie weiter.

WetterfroschIn früheren Zeiten glaubte man, anhand des Verhaltens von Laubfröschen das Wetter vorhersagen zu können: Ist es warm, klettern die kleinen Hüpfer an den Pflanzen hoch, um Insekten zu jagen, die bei schönern Wetter höher fliegen. Also sperrte man einen Frosch in ein Glas mit einer Leiter. Kletterte der Frosch die Leiter hoch, sollte - so hoffte man wenigstens - das Wetter besser werden.

WetterhahnDer Hahn als altes christliches Symbol hat entsprechend viele Bedeutungen: Er erinnert an die Verleugnung Christi durch Petrus, gilt aber zugleich auch als Symbol für Jesus selbst, denn er kündigt durch sein Krähen als erster das Licht des Morgens an. Darüber hinaus ist er Zeichen der Wachsamkeit und Fürsorge. Daß er nicht starr auf dem Turm thront, hat sowohl praktische als auch symbolische Gründe: Er symbolisiert zum einen den Aufruf zur Buße in jede Richtung, zum anderen dreht er sich schlicht, um nicht bei starkem Wind beschädigt zu werden.

Wider den Stachel löckenDer Ausspruch stammt vom Ochsentreiben: Der Stachel war der Stock des Ochsentreibers und »löcken« (von althochdeutsch laikan = hüpfen, tanzen) ist ein veraltetes Wort für »ausschlagen«. Schon in der Bibel heißt es bei der Bekehrung des Saulus: »Qui dixit: Quis es, Domine? Et ille: Ego sum Iesus, quem tu persequeris!«. Martin Luther übersetzte zunächst auf gut deutsch: »Er aber sprach, Herr, wer bistu? Der Herr sprach, Jch bin Jhesus, den du verfolgest. Es wird dir schweer werden wider den Stachel lecken«. (Apostelgeschichte 9.5; 26.14) und korrigierte sich später selbst - in weiteren Bibelausgaben hieß es dann »wider den Stachel löcken«.

Wie angegossen...paßt uns manche Kleidung: Der Vergleich kam im 18. Jahrhundert aus der Gießerei, wo sich die Gußmasse perfekt der Form anpaßt.

Wie auf glühenden Kohlen sitzen...wir, wenn wir ungeduldig auf etwas Wichtiges warten oder aufgehalten werden, wenn wir es eilig haben: Die Wendung aus dem 17. Jahrhundert bezieht sich wohl auf eine probate mittelalterliche Foltermethode - das Stehen oder Sitzen auf einem Rost, unter dem glühenden Kohlen lagen. Solche »Feuerproben« wurden oft angewendet, wo der menschliche Verstand der Richter die Schuld oder Unschuld des Angeklagten nicht festzustellen vermochte. Die richtige Entscheidung glaubte man durch ein untrügliches und unanfechtbares Gottesurteil zu erlangen, denn, wie es in einem Buch aus dem Jahre 1639 heißt: »Auff heißen Kohlen ist bös sitzen«.
Eine andere Deutung: Das aufgeschichtete Holz des Kohlenmeilers durfte nicht verbrennen, sondern nur verkohlen. In der kritischen Phase »saß« der Köhler also quasi auf den heißen Kohlen.

Wie aus dem Ei gepellt...ist jemand sehr sorgfältig gekleidet, schmuck anzuschauen, hat sich besonders herausgeputzt. Der umgangssprachliche Vergleich meint, daß jemand nicht in der mehr oder weniger abgenutzten Alltagskleidung auftritt, sondern sich zu einem besonderen Anlaß neu eingekleidet hat. Schon der sprachgewaltige Prediger Abraham a Sancta Clara (1644-1709) schrieb er in einem seiner Traktate: »Sie sehen aus, als wenns erst neulich aus einem Ey wären geschählet worden.«

Wie bei den Hottentotten...geht es manchmal bei einer ausgelassenen Feier zu. Der Begriff, der ausdrückt, daß keinerlei Ordnung erkennbar ist, wurde im 17. Jahrhundert von holländischen Seefahrern geprägt, die sich in Deutsch-Südwestafrika über die »Khoisan« sprechenden Ureinwohner wunderten. Diese Sprache ist von zahlreichen Klick- und Schnalzlauten durchsetzt, die die Buren als Gestotter empfanden und lautmalerisch denn auch als »Stotterer« (Afrikaans »hottentots«) bezeichneten.

Wie bei Hempels unterm SofaWenn plötzlich und unerwartet Besuch kommt, der sich gleich ins Wohnzimmer drängelt, bleibt einem manchmal keine Alternative, als heimlich, still und leise die rumliegenden Sachen hurtig unter's Sofa zu befördern: Angeblich tanzte um die Jahrhundertwende in einer südwestdeutschen Landeshauptstadt, die für ihre »Kehrwoche« berühmt-berüchtigt ist, ein Schausteller namens Hempel aus der Reihe, der regelmäßig Müll und andere Abfälle unter seinen Wohnwagen anstatt in die vorgesehenen Behälter fegte. Unter dem hohen Zirkuswagen, in dem die Familie wohnte, lag also der Müll de facto »bei Hempels unterm Sofa«.
Eine nette Geschichte - Ursprung der Redensart ist sie indes nicht. Im 16. Jahrhundert hieß das bekannte Kinderspielzeug noch »Hempelmann« und stellte einen Gaukler oder Dummkopf dar und schon Martin Luther (1483-1546) schimpfte über einen »groben oder ungelehrten Hampel«, der Hampel oder Hempel war also einst ein recht schlichter, dummer Mensch - ein Einfaltspinsel halt...

Wie Bräsicke...sitzt jemand da, der es sich so richtig gemütlich macht und sich einfach nur pudelwohl fühlt. Oft negativ verwendet, als ob der Angesprochene sich nur faul und fett herumlümmele, beklagt sich laut »Brandenburg-Berlinischem Wörterbuch« eine Gastwirtsfrau, daß sie in der Küche schwitzen müsse, während der Gatte »vorn bräsicke bei die Gäste« sitze. Die Entstehung des Spruches wird um 1930 vermutet, es bleibt aber unklar, ob er sich auf einen »realen« Bräsicke bezieht.

Wie das Leiden Christi...sieht oft umgangssprachlich jemand aus, der einen auffallend elenden, kranken oder hinfälligen Eindruck macht. Alte Kruzifixe und Passionsdarstellungen von Jesus Christus veranschaulichen den Leidensweg des Heilsbringers und seinen Tod oft in sehr drastischer Weise.

Wie den eigenen Augapfel hüten...wir etwas, das uns ganz besonders wichtig ist, so wertvoll und unwiederbringlich wie nur unser Augenlicht. Die Bibel schildert die Macht des Herrn, und wie er sich seines Volkes annahm: »Invenit eum in terra deserta in loco horroris et vastæ solitudinis circumduxit eum et docuit et custodivit quasi pupillam oculi sui« - »Er fand jn in der wüsten in der dürren Einöde da es heulet. Er füret jn vnd gab jm das Gesetz. Er behütet jn wie sein Augapffel«. heißt es über Jakob in Deuteronomium 32:10. Gott kümmert sich um seine Geschöpfe und schützt sie, wie den verletzlichsten Teil seiner selbst. Auch in Psalm 17:8 lesen wir: »Custodi me ut pupillam oculi,sub umbra alarum tuarum protege me« -»Behüte mich wie einen Augapffel im auge. Beschirme mich vnter dem schatten deiner Flügel«. Eine andere Wurzel findet sich bei dem lateinischen Lyriker Gaius Valerius Catullus (um 84-54 a.C): »mehr als seine Augen lieben«.

Wie der Herre, so 's Gescherre...sagt der Volksmund, um das Verhältnis zwischen Chef und Untergebenen zu charakterisieren und meint damit ursprünglich das »Geschirr« (von mittelhochdeutsch »geschirre«, mitteldeutsch »Gescherre«) - den Hausrat, zu dem einst auch das niedere Personal gezählt wurde. Vielleicht meinte man auch einfach nur das Werkzeug eines Handwerkers oder des Kochs. In Österreich gibt es außerdem auch das Pejorativum »G'scherte« für das gemeine Landvolk, das fälschlich von »Geschorene« abgeleitet und auf die Kurzhaarschur der Leibeigenen bezogen wurde.
Darüber hinaus kennt man auch die ledernen Zugvorrichtungen für Pferde oder Ochsen, die darin abhängig von den Wünschen und Signalen des Herren waren, der die Zügel fest in der Hand hielt. Übertragen auf Untergebene oder Abhängige, die sich schlecht benahmen, nahm man gleichsam den Herrn dafür in die Pflicht.
Nach einer anderen Deutung meint man Gesinde, Knechte und Dienstleute, die der Gutsherr auf seinem Hof »um sich schart« - wenn also der Dienstherr nix taugt, steht es auch um dessen Personal oft nicht viel besser.

Wie der Ochs vorm Scheunentor...steht jemand da, der ratlos ist, völlig perplex oder so schwer von Begriff, daß er einfach nicht weiß, wie er reagieren soll: Ein Ochse, der - ein offenes Tor gewohnt - dieses plötzlich geschlossen vorfindet, verfügt sicher nicht über die kognitiven Fähigkeiten, mit dieser für ihn neuen Situation adäquat umzugehen. Beliebte Varianten dieser Wendung sind auch »Wie der Ochs vorm Berg« oder »...wenn's donnert«.

Wie der Teufel hinter der armen Seele...sind wir manchmal hinter etwas her, auf etwas versessen, das wir unbedingt haben wollen. Schon im um 870 entstandenen »Muspilli«, einer althochdeutschen Stabreimdichtung, kämpfen Engel und Teufel um den Besitz der Seele Verstorbener.

Wie der Tod auf Latschen...sieht umgangssprachlich jemand aus, dem es so gar nicht gutgeht, sodaß man sich schon ernsthaft Sorgen m ihn macht: Eine dürre Gestalt, kreidebleich, das Gesicht fahl und eingefallen, der ganze Mann nur Haut und Knochen, von Krankheit gezeichnet oder von einer durchzechten Nacht, sieht wirklich so aus, als würde sich »der Tod auf Latschen« schon leise anschleichen.

Wie die Alten sungen, so zwitschern schon die JungenWie sich Mitbürger in höherem Lebensalter der Vokalmusik widmen, so ahmen die Jugendlichen Vogelstimmen nach.

Wie die Axt im Walde...benimmt sich jemand, der äußerst rücksichtslos vorgeht oder ein sehr ungesittetes Verhalten an den Tag legt: Holzfäller ziehen üblicherweise mit großen Sägen und Äxten - mithin sehr urtümlichen und groben Werkzeugen - in den Wald, um Bäume zu fällen.

Wie die Faust aufs Auge...paßte ursprünglich etwas, das überhaupt nicht mit etwas anderem übereinstimmte. Sicherlich »paßt« die Faust ganz genau auf das Auge - aber sie gehört da einfach nicht hin.
Bereits im Mittelalter befand Martin Luther (1483-1546), »daß sich missa (Messe) und Opfer zusammenreimen wie Faust und Auge«; in Sebastian Francks (1499-1542) Chronik von 1531 heißt es: »Das yr kirch der (...) gantzen Bibel eben so gleich sieht, als ein Faust einem Aug«.
Durch den häufigen ironischen Gebrauch entwickelte sich im Laufe der Zeit die heute eher gebräuchliche gegenteilige Bedeutung im Sinne von »sehr gut, ganz genau passen«, die auch in Varianten wie »Das paßt wie der Arsch auf den Eimer« bekannt ist.

Wie die Henne auf dem Ei...sitzt bildlich jemand, der etwas ganz besonders Wichtiges und Wertvolles ständig beschützt und bewacht: Auch eine Henne paßt ganz besonders gut auf ihre Eier auf, sitzt unentwegt darauf und läßt niemanden heran.

Wie die Jungfrau zum Kinde...kommen wir manchmal zu etwas, ganz zufällig und irgendwie völlig unerklärlich. Die »Jungfrau« in dieser Redensart ist natürlich die biblische Gottesmutter Maria, die laut Erzengel Gabriel ihr Kind allein durch die Kraft des Heiligen Geistes empfangen habe.

Wie die Karnickel...vermehren sich redensartlich Leute, die eine zahlreiche, rasant zunehmende Nachkommenschaft haben: Die Vermehrungsrate des Kaninchens ist so enorm - ein Weibchen kann fünf bis sieben Würfe á durchschnittlich fünf bis sechs, in Ausnahmefällen bis zu neun Jungtieren p.a. austragen - daß der Volksmund diese pejorative Umschreibung für kinderreiche Familien verwendet.

Wie die Katze um den heißen Brei...schleicht jemand herum, der nicht herausrückt mit dem was er will, der zögert, sich um eine Entscheidung herumdrückt. Er redet über etwas, will etwas erreichen, vermeidet dabei aber, auf den eigentlichen Kern der Sache zu kommen, weil er sich nicht sicher ist, wie er es angehen soll.
Typisch für unsere Dachhasen ist die Vorsicht, mit der sie »um den heißen Brei schleichen« - und sie tun sie gut daran: Mit dem erstaunlichen Temperatursinn in der Nase können sie wie mit einem Thermometer Veränderungen von nur einem Grad registrieren. Wie man sich beim Essen »die Zunge zu verbrennen« kann, weiß jeder. Bei manchen Themen kann das durchaus ähnlich sein.
Schon Sebastian Brandt (um 1457-1521) schrieb: »Gat umb den bry« (Narrenschiff 55:32), Martin Luther (1483-1546) meinte: »Wie eine katze vmb den brey« (434) oder: »Wie wol er Nebenn dem brey umher schlicht« (WA VII 687.28) und: »Drumb gehet er vmbher wie die katz vmb den heissen brey« (Werke III,359,7). Auch bei Paracelsus (1493-1541) heißt es: »Wie ein Katz umb den Prey« (Paragranum 22) und bei Sebastian Franck (1499-1542): »Wann der zimmerman umb das holtz umbher geht, wie ein katz umb den heißen brey, so fallen wenig span davon« (II, 163).

Wie die Kesselflicker...fluchen, zanken, saufen oder schlagen sich Leute, die wir als besonders laut, vulgär oder exzessiv empfinden. Kesselflicker, eine Art Kupferschmiede, zogen einst als »fahrendes Volk« von Haus zu Haus, sammelten kaputte Töpfe und Pfannen ein und löteten Löcher wieder zu, dickten die Böden wieder auf oder verzinnten die Kessel neu. Allzu viele Aufträge gab es nicht, sie hatten keine feste Werkstatt, arbeiteten unter freiem Himmel und wurden so als Störenfriede angesehen und verjagt. Dagegen wehrten sie sich bisweilen mit handfesten Beschimpfungen in allen Sprachen, die oft Ungeheuerliches vermuten ließen.

Wie die Made im Speck...fühlt sich jemand, der es sich - oft auf Kosten anderer - sehr gutgehen läßt, der voll in »seinem« Element ist, alles hat, was er sich nur wünschen kann.

Wie die Ölgötzen dastehen...heißt heute, dumm herumzustehen, starr und stumm, untätig zu sein: In der Reformationszeit wurden gesalbte katholische Priester als »Ölgötzen« beschimpft, da sie sich gottähnlich zwischen den Gläubigen und Gott als vermittelnde Institution stellten. Ursprünglich bezogen die Protestanten den Begriff aber auf die reiche Ausstattung katholischer Kirchen mit Christus- und Marienfiguren, die in aller Regel - entgegen des göttlichen Bildnisverbots - mit Ölfarben angemalt waren. Das »Deutsche Wörterbuch« der Brüder Grimm schreibt dazu: »...ein mit öl gesalbtes oder mit ölfarben angestrichenes götzenbild. vor dem 16. jahrh. nicht nachweisbar und in der reformationszeit als spottwort gegen die holzbilder der katholiken, auch gegen die anbeter derselben, sowie gegen die mit dem heiligen öl geweihten katholischen priester gebraucht...« Eine andere Deutung nennt hier die Figuren in Darstellungen der Ölbergszene: Während Jesus am Abend vor der Kreuzigung im Garten Gethsemane wahre Todesangst durchleidet, schlafen seine Jünger friedlich in der Nähe.

Wie die OrgelpfeifenDie Älteren werden sich erinnern: Einst wurden in Deutschland noch viele Kinder geboren. Folgten die Geschwister einer Familie rasch aufeinander, wurden sie oft in einer Reihe, von klein nach groß geordnet, neben- oder hintereinander aufgestellt und erinnerten so an die Pfeifen im Orgelprospekt, die immer Ton für Ton der Größe nach angeordnet sind. Das Bild beschrieb schon der Straßburger Satiriker Johann Fischart (1547-91): »Da stellen sie ihre Zucht um den Tisch staffelweise wie die Orgelpfeifen, die kann der Vatter mit der Ruten pfeifen machen«.

Wie die Prinzessin auf der Erbse...verhalten sich manche Menschen, die ganz besonders empfindlich und mimosenhaft reagieren. Diese Redensart geht auf das bekannte Märchen des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen (1805-75) zurück, das am 7. April 1837 in der Reihe »Eventyr fortalte for Børn« (Märchen, für Kinder erzählt) erschien:
Ein Prinz sucht schon lange vergeblich nach der wahrhaftigen Prinzessin zum Heiraten, sein Vater bemüht sich nach Kräften, die Richtige für ihn zu finden, seiner Mutter ist es gerade recht, daß der Sprößling keine davon freien möchte. Während eines Unwetters verschlägt es eines Abends ein Fräulein, das sich als »echte Prinzessin« ausgibt, an jenes Schloß, der König ist begeistert, der Prinz verliebt - nur die Königin hat ihre Zweifel und versteckt heimlich eine Erbse unter zwanzig Matratzen und zwanzig Eiderdaunendecken. Als sich am nächsten Morgen die zarte Adlige über ihren schlechten Schlaf »auf etwas Hartem« beklagt, steht der Heirat nun nichts mehr im Wege - so feinfühlig kann nur eine wahre Prinzessin sein.

Wie die wilde Wutz...benimmt sich jemand, der ein derbes, ungehobeltes Verhalten an den Tag legt, sich »wie ein Schwein« benimmt. Im Hessischen gibt es neben dem Synonym für »Schwein, Wildschwein« auch das Verb »wutzeln« in der Bedeutung »rollen, drücken wälzen«, wie es die Borstenviecher tun. Sie ziehen zuweilen eine Spur der Verwüstung durch die Landschaft und selbst durch Großstädte, was sie nicht unbedingt zu Sympathieträgern unter unseren heimischen Wildtieren macht. Eine andere Deutung könnte auch aus dem Lockruf »wutz-wutz« (lautmalerisch für den Grunzlaut) kommen.

Wie Du mir, so ich dir...drohen wir jemandem Rache an, der uns schlecht behandelt hat. Genauso werden wir auch ihn behandeln, sein Böses ebenfalls mit Bösem vergelten. Dieser unfreundliche Spruch kommt schon aus der Bibel: »Ne dicas quomodo fecit mihi sic faciam ei reddam unicuique secundum opus suum« - »Sprich nicht: Wie man mir thut, so wil ich wider thun, Vnd eim jglichen sein werck vergelten«. (Sprüche 24:29)

Wie durch den Wolf gedreht...fühlen wir uns, wenn es uns schlecht geht, wir nach einem arbeitsreichen Tag total erschöpft und kraftlos sind. Diese Wendung geht auf ein heutzutage etwas aus der Mode gekommenes Küchengerät, den »Fleischwolf« zurück, der früher in keiner Küche fehlen durfte: Grob zerkleinerte Lebensmittel, meist rohes Fleisch, aber auch Fisch, Gemüse u.ä. und ggf. Gewürze werden in einen Trichter gegeben und auf einer von einer Handkurbel angetriebenen Förderschnecke zerquetscht und vermengt. Am Ende der Schnecke befindet sich eine rotierende Messer- und eine feststehende Lochscheibe, aus der dann mehr oder weniger fein zerkleinertes Hackfleisch austritt.

Wie durch die Mangel gedreht...fühlt sich sprichwörtlich, wer nach einem arbeitsreichen Tag total erschöpft heimkehrt. Diese Wendung geht auf ein längst aus der Mode gekommenes Haushaltsgerät, die »Mangel« zurück - eine Maschine, die mittels zweier paralleler, gelegentlich beheizter Walzen das frischgewaschene Linnen entwässerte und gleichzeitig flachpreßte, sodaß es sich bedeutend leichter bügeln ließ. Ein vom Prinzip her recht ähnliches Gerät kennen wir heute noch als »Pastamaschine«, bei der der Teig ebenfalls immer feiner gewalkt und später zu Nudeln oder Spaghetti geschnitten wird.

Wie ein Affe auf dem Schleifstein...sitzt jemand krumm und verkrampft da und hat offenbar kein Vergnügen daran. Die Wendung geht auf die fahrenden Scherenschleifer des Mittelalters zurück, die zur Belustigung ihrer Kunden oft einen kleinen lebenden Affen mitführten.

Wie ein Berserker wütenIm Altnordischen bezeichnete man die durch bis zur Raserei gesteigerte, hemmungslose Kampfwut berüchtigten Krieger als »Berserker«: Ursprünglich meinte man damit nur das Bärenfell (»ber« - Bär, »serkr« - Hemd), das jene skandinavischen Recken trugen. Die Berserker hüllten sich in Bärenhäute, um so die Kraft des getöteten Tieres auf sich zu übertragen - gelungen ist es ihnen wohl am ehesten mit dem Gestank... Man vermutet, daß sie sich vor dem Kampf mit Drogen stimulierten. Allerdings ist auch eine andere Herleitung aus den Begriffen »ber« (bar, bloß) und »serkr« (Hemd, Waffenrock) möglich, also jemanden, der »ohne Hemd«, vulgo ohne Rüstung, in den Kampf zieht.

Wie ein Blinder von der Farbe reden...Zeitgenossen, die keine Vorstellung von dem haben, was sie zu artikulieren versuchen: Blinde können sich durch ihren oft besonders ausgeprägten Tastsinn durchaus eine ziemlich genaue Vorstellung davon machen, wie etwas »aussieht«. Das findet allerdings bei einer rein subjektiven Wahrnehmung wie der von Farben seine Grenzen, wenn jemand von Geburt an blind ist und noch nie Rot oder Blau, Gelb oder Grün gesehen hat. Die schon den alten Römern bekannte Wendung »Cæcus de coloribus disputat« (Ein Blinder diskutiert über Farben) überträgt dieses Bild allgemein auf Leute, die über etwas reden, wovon sie keine blasse Ahnung haben.

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel...trifft uns manchmal etwas ganz plötzlich, völlig unerwartet und unvorhersehbar, vermeintlich grundlos - so, als würde urplötzlich ein Blitz aus einem blauen, wolkenlosen Himmel herabschießen. Blitze entstehen in aller Regel während eines Gewitters infolge einer elektrostatischen Aufladung der Regentropfen, wenn warme Luft vom Boden nach oben steigt und dort auf feuchte kalte Luft trifft. Dabei ist der Himmel allerdings fast immer wolkenverhangen und nur dann würden wir normalerweise auch mit Blitzen rechnen. Dennoch können Blitze gelegentlich auch viele Kilometer von der eigentlichen Gewitterwolke entfernt in den Boden einschlagen, wenn sie durch besondere Spannungsverhältnisse abgelenkt werden.

Wie ein Dieb in der Nacht...meint heute, daß etwas klammheimlich, im Verborgenen passiert. Der Spruch stammt aus der Bibel: »Ipsi enim diligenter scitis quia dies Domini sicut fur in nocte ita veniet«. - »Denn jr selbs wisset gewis, das der tag des Herrn wird komen, wie ein Dieb in der nacht«. (1 Thessalonicher 5.2)

Wie ein Ei dem anderen...gleichen sich nicht nur Zwillinge. Diese Redensart, die vollkommene Übereinstimmung, völlige Gleichheit ausdrückt, ist wohl der Tatsache geschuldet, daß Eier kaum auseinandergehalten, leicht verwechselt werden können. Schon Marcus Tullius Cicero (106-43 a.C.) plauderte einst über eine sprichwörtliche Ähnlichkeit von Eiern untereinander, Marcus Fabius Quintilianus (35-96) meinte: »Non ovum tam simile ovo« - »Kein Ei ist einem Ei so ähnlich« (Institutio oratoria V, 11,30), wenn zwei Dinge sich völlig gleichen. Auch der römische Philosoph Lucius Annæus Seneca (um 1-65) verwendet den Vergleich in der »Apokolokyntosis« (11,5) über Kaiser Claudius: »Quandoquidem divus Claudius occidit socerum suum Appium Silanum, generos duos Magnum Pompeium et Lucium Silanum, socerum filiæ suæ Crassum Frugi, hominem tam similem sibi quam ovo ovum, Scriboniam socrum filiæ suæ, uxorem suam Messalinam et ceteros quorum numerus iniri non potuit, placet mihi in eum severe animadverti nec illi rerum iudicandarum vacationem dari eumque quam primum exportari et cælo intra triginta dies excedere, Olympo intra diem tertium« - »Da ja nun einmal der göttliche Claudius einen Mord begangen hat an seinem Schwiegervater Appius Silanus, an zwei Schwiegersöhnen, dem Pompeius Magnus und Lucius Silanus, an dem Schwieger- vater seiner Tochter, dem Crassus Frugi, einem Menschen, der ihm so ähnlich war, wie ein Ei dem andern, an Scribonia, der Schwiegermutter seiner Tochter, an seiner Gemahlin Messalina und an andern, deren Zahl sich nicht ermitteln läßt, so ist meine Meinung, es soll gegen ihn mit Strenge verfahren werden, er soll der Verantwortung nicht enthoben und möglichst bald weggeschafft werden; er soll binnen dreißig Tagen den Himmel räumen und binnen drei Tagen den Olymp«.

Wie ein Elefant im Porzellanladen...benehmen sich sprichwörtlich taktlose, unhöfliche und grobe Menschen. Aus der plumpen Gestalt des grauen Riesen folgern wir irrtümlich, das Rüsseltier wäre ungelenk und würde überall anecken und großen Schaden anrichten. In Wirklichkeit ist dies ein äußerst vorsichtiges und intelligentes Tier. Als der Volksmund diese Redensart erfand, wußte man davon freilich nichts, vielmehr malte man sich aus, wie dieses tonnenschwere urweltliche Tier durch die feinsten und zerbrechlichsten Fayencen marschiert. Überließen wir tatsächlich einem Elefanten einen Porzellanladen, würde der mit großer Wahrscheinlichkeit keine wertvolle Keramik zerschlagen, sondern sich vielmehr äußerst geschickt und feinfühlend bewegen.

Wie ein Fähnchen im Wind...benimmts sich sich umgangssprachlich jemand, der sich ständig opportunistisch der jeweils herrschenden Meinung anschließt. Aus welcher Richtung der Wind auch weht - das Fähnchen weht und flattert und dreht sich immer mit. Ebenso schnell ändern sich die Überzeugungen, Meinungen und Einstellungen mancher Menschen.

Wie ein Fisch im Wasser...fühlt sich jemand, der sich sehr wohlfühlt, besonders munter, fröhlich und gesund, voll in seinem Element ist, alles hat, was er zum Leben braucht.

Wie ein Häuflein Elend...sitzt man zuweilen da, wenn es einem seelisch schlecht geht und man sehr mitleidsbedürftig ist. So völlig in sich zusammengesunken befindet man sich in einem gar jämmerlichen Zustand. Das »Elend« indes hatte einst noch eine andere Bedeutung: Im Althochdeutschen war »ali-lanti« oder »eli-lenti« noch ein »anderes, fremdes Land«. Man war heimatverbunden damals, sodaß man sich eben schlecht, wenn nicht gar »elend« fühlte, wenn man sich in der Fremde befand.

Wie ein Lauffeuer...verbreiten sich Gerüchte wie gute oder auch schlechte Nachrichten - nämlich rasend schnell. Früher benutzte man Lauffeuer, um eine Fernzündung auszulösen: Man schüttete eine Spur von Schieß- oder Schwarzpulver vom Sprengobjekt zum Zündauslöser - kam das Pulver in Brand, lief das Feuer mit rasender Geschwindigkeit auf das Sprengobjekt zu. In der Brandlehre ist das Lauffeuer jener Bodenbrand auf freier Fläche, der sich von trockenem Gras und Gestrüpp nährt. Er breitet sich rasend schnell in Windrichtung aus, der Wind treibt die Funken vor sich her und facht so das Feuer immer wieder an.

Wie ein Schluck Wasser in der Kurve...bewegt sich umgangssprachlich scherzhaft jemand, der ziemlich lächerlich, mißraten, deplaciert wirkt, einen Menschen ohne jede Ausstrahlung und Charisma, der einfach nur in der Masse untergeht: Diese Redewendung geht auf das Bild zurück, das die Zentrifugalkraft mit einer verschütteten Flüssigkeit anrichtet: Zum einen sieht es durch die zerrissene Oberflächenform nach sehr viel mehr aus, als es tatsächlich ist, zum anderen gibt sie ein jedesmal anderes, völlig unberechenbar kurioses Bild ab, das sich mit nichts Vernünftigem, Brauchbarem vergleichen läßt.

Wie ein Storch im Salat...sehen - vor allem sehr junge - Damen aus, die das erste Mal steifbeinig-ungelenk versuchen, ihre neuen »Hochhackigen« auszuführen.
Normalerweise laufen wir, indem wir den Fuß auf die Ferse setzen und in Richtung Zehen abrollen lassen. Je höher der Absatz eines Schuhs, desto unmöglicher dieses Unterfangen - man muß schlicht neu laufen lernen.
Wer das auf High-Heels nicht kann und - vielleicht auf Kopfsteinpflaster - trotzdem tut, sieht halt aus wie der dünnbeinige Vogel, der im Salatbeet herumstakst. Erotisch wirkt das jedenfalls nicht...

Wie eine gesengte Sau...rennt jemand herum, der es besonders eilig hat und dabei völlig konfus ist: Schweine, denen man ein Brandzeichen setzt, flitzen unkontrollierbar und unter lautem Gequieke davon. Möglich ist auch, daß die Tiere einst versuchten, vor einem Feuer davonzulaufen, als ein Haus, in dem Mensch und Vieh einträchtig unter einem Dach lebte, in Brand geriet. Andere Tiere dürften sich wohl ähnlich verhalten haben - Schweine werden allerdings in Krisensituationen besonders panisch. Eine andere Erklärung ließe sich aus dem »Sengen« - einem Verfahren, manche Tiere vor der Zubereitung ihrer letzten Haare oder Federkiele zu entledigen - herleiten.

Wie einst im MaiStammt aus der Feder des österreichischen Juristen & Lyrikers Hermann Gilm zu Rosenegg (1812-64) und wird im Sinne von »wie früher, in glücklicher Zeit« verwendet. Der Refrain aus dem Gedicht »Allerseelen« wurde durch Richard Strauß' (1864-1949) Vertonung (Acht Lieder, op.10) allgemeinbekannt:

  Stell' auf den Tisch die duftenden Reseden,
  Die letzten roten Astern trag herbei
  Und laß uns wieder von der Liebe reden,
  Wie einst im Mai.

  Gib mir die Hand, daß ich sie heimlich drücke,
  Und wenn man's sieht, mir ist es einerlei;
  Gib mir nur einen Deiner süßen Blicke,
  Wie einst im Mai.

  Es blüht und funkelt heut auf jedem Grabe,
  Ein Tag im Jahre ist den Toten frei;
  Komm an mein Herz, daß ich Dich wieder habe,
  Wie einst im Mai.

Wie geleckt...sieht etwas aus, das sehr sauber, gepflegt und adrett ist. Dem liegt eine Beobachtung aus der Tierwelt zugrunde: Katzen können natürlich nicht mit Wasser und Seife umgehen, also lecken ihr Fell ab, um sich zu säubern.

Wie gerädert...fühlt sich, wer völlig erschöpft, aufgrund von Strapazen sehr ermüdet ist. Schon für die »Alten Römer« war das »Radebrechen« eine beliebte Hinrichtungsart: Missetäter wurden auf ein Schafott gebunden, der Scharfrichter ließ das schwere »Richtrad« auf den Unterschenkel des Delinquenten fallen und arbeitete sich dann bis zu den Armen hinauf. Um die Wirkung zu erhöhen, legte man scharfkantige Hölzer unter die Gelenke, später wurde der Leib in ein anderes Rad geflochten - was durch die gebrochenen Glieder leicht möglich war - und an einem Stock oder Pfahl aufgerichtet öffentlich zur Schau gestellt. Nicht selten dauerte der Todeskampf dann noch mehrere Tage.
Bei der letzten bekannten Hinrichtung dieser Art wurde 1841 in Preußen der Raubmörder Rudolf Kühnapfel (1814-41) wegen der Ermordung des Andreas Stanislaus von Hatten, des Bischofs von Frauenburg/Ermland gerädert.
Daß sich die Redensart im Laufe der Zeit auf eine allgemeine Erschöpfung ausweitete, hängt so allerdings wohl eher mit dem menschlichen Drang zur Übertreibung zusammen...


Holzschnitt aus der Schweizer Chronik des Johann Stumpf (Augsburg 1586)
Bild: wikimedia.org

Wie gewonnen, so zerronnenIn dem Shakespeare-Drama »Troilus & Cressida« (um 1601) verliebt sich der Titelheld Troilus, jüngster Sohn des Königs Priamos, im trojanischen Krieg unsterblich in Cressida, die Tochter des trojanischen Priesters Calchas aus dem feindlichen Lager. Der trojanische Heerführer Antenor wird von den Griechen gefangengenommen, gegen Cressida ausgetauscht und das Drama endet mit einem tief im Herzen verletzten Troilus.
Also sagt Pandarus, der Oheim der untreuen Cressida im 4. Akt, 2. Szene:

 »Ist's möglich?
  Wie gewonnen, so zerronnen?
  Hole der Teufel diesen Antenor!
  Der junge Prinz wird den Verstand verlieren.
  Zum Henker mit diesem Antenor!
  Ich wollte, sie hätten ihm den Hals gebrochen!«

Wie Hund und KatzeZwei vertragen sich nicht, sie streiten sich dauernd: Katzen und Hunde mißdeuten oft die völlig unterschiedliche (Körper)sprache des jeweils Anderen, was zu dauernden Reibereien zwischen ihnen führt: Während die Katze eher vorsichtig und distanziert daherkommt, tritt der Hund meist forsch und kumpelhaft auf. Wedelt er mit dem Schwanz, ist dies zumeist Zeichen der Freude, bei der Katze eines der Nervosität.

Wie im Schlaraffenland...leben manche Zeitgenossen, die als Müßiggänger allergrößten Überfluß und Völlerei genießen.
Die märchenhafte Vorstellung von einem Paradies, in dem Milch und Honig fließen und Faulheit verdienstvoll ist, taucht erstmals 1494 in Sebastian Brants (1457-1521) »Narrenschiff« (Kap. 108) auf, ähnliche Ideen gab es aber bereits im 5. Jahrhundert a.C. bei den griechischen Dichtern Telekleides und Pherekrates. Auch Hans Sachs, die Gebrüder Grimm, Ludwig Bechstein, Heinrich Mann und Erich Kästner griffen das Thema auf. Die Redensart geht auf das mittelhochdeutsche »slur« (fauler Mensch) zurück, daraus entwickelte sich im 14. Jahrhundert der »slûraffe« für den üppig und gedankenlos lebenden Faulpelz.

Wie kommt mir solcher Glanz in meine Hütte?...fragen wir häufig freudig überrascht, wenn unerwartete Gäste kommen, denen wir scherzhaft übertrieben schmeicheln. Die Frage stammt aus Friedrich von Schillers (1759-1805) Drama »Die Jungfrau von Orléans« (Prolog, 2. Auftritt): Johannas Vater Thibaut d'Arc wundert sich ängstlich über seine Träume, in denen er die Erhöhung Johannas erlebt:

 »O nein, nein! Nicht vergebens zeigt sich's mir
  In Träumen an und ängstlichen Gesichten.
  In dreien Malen hab' ich sie gesehn
  Zu Rheims auf unsrer Könige Stuhle sitzen,
  Ein funkelnd Diadem von sieben Sternen
  Auf ihrem Haupt, das Szepter in der Hand,
  Aus dem drei weiße Lilien entsprangen,
  Und ich, ihr Vater, ihre beiden Schwestern
  Und alle Fürsten, Grafen, Erzbischöfe,
  Der König selber neigten sich vor ihr.
  Wie kommt mir solcher Glanz in meine Hütte?
  O, das bedeutet einen tiefen Fall!
  Sinnbildlich stellt mir dieser Warnungstraum
  Das eitle Trachten ihres Herzens dar.
  Sie schämt sich ihrer Niedrigkeit - weil Gott
  Mit reicher Schönheit ihren Leib geschmückt,
  Mit hohen Wundergaben sie gesegnet
  Vor allen Hirtenmädchen dieses Tals,
  So nährt sie sünd'gen Hochmut in dem Herzen,
  Und Hochmut ist's, wodurch die Engel fielen,
  Woran der Höllengeist den Menschen faßt«...

Wie Kraut und Rüben...sieht umgangssprachlich ein »kreatives Chaos« aus, ein heilloses Durcheinander, bei dem etwas völlig unordentlich, verwüstet ist. Diese Wendung könnte sich auf einen Acker beziehen, auf dem man früher Kohl und Steckrüben - im Gegensatz zu anderen Feldfrüchten - oft gemeinsam auf demselben Feld anpflanzte. Während der Ernte lagen die Rüben und die abgeschnittenen Blätter wild durcheinander, bevor sie als Eintopfgericht ebenfalls zusammen gekocht wurden.

Wie Luft behandeln...wir umgangssprachlich jemanden, den wir absichtlich völlig ignorieren, weil wir nichts mit ihm zu tun haben wollen: Auch Luft ist nicht sichtbar, also tun wir so, als ob jemand gar nicht da wäre.

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus...sagt ein altes Sprichwort und steht als Metapher dafür, daß Naturgesetze unserer moralischen denen der physischen Welt sehr ähnlich sind. Das Echo gibt nichts als unsere eigenen Worte zurück - so wie man andere Menschen anspricht, wird man auch selbst behandelt. Wer Gutes tut, bekommt Gutes zurück - sagt man Böses, kommt Böses zurück. Schon der deutsche Minnesänger Heinrich von Morungen (um 1220) schrieb in einer mittelhochdeutschen Version: »Der sô lange rüeft in einen touben walt, ez antwurt ime dar ûz etes wenne«, Freidank (um 1233) formulierte: »S wie man ze walde rüefet, dazselbe er wider güefet«, »Wie yeder vor dem wald jn byltt, desglich jm all zyt widerhyltt« heißt es anno 1494 im Narrenschiff, »Man sagt in einem sprichwort alt: Wie einer ruft in einen walt, dergleichen hör' er widerschreyen« lesen wir in der Germania, ähnlich findet sich diese Volksweisheit auch in vielen anderen Schriften. Neudeutsch würde man - nicht ansatzweise so poetisch - vielleicht sagen: »Schallwellen werden von dichtstehenden mehrjährigen Pflanzen mit einem meist aufrechten, holzigen Hauptstamm reflektiert«. Wir leben halt nicht mehr in der Zeit, da der Wald noch eine wichtige Rolle in unserm Leben spielte...

Wie man sich bettet, so liegt man...heißt es im Volksmund und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Dennoch wird die übertragene Bedeutung viel häufiger gebraucht: Jeder ist für die Folgen seines Tuns selbst verantwortlich, allein dafür zuständig, wie es in seinem Leben aussieht, wie er es gestaltet. Bertold Brecht (1898-1956) läßt die Hure Jenny in der am 9. März 1930 in Leipzig uraufgeführten Oper »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« im Refrain ihres Liedes singen:

 »Denn wie man sich bettet, so liegt man
  Es deckt einen keiner da zu
  Und wenn einer tritt, dann bin ich es
  Und wird einer getreten, dann bist's du«.

Wie Phoenix aus der Asche...steigt, wer sich von einem schweren Schlag erholt, nach einer scheinbaren Vernichtung wieder aufersteht: Die Verjüngungssage, zuerst bei dem römischen Historiker und Schriftsteller Plinius maior (um 23-79) belegt, wird in der mittelalterlichen Literatur in verschiedenen Variationen erzählt: Phoenix, ein mythischer Vogel, tötet sich alle 500 Jahre selbst auf einem Scheiterhaufen und steigt erstarkt und verjüngt wieder aus der Asche auf. In der altägyptischen Mythologie verkörperte er die Sonne, die abends stirbt und am nächsten Morgen wiedergeboren wird. Sie wird so zum Symbol für den Glauben an die Wiedergeburt. Das frühe Christentum übernahm das Symbol der Unsterblichkeit und Auferstehung.

Wie Pik-Sieben dastehen...heißt, verwirrt und ratlos sein - wir sind verblüfft und übertölpelt und stehen dumm da. Diese Redensart geht auf eine alte Jahrmarktsattraktion zurück: das Kartenlegen. Da richtige Tarotkarten sehr teuer waren, benutzte man oft einfache Skatkarten. Die »Pik-Sieben« mit ihrem geringen Wert stand dabei unter anderem für Krankheit und Schwäche - es war also höchst unangenehm, wenn die Wahrsagerin ausgerechnet diese Karte aufdeckte.

Wie Pilze aus dem Boden schießen...drückt aus, daß etwas binnen kürzester Zeit in großer Zahl entsteht oder alles voll davon ist. Pilze wachsen unter günstigen Bedingungen tatsächlich sehr schnell.

Wie sag ich's meinem Kinde?...fragt man sich heute, wenn man jemandem etwas Heikles oder Unangenehmes beibringen will. Ursprünglich lehnt die Wendung an die sexuelle »Aufklärung« in diversen Schriften und Filmen der frühen 1970er Jahre an.

Wie Sand am Meer...sagen wir oft, wenn etwas »in Hülle und Fülle«, im Überfluß, in ungeheurer Menge, massenhaft »wie die Karnickel« oder »wie Sterne am Himmel« vorhanden ist. Die Wendung bezieht sich ursprünglich auf die Geschichte zwischen Gott und Abraham: Nachdem der Stammvater Israels bereit gewesen war, seinen Sohn Isaac zu opfern und so seine Gottesfurcht bewiesen hatte, belohnte ihn Gott mit dem Versprechen: »Benedicam tibi et multiplicabo semen tuum sicut stellas cæli et velut harenam quæ est in litore maris possidebit semen tuum portas inimicorum suorum« - »Das ich deinen Samen segenen vnd mehren wil wie die Stern am Himel vnd wie den Sand am vfer des Meers Vnd dein Same sol besitzen die Thor seiner Feinde« (Genesis 22:17).
Der Vergleich findet sich auch an vielen anderen Stellen der Bibel, so z.B. in Genesis 41:49: »Tantaque fuit multitudo tritici ut harenæ maris coæquaretur et copia mensuram excederet« - »Also schüttet Joseph das Getreide auff vber die mas viel, wie sand am meer also das er auffhöret zu zelen, denn man kunds nicht zelen« oder in Sirach 18:8: »Numerus dierum hominum multum centum anni quasi guttæ aquæ a mare et sicut calculus harenæ sic exigui anni in die ævi« - »Wenn er lange lebet, so lebet er hundert jar. Gleich wie ein Tröpfflin wassers gegen das Meer vnd wie ein Körnlin gegen dem sand am Meer. So geringe sind seine jare gegen die Ewigkeit«.

Wie sauer Bier anbietenEine veraltete Ware, die praktisch keinerlei Wert mehr hat, muß man mit vielen Worten und zu einem niedrigen Preis - aber dennoch wohl meist vergeblich anbieten. Im Mittelalter war Bier oft Ersatz für das verschmutzte Trinkwasser. Saures Bier, das einen halbjährlichen Reifeprozeß durchlaufen mußte, wurde erst durch den Zusatz von Gewürzen überhaupt trinkbar. Wollte man dieses Gebräu verkaufen, mußte man sich schon ganz besonders anstrengen, sodaß es mittelalterliche Sitte war, das fertig gebraute Bier ›auszurufen‹.
Schon Hans Sachs (1494-1576) sagt im Schwank vom bittersüßen Eheleben: »Wer meinst, der saures pier ausschrey?« Die Redensart ist auch bei Grimmelshausen belegt: In Christian Weises »Drei Erznarren« sagt Lieschen im Gespräch mit Chremes ironisch: »Sie werden sich sehr um Dich reißen, wie um das saure Bier«.

Wie Spreu im Wind...kommt aus der Bibel: »Erunt sicut paleæ ante faciem venti et sicut favilla quam turbo dispergit« - »Sie werden sein wie stoppeln fur dem winde vnd wie sprew die der Sturmwind wegfüret«. (Hiob 21.18)

Wie Sterne am Himmel...sagen wir bezaubert, wenn wir eine unvorstellbare Menge ausdrücken wollen. Schon die Bibel verwendet die Zahl der Sterne und die Zahl der Sandkörner gleichbedeutend.
Der Astrophysiker Carl Sagan (1934-96) meinte einst, als er an einem Strand eine Handvoll Sand durch seine Finger rinnen ließ, die Zahl der mit bloßem Auge sichtbaren Sterne sei etwa so groß wie die der Körner in seiner Hand, insgesamt gebe es aber mehr Sterne als Sandkörner an allen Stränden der Erde.
Unsere Milchstraße enthält rund 100 Milliarden Sterne, nach Beobachtungen des Hubble-Teleskops schätzt man 100 Milliarden Galaxien - macht zusammen 10 Trilliarden oder 1021 Sterne. Ungefähr. Der 11jährige William Stewart aus North Carolina hat an seinem Heimatstrand Sandkörner gezählt. Nach seiner Rechnung passen etwa 27000 Körner in einen Kubikzentimeter, der gesamte Strand enthielte auf 42 Kilometern schätzungsweise 6 x 1016 Sandkörner. Um auf die Zahl der Sterne zu kommen, bräuchte man demnach etwa 7 Mio. km Sandstrand. Soviel gibt es auf der Erde bestimmt nicht - aber würde man die Wüsten dazunehmen, könnte man fast glauben, ER habe es tatsächlich so eingerichtet, daß es genausoviele Sandkörner auf der Erde gibt, wie Sterne am Himmel...

Wie vernagelt...sind manchmal Zeitgenossen, die recht begriffsstutzig, aber auch stur, borniert, uneinsichtig daherkommen, nicht die Zeichen der Zeit erkennen. Diese Wendung kommt aus der Militärsprache und bezieht sich ursprünglich sich auf eine alte Kanone: Konnte man diese wegen ihres Gewichts auf der Flucht oder auf dem weiteren Vormarsch nicht mitnehmen, schlug man einfach einen starken Nagel durch das Zündloch. Die Kanone war »vernagelt« und somit für den nachrückenden Feind unbrauchbar.

Wie vom Erdboden verschlucktBasiert auf alten Glaubensvorstellungen, die über den ganzen Erdball verbreitet sind. Danach hat die Erde die Fähigkeit, sich unerwartet zu öffnen und Bösewichte zu verschlingen, was auch in der Formel »die Erde soll mich verschlingen« zum Ausdruck kommt.

Wie von der Tarantel gestochen...springt jemand ohne erkennbaren Grund nervös umher. Leute, die sich nach Italien aufmachten, brachten einst den Ausdruck mit: Die Tarantel war im süditalienischen Tarent eine ausgesprochene Plage. Vergiftungserscheinungen und die Tanzwut (Veitstanz) wurden ihrem Biß zugeschrieben (Tarantismus). In Wirklichkeit ist er zwar schmerzhaft, aber nicht tödlich. Dem suchte man mit der rasenden, gehörig schweißtreibenden Tarantella zu begegnen. Man war der Meinung, daß die Giftstoffe durch die Poren wieder hinausgetrieben wurden. Da die Wolfsspinne Menschen jeden Alters stach, mußten auch Greise den heftigen Tanz vollführen. Man kann sich also vorstellen, daß solche unbeholfenen Verrenkungen sich ausnahmen »wie von der Tarantel gestochen«.

Wieder auf besagten Hammel kommen...sagt man, wenn jemand von allem Möglichen redet, nur nicht von dem, was er soll. Das könnte aus der Farce des 15. Jahrhunderts »L'Avocat Pathelin«, deren Verfasser wahrscheinlich Pierre Blanchit ist, stammen: Ein Tuchhändler hat einen Schäfer verklagt, weil er Schafe unterschlagen hat. Anstatt aber dem Richter über die Hammel Antwort zu erteilen, spricht er von dem Tuche, um das ihn ein Mann betrogen, den er im Gerichtslokal zu erblicken glaubt. Mit diesem Zwischenruf versucht der Richter den abschweifenden Kläger dazuzubringen, wieder etwas zur Sache vorzutragen.

Wienern...kommt ursprünglich aus der Soldatensprache Ende des 19. Jahrhunderts und bedeutete zunächst, weißes Lederzeug mit »Wiener Kalk« (ein Gemisch aus Schlämmkreide und gebranntem, sandfreiem, tonhaltigem Kalk) einzufärben und zu reinigen. In die Umgangssprache übernommen erfuhr der Begriff eine Bedeutungserweiterung zu »etwas intensiv reibend blankpolieren«, »zum Glänzen bringen« oder »richtig gut saubermachen«.

WindbeutelJemand macht sehr viel Wind, er bläst sich auf und erzählt viel, ohne daß seine Rede irgendeine Substanz hätte. Das Wort kommt natürlich aus der Bäckerei: Das faustgroße, hohle und mit Vanillecreme oder Schlagsahne gefüllte Gebäck aus Brandteig ist etwas aus der Mode gekommen - man sieht es fast nur noch im Kleinformat aus der Kühltruhe.

Windei...nennen wir umgangssprachlich eine Idee oder Sache, die noch nicht ausgereift, nur halbfertig ist. Ursprünglich kommt der Begriff von Vogeleiern, die ohne Kalkschale gelegt werden. Der Name (vom lateinischen »ova subventanea« [ova = Ei, ventus = Wind]) entstand, weil man glaubte, diese Eier wären durch den Wind oder den Atem eines Gottes befruchtet worden.

Wink mit dem Zaunpfahl...kann etwas besonders Großes sein, das man eigentlich nicht übersehen kann, oder man gibt jemandem einen überdeutlichen Hinweis oder droht ihm. Anzunehmen ist, daß Holzzäune schon in frühen Zeiten errichtet wurden. Die zugespitzten Pfähle konnte man auch recht passabel als Waffe nutzen, da arme Leute nicht über teure, geschmiedete Waffen verfügten. Eine ebenfalls mögliche Deutung: Aggressive Bettler gaben einem unwilligen Spender schon mal einen Wink mit einem ausgerissenen Zaunpfahl...

Winkeladvokat...nennt der Volksmund jemanden, der sich anmaßt, Rechtsangelegenheiten anderer zu erledigen, ohne Rechtsanwalt zu sein oder wenigstens über die nötigen juristischen Kenntnisse zu verfügen. Im 19. Jahrhundert arbeiteten solche Schreiber oder Rechtsbeistände oft heimlich »im Winkel«, also versteckt. Heute kennt man den scharfzüngigen Anwalt, der geschickt mit allerlei mit Tricks, Täuschungen und Theatralik allen Zeugen das Wort im Mund herumdreht, vor allem aus Hollywood-Justizthrillern.
Möglicherweise könnte der Begriff auch vom lateinischen »vinculum« (Band) abgeleitet sein, das übertragen »Fessel« oder »Haft« bedeutete. Die Arbeit als »advocatus vinculi« war in Deutschland seit 1935 strikt verboten, erst seit 2008 ist unentgeltliche Rechtsberatung für Volljuristen eingeschränkt wieder möglich.

Winkelzüge machenJemand gebraucht in einer Auseinandersetzung viele Ausflüchte und Scheinargumente, um seine wahren Absichten zu verheimlichen. Die Redensart kommt vom Schach: Bauern rücken gerade und schlagen schräg, Türme rücken gerade, Läufer schräg und König und Dame dürfen beides. Bei diesen Figuren treten die Absichten weniger klar hervor. Erst durch die Winkelzüge der Pferde bekommt das Spiel die richtige Rafinesse.

Wir sitzen alle in einem Boot...ist so eine Redensart, die wir alle zu kennen glauben und dennoch oft genug falsch verstehen:
Wir glauben, daß das Übel, das gerade über uns hereinbricht, nicht nur uns selbst, sondern unsere ganze Umgebung betrifft. Das kann etwas Ermutigendes, Tröstliches haben, weil es scheinbare Unterschiede aufhebt, Gemeinsamkeit schafft - mit vereinten Kräften werden wir das schwankende Boot schon wieder ans rettende Ufer steuern.
Bei näherem Hinsehen entpuppt sich das als Seemannsgarn: Wir sind höchst selten in derselben Lage, andere haben ganz andere Interessen, werden den Teufel tun, an »Sowas« beteiligt zu sein.
Nathaniel Norman bringt es auf den Punkt: »Wir sitzen alle in einem Boot - schade nur, daß es eine Galeere ist«, oder ganz ähnlich: »...die einen angeln und die anderen rudern«.
Wenn jemand zu uns sagt: »Wir sitzen alle in einem Boot«, ist höchste Vorsicht geboten: Er will nichts anderes, als seine eigenen Probleme zu unseren machen, etwas, das ihm nicht in den Kram paßt oder nicht interessiert uns aufbürden. Egal, ob es hinterher höchstes Lob und viel Geld gibt oder alles komplett schiefgeht - dann sitzen wir ganz bestimmt nicht mehr »in einem Boot«...

Wir werden das Kind schon schaukeln...soll Zuversicht vermitteln: Wir werden die Angelegenheit zu einem guten Ende bringen. Als bildlicher Vergleich wird dabei das Wiegen eines Kindes herangezogen, sodaß die Eltern des Kindes ohne Sorgen ihre Erledigungen treffen können.

Wird schon werden mit Mutter Bären...Mit Mutter Born is' ja ooch jewor'n.
Mutter Wolfen hat's ooch jeholfen,
Bei Mutter Wimmer war's noch schlimmer.
Nur Mutter Schmitten - Mensch, hat die jelitten:
Dreimal ham se die jeschnitten.
Beim dritten Male war's erst klar,
Daß det Been een Holzbeen war...

Wischiwaschi...sind ziemlich unklare, vage Sachen. Der lautmalerische Ausdruck könnte auf die Waschweiber zurückgehen, die, während sie am Fluß ihre Wäsche wuschen, über viel belangloses Zeug redeten. Auch möglich, daß der Ausdruck erst im 20. Jahrhundert dem englischen »washy« (verwässert, verwaschen) entlehnt und mit der Alliteration »wishy« zusätzlich betont wurde.

Wissen ist MachtDas eigentliche »Nam et ipsa scientia potestas est« (Denn auch das Wissen selbst ist eine Macht) wird dem englischen Philosophen Sir Francis Bacon (1561-1626) im Sinne von »durch Wissen einen Vorteil verschaffen« zugeschrieben und stammt aus seinem Werk »Meditationes sacræ« aus dem Jahre 1597. Bacon gründet seine Philosophie auf Erfahrung anstelle von Spekulation - Beobachtung und Experiment waren für ihn Grundlagen und Quelle des Wissens. So wurde er zum Wegbereiter der Naturwissenschaften.
Und mancher weiß: Wissen ist Macht, nichts wissen macht nichts...

Wissen, wie der Hase läuft...kann nur jemand, der Bescheid weiß, der zeigen kann, wie etwas gemacht werden muß, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Diese Wendung kommt ursprünglich vom erfahrenen Weidmann, der die Richtung, in die der Hase läuft, erkennen kann, ohne sich dabei vom »Hakenschlagen«, dem abrupten Abbiegen während der schnellen Flucht des Mümmelmanns beirren zu lassen.

Wissen, wo der Schuh drückt...geht auf den Philosophen Plutarch (um 46-120) zurück, der in seiner »Coniugalia præcepta« aus dem Leben von Paulus Æmilius berichtet, daß dieser von seinen Freunden vorwurfsvoll gefragt worden sei, warum er sich von seiner schönen und treuen Frau habe scheiden lassen. Æmilius zeigte demnach auf seinen Schuh und sagte: »Nemo scit præter me ubi me soccus premat. (Dieser Schuh ist auch schön und neu, niemand aber sieht, wo er mich drückt.)« Abraham a Sancta Clara (1644-1709) schreibt: »Dieser Schuh thut einen jeden trucken«, Sebastian Brant (1458-1521) meint im ›Narrenschiff‹: »ich weisz wol wo mich drucket der schuch«, Agricola erzählt: »Es weyß niemand wo eynen der schuoch drucket, denn der yhn anhat« und erklärt: »Den schaden empfind niemand, denn der yhn tragen muoß vnd drinnen steckt. Zu dem so scheynet eyn schuch eusserlich hübsch gleisset vor schwertze vnnd drucket doch den der yhn an hat kummerlich vbel eyn ander sihet das nicht vun wiewol der still schweiget der yhn anhatt vnd frissets in sich so weyß ers doch«. Auch Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) gebraucht dieses Bild: »Wahrhaft gerührt und freundschaftlich Abschied nehmend vertraute er mir dann noch zuletzt, wo ihn eigentlich der Schuh drücke«. Bezogen auf Napoleon III. schrieb der ›Kladderadatsch‹ (№ 9, 1859): »Er möchte, weil der Schuh ihn drückt, Europas Stiefel anprobieren«. Die Redensart wird auch variiert zu »Wo drückt der Schuh«? (Welche Sorgen hast du?)

Wissen/zeigen, wo der Frosch die Locken hat...kann jemand, der Stärke, Selbstbewußtsein, Potenz zeigt, sich zu helfen weiß. Bekanntermaßen ist der völlig haarlose glatte Frosch stets feucht, um die Hautatmung zu erleichtern. Wer hier Locken finden will, muß schon mehr wissen als alle anderen.
Redewendungen, die die eigene Überlegenheit zur Schau stellen sollen, gibt es viele - man zeigt sich scheinbar ganz gern mal, »wo der Hammer hängt«, »Barthel den Most holt« oder einfach nur, »wo es langgeht«. So auch diese lustig-ironisierende Beschreibung aus der für ihre lebendigen und originellen Ausdrücke bekannten Ruhrgebietssprache für etwas, das eigentlich unmöglich ist - der selbsternannte »Könner« aber dennoch kann.

Witzbold...sagen wir heute oft verächtlich zu einem Spötter und Spaßmacher, der ständig Witze reißt oder andere neckt. Das war beileibe nicht immer so: Im 16. und noch bis zum 19. Jahrhundert stand der »Witzbold« (von althochdt. »wizzî« - Verstand, Klugheit, Wissen, Vernunft, Einsicht, Weisheit) für einen schlauen Zeitgenossen, der »gewitzt« durchs Leben schritt, seinen Witz und Verstand in kühner Art und Weise benutzte. Die Endung »-bold« (von dem Adjektiv »bold, bald« - stark, kühn) ist heute eher negativ konnotiert als Trunken-, Sauf-, Rauf- oder eben Witzbold.

Wo Aas ist, sammeln sich die GeierIn der Bibel ist gemeint, daß das, was gesucht wird, durch andere Suchende schon angezeigt wird: »Ubicumque fuerit corpus illuc congregabuntur aquilæ«. - »Wo aber ein Ass ist, da samlen sich die Adler« heißt es in Matthäus 24.28 und Lukas 17, 37. Heute meinen wir damit, daß man, wenn man wehrlos ist, oft noch weiter angegriffen und traktiert wird. Der Name des Aasfressers stammt wohl vom ahdt. »gir« als Substantivierung zu »gira« (gierig) ab, zum Wortstamm gehört wohl auch der »Geifer«, der dem Gierigen im Munde zusammenläuft.

Wo Du hingehst, da will auch ich hingehen...finden wir in der Bibel: »Quæ respondit ne adverseris mihi ut relinquam te et abeam quocumque perrexeris pergam ubi morata fueris et ego pariter morabor populus tuus populus meus et Deus tuus Deus meus« - »Ruth antwortet: Rede mir nicht drein das ich dich verlassen solt vnd von dir vmbkeren. Wo du hin gehest da wil ich auch hingehen. Wo du bleibst da bleibe ich auch. Dein Volck ist mein volck vnd dein Gott ist mein Gott«. (Rut 1.16)

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg...sagt das Sprichwort: Wenn man etwas wirklich will, dann findet sich auch eine Lösung, dieses Ziel zu erreichen. Genauso, wie auch zu jedem Ort irgendein Weg führt.

Wo gehobelt wird, fallen Späne...weiß jeder, der schonmal einen Tischler oder Schreiner bei der Arbeit beobachtet hat. Übertragen bedeutet dieses Sprichwort, daß jede Handlung zwangsläufig unangenehme Begleiterscheinungen und Verluste nach sich zieht. Politiker verwenden diese Phrase nur zu gern, wenn es darum geht, ihr rücksichtsloses Vorgehen zu legitimieren und mit den »Notwendigkeiten« der großen Politik zu entschuldigen.

Wo kein Kläger, da kein Richter...ein Vergehen kann nur dann vom Richter verfolgt und bestraft werden, wenn es einen Kläger gibt - solange sich niemand beschwert, wird sich der Zustand auch nicht ändern. Diese sogenannte »Dispositionsmaxime« kannten schon die Alten Römer in der Form »Nullo actore nullus iudex«.

Wo Licht ist, ist auch SchattenEigentlich müßte es heißen: »Wo viel Licht ist, ist starker Schatten - doch wär mir's willkommen. Wollen sehn, was es gibt«.. Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) läßt in seiner »Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand« von 1773 den Titelhelden im 1. Akt in Jagsthausen auf seiner Burg diese Worte sagen.

Wo man singt, da laß Dich ruhig nieder...böse Menschen haben keine Lieder. Heute meinen wir, »Es ist opportun, eine Position reduzierter potentieller Gravitationsenergie dort einzunehmen, wo die Emission musikalischer Vokalsequenzen die Präsenz mit negativer psychosozialer Prognose behafteter humaner Individuen negiert, da letztere kein Eigentumsrecht an musikalischen Kleinformen besitzen« - ursprünglich hieß es aber in der 1. Strophe des zuerst in der »Zeitung für die elegante Welt«, 1804, №. 23, erschienenen Gedichts »Die Gesänge« von Johann Gottfried Seume (1763-1810):

 »Wo man singet, lass dich ruhig nieder.
  Ohne Furcht, was man im Lande glaubt;
  Wo man singet, wird kein Mensch beraubt;
  Bösewichter haben keine Lieder.«

Schon Martin Luther (1483-1546) sagt in seinem Gedicht »Frau Musica«:

 »Hier kann nicht sein ein böser Mut,
  Wo da singen Gesellen gut.«

und eine bekannte Parodie obiger Verse von David Kalisch (1820-72):

 »Wo man raucht, da kannst du ruhig harren,
  Böse Menschen haben nie Cigarren«

steht im humoristisch-satirischen Volkskalender des »Kladderadatsch« von 1860 auf Seite 27.

Wo rohe Kräfte sinnlos walten...da kann kein Knopf die Hose halten.
Dieser scherzhafte Kommentar, wenn sich jemand besonders dämlich anstellt und ein Problem mit sinnloser Gewalt lösen will, geht ursprünglich auf Friedrich von Schillers (1759-1805) »Lied von der Glocke« zurück:

 ...Der Meister kann die Form zerbrechen
  Mit weiser Hand, zur rechten Zeit,
  Doch wehe, wenn in Flammenbächen
  Das glühnde Erz sich selbst befreit!
  Blindwütend mit des Donners Krachen
  Zersprengt es das geborstne Haus,
  Und wie aus offnem Höllenrachen
  Speit es Verderben zündend aus;
  Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
  Da kann sich kein Gebild gestalten,
  Wenn sich die Völker selbst befrein,
  Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn...

Mancher vermutet in diesem Vers eine versteckte Kritik Schillers an der französischen Revolution.

Wo sich Fuchs und Hase »Gute Nacht« sagen...muß ein wirklich fabelhafter Ort sein - denn gemeinhin pflegen sich Räuber und Beute nicht lange mit Höflichkeiten aufzuhalten. Füchse und Hasen - eigentlich alle Wildtiere - haben gerne ihre Ruhe und meiden die Nähe des Menschen. Ihr Lebensraum in großen Wäldern oder weitläufigen Wiesen liegt meist weit von einer Stadt entfernt. Deshalb ist die Redewendung eine Beschreibung für eine entlegene Stelle, an die es nur selten Menschen zieht - weil dort einfach nichts los ist.

Wohin des Wegs...fragen wir, wenn wir beim Spaziergang zufällig einem alten Bekannten begegnen. In dem Theaterstück »Der Widerspenstigen Zähmung« von William Shakespeare (1564-1616) hat Petruchio den Willen der stolzen Katharina gebrochen und prüft ihre Unterwürfigkeit. Er begrüßt Vincentio, als wäre dieser eine wunderschöne Frau. Katharina stimmt dann zu: »Aufblüh'nde Schöne! Frische Mädchenknospe, Wohin des Weges?« Im nächsten Moment behauptet Petruchio, daß dies doch keine Frau, sondern ein alter Mann wäre und wiederum gibt ihm Katharina recht.

Wohlfeil...ist ein alter Ausdruck für »preiswert, preiswürdig«.

Wolf im SchafspelzAuf den ersten Blick ein friedlicher Mensch - in Wahrheit aber jemand mit bösen Hintergedanken. Die Wendung stammt aus dem Neuen Testament: Matthäus (7.15) warnte: »Adtendite a falsis prophetis qui veniunt ad vos in vestimentis ovium intrinsecus autem sunt lupi rapaces«. - »Sehet euch fur, fur den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch komen, Jnwendig aber sind sie reissende Wolffe«.

Wolkenkuckucksheim...nennen wir gemeinhin ein Luftschloß, eine Utopie, völlig lebensfremde Vorstellungen. In seiner Komödie »Die Vögel« bezeichnet Aristophanes (um 445-388 a.C.) mit dem altgriechischen Wort »Νεφελοκοκκυγία« eine Stadt in den Wolken, die sich die Vögel als Zwischenreich gebaut haben. Den deutschen Begriff verwendete wohl erstmals 1819 der Philosoph Arthur Schopenhauer (1788-1860) in seinem Hauptwerk »Die Welt als Wille und Vorstellung« für die vollkommene Realitätsferne einiger seiner Kollegen.

Wonnemonat Mai...nennen wir zuweilen ganz poetisch den fünften Monat im Lenz eines Jahres - den Monat der Freude und der Lust. Mit »Wonne« im heutigen Sinne oder mit der in der mittelhochdeutschen Lyrik besungenen Freude über das Scheiden des Winters, die wiederergrünte Natur, über Spiele und Tänze im Freien, hat der alte Monatsname aber eigentlich nichts zu tun: Der Mai ist nach dem obersten römischen Gott Jupiter Maius, der »wachstumbringende Jupiter« benannt. Karl der Große (um 747-814) führte im 8. Jahrhundert den Namen »Wonnemond« - vom althochdeutschen »wunnimānōd, winnimānōd«, altfränkisch »winnemânôt«, mittelhochdeutsch »wunnemānōt, winnimānōt« ein - eine Zusammensetzung aus »Wonn« (Weide) und Mond zum »Weidemonat«, in dem man das Vieh wieder auf die Weide treiben konnte. Erst später erfolgte die Wandlung auf die heutige Bedeutung.

Wuchtbrumme...sagt der Volksmund gelegentlich zu einer - meist wegen ihrer ausladenden Körpermaße - schwer beeindruckenden Frau. Die Zusammensetzung aus »Wucht« und »Brumme« (Hummel) stand ursprünglich in der Jugendsprache der 60er für ein außergewöhnlich verführerisches Mädchen: Die voluminösen Ausmaße solcher Damen mit »viel Holz vor der Hütt'n« überzeugten wohl so manchen Jüngling - oder schüchterten ihn ein.
Mittlerweile hat sich die Bedeutung ein wenig verschoben: Zum einen kommt so ein »Vollweib« manchmal mit »Hummeln im Hintern« - viel Elan und Schwung - daher, andererseits ist es aber oft auch »brummig«, was nicht zwingend einen positiven Eindruck hinterläßt. Im alten Volksglauben standen Hummeln gar noch als Verkörperung von Hexen - im Vergleich mit der »Tussi« und der »Zicke« ist die »Wuchtbrumme« heute aber dennoch überwiegend positiv konnotiert.

Wurzeln schlagen...kann bildlich jemand, der für längere Zeit regungslos an derselben Stelle stehenbleibt - können wir in anderem Sinne aber auch dort, wo es uns gefällt und wo wir für den Rest unserer Tage leben und wohnen möchten. Ursprung beider Formen dieser Wendung ist der Vergleich mit einem Baum, der ja ebenfalls ein Leben lang in seiner Heimat »verwurzelt« ist.

Wuschig sein...ist vielleicht eines der schönsten Gefühle, derer wir fähig sind. Gerade im Frühling, wenn das nun endlich wieder intensivere Licht Unmassen an Hormonen in uns freisetzt, sind wir oft aufgeregt, durcheinander, verwirrt, erregt, wir spüren ganz intensiv das uralte Verlangen nach sexueller Aktivität. Unsere Umgangssprache kennt zahllose Synonyme für dieses Gefühl - wir sind wollüstig, lüstern, notgeil, geil, rattig, willig, rollig - aber kaum ein Wort in der deutschen Sprache klingt auch nur annähernd so schön wie seine Bedeutung.



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